Anzeigen

 

Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Diplomarbeiten Diplomarbeit Hoffmann 02

2.         Wo die jungen Christen von morgen heute stehen
2.1       Die Jugend: Sinn und Unsinn einer Klassifizierung
2.1.1       Eine Analyse: was unter Jugend zu verstehen ist
2.1.2       Junge Frauen – junge Männer: das Werden einer neuen Generation
2.1.3       Let’s talk about…: Stimmen unserer Zeit
2.2       Auf dem Weg: die Suche nach dem Ich
2.2.1       Ich bin wer!: wer bin ich?
2.2.2       Kirche & Co: wenn der Glaube in die Pubertät kommt
2.2.3       Wegbegleitung: wer welche Rolle spielt
2.3       Einfach typisch: Mädchen sind eben anders
2.3.1       Kleiner Unterschied: große Wirkung
2.3.2       Zu Risiken und Nebenwirkungen: wo Mädchen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefährdet sind
2.3.3       Entdeckung der Frau: Genderforschung aktuell.



2. Wo die jungen Christen von morgen heute stehen


2.1 Die Jugend: Sinn und Unsinn einer Klassifizierung


Die Jugend, wer soll das sein? Gibt es sie denn die Jugend? In einer pluralen Gesellschaft wie der unseren, wo vieles Verschiedenes nebeneinander, vielleicht sogar unabhängig voneinander, existiert, fällt es schwer, eine große homogene Gruppe zu finden und diese zu klassifizieren.
Was haben ein jugendlicher Punk und ein “Öko“ gemeinsam? Diese stehen exemplarisch für die Vielzahl von Untergruppen innerhalb der Jugend, mit den unterschiedlichen Anschauungen und Lebensstilen. Doch obgleich vielen Differenzen, ist ihnen allen doch manches gemeinsam.


2.1.1 Eine Analyse: was unter Jugend zu verstehen ist


Die Jugend ist die Gruppe, über die am meisten geklagt und geschimpft wird. „Die Jugend von heute“ ist schon seit Jahrzehnten eine ganz schlimme. Dabei ist die Phase der Jugend erst vor gar nicht allzu langer Zeit entdeckt worden. Erst im Zusammenhang mit der Industrialisierung und den dazugehörigen politischen und sozialen Veränderungen entwickelte sich in Wissenschaft und Gesellschaft das Bewusstsein, dass die Jugend einen eigenen Bereich bildet.[120]
Die Jugendlichen verbindet die Tatsache, dass sie etwa im Alter von zwölf bis-16 Jahren sind, also genau jenes Alter, in dem der kindliche Körper sich zur Frau, zum Mann entwickelt und in dem sich auch der kindliche Geist in höchstem Maße entfaltet. Die Jugend teilt also die Erfahrung gewaltiger Veränderungen und Umbrüche in ihrem Inneren und Äußeren. In diese Zeit fällt das Zusammenspiel physisch-biologischer, intellektueller, sozialer und seelisch-religiöser Veränderungen,[121] sodass sie als Übergangsperiode betrachtet werden kann, in der Kinder langsam erwachsen werden.[122] Dabei können die Altersangaben als Grenzwerte gesehen werden. Das Eintreten der körperlichen Geschlechtsreife gilt allgemein als Beginn des Jugendalters, als Ende der Jugendzeit wird in der Regel die finanzielle und emotionale Autonomie gesehen. Die Phase der Adoleszenz dauert demnach etwa ein Jahrzehnt, wobei in frühe (11-14J.), mittlere (15-17J.) und späte (18-21J.) Adoleszenz unterschieden wird.[123] Dabei wird die Spannung zwischen der körperlichen Reife, die immer früher beginnt, und der Abhängigkeit z.B. von den Eltern, aufgrund längerer Ausbildungszeit, immer größer.
Jugendliche sind durch ihre heutige finanzielle Situation und durch ihre beginnende bewusste Lebensgestaltung ein begehrtes Zielobjekt von Werbung und Massenmedien. Ihr Lebensstil lässt sich als expressiv beschreiben, der Kommerz fasziniert. Sie zweifeln und experimentieren, sie entwerfen und revidieren, wie sie es als Kinder noch nicht getan haben und es als Erwachsene nicht mehr tun werden. Krisen, Stimmungsschwankungen und überraschende Verhaltensänderungen stehen an der Tagesordnung. Es ist die Zeit der ersten Liebesbeziehungen, aber auch die der Isolationsgefühle, in der man sich missverstanden fühlt, seine soziale Rolle nicht kennt und nicht selten am Sinn des eigenen Daseins zweifelt.
Es ist also durchaus berechtigt von der Jugend zu sprechen, wenn der Schwerpunkt auf die ihnen allen gemeinsam seienden Veränderungen, Krisen, Aufgaben und Probleme liegt. Unsinn ist es auf der anderen Seite, alle Jugendliche über einen Kamm zu scheren. Es muss sehr wohl differenziert werden, ob der Jugendliche sich am Anfang oder eher am Ende der Adoleszenz befindet, welche Einstellungen und Verhaltensweisen ihn auszeichnen. Eine pauschalisierende Verallgemeinerung, wie sie im Alltag oftmals geschieht, dient folglich nicht dazu, dem einzelnen gerecht zu werden.
Die Jugend ist eben eine sehr bewegte Zeit. Viele Themen werden interessant, viele Aufgaben müssen bewältigt und viele Weichen für die Zukunft gestellt werden. Auseinandersetzungen mit der eigenen Person, mit der gesellschaftlichen und sozialen Umwelt und mit den Vorstellungen der eigenen Lebensgestaltung und Zielperspektiven werden wichtig.[124] Die jungen Menschen lassen sich auf neue und reifere Beziehungen zu Gleichaltrigen ein, sie müssen lernen ihre Rolle als Mann bzw. als Frau einzunehmen und den eigenen Körper „bewohnen lernen“[125]. Gerade dieses Alter, in das Schulzeit, Berufsorientierung und Ausbildung hineinfallen, ist ein immens wichtiges Stadium der Persönlichkeitsentwicklung, eine Reorganisation der Persönlichkeitsstrukturen ist gefordert.[126] Es ist die Zeit, in der die Ablösung von den Eltern ansteht und in der langsam die Perspektive einer eigenen Familie in den Vordergrund rückt. Zusätzlich bereiten sich die Mädchen und Jungen auf ihre berufliche Zukunft vor, lernen Werte und Überzeugungen für das eigene Leben zu entdecken und zu entfalten und sind gefordert sich sozial verantwortungsvoll zu verhalten.[127] Sie müssen im Sinne einer positiven Persönlichkeitsentwicklung lernen, ihre eigenen Grenzen zu akzeptieren, Probleme anzusprechen anstatt ihnen auszuweichen, und zunehmend eigenständig und eigenverantwortlich zu werden.[128]


2.1.2 Junge Frauen – junge Männer: das Werden einer neuen Generation


Doch all diese Aufgaben zu bewältigen ist gar nicht so einfach. Die Pubertät gilt gemeinhin als schwierige Phase, die Jugendlichen sind mittendrin in einem Prozess des Werdens. Sie bereiten sich darauf vor die neue Erwachsenengeneration zu sein. Wichtige Kenntnisse, die uns helfen, die Vorgänge der Pubertät zu verstehen, liefert uns die Entwicklungspsychologie. Sie analysiert die Veränderungen während der Adoleszenz und nennt die notwendigen Entwicklungsaufgaben, denen sich die Jugendlichen stellen müssen. Es ist für jedes pastorale Tun von Bedeutung, daher auch für eine christliche Persönlichkeitserziehung von 12-16-jährigen Mädchen, die Lebenserfahrungen und -erkenntnisse der jeweiligen Adressaten zu kennen und an ihnen anzuknüpfen.
Physisch-biologische Veränderungen: wenn die Arme plötzlich länger werden
Dem, was in der Pubertät geschieht, stehen die Jugendlichen im Allgemeinen positiv gegenüber.[129] Im Alter von ca. zwölf bzw. 14 Jahren erfahren die Mädchen und Jungen einen deutlichen Wachstumsschub. Allerdings wachsen die einzelnen Körperteile nicht synchron, sodass die Jugendlichen also gefordert sind, mit ihren Disproportionen und den sich daraus ergebenden schlaksigen Bewegungen und ihren seltsamen Wirkungen auf andere zurechtzukommen.[130] Gleichaltrige entscheiden sich nirgendwo sonst im Leben so stark voneinander wie in dieser Zeit, manche noch gänzlich Kind, manche zumindest vom Äußeren her schon ganz Frau bzw. Mann. Manche Mädchen und Jungen entwickeln sich also früher oder später als ihre Altersgenossen und leiden nicht selten darunter. In der Regel gehören sie zu denen, die die größten Schwierigkeiten während dieser Phase haben.[131] Auch das soziale Umfeld hat einen Einfluss darauf, wie die Jungen und Mädchen ihre Pubertät wahrnehmen. Eltern, Geschwister und Freunde reagieren auf die körperlichen Veränderungen und jede Kultur prägt zudem bestimmte Maßstäbe, wie es gut ist, sich körperlich zu entwickeln, z.B. hinsichtlich des Wachstums der Brüste oder schlanker Erscheinung.[132] Etwa ab der Mitte der Pubertät bis zum Ende hin, fühlen sich die meisten jungen Menschen wohl in ihrer neuen Haut und können ihren neuen Körper akzeptieren.
Doch ebenso wie die äußerliche körperliche Veränderung ist die Veränderung im Bereich der Geschlechtsreifung eine der großen Herausforderungen in der Adoleszenz. In der Regel entwickeln sich die primären und die sekundären Geschlechtsmerkmale in einer ziemlich festgelegten Reihenfolge. Entscheidend ist für Jugendliche der Zeitpunkt der Menarche und der ersten Ejakulation, der sich in den letzten Jahren immer weiter nach vorne verschoben hat. Die Mädchen, die auf dieses Ereignis vorbereitet sind, können in einer viel natürlicheren Weise damit umgehen, während es für die anderen mit unangenehmen Gefühlen verbunden sein kann.[133] Durch die Verfrühung der Geschlechtsreife kommt es zu einem Spagat in unserer Gesellschaft zwischen der biologischen und der späten sozialen Reife, aufgrund verlängerter Ausbildungszeit oder anschließender Arbeitslosigkeit bzw. Umschulung, wodurch die Eigenständigkeit bedroht wird.
Mit dem Eintreten der körperlichen Veränderungen erlebt das Kind auf einmal, dass an ihm und mit ihm etwas geschieht, das es nicht verändern, weder beschleunigen, noch verlangsamen kann, dem es einfach ausgeliefert ist. Meistens nehmen sie erst durch die Rückmeldung ihrer Eltern, Geschwister oder Freunde die Veränderungen ihres Körpers wahr, die sowohl positiv als auch verletzend sein können.[134] Dadurch kann der in der Kindheit erreichte hohe Grad an Selbstsicherheit verloren gehen und eine temporäre Erschütterung der eigenen Persönlichkeit verzeichnet werden, denn dazu gehört auch die Annahme des eigenen Körpers und eine gesunde Eigenliebe.
Intellektuelle Veränderungen: warum etwas so sein könnte ohne es tatsächlich zu sein
Jugendliche zeichnen sich gegenüber Kindern durch eine größere geistige Beweglichkeit und Kombinationsfähigkeit aus. Die Erkenntnisse Jean Piagets zeigen auf, dass in der Phase des formal-operatorischen Denkens die Abstraktionsfähigkeit zunimmt, obwohl die Unterschiede z.B. zwischen Hauptschüler und Gymnasiasten stark schwanken können. Zusätzlich ist nun Metakognition ebenso wie multidimensionales Denken und hypothetisches Fragen möglich und wird zunehmend interessanter.[135] Die Jugendlichen sind in der Lage selbständig Lösungen zu finden und ziehen dabei sämtliche Erklärungen, die in Betracht kommen, in Erwägung. Sie können sich von der konkreten Ausgangssituation lösen und arbeiten mit hypothetischen Konstrukten. Die Jugendlichen können sich selbst unter diesen Voraussetzungen ganz anders beschreiben: sie können ihre Gedanken und Gefühle besser ausdrücken, aufgrund ihrer wachsenden Urteilsfähigkeit können sie ihre Selbstbeschreibungen besser und differenzierter begründen, sie sehen sich in ihrem Gestern, ihrem Heute und ihrem Morgen, unterscheiden zwischen Real- und Idealselbstbild und greifen vermehrt auf Formen der Abstraktion zurück. In religiöser Hinsicht ist interessant, dass die Jugendlichen fähig zu analog-symbolischen Denken fähig sind, d.h. sie verstehen was es heißt, dass Gott z.B. wie die Sonne ist.
James Fowler macht deutlich, dass zu Beginn der Adoleszenz der Verweisungscharakter von Symbolen verstanden wird und symbolische Rede mehrdimensional interpretiert wird. Die Symbole selbst werden aber noch stark konventionell verstanden. Im Laufe der Zeit werden die Symbole immer mehr nur in ihrer Funktion gesehen, was in der Jugendarbeit Berücksichtigung finden muss.[136]
Die Jugendlichen sind nun fähig zur Übernahme der Perspektive eines anderen, doch gleichzeitig steht dem eine Art neuer Egozentrismus gegenüber.[137] Die jungen Menschen sind sehr verletzlich und verstehen Kritik schnell als Ablehnung ihrer gesamten Person. Gleichzeitig lassen die Konzentration und Merkfähigkeit deutlich nach, was in der Schule oft zu Krisen und damit einhergehenden Leistungsnachlass deutlich wird. Jugendliche sind so stark mit sich selbst beschäftigt, dass sie kaum in der Lage sind, sich noch für etwas anderes zu öffnen.
Auch dieser Aspekt spielt für die Persönlichkeitserziehung eine wichtige Rolle. Die Mädchen und Jungen sind nun fähig sich selbst intensiver und differenzierter wahrzunehmen und bewusst Veränderungen an sich in Angriff nehmen, da sie nun über die Vorstellungskraft vermögen, wie sie gerne sein möchten bzw. sein könnten, wenn sie wollten.


2.1.3 Let’s talk about…: Stimmen unserer Zeit


Es ist nicht nur Sex,[138] worüber Jugendliche sprechen und wofür sie sich interessieren, auch wenn das so mancher glauben mag. Neben all den Beobachtungen, was sowohl äußerlich als auch innerlich mit ihnen geschieht, verarbeiten sie auf sehr intensive Weise, was rund um sie herum passiert.
Let’s talk about…: Trends und alles, was “in“ ist
Wenn man nachfragt, was 12-16-Jährige beschäftigt, so hat sich da aber über die letzten Jahre wohl kaum etwas verändert. Schlechte Zensuren, Liebe und Einsamkeit, Streit mit Erziehern und Freunden, Sorge um die Zukunft und Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen gehören zu den Alltagsproblemen.[139] Wirft man einen Blick in aktuelle Jugendzeitschriften wie Bravo, Popcorn, Girl, Mädchen
oder ForYou, kann man ebenfalls feststellen, dass die angesprochenen Themen immer noch die gleichen sind wie etwa ein Jahrzehnt früher. Auffallend ist nur, dass sowohl das Zielpublikum und als auch die exemplarisch beschriebenen Jugendlichen immer jünger werden.
Blättert man ein wenig in den Jugendzeitschriften oder hört man in der Straßenbahn aufmerksam den Gesprächen von 12-16-jährigen zu, so werden schnell weitere Bereiche deutlich, die hoch im Kurs stehen. Musik, Mode, Schönheit und Trends sind die Hauptthemen, die außer Liebe und Sex interessieren, d.h. Fragen und aktuelle Diskussionen rund um Bildung oder Politik sind z.B. in den gängigen Zeitschriften eher weniger zu finden. Dafür kommen diese dem Wunsch der Menschen, sich selbst einzuschätzen und zuzuordnen mit verschiedensten Tests entgegen: „Welcher Typ bist du?“, „Welches element girl bist du?“[140] oder „Was ist dein Style?“.
Jugendliche sind unsicher und voller Fragen, sie wollen keine Nummer sein, sondern auffallen. Davon zeugen Fragen an die Psychologen von Bravo und Co wie z.B.: „Bin ich sexy?“[141]. Den Prozess ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet das Vergleichen mit anderen, d.h. sie erlangen ein positives Selbstwertgefühl v.a. durch die Bestätigung von anderen. Auch die ersten Partnerschaften dienen der Selbstbestätigung,[142] wobei niemandem die Zuneigung für einen anderen abgesprochen werden soll. 12-16-jährige können sich anderen gegenüber öffnen. Obwohl sie in vielerlei Hinsicht stark auf sich selbst fixiert sind, können sie ihre Mitmenschen ganz anders wahrnehmen. Dazu gehört auch das erste richtige Verliebtsein, der Wunsch nach einer Beziehung und die Fähigkeit “miteinander zu gehen“. Auf der Suche nach Geborgenheit und aufgrund ihrer Liebesbedürftigkeit erwacht die Sehnsucht nach körperlicher Nähe innerhalb einer Partnerschaft, die heute nicht mehr als gesellschaftlich verwerflich betrachtet wird. Doch wenngleich sich der Beginn der Pubertät in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter nach vorne verlagert hat und kulturelle Tabus kaum noch existieren, darf nicht der Schluss gezogen werden, dass alle Mädchen und Jungen automatisch viel früher sexuelle Erfahrungen machen. Die Normalitätsvorstellungen, die z.B. Bravo vermittelt – dort gilt 15 Jahre als Norm für den ersten Geschlechtsverkehr – entsprechen nicht der Wirklichkeit, da bis zu diesem Zeitpunkt nur 10-20% der Jugendlichen Koituserfahrungen gemacht haben.[143] Diese falschen Angaben vermitteln leicht gefährliche Vorstellungen über die Gestaltung der eigenen Sexualität und damit über das eigene Selbst, da diese beiden Bereiche eng miteinander verwoben sind.[144] Die dargestellten Altersangaben lösen sicher bei einigen Jugendlichen das Gefühl von Zugzwang aus. Daher ist es umso wichtiger, authentisch zu bleiben, die eigene Sexualität so zu leben, wie es mir gut tut, wie es für mich richtig ist, denn nur so ist eine gesunde geschlechtliche Identitätsbildung möglich.[145] Dem steht auch die Vertechnisierung der Sexualität gegenüber. Der Gesellschaft – und somit auch den Jugendlichen – wird vermittelt, dass sexuelle Praktiken erlernt sein wollen und müssen. Die sexuelle Revolution der 60er kann somit als gescheitert betrachtet werden, denn die gesellschaftlichen Zwänge von damals sind durch neue ersetzt worden, wieder wird vorgegeben, wie und wann Sexualität gelebt werden muss.
Um die eigene Persönlichkeit zu bilden, um zu wissen, wie man sein will, wer man sein will, schaut man notwendiger Weise auch auf die anderen. Wie leben die ihr Leben, welche Werte sind ihnen wichtig, was haben sie im Leben erreicht? So suchen gerade Jugendliche sich Idole, die sie sich zum Vorbild nehmen in der eigenen Lebensgestaltung. Es erstaunt daher nicht, dass auch in den Jugendzeitschriften Berichte über Stars, deren Leben und Erfolge viel Platz einnehmen. Meistens sind es Musiker, die dabei im Mittelpunkt stehen. Ihre Musik drückt das Lebensgefühl der Jugendlichen aus, in ihrem Beat und/oder ihren Texten finden die Jungen und Mädchen sich selbst wieder. Rapper scheinen mit ihrer “black music“ einen besonderen Reiz auszuüben. Hauptinhalte dieser Musikrichtung, die ihren Ursprung in den Bronx von Amerika hat, sind der Hass auf die eigenen widrigen familiären Umstände, die Gesellschaft und das eigene Leben. Skandalumwobene Musiker wie “50Cent“ oder “Eminem“ faszinieren, denn sie haben es geschafft, trotz ihrer Herkunft und schweren Vergangenheit berühmt und erfolgreich zu werden. Ein Traum vieler benachteiligter Jugendlichen, die sich deshalb mit Künstlern dieser Art gut identifizieren können.
Aber zu glauben, dass für Jugendliche nur Werte wie Karriere und Erfolg zählen, wäre – trotz Konsumorientierung und Leistungsstreben – falsch, wie aktuelle Umfragen zeigen. Auch jene stehen in der Wichtigkeitsskala weit oben, die schon seit etwa 20 Jahren einen hohen Stellenwert haben: z.B. Freundschaft, Partnerschaft, Familie, Eigenverantwortung, Kontakte, Kreativität, Ordnung oder Unabhängigkeit.[146]  Gottesglauben oder Politikengagement hingegen sind für Jugendliche weniger bedeutend.[147] Das spiegelt sich auch in den Lieblingsbeschäftigungen der Jugend von heute wider. Steht auch an oberster Stelle der Kontakt mit Freunden, so folgen dem doch stark individualistisch geprägte Hobbys wie Fernsehen, Sport, Internet, Lesen, Computerspielen (Jungen) und Shoppen (Mädchen).[148] Die Auswahlmöglichkeiten hier sind groß; Geld, Mobilität, Freizeit machen es möglich.
Let’s talk about…: was Lust und Frust macht
Die Jugendlichen von heute wachsen in einer Gesellschaft auf, die gekennzeichnet ist von Pluralität, Konsum, Erlebnisorientierung und Körperkult, was wiederum die jungen Menschen prägt. Durch die riesigen Wahlmöglichkeiten fällt es bedeutend schwerer, sich zu orientieren, traditionelle Werte und Lebenskonzepte gelten nicht mehr, und überzeugende erwachsene Vorbilder werden rar. Möglicherweise lässt sich hier die Anziehungskraft des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. erklären. Jugendliche sehnen sich nach dem Gefühl, in dieser Gesellschaft willkommen zu sein und gebraucht zu werden. In dem “Papst der Jugend“ erleben sie einen, der sich für sie interessiert, der an sie glaubt, der für sie da sein will und der selbst echt wirkt und somit überzeugt. Aber vielleicht gibt es zu wenige, die eine solche Ausstrahlung haben. In der Suche nach Halt und Sinn geraten viele in die Fänge von extremistischen und stark einseitig gefärbten ideologisch Gruppen. Der Zulauf bei extrem rechten (NPD) als auch linken (PDS) Parteien oder auch bei Sekten gibt Zeugnis davon. Die erarbeitete Freiheit – die natürlich eine durchaus positive und notwendige Errungenschaft der Neuzeit und v.a. der Moderne ist – wird leicht zur Gefahr. Eine Persönlichkeit hingegen, die ihren Halt im Glauben findet und ihre Orientierung und Lebensgestaltung an Jesus Christus festmacht, wäre nicht so leicht ansprechbar für Konformismus oder Fundamentalismus.
Auch die Freiheit, tun und lassen zu können, was man will, hat zwei Gesichter. Waren früher Disziplin, Gehorsam, Pflichterfüllung und Bescheidenheit von Bedeutung, so sind es heute Begriffe wie Emanzipation, Gleichheit, Autonomie. Galten in früheren Generationen Selbstbeherrschung, Pünktlichkeit und Anpassungsbereitschaft als erstrebenswert, so zählen heute vielfach Genuss, Abenteuer, Abwechslung und das Ausleben emotionaler Bedürfnisse. Kreativität, Spontaneität, Selbstverwirklichung, Eigenständigkeit sind die Schlagworte unserer Zeit.[149] Von der Lust – manchmal auch sicherlich schon dem fast krankhaften Zwang – des Erlebens zeugen auch oftmals die übermüdeten Schüler. Die Aktionen gehen nicht selten auf Kosten des gesunden Schlafes, der sich auf Dauer schädigend auf das Wohlbefinden und auf die Tatkraft des Jugendlichen auswirkt. Ein gesunder Geist, der Kennzeichen einer Persönlichkeit ist, wohnt einem Sprichwort zufolge in einem gesunden Körper. Regelmäßige Diskothekenbesuche, Netzwerksessions und durchwachte Nächte vor dem Fernseher tun das ihre dazu, dass diese Grundvoraussetzung immer weniger gegeben ist.
Und doch kann dieser Lebensstil manchmal nicht verwundern. Drohende Arbeitslosigkeit ist eines der Themen von Jugendlichen. Nicht selten hört man daher auf die Frage, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, die Antwort: „Welche Zukunft? Ich habe keine!“ Schule erscheint schnell als überflüssig, v.a. für Hauptschüler, da nach dem Abschluss für sie kein Platz auf dem Arbeitsmarkt ist. Sie werden nicht gebraucht. Dass dies sich äußerst negativ auf das eigene Selbstwertgefühl und somit auf das eigene Selbstwertkonzept auswirkt, ist offensichtlich. Wofür also überhaupt noch zur Schule gehen, weshalb sich anstrengen, sich bilden? Warum eben nicht die Nächte durchtanzen, Computer “zocken“ anstatt auszuruhen, um am nächsten Tag Leistung bringen zu können? Für immer mehr junge Leute wird diese Sichtweise zur dominierenden. Aber auch Schüler der höheren Schulen müssen verstärkt um einen Arbeitsplatz bangen. Diese Angst kann lähmen oder immensen Leistungsdruck hervorrufen.[150] Der Konkurrenzkampf wird stärker, die Ellenbogengesellschaft etabliert sich und wird scheinbar akzeptiert. Die Ansprüche, die viele Eltern an ihre Kinder stellen, steigen an, besonders hinsichtlich der Bildung. Nur wer einen guten Schulabschluss hat, hat anschließend eine Chance. Oft folgen einem starken Leistungsdruck gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Nervosität oder Magenschmerzen.[151] Kann das alles sein?
Lust und Frust liegen eng beieinander. Der Ansatz einer Erziehung zu christlichen Persönlichkeiten kann darin liegen, den jungen Menschen Ziele vor Augen zu stellen, für die es sich zu Leben lohnt und für die man auch gerne Mühen auf sich nimmt. Die Erfahrung, dass es auf meinen Beitrag für eine positive Veränderung der Gesellschaft, ja sogar der Welt, ankommt, kann unheimlich gut tun. Kann motivieren und optimistischer werden lassen.
Let’s talk about…: Tabus, über die man nicht gerne spricht
Neben all den Chancen, die die Jugendzeit im Hinblick auf eine positive Entwicklung birgt, lauern aber auch viele Gefahren. So genannte “jugendspezifische Krisen“, z.B. aufgrund von Zukunftsängsten, äußern sich einerseits durch Aggression und Gewalt, andererseits durch Formen der Selbstschädigung wie die Einnahme von Drogen jeglicher Art oder im Extremfall durch Suizid.[152]
Der Anstieg von Gewalt und Drogenkonsum kann evtl. auf eine „größer werdende Kluft zwischen den Ansprüchen an ein erfülltes Leben und den Erfahrungen ihrer Nicht-Realisierbarkeit“[153] zurückgeführt werden. Wenn v.a. durch Werbung eine Art “Schlaraffenland-Mentalität“ propagiert wird, tritt schnell das Gefühl, Benachteiligter bzw. Außenseiter zu sein, auf, falls es finanziell nicht möglich ist, all diese Konsumgüter zu erwerben. Immer mehr Wünsche und Erwartungen einer Gesellschaft, die alles andere als bescheiden und bedürfnislos ist, stehen immer stärker der Unmöglichkeit des Realisierens gegenüber. Da dieses Phänomen auch auf immaterielle Güter wie Liebe oder Glück übergreift, steigt die Unzufriedenheit der Menschen.[154] Folgen sind z.B. steigende Zahlen hinsichtlich Essstörungen, Gewalt und Alkoholmissbrauch bei Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren.[155]Die Zahl der Jugendlichen, die schnell zur Flasche greifen, steigt also, und das Einstiegsalter sinkt. „Exzessive Saufgelage unter Jugendlichen“[156] sind keine Seltenheit. Schon 1992 berichtete der Spiegel in einem ausführlichen Artikel über die Hintergründe und Auswirkungen des regelmäßigen Alkoholkonsums von Jugendlichen. Mangelndes Selbstwertgefühl und -bewusstsein gehören zu den Hauptfaktoren, die zum Auslöser für Suchtproblematik werden. Hinzu kommen der steigende Leistungsdruck und die fehlenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Die legale Alltagsdroge Alkohol wird akzeptiert, der Konsum ist nicht so offensichtlich wie bei anderen Rauschmitteln, es folgen weder automatisch gesellschaftlicher Abstieg noch kriminalistische Handlungen, die zur Beschaffung nötig wären.[157] Die Politik wurde erst in den letzten Jahren aufmerksamer; die Diskussion um sog. Alkopops[158] und die steigende Anzahl betrunkener Kinder und Jugendlicher in den Notaufnahmen der Krankenhäuser haben wachgerüttelt.[159] Ob allerdings erhöhte Steuern Jugendliche davon abhalten würden, sich mithilfe des Alkohols von den Problemen und Sorgen ihres Lebens abzulenken,[160] ist fraglich.
Hier müsste christliche Persönlichkeitserziehung ansetzen. Was brauchen gerade diese Jungen und Mädchen mehr als ein stabiles Selbstkonzept anstelle von selbstzerstörerischen Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstablehnung? Ist das Angebot, aus dem christlichen Glauben zu schöpfen, der jedem Menschen sagt, dass er um seiner selbst willen wichtig ist und nicht aufgrund irgendwelcher Leistungen in Schule, Musik oder Sport, nicht besonders an sie gerichtet? Es fehlen aber auch Menschen, die den Jugendlichen mit ihren Sorgen und der Frage nach dem Sinn des Lebens – die sie in diesem Alter ja zur Sprache bringen können – zuhören, die sich Zeit nehmen, und ihnen das Gefühl geben wichtig zu sein. So bleibt ihnen oft nur neben dem Alltagsfreund Fernseher der Dauer-Tröster und Verdrängungs-Helfer Alkohol.[161]
Eine weitere Form devianten Verhaltens ist neben dem Alkoholmissbrauch gewalttätiges Handeln. Sie wollen Respekt, sagen die jungen Leute, und den bekommt man eben nur, wenn man der Stärkste, Coolste und/oder der Angesehenste ist. Man schlägt immer früher, immer schneller, immer härter zu.[162] V.a. Hauptschüler leben oftmals in einer Welt der Gewalt, die leicht an Zustände in den Bronx von New York erinnert.[163] Der jüngste Aufschrei nach einer Art Kapitulation des Lehrerkollegiums einer Hauptschule in Berlin ging in bestürzender Art und Weise durch die Medien.[164]
Die Ursachen für die Eskalation von Gewalt gegen Gegenstände, Mitschüler, Lehrer, Familienmitglieder oder außenstehende Personen liegen u.a. an der nicht-gelingenden Integration von ausländischen Jugendlichen.[165] Aber – wie auch bei anderen negativen Verhaltensformen – wirken sich geringes Selbstwertgefühl („Ich als Hauptschüler bin eh nichts wert“) oder Zukunftspessimismus („Ich werd eh Hartz IV“[166]) auf das Handeln der Jungen und Mädchen aus. Die Wertschätzung, die ihnen aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten oder ihres Migranten-Status’ fehlt, erarbeiten sie sich durch immer größere Brutalität. Ein gesundes Empfinden für allgemein gültige und anerkannte Werte, Normen und Grenzen fehlt zunehmend.[167] Der Einsatz von Waffen, von Taschenmesser bis hin zur Pistole, gehört in einigen Gegenden Deutschlands mittlerweile zum Alltag. Ländliche Gegenden scheinen noch nicht so stark betroffen zu sein, doch auch hier steigt die Rate der Gewaltverbrechen von Jugendlichen, auch von Mädchen, an.[168]
Die Gesellschaft ist ratlos, viele Erzieher hilflos, nicht wenige Eltern desinteressiert oder mit eigenen Sorgen beschäftigt,[169] die Politiker überfordert. Gewaltverherrlichende Filme und Computerspiele,[170] die v.a. die Jungen reizen,[171] tragen sicher nicht dazu bei, diesem Treiben, der Verrohung und Gefühlskälte,[172] ein Ende zu bereiten. Wäre es daher nicht Aufgabe einer christlichen Persönlichkeitserziehung – im Sinne der Prävention – solchem Verhalten vorzubeugen? Wer um seinen eignen Wert weiß, der braucht ihn nicht zu erkämpfen; wer um den Wert des anderen weiß, der kann ihn nicht lebensbedrohlich zusammenschlagen! Es bedarf auch der jugendlichen Persönlichkeiten, die sich in ihrem Umfeld stark machen gegen Gewalt, die nicht wegschauen. Jugendliche müssen wieder neu den Mut lernen, sich für einander einzusetzen, sich nicht willenlos ihren Trieben auszusetzen und sich selbst nicht aufzugeben.
Nicht selten entwickelt sich doch aus diesen Problemen von Aggression und Selbstschädigung ein Teufelskreislauf, denn mit diesen Verhaltensweisen geht schnell ein Versagen in der Schule einher, worauf sich die Jungen und Mädchen vermehrt diesem negativen Verhalten widmen usw.. [173] Dabei können diese Verhaltensweisen heute weniger einer bestimmten sozialen Kategorie, wie Geschlecht oder Klasse, zugeschrieben werden. Vielmehr sind es individuellen Belastungen, die jeden treffen können, z.B. Arbeitslosigkeit, allein erziehende Eltern oder Migranten-Status.[174] So scheint manches Leben schon mit 12 Jahren eigentlich am Ende.


2.2 Auf dem Weg: die Suche nach dem Ich


Dabei sollte am Beginn der Adoleszenz doch alles andere als ein Zurückziehen und Sich-Aufgeben stehen. Ein Aufbruch in eine neue Phase des Lebens wartet. Die jungen Menschen stellen sich im Alter von etwa 12 Jahren immer häufiger die Frage nach Sinn und Ziel des Lebens, nach der Bedeutung der eigenen Existenz. Sie hinterfragen Überliefertes und Autoritäten, erarbeiten sich selbständig ein Wertekonzept, nach dem sie ihr Leben ausrichten wollen. Die Jugendzeit lässt sich mit einem Weg vergleichen: die Mädchen und Jungen kommen an viele Kreuzungen, wissen noch nicht genau wo das Ziel ihres Weges sein soll und müssen viele Weichen stellen, die oftmals maßgebend über ihren weiteren Lebensweg entscheiden. Ihr Ziel, das sind sie selbst, das ist ihr Ich, das es zu entdecken und gestalten gilt. Der Weg dorthin ist nicht weniger wichtig.


2.2.1 Ich bin wer!: wer bin ich?


In jedem Menschen liegt die Sehnsucht, nicht irgendein Rädchen im Getriebe zu sein, sondern ein einzigartiges, unauswechselbares Wesen. „Ich bin wer!“, „ich muss mich nicht verstecken“, „ich habe ein eigenes Leben“, „meinen eigenen Körper“; Gedanken, die wahrscheinlich jeder kennt. Jugendliche streben nach einem Selbstbewusstsein, nach Selbstbestimmung, wollen sich selbst verwirklichen.
Dazu stellen sie sich die Frage „…aber wer bin ich?“. Unsere Gesellschaft gibt kaum noch Regeln vor, wie man zu sein hat[175], Konventionen verlieren an Wirkmächtigkeit, unsere Kultur wird zu einer Multikulti-Kultur, in der viele Lebensweisen nebeneinander – selten miteinander – existieren. Auch drängt sich da die Frage nach Vorbildern auf, die Orientierung geben. Mit welchen Erwachsenen können sich Jugendliche von heute identifizieren, wo doch so viele von ihnen selbst krampfhaft jugendlich sein wollen, sich ihrer Verantwortung entziehen oder unglaubwürdig wirken? Die Problematik der Identitätsfindung spitzt sich also aufgrund der Rahmenbedingungen zu; in einem Meer an Lebensgestaltungsmöglichkeiten[176] gilt es, das eigene Lebensziel und den eigenen Weg dahin zu finden.
Über die Frage nach dieser eigenen Identität könnten ganze Bücherreihen geschrieben werden. Es soll im Folgenden um einen kurzen Ausschnitt gehen, der aufzeigt, wie eng Identitätssuche und Persönlichkeitserziehung miteinander verknüpft sind.
Alle Entwicklungsaufgaben dieser Phase lassen sich mehr oder minder auf die eine zusammenfassen: Identitätsfindung ist die Hauptthematik im Jugendalter. Doch sagt die „einzigartige Kombination von persönlichen, unverwechselbaren Daten des Individuums wie Name, Alter, Geschlecht und Beruf“[177], wie sie im Alltag oftmals verstanden wird, noch ungenügend aus, was unter Identität zu verstehen ist. Hinzu kommt das Bild, das der Jugendliche von sich selbst und das andere von ihm haben. Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung ist maßgeblich für den Prozess der Identitätsentwicklung verantwortlich.[178] Ab etwa zwölf Jahren ist es den jungen Menschen möglich – im Sinne des formal-operatorischen Denkens – sich selbst differenzierter zu betrachten[179] und dabei ihre Vergangenheit („wie ich war“), ihre Gegenwart („wie ich bin“) und ihre Zukunft („wie ich sein will“) in den Blick nehmen. Sie erkennen den Zwiespalt zwischen ihrem Real- und Idealbild, der zum Anlass wird um die eigene Identität zu ringen.[180]
Der Psychologe Erik H. Erikson hat erkannt, dass die menschliche Persönlichkeitsentwicklung in jeder Phase ihres Wachstums eine bestimmte Krise durchläuft. Diese bildet die Grundlage für neue Auseinandersetzung und wird dem Menschen bei positiver Bewältigung zum Gewinn. Für Jugendliche ist es Ziel und Aufgabe nicht rollenkonform zu leben, sondern ihre eigene Identität zu entdecken und zu leben. Erikson versteht den Begriff als Ausdruck der „subjektiven Wahrnehmung, ein beständiges, unverwechselbares Individuum zu sein“[181] und dem damit einhergehenden Gefühl, sich mit sich selbst eins zu fühlen, sich selbst annehmen und achten zu können.[182] Identität nicht mehr als etwas durch Geburt vorgegebenes, sondern etwas, das erworben werden muss und das entwicklungsfähig ist. Die 12-16-Jährigen befinden sich nach Erikson somit in einer Phase, die von Identität gegenüber Identitätsdiffusion geprägt ist. In dieser Zeit der Adoleszenz wird gezweifelt, ausprobiert, überlegt und verworfen, wie in keinem anderen Lebensabschnitt. Es kann zwar nicht – wie in frühen Jahren – davon ausgegangen werden, dass Identität einmalig in der Jugend erworben wird und dann wie ein unveränderliches Gut, zeitlebens bestehen bleibt. Trotzdem ist unumstritten, dass natürlicherweise während der Jugendzeit die wichtigste Basis dafür gelegt wird. Die jungen Menschen stellen sich die Frage nach dem Sinn ihrer Existenz und dem Sinn der ganzen Welt. Es ist ein typisches Thema, das jetzt zum ersten Mal bewusst in Erscheinung tritt. Doch haben Hauptschüler im Gegensatz zu Gymnasiasten weniger die Chance sich damit intensiv auseinander zu setzen. Sie stehen unter dem existentiellen Druck eine Arbeit zu finden, was eine geistige Auseinandersetzung – in Anlehnung an Abraham Maslow[183] –erschwert. So sind auch sie gefährdeter, ihr Leben nach dem „medial präsentierten geistigen Zivilisationsmüll unserer Gesellschaft“[184] zu gestalten und sich von fanatischen Ideologien prägen zu lassen.
Eine wesentliche Rolle spielen bei der Identitätsfindung Zukunftspläne und soziale Beziehungen, wie die Ablösung vom Elternhaus und der Kontakt mit Gleichaltrigen, die erstmals fast als Konkurrenten den Eltern gegenüber Einfluss auf die Einstellungen und Verhaltensweisen haben.[185] Im Kontakt mit den sog. Peergroups können Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten ausprobieren, verschiedene Rollen übernehmen und Verhaltensweisen einüben. Sie erhalten Rückmeldung von der Clique und können so an ihrem Selbstkonzept arbeiten.[186] Wichtige Faktoren, die einen Einfluss auf die Identitätsbildung haben, sind die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, das Wissen um die eigenen Interessen und die Fähigkeit, selbständig zu entscheiden und danach zu handeln. Gerade im Hinblick auf die Berufswahl, die bei vielen Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren ansteht, sind diese Aufgaben unerlässlich.[187]
Gefährdet sind Jugendliche v.a. dann, wenn es ihnen nicht gelingt, diese Spannung von Ist-Zustand und Wunschbild auszuhalten bzw. das Realbild dem Idealbild anzugleichen. Es besteht der begründete Verdacht, dass dies bei manchen Jungen und Mädchen zum Suizid oder mindestens zum Versuch desselben führen kann. Die Selbsttötung wird somit zur Flucht vor der eigenen Identität, genauer vor der eigenen Identitätsstörung, v.a. dann, wenn die Betroffenen sich selbst die Schuld an diesem Zustand geben.[188] Eine weitere Gefahr liegt in der modernen Patchwork-Identität, die im klassischen Sinn nicht mehr als erarbeitete Identität verstanden werden kann. Es werden Einstellungen und Verhaltensweisen übernommen, die teilweise nebeneinander existieren, obwohl sie sich im Grunde widersprechen. Die Anzahl der Betroffenen, die über keinen einheitlichen Identitätskern verfügen, steigt beständig und somit auch die Wertorientierungslosigkeit, das Desinteresse sich zu verpflichten und die Instabilität der eigenen Persönlichkeit.[189]
Die jungen Menschen brauchen Hilfen, die zum Gelingen ihrer Identitätssuche – und somit auch zum Gelingen ihres Lebens – beitragen. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn gerade in diesem Alter die Zimmer der Jugendlichen voller Poster hängen, auf denen verschiedenste Stars abgebildet sind. In ihnen sehen sie Idole; so wollen sie werden, ein Stück ihnen ähnlich sein. An dieser Stelle sind eigentlich auch Eltern, Erzieher und Gesellschaft gefragt. Die Jugend braucht und will gute Vorbilder, gute Begleiter auf ihrem Weg, die ihnen ohne Zwang Möglichkeiten aufzeigen, die sich selbst hinterfragen lassen, die von eigenen Erfahrungen erzählen, die die Jungen und Mädchen aber auch vertrauensvoll ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Fehlen diese Vorbilder, kommt es nicht selten dazu, dass der Weg des Lebens in eine Sackgasse führt, zu Anpassung, Devianz, möglicherweise sogar zu absoluter Sinnlosigkeit.[190]
Durch Begleitung der Jugendlichen durch diese Phase incl. der dazugehörigen Krise hindurch können Jugendliche eine wichtige Weichenstellung für den Verlauf ihres weiteren Lebens stellen. Es ist die Chance einer positiven Persönlichkeitsentwicklung, die aufs engste mit gesunder Identitätsbildung zusammenhängt.[191]


2.2.2 Kirche & Co: wenn der Glaube in die Pubertät kommt[192]


Kirche und Jugend, das ist eine Konstellation, die einige sicher nicht für möglich halten. Kirche und Christentum, das hat längst ausgedient – oder etwa nicht? Blickt man auf Köln im Sommer 2005 so scheint das Bild ein anderes zu sein. Der Weltjugendtag hat gezeigt, dass die Frage nach Sinn, die Suche nach Gott, die Botschaft des Christlichen und die Gemeinschaft des Glaubens[193] noch lange nicht ausgedient haben. Dass es mit der Jugend in den Pfarrgemeinden nicht immer einfach ist, das ist unbestritten, aber vielleicht soll es das auch gar nicht sein. Auch der Glaube und die religiöse Entwicklung[194] bleiben von Pubertät und den dazugehörigen Um- und Aufbrüchen nicht verschont.
Das kindliche Denken von einem Gott, der dann gibt, wenn ich selbst gebe (do ut des) – der also in etwa wie ein Getränkeautomat funktioniert, in den man Münzen einwirft, sich für ein bestimmtes Getränk entscheidet und dieses am Ende auch erhält – verändert sich im während der Adoleszenz zunehmend. Die Vorstellung, dass der Mensch auf Gott einwirken kann, dass z.B. durch gute Taten mögliche Sanktionen abgewehrt werden, scheitert daran, dass Jugendliche im Alltag oft etwas anderes erleben. Nicht selten sterben in diesem Alter die eigenen Großeltern, und die Jungen und Mädchen werden mit der Frage konfrontiert: „Und, wo war Gott?“. Bei den meisten entwickelt sich nun die Idee, dass Gott einem Uhrmacher ähnlich die Welt erschaffen hat, aber nicht in das Weltgeschehen eingreift, sondern der Mensch in seiner Selbstbestimmung wichtig wird.[195] Die Abhängigkeit von einem Gott oder einer Institution Kirche muss also dementsprechend verringert werden.[196]
Mehr und mehr Jugendliche wenden sich daher von “Kirche und Co“[197] ab. Gleichzeitig bezeichnen aber 61% der deutschen Jungen und Mädchen “glauben als ‚in’ “.[198] Dieses scheinbare Paradoxon[199] spiegelt im Grunde die Veränderungen aufgrund einer neuen Lebensphase wider. Wenn die jungen Menschen sich von Eltern und Autoritäten ablösen wollen, dann drücken sie dies nicht selten durch die Ablehnung dessen aus, was sie an diese erinnert.[200] Sie wollen außerdem zeigen, dass sie nicht mehr Kind sind und legen daher ihren Kinderglauben, der mittlerweile nicht mehr trägt, ab. Für manche bedeutet dies eine endgültige Absage an den christlichen Glauben, weil sie kein anderes Gottesbild und keinen anderen Glauben erfahren können. Für die anderen Jugendlichen kann es eine Chance sein, einen neuen Zugang zum Christlichen zu gewinnen, sie können die für sie in dieser Phase besonders wichtige Botschaft erfahren: Gott ist wie ein Freund, wie ein Vertrauter, dem ich mein Herz ausschütten kann. Gott als der, der mich kennt und für mich da sein will, gestern, heute und morgen. Einer, der mich aufbaut, groß sieht, der mich gewollt hat.[201] Daher ist dieses alterstypische Anfragen durchaus als positiv zu bewerten. Denn eine bewusste Entscheidung zu Glaube und Religion impliziert auch eine größere Bedeutung im eigenen Leben, wird nicht nur zur Gewohnheit, die im Alltagsleben keinerlei Rolle spielt.[202]
Gott selbst ist allerdings für die Jugendlichen ein Tabuthema, sie sprechen nicht gerne darüber.[203] Aber Gott ist ein Thema, an dem auch heute noch so leicht keiner vorbei kommt. Es sind immer noch viele, für die Gott trotz der Theodizee-Problematik[204] „eine große Sehnsucht, eine große Hoffnung und eine große Frage“[205] ist, ein „Etwas“, mit dem sie nicht grundsätzlich abgeschlossen haben. Wenn junge Menschen nach dem Sinn ihres Lebens fragen, erkennen wollen, wer sie selbst sind, dann begegnen sie sich möglicherweise nicht nur selbst, sondern auch Gott und umgekehrt.[206] Für die meisten Jugendlichen ist Gott auch nicht ein „Etwas“, sondern ein Du, einer, mit dem man in Beziehung treten kann.[207] Doch obwohl Gott im Leben der Mädchen und Jungen durchaus eine Rolle spielt, sind Gottes-dienst, Sakramente und Pfarrgemeinde so gut wie bedeutungslos geworden.[208] “Gott ja – Kirche nein“ verhält sich umgekehrt zu Jesu Zusage: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen (vgl. Mt 18,20) – wobei die Person und somit auch die Persönlichkeit Jesu einerseits eine ebenfalls schwindende Rolle spielt,[209] andererseits in fast trendartiger Weise zum Orientierungspunkt für eigenes Handeln wird.[210]
Eine neue bewusste Aneignung von christlichen Werten, Glaubensinhalten und Bindungen (z.B. innerhalb der Pfarrgemeinde) wirken sich unterstützend bzw. stabilisierend auf die eigene Identität aus.[211] Doch soll nicht der Eindruck entstehen, dass gerade am Anfang der Adoleszenz der Glaube bereits ein persönlicher ist. James Fowler nennt es einen synthetisch-konventionellen Glauben, der durch die Beziehung zu Freunden, Verwandten oder z.B. kirchlichen Mitarbeitern und deren Glauben bzw. Nicht-Glauben geprägt ist.[212]
Es lässt sich also festhalten, dass die Jugendlichen durchaus offen sind für einen Glauben an ein Höheres, ein Anderes, an einen Gott, aber ihrer Meinung nach ist eine Verbindung mit praktisch gelebten Glaube nicht notwendig. Allerdings gilt es auch zu beachten, dass immer weniger junge Menschen Erfahrungen mit gelebtem Glauben gemacht haben. Hierin liegt die Dramatik bzgl. einer christlichen Persönlichkeitsentwicklung. Die entscheidenden religiösen Erfahrungen innerhalb der Familie fehlen vielerorts, was sich auch in der religiösen Sprachlosigkeit unserer Tage widerspiegelt.[213] In diesem Zusammenhang sei noch die sog. Patchwork-Religiosität genannt. Ein Phänomen unserer Zeit: nicht mehr eine Religion ist Kern des Glaubens, sondern eine bunte Mixtur aus Esoterik, Naturglauben, Okkultismus, Yoga, Meditation und ein bisschen Christentum o.ä.. Die Suche nach dem Sinn führt dazu, dass die Menschen – als auf Transzendenz ausgerichtete Wesen – sich ihre eigene Religion in einer ent-traditionalisierten Gesellschaft kreieren. Gute Religion ist die, die gut tut, und am besten unverbindlich ist; und der religiöse Markt boomt.
Es ist also nach wie vor eine Chance, fast sogar ein Pflicht, den Jugendlichen das Recht auf einen Glauben nicht zu nehmen. Jugendliche sind von Natur aus Staunende, Fragende und Suchende. Und damit sind sie Gott doch schon ganz nah.


2.2.3 Wegbegleitung: wer welche Rolle spielt


Doch nicht nur Gott ist es, der in ihrem Leben eine neue Rolle spielt. Die Jugendzeit ist die, in der Eltern, Autoritäten allgemein und dem Freundeskreis eine neue Bedeutung zugewiesen wird.
Eltern: Wesen vom anderen Stern?
So mancher Jugendlicher hat während der Adoleszenz den Eindruck, dass seine Eltern nicht mehr von dieser Welt sind. Das, was für ihn zählt, was für ihn logisch ist, “scheinen seine Erzeuger einfach nicht zu kapieren“. Aufgrund ihres formal-operatorischen Denkens können die Jungen und Mädchen plötzlich Autoritäten, und somit auch ihre Eltern, hinterfragen und Widersprüche in deren Denken und Verhalten erkennen. Andere Eltern sind bzw. wirken da ganz anders. Die, die tolerant, jugendlich und kumpelhaft sind. Aus der Angst zu streng und zu einengend zu erziehen, versuchen so manche Eltern eine Rolle als große Schwester, als bester Freund einzunehmen. Gleichzeitig nehmen sie dadurch aber ihren Kindern die Chance Reibungspunkt zu sein.[214] Jugendliche brauchen und wollen Personen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen, z.B. hinsichtlich Kleidungsstil, Umgang, Partnerschaft oder des Themas, wie lange sie abends wegbleiben dürfen,[215] um so ihre eigene Identität zu erlangen. Die Verantwortung der Eltern liegt darin, auch Anforderungen an den Sohn bzw. die Tochter zu stellen. Sie sind die Bezugspersonen, die loben und kritisieren können, ihnen müsste die positive Entwicklung ihres Kindes ein Anliegen sein. Eine Clique kann diese Funktion der Eltern nicht ersetzen.[216]
Trotz allem ist bekannt, dass Eltern im Laufe der Adoleszenz immer weniger Einfluss auf ihre Kinder haben, was in der Natur der Sache liegt. Aufgabe der Eltern ist es, irgendwann nicht mehr gebraucht zu werden. Dieser Ablösungsprozess beginnt normalerweise dann, wenn die jungen Menschen sich in ihren sozialen Aktivitäten eher von der Familie wegbewegen. Es kommt verstärkt zu Konflikten, die Jugendlichen müssen sich immer mehr Entscheidungsfreiheit erobern und werden dadurch selbständiger und selbstverantwortlicher. Es gehört zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben in der Phase des Erwachsenwerdens sich von der Ursprungsfamilie zu lösen und ein eigenes Leben zu gestalten.[217]
Nun sollte aber die Bedeutung der Eltern für ihre Kinder nicht unterschätzt werden. Jugendliche sprechen sehr wohl mit ihnen über ihre Erfahrungen, doch unterscheiden sie nun genauer, welche Erfahrungen thematisiert werden. V.a. der Bereich Schule und die damit zusammenhängenden Erfolge oder Misserfolge werden im Kreis der Familie besprochen.[218] Gerade in Fragen des Glaubens wurde deutlich, dass Eltern einen großen Einfluss auf das Glaubensleben und Gottesverständnis ihrer Kinder haben können. Ihnen kommt daher – aber nicht nur im religiösen Bereich – die Aufgabe der Wegbegleitung zu.[219] Jugendliche können ihren Weg auf ganz andere Art meistern, wenn sie wissen, dass jemand da ist, der ihnen die Hand reicht, wenn sie es brauchen, der sie ein Stück führen kann, wenn sie nicht mehr weiter wissen und der sie aufhebt, wenn sie einmal gefallen sind. Doch ein gesunder Ablösungsprozess von den Eltern kann nur geschehen, wenn gleichzeitig neue Beziehungen aufgebaut werden.
Erzieher: Persönlichkeiten, die Persönlichkeiten formen
Eine wesentliche Rolle, die leicht übersehen werden kann, spielen auf dem Weg der Individuation Erzieher in jeglicher Hinsicht. Dazu zählen z.B. Lehrer, Trainer, Priester oder Leiter einer Jugendgruppe. Priester, in diesem Zusammenhang besser Seelsorger genannt, sind explizit zur Wegbegleitung der Menschen aufgefordert, was sich z.B. im Hören der Beichte und in Gespräche wahrnehmen ausrückt.
Doch nicht nur Geistliche oder hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche können ihren Beitrag zum Gelingen des Lebens beisteuern. Allein aufgrund ihrer Rolle prägen alle Erzieher das Wesen der jungen Menschen. Ähnlich wie den Eltern gegenüber ringen die Jungen und Mädchen um Anerkennung, überprüfen während der Pubertät die Erzieher auf ihre Vorbildsfähigkeit, um sich dann möglicherweise bewusst an ihnen zu orientieren. Jugendliche durchschauen sehr schnell, ob jemand glaubwürdig und echt ist, und ob er dadurch evtl. zu einer engen Bezugsperson für sie werden kann, den sie in ihre Lebensplanung mit einbeziehen wollen. So wird mancher Lehrer hinsichtlich der Berufswahl um Rat gefragt, der Gruppenleiterin werden Probleme anvertraut oder der Sporttrainer wird zum Vorbild in Sachen Fairness.
Es zeigt sich, dass Erzieher aufgrund ihrer Funktion und ihrer eigenen Persönlichkeit, die nicht unterschätzt werden darf, einen wichtigen Einfluss auf die Persönlichkeit der jungen Menschen haben.[220] Diese Vorbild- bzw. Führungsfunktion wird von vielen Pädagogen als ungemein wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung der Mädchen und Jungen gehalten. Die Art und Weise wie z.B. der Lehrer oder der Trainer den Jugendlichen wahrnimmt, ist ebenfalls sehr entscheidend. Wenn die Autoritätsperson an das Mädchen glaubt, sie groß sieht, ihre Fähigkeiten im Blick hat, wird dies fördernde und bestätigende Folgen auf deren Selbstbild haben.[221] Ähnlich den Eltern ist es gut, wenn die Erzieher dann da sind, wenn sie gebraucht werden. Sie können wichtige Impulse zur Lebensgestaltung geben und ihr Wissen und ihre Sachkompetenz in den Dienst des Heranwachsenden stellen. Sie sind also ebenso unersetzbare Wegbegleiter auf seinem Weg zu einem mündigen und sozial verantwortlichen Menschen, einer christlichen Persönlichkeit.
Peers: gemeinsam die Herausforderung meistern
Jugendliche, die auf ihrem Weg sind, ihre Persönlichkeit zu entfalten, sind auf der Suche nach neuen Bezugspersonen. Im Kreis der Gleichaltrigen, wofür auch im Deutschen der Begriff “Peers“ steht, gestalten sie ihr Selbst, erproben ihr Verhalten und üben soziale Fähigkeiten ein. Der Freundeskreis nimmt eine wichtige Stellung zu den meisten Fragen des Lebens ein.
Im negativen Fall kann sich allerdings aus Angst vor möglicher Zurückweisung, konformes Verhalten, so wie die Peergroup es bestimmt, entwickeln. Der Anpassungsdruck innerhalb einer Clique kann sehr groß sein und ist gerade am Beginn der Adoleszenz am stärksten anzutreffen.[222] Auch unter “Freunden“ kann es zu Ausbeutung, Ausnützung oder Unterwerfung kommen, die die Jugendlichen in ihrem Entwicklungsprozess beeinträchtigen.[223]
Im positiven Fall wirkt sich die Cliquenzugehörigkeit auf das emotionale Wohlbefinden aus, bietet einen geschützten Raum um sich auszuprobieren und dient dazu „Beziehungsfähigkeit“[224] zu erlernen. Diese Beziehungsfähigkeit umfasst nach Helmut Fend die Fähigkeit zur Bindung, zur Verantwortlichkeit, zur Fairness und der Intimität, die im platonischen Sinne meint, sich einem anderen öffnen aber auch verschließen zu können.[225] Im Zusammensein mit Gleichaltrigen lässt sich das Streben nach Gleichheit und Souveränität besser verwirklichen. Jugendliche von heute sind stärker darauf angewiesen ihre sozialen Beziehungen selbständig zu organisieren, waren doch früher die Beziehungsnetze bereits durch die Familie vorgegeben.[226] Durch die selbständige Wahl der Freundschaften ist das Verhältnis nicht nur symmetrisch – im Gegensatz zu dem der Eltern – sondern es wäre jederzeit auflösbar, obwohl Freundschaften ja darauf ausgerichtet sind, auf Zukunft bestehen zu wollen.[227] In den alltäglichen Auseinandersetzungen mit Eltern und anderen Autoritäten dient die Peergroup außerdem als Zufluchtsort. V.a. wenn die Beziehung zu Vater und/oder Mutter belastet ist, kann in diesem Kreis das eigene Selbstwertgefühl aufgebaut werden. Fehlt die Clique innerhalb und außerhalb der Schule, kommt es nicht selten dazu, dass der betroffene Jugendliche emotionale Probleme hat, wenig Empathievermögen zeigt und seltener altruistisch handelt. Es besteht die Möglichkeit, dass ihm auch auf Zukunft die Fähigkeit fehlt, in Gruppen hineinzuwachsen, kooperativ zu spielen und mit Konflikten auf eine gute Art und Weise umzugehen. [228]
Wer sich einer oder mehreren Peergroups zugehörig fühlt, dessen Selbstbewusstsein steigt. Im Sinne einer Wegbegleitung wünschen sich Mädchen und Jungen, dass ihre Freunde Zeit mit ihnen verbringen, ab etwa zwölf bis 14 Jahren spielen Begriffe wie Loyalität und Vertrauen eine wichtige Rolle. Während der Zeit der mittleren Adoleszenz wird den Jugendlichen v.a. die Sicherheit innerhalb der freundschaftlichen Beziehung wichtig. Gegen Ende der Jugendzeit verliert dieser Gesichtspunkt wieder an Bedeutung, vielmehr stehen nun wieder gemeinsame Erfahrungen im Vordergrund.[229] Für Mädchen spielen allerdings tiefe Freundschaften eine viel wesentlichere Rolle als die meist oberflächlicheren Cliquen.[230] Die Verbundenheit mit einer oder mehreren besten Freundinnen ist für sie kaum durch etwas anderes ersetzbar.


2.3 Einfach typisch: Mädchen sind eben anders


Da in dieser Arbeit besonders auf die Mädchen in den Blick genommen werden, stellt sich an diesem Punkt die Frage, ob der Wunsch nach einer besten Freundin im Gegensatz zum Traum von einer kameradschaftlichen Fußballmannschaft – der mit großer Sicherheit wohl eher bei Jungen anzutreffen ist – alles ist, was die Geschlechter während der Pubertät unterscheidet? In Anspielung auf die Bestseller “Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ von Barbara und Allan Pease oder John Grays “Männer sind anders. Frauen auch.“[231] soll den Unterschieden und ihrer Wirkung nachgegangen werden. Ob Mädchen also typisch anders sind?


2.3.1 Kleiner Unterschied
: große Wirkung


Zunächst lässt sich wohl nicht bezweifeln, dass bereits bei der Geburt auffällt: Mädchen sind anders sind als Jungen. Die primären Geschlechtsorgane geben in der Regel schnell Auskunft darüber, ob ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen das Licht der Welt erblickt hat. Während der Pubertät entwickelt sich der Körper dann massiv geschlechtsspezifisch durch die Ausprägung der sog. sekundären Geschlechtsmerkmale, sodass meistens auf den ersten Blick deutlich wird, ob es sich um eine junge Frau handelt oder nicht.
Die Pubertät, die ungefähr vier Jahre andauert, beginnt bei Mädchen mit etwa zwölf Jahren, d.h. sie sind den Jungen ca. zwei Jahre voraus. Während dieser Zeit sind sie aufgrund des Anstiegs der weiblichen Sexualhormone und einschneidenden Erlebnissen starken Stimmungsschwankungen unterworfen.[232] Viele von ihnen können sich – anders als die meisten Jungen – in diesem Alter nicht besonders gut selbst annehmen und werden des Öfteren von Selbstzweifel und Leistungsängsten geplagt, was sich nicht selten in somatischer Belastung niederschlägt.[233] Doch es ist in dieser Zeit eine wichtige Aufgabe, sich mit der eigenen Geschlechtlichkeit auseinanderzusetzen und sich als Frau bzw. als Mann zu akzeptieren. Die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht ist ein der wesentliches Ziel dieser Phase.
Es stellt sich aber die Frage, ob der biologische, der “kleine“ Unterschied wirklich eine so große Wirkung hat. Wer mit offenen Augen unsere Gesellschaft wahrnimmt, dem fällt auf, dass Jungen und Mädchen sich einander immer mehr angeglichen haben. Obwohl es fast immer noch die Mädchen sind, die Röcke oder Kleider tragen, hat sich doch der Standart-Kleidungsstil, Jeans und T-Shirt, für beide Geschlechter etabliert. Hinsichtlich von Gewaltbereitschaft, Zigaretten- oder Alkoholkonsum lässt sich ebenfalls eine verstärkte Annäherung verzeichnen, so dass dieses negative Verhalten nicht mehr tendenziell männlichen Jugendlichen zuzuordnen ist.[234]
Gibt es also überhaupt weitere Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen außer in biologischer Hinsicht? Betrachtet man z.B. die Reaktionen auf die verschiedensten Lebensbedingungen unserer modernen Zeit, so fallen doch einige Differenzen auf. So haben die weiblichen Jugendlichen ihre Kameraden hinsichtlich der Bildung übertroffen, aber nicht – wie man jetzt vielleicht erwarten könnte – die gleichen Berufschancen wie sie. Trotz jahrelanger Emanzipationsarbeit, ist es immer noch nicht gelungen, diesen Missstand zu beseitigen. Es mag daran liegen, dass sich für Frauen auch weiterhin der Spagat von Familie und eigener Karriere ergibt, den weder sie noch ihre Arbeitgeber gut bewältigen können oder wollen. Schaut man allerdings auf die 12-16-jährigen Mädchen, so stehen diese ihren männlichen Altersgenossen in Sachen Berufsorientierung, Mobilitätsbereitschaft und Offenheit für eine berufliche Selbständigkeit nicht nach. Obwohl z.B. auch in dem Bereich Technik eine Annäherung der Geschlechter geschieht, bleiben Mädchen eher die sozial und kulturell aktiveren, sie lesen mehr, schreiben Tagebuch, gehen spazieren oder engagieren sich für den Umweltschutz.[235]
Auffallend ist das unterschiedliche Verhalten bei Konflikten. Mädchen haben selbstbezogenere Probleme, die in der Regel auf der Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen und den damit zusammenhängenden Identitätsproblemen basiert. Dieser innere Konflikt beschäftigt sie v.a. zu Beginn der Pubertät in erhöhtem Maße. Für Mädchen ist es grundsätzlich nicht leicht, Konflikte zu lösen, sich aus Konfliktsituationen herauszulösen. Sie erleben sich viel stärker in Beziehungen eingebunden, wollen Rücksicht nehmen und nicht verletzen. In einer Zeit, die von Brüchigkeit und Bindungsscheu gezeichnet ist – hier seien nur kurz auf die aktuelle Scheidungsrate von ca. 30% verwiesen – ist auch für Mädchen die Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit besonders groß. Aus Angst, Beziehungen, z.B. zu den Eltern oder zum Freund zu belasten oder gar zu zerstören, gehen sie mehr Kompromisse ein, geben häufiger nach und verhalten sich tendenziell konformer. Sie stellen also sachliche Differenzen unter personale Gebundenheit. Sie neigen auch dazu, sich selbst als Auslöser für Beziehungskonflikte wahrzunehmen und sehen sich schnell in der Rolle des Sündenbocks. Ein positives Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein lässt sich so aus eigener Kraft kaum in dem Maße aufbauen, wie es den jungen Menschen gut tun würde.
Wenn Mädchen auch dazu tendieren, sich selbst schneller Schuld zuzuschreiben und Angst vor Auseinandersetzungen haben, die Beziehungen und Harmonie gefährden, so haben die meisten doch eine andere, wahrscheinlich sogar bessere Methode mit ihren Problemen umzugehen. Anstatt diese in sich hineinzufressen und mit sich selbst auszumachen, reden sie über das, was sie belastet. Das Sich-Mitteilen und das Anteilhaben der Freundin, einer Vertrauensperson oder des Tagebuchs helfen ihnen bei der Problembewältigung.


2.3.2 Zu Risiken und Nebenwirkungen: wo Mädchen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefährdet sind


Doch nicht allen Mädchen fällt es leicht, mit ihren Problemen gut umzugehen, den einen mehr, den anderen weniger. Dass auf den 12-16-jährigen ein gewaltiger Druck liegt – den zum Teil die Gesellschaft, zum Teil die Familie oder der Bekanntenkreis, zum Teil aber auch sie selbst erzeugen – das soll in den folgenden Punkten erörtert werden.
„Spieglein, Spieglein…“: vom Körperkult zum Körperwahn
Die Frage nach der Schönsten im Land scheint nicht nur Schneewittchens Stiefmutter zu beschäftigen. Vielmehr hat man die Vermutung, dass alle weiblichen Personen zwischen fünf und 80 Jahren brennend daran interessiert sind, dass der Spiegel doch sie als die Schönste bezeichnen würde. Tipps und Tricks rund um Schönheit und Körperpflege nehmen kontinuierlich zu, und Ratschläge zu Diäten und Essverhalten im Allgemeinen lassen sich nicht mehr nur in Frauen- sondern auch in Jugendmagazinen finden. Und welches 12-16-jährige Mädchen kennt heute nicht Heidi Klums Suche nach „Germany’s next Topmodel“?[236]
Beobachtungen dieser Art ließen sich noch unzählig weitere nennen. Macht es also nur den Anschein, dass Körperbewusstsein heute mehr denn je interessiert oder ist dem wirklich so? Natürlich gab es in jeder Epoche Schönheitsideale, die es von denen, die es sich leisten konnten, zu verwirklichen galt. Und doch sind Berichte, die man heute immer wieder lesen kann, erschreckend: Mädchen, die sich zu Tode hungern, Frauen, die tausende von Euros in Schönheitsoperationen investieren und wieder andere, die aufgrund der Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren in schwere Depressionen verfallen. Körperbewusstsein, der zum Körperwahn geworden ist. Die Bedeutung des Körpers hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen, und die Machbarkeit von immer besserer Technik wird natürlich gerne in Anspruch genommen. Wer lebt schon gerne mit einer krummen Nase, wenn er doch auch eine gerade, schöne haben könnte? Auch hier fällt auf: die Zahlen der Patienten steigen und das Alter sinkt.[237] In unserer Kultur sind schöne Menschen anerkannter und beliebter, sie haben größere Chancen auf dem Arbeits- und Heiratsmarkt. Letzteres ist ein typisch westlich-europäisches Phänomen, das darin begründet liegt, dass in dieser Kultur die Partnerwahl aufgrund von Liebe und persönlicher Entscheidung erfolgt.[238] So ergibt sich also ein Zusammenhang zwischen Attraktivität und sozialem Erfolg, der nicht unterschätzt werden darf. Gerade Mädchen, die ein differenzierteres aber auch tendenziell eher negatives Körperselbstbild im Gegensatz zu Jungen haben,[239] sind daher besonders empfänglich für bewusste äußerliche Einwirkung auf den eigenen Körper. Das übersteigerte Streben nach Veränderung des Körpers ist v.a. dann der Fall, wenn die Mädchen sich in Schule und Familie nicht wohl fühlen.[240]
So verbringen 12-16-jährige einen großen Teil des Tages damit, ihre körperliche Selbstdarstellung zu pflegen, sie legen großen Wert darauf, rund um die Uhr gut auszuschauen. Shoppen gehen wird zum Dauerhobby. Kleider machen bekanntlich Leute,[241] und so definieren Jugendliche heute ihre Persönlichkeit über Körpergestaltung und Kleidung. Dass dies in verstärktem Maße möglich ist, liegt zum einen am reichhaltigen Angebot – die hohe Zahl an Boutiquen für Mädchen spiegelt das wider[242] – und zum zweiten an dem durchschnittlichen Geld, das den Mädchen zur Verfügung steht, und das ausgegeben werden will. Je nach Stil, z.B. “punkig“ oder “girlie“, drücken sie ihre Nähe oder Entfernung zur kommerziellen und konventionellen Form der Selbstdarstellung aus und zeigen, wo sie ihren Platz inmitten der Unmenge an verschiedensten Lebensstilen haben.[243]
Das subjektive Empfinden der eigenen physischen Attraktivität hat daher auf die Selbstakzeptanz der Mädchen einen großen Einfluss. Wer sich selbst nicht schön findet, der hat auch ein niedrigeres Selbstwertgefühl. Im Sinne einer christlichen Persönlichkeitsbildung, ist es gut, dieses Schönheitsdenken auf eine andere Ebene zu führen. Die Jugendlichen müssen aufmerksam darauf gemacht werden, und dies nicht nur kognitiv sondern auf ganzheitliche und verinnerlichende Art und Weise nachvollziehen, dass nicht nur die äußerliche Schönheit zählt. Schönheit, die von innen kommt – die Josef Kentenich bezeichnet dies als Reinheit[244] – gilt es als erstrebenswertes Ziel zu vermitteln. Auch noch so viel Mascara und Lidschatten können dem Auge nicht mehr Ausstrahlung verleihen, wenn es einem Sprichwort zufolge der Seele nicht gut geht. Aufgabe ist es, die inneren Werte nach außen zu bringen und somit an Ausstrahlung zu gewinnen.[245] Nur so können die Mädchen in ihrer Unsicherheit und Sehnsucht, Beachtung zu finden und geachtet zu werden, auf Dauer ein positives Selbstbild entwickeln. Sie sind nicht mehr abhängig von Äußerlichkeiten; sie können Angebote nutzen, um ihr Erscheinungsbild zu verschönern, aber sie wissen, dass es auf mehr ankommt.
Wenn das Essen zur Qual wird oder: Topmodels sind eben nicht dick
So kann auch der Umgang mit dem eigenen Körper ein gesunder werden, doch der Trend scheint momentan in eine andere Richtung zu gehen. Ein Blick in den eigenen Bekanntenkreis oder in die eigene Verwandtschaft genügt in der Regel, um festzustellen, dass gerade Frauen und Mädchen ihrem Körper einiges zumuten. Die Schlankheit der Frauen, die kulturell als Schönheitsideal gilt, lässt sich mit der natürlichen biologischen Entwicklung gerade während der Pubertät nicht vereinbaren. Aufgrund einer Anreicherung von Fettzellen, sehen sich viele Mädchen gezwungen, gegen die etwa 11kg zusätzlichen Körperfette, vorzugehen. Sie müssten sich also extrem gegen ihren eigenen Körper verhalten, wenn sie diesem Schlankheitsideal entsprechen wollen. So schätzen sich viele normalgewichtige Mädchen als zu dick und einige wenige als zu dünn ein.[246] Nicht selten folgen als Konsequenz dieser Einschätzung Störungen im Essverhalten der Mädchen. Sie versuchen bewusst ihr Gewicht zu kontrollieren bzw. unter Kontrolle zu halten, was sehr viel Energie in Anspruch nimmt.[247]
Doch sind es außer dem proklamierten Schönheitsideal weitere Faktoren, die zu krankhaften Essstörungen wie Magersucht (Anorexia Nervosa), Ess- /Brechsucht (Bulimia Nervosa) oder aber auch Esssucht mit Übergewicht führen.[248] Die extreme Leistungsorientierung der Gesellschaft, geringes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, die Angst zu versagen, ausgeprägter Perfektionismus oder traumatische Erlebnisse können Auslöser sein.[249] So gehören Magersucht und Bulimie fast schon zur Normalität und somit zu den wichtigsten altersspezifischen Belastungen junger Mädchen. Bei der Anorexia Nervosa wird aus Angst vor einem normalen Körpergewicht durch Fasten, Gebrauch von Appetitzüglern und extrem gesteigerte körperliche und geistige Aktivität ein positiv erlebtes Untergewicht herbeigeführt. Magersüchtige verstehen sich selbst nicht als krank und sind deshalb sogar gefährdet an ihrem gestörten Essverhalten zu sterben, da der Körper zunehmend verfällt.[250] Im Zusammenhang mit Magersucht tritt eine hormonelle Störung auf, die Körpertemperatur sinkt ab, und es kommt zu einer Schwächung der Körperabwehr. An Bulimie leidende Mädchen hingegen wollen dem kulturellen Schlankheitsideal entsprechen, wobei nicht selten Magersucht vorausging. Doch folgen auf das anfängliche Diäthalten schnell Heißhungeranfälle, die als Kontrollverlust und somit auch als Versagen wahrgenommen werden. Dieser Leidensdruck wird durch das absichtlich herbeigeführte Übergeben oder die Anwendung von Abführmitteln gemindert.[251] Allerdings bleibt ein Dilemma bestehen, denn sowohl Essen als auch das mögliche Erbrechen bringen Selbstekel, Schuld- und Schamgefühle mit sich.[252]
Betroffene Mädchen isolieren sich häufig und reagieren abweisend auf die Bemühungen, sich ihnen zu nähern. Um der Problematik auf das auffällige Verhalten und die Veränderungen ihres Körpers angesprochen zu werden, ist der Rückzug aus Freundeskreis und Familie eine oftmals gewählte Konsequenz. Wer an Essstörung leidet, kann sich weniger gut konzentrieren und ist innerlich unruhig. Das eigene Körpergewicht wird zum alles beherrschenden Thema. Unbeschwertes Genießen von Essen wird unvorstellbar.[253]
Dem gilt es vorzubeugen, in Familie, in der Schule aber auch in der Jugendarbeit. Die jungen Mädchen müssen erfahren, dass Essen v.a. in Gemeinschaft auch Spaß machen kann. Der Gedanke der Communio ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Essen und Trinken gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Ohne Nahrungsaufnahme ist Leben nicht möglich, wichtig ist es daher als eine der großen Aufgaben dieser Altersphase ein diszipliniertes, aber auch natürliches Essverhalten einzuüben.[254] Doch reicht das allein nicht aus. Der beste Schutz vor Essstörungen sind positives Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, nicht Aussehen soll zur bestimmenden Eigenschaft werden, sondern Talente und Fähigkeiten müssen entdeckt und gefördert werden, ebenso wie der christliche Gedanke von der unbedingten Liebeszusage Gottes zu jedem einzelnen Menschen. Die Mädchen können z.B. in der Jugendarbeit herangeführt werden, über ihre Gefühle, Ängste und Hoffnungen zu reden. In der Erfahrung, dass sie ernst und wichtig genommen werden, liegt die Grundvoraussetzung, Probleme nicht durch krankhaftes Essverhalten lösen zu wollen.[255]
Depression: vom Leben ausgegrenzt sein
Überall dort, wo Mädchen dieses Angenommensein und diese Wertschätzung nicht erleben können, sind sie einer ernsthaften Bedrohung ausgesetzt. So leidet nicht nur die Gesundheit unter den krankhaften Essstörungen, sondern auch die Seele. Oder aber auch umgekehrt: es leidet die Seele, und die Folge davon sind Essstörungen. Oder es ist eine Mischung aus beidem.
Es ist bekannt, dass Jugendliche unter starken Stimmungsschwankungen leiden, die allerdings nicht mit Depressionen zu verwechseln sind. Aufmerksam muss man dann werden, wenn die Traurigkeit und Zurückgezogenheit, die oftmals der Unbeschwertheit der Kindheit folgen, länger anhält, wenn das Interesse am Leben verloren geht und Selbstablehnung oder Selbstmordgedanken auftreten.[256] Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit oder negatives Denken über sich kennen viele Jungen und Mädchen, aber dennoch gibt es bereits in diesem Alter genuine Depressionen, unter denen v.a. Mädchen leiden, und die sich bei ihnen durch erhöhte Leistungsangst und somatischen Belastungen äußern.[257]
Die Ursachen für dieses Phänomen sind vielfältiger Art. Mädchen haben allgemein einen anderen Stil, Belastungen zu verarbeiten als ihre Kameraden. Sie fühlen sich schneller schuldig, schaffen es weniger, sich bei Streitigkeiten zu distanzieren, sondern bleiben dabei eher auf der Beziehungsebene, sie werden früher als sozial verantwortlich betrachtet und tendieren daher zu Autoaggression. Demnach sind hauptsächlich die Mädchen betroffen, die sich in der Kindheit besonders durch Intelligenz, Aufmerksamkeit, Reflexionsvermögen und Zuverlässigkeit ausgezeichnet haben. Des Weiteren werden die weiblichen Jugendlichen mit anderen Erwartungen während der Adoleszenz konfrontiert: zum einen die Vereinbarung von Familie und Beruf das, zum anderen bereits oben beschriebene normative Schönheitsideal der Gesellschaft.[258]  Das wiederum kann zu narzisstischen Krisen und zur sog. Pubertätshypochondrie steigern, die sich in depressiven Reaktionen äußert[259] wodurch die Pubertät von Mädchen als belastender erlebt wird. Da sie großen Wert auf Harmonie und Beziehungspflege legen, gelingt ihnen der Ablösungsprozess meistens nicht so gut wie ihren männlichen Altersgenossen.[260] So sind gerade soziale Beziehungserfahrungen, der Verlust wichtiger Bezugspersonen oder die Erfahrung von Zurückweisung für die Entwicklung von Depressionen entscheidend. Mädchen sind extrem liebesbedürftig und sehnen sich nach Geborgenheit und Beziehung. Davon zeugen die unendlich vielen Soaps und Telenovelas, die sich seit Jahren ungetrübter Beliebtheit erfreuen.[261] Die dort dargestellten – hübschen und dem Schlankheitsideal entsprechenden Jugendlichen – erleben wie sie das Auf und Ab der Gefühle; auch sie werden zwar hin und wieder verlassen, aber doch finden sie immer zu der Liebe ihres Lebens. Den Mädchen wird also ähnlich wie in den sog. Foto-Love-Storys der Jugendmagazine vorgespielt, wie man das Glück im Leben finden kann. Der Traum von der großen Liebe wird nicht selten auf Sex heruntergespielt und die vermeintlichen Liebestipps für Erfolgsrezepte verkauft.
Was aber ist, wenn das wahre Alltagsleben anders ist? Viele Mädchen fallen in eine tiefe Krise. Das Gefühl nicht geliebt zu werden ist oftmals der Auslöser dafür, sich selbst nicht zu lieben. Das Gefühl abgewiesen, ungeliebt und unwichtig zu sein, führt dazu sich selbst nicht positiv geschweige denn sich uneingeschränkt annehmen zu können.[262] Die Mädchen werten sich selbst ab, unterschätzen die eignen Fähigkeiten und sehen einzelne Misserfolge als Bestätigung dieser Sicht. Diese Self-fulfilling-prophecy verstärkt die eigene Distanzierung von der Umwelt und das Gefühl, benachteiligt zu sein. Die Zukunft wird negativ gesehen, Herausforderungen des Lebens als unüberwindbar betrachtet, sodass die jugendlichen Mädchen viele Dinge gar nicht erst versuchen, weil sie es schon im Voraus für aussichtslos halten.[263] Aufgrund dieses niedrigen Selbstwertgefühls kommt es dann bei vielen Mädchen zu selbstzerstörerischem Verhalten: Essstörungen, Medikamentenmissbrauch, Depression oder einer Mischung derselben.


2.3.3 Entdeckung der Frau: Genderforschung aktuell


Trotz der Risiken, die das Jugendalter gerade in sich birgt, sind Mädchen und junge Frauen in den letzten Jahren auch selbstbewusster geworden,[264] und das liegt nicht zuletzt in den Mühen der feministischen Forschung begründet. Davon ausgehend sind die Begriffe Geschlechterforschung bzw. Gender-Studien zum Schlagwort einer Bewegung geworden, die die Bedeutung des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft untersucht.[265] Sie versuchen Antwort auf die Frage zu geben, ob das biologische Geschlecht (englisch “sex“) oder vielmehr das soziale Geschlecht (englisch “gender“) entscheidend für die Sicht- und Verhaltensweisen von Männer und Frauen sind.[266]
Die aktuellen Gender-Diskussionen stellen das Mann- und Frau-Sein in einen kulturellen und historischen Rahmen und kritisieren gleichzeitig die Vorstellung von einer Geschlechtsidentität aufgrund der natürlichen Voraussetzungen. Sie sehen die geschlechtsspezifischen Unterschiede als sozial gemacht und nicht als angeboren.[267] Des Weiteren zeigen sie die Notwendigkeit einer Freisetzung der traditionellen weiblichen Rolle auf und weisen auf die Verschiedenheit von Mädchen und deren unterschiedliche Lebensentwürfe hin, was noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts undenkbar gewesen wäre. Auch Mädchen streben heute nach ökonomischer Unabhängigkeit und selbstbestimmter Lebensgestaltung. Sie erleben sich nicht weniger emanzipiert und gleichgestellt im Vergleich zu ihren männlichen Altersgenossen. Die aktuelle Genderforschung spricht hierbei jedoch vom sog. „Ungleichheitstabu“[268], d.h. es existieren noch immer Differenzen zwischen Mann und Frau, z.B. hinsichtlich der Berufschancen und Bezahlung gleicher Arbeit. Dabei möchten die Mädchen ganz normale Jugendliche sein und keinen defizitären Sonderstatus haben, was dazu führt, dass sie ihre eigentlich doch offensichtliche Benachteiligung ignorieren.[269]
“Doing gender“ wird zum Ausdruck dafür, dass man Geschlecht nicht hat, sondern es tut, d.h. soziales Handeln ist geschlechtsbezogen und mit bestimmten Erwartungen und Vorstellungen verknüpft, wie z.B. hinsichtlich der Kleidung oder dem Verhalten, und dient der Darstellung von Mann bzw. Frau auf der Basis einer normativen Geschlechtszuordnung.[270] Die Genderforschung beschreibt z.B. die Selbstwahrnehmung und das Selbstbild aber auch die Fremdwahrnehmung und das Fremdbild innerhalb der Geschlechterdichotomie und das damit zusammenhängende Rollenverhalten von Mann und Frau bzw. von Junge und Mädchen. Sie macht auf die Erwartungen aufmerksam, die unsere Gesellschaft an Frauen hat: Mütterlichkeit und die Aufgabe, Beziehungen zu gestalten und zu erhalten, was einem Dilemma zwischen Selbstaufgabe und Selbstbehauptung nahe kommt. In Verbindung damit steht die Emotionaliät, d.h. Gefühle zu haben und zu zeigen, was aber gemeinhin nicht unbedingt als große Stärke der Frauen gesehen wird. Attraktivität ist ein weiterer Gesichtspunkt. Frauen müssen schön sein, sie müssen sich also auch zwangsläufig schön machen. Dass dies zu krankhaftem Verhalten führen kann, wurde unter den vorangegangenen Punkten ausführlich erörtert.[271]
Nun ist es für viele Mädchen und Jungen schwierig sich selbst zu finden. Die Phase der Verunsicherung bzgl. der eigenen Geschlechtsidentität während der Pubertät führt dazu, dass z.B. die weiblichen Jugendlichen auf die stereotypen Vorstellungen von Weiblichkeit zurückgreifen und somit auch auf implizite Rollenverteilungen und immer noch bestehende Hierarchiemodelle.[272] Die Gender-Debatte hinterfragt, ob es denn diese typischen männlichen und weiblichen Eigenschaften gibt, die es dann z.B. als männliche oder weibliche Persönlichkeit zu erwerben gilt. Sie zeigen auf, dass es für die Jugendlichen unter geschlechtshomogenen Bedingungen einfacher ist, die eigene Identität und somit die eigene Persönlichkeit zu erwerben, denn hier ist es möglich, sich auch in einer Weise zu verhalten, die normalerweise eher dem anderen Geschlecht zugeschrieben wird. Für Mädchen bedeutet das außerdem, dass ihre Fähigkeiten, die sonst als typisch weiblich und weniger wertvoll angesehen werden, wie z.B. wie Fürsorglichkeit, gewürdigt werden, was sich wiederum in höherem Selbstbewusstsein widerspiegelt.
Die Notwendigkeit Mädchen- und Jungen-Sein differenzierter zu betrachten, ist seit 1999 auch eine der Leitlinien der Europäischen Union. Der Gedanke des Gender-Mainstreamings fordert die Umsetzung geschlechterdifferenzierten und –bewusste Handelns in allen Lebensbereichen, so auch in der Jugendarbeit, wovon aber in der Praxis bei weitem nicht ausgegangen werden kann.[273]
Die Gender-Forschung leistet demnach wichtige Dienste in der differenzierten Sichtweise von Jungen und Mädchen. Ihre Ergebnisse dürfen im Sinne des Gender-Mainstreamings in der Persönlichkeitserziehung nicht unbeachtet bleiben. Und doch gilt es kritisch zu hinterfragen, ob der Schwerpunkt von der menschlichen Betrachtungsweise nun ungerechtfertigter Weise zu sehr auf der Betonung einer kulturellen Formung des sozialen Geschlechts liegt. Der christliche Ansatz hierbei liegt bei dem Glauben an eine Erschaffung des Menschen als Mann und Frau. Es wäre also falsch, die natürlichen Unterschiede und die damit verbundenen weiblichen bzw. männlichen Tendenzen aus dem Blick zu verlieren. Christliche Persönlichkeitserziehung fordert ebenfalls die Auseinandersetzung mit der eigenen geschlechtlichen Identität, aber auch der Annahme des eignen sex. Ich-Identität ist eben nicht nur, „was eine Person will“[274], sondern auch, „wer jemand ist“[275]. Die Mädchen und Jungen sollen vielmehr lernen sich in ihrer Andersartigkeit anzunehmen, ihre Grenzen zu akzeptieren und ihre Stärken herauszustellen. Doch hinterfragt eine christliche Persönlichkeit Rollenzuschreibungen auch in Bezug auf typisch weibliche bzw. männliche Rollen. Sie lässt sich und ihre Selbstverwirklichung nicht durch starre Konventionen und einengende Erwartungshaltungen beeinflussen.

 



[120] Vgl. Hornstein, W.: Jugend; in: LThK³ 5; Sp. 1065

 

 

[121] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 258

 

 

[122] Vgl. ebd.; S. 258

 

 

[123] Vgl. ebd.; S. 259

 

 

[124] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 53

 

 

[125] ebd.; S. 235

 

 

[126] Vgl. Pradini, M.: Persönlichkeitserziehung und Persönlichkeitsbildung von Jugendlichen; S. 35

 

 

[127] Vgl. Dreher, E./M. Dreher: Entwicklungsaufgaben im Jugendalter; in: Entwicklungsaufgaben und Bewältigungsprobleme in der Adoleszenz; S. 59

 

 

[128] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 217

 

 

[129] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 236

 

 

[130] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 276

 

 

[131] Vgl. ebd.; S. 281

 

 

[132] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 229

 

 

[133] Vgl. Oerter, R/E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 278

 

 

[134] Vgl. Biesinger, A./W. Tzscheetzsch: Wenn der Glaube in die Pubertät kommt; S. 22

 

 

[135] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 274

 

 

[136] Vgl. Schweitzer, F.: Lebensgeschichte und Religion; S. 193

 

 

[137] Vgl. Oerter, R./L. Montada: Entwicklungspsychologie; S. 274-275

 

 

[138] In Anlehnung an den Song von Salt’N’Pepa: Let’s Talk About Sex; 1991

 

 

[139] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 215

 

 

[140] Vgl. Popcorn (2006), Heft 4; S. 29

 

 

 

[141] Vgl. love & sex: in: Bravo Girl (2006), Heft 7; S. 48

 

 

 

[142] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 317

 

 

[143] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 263

 

 

[144] Vgl. ebd.; S. 258

 

 

[145] Vgl. ebd.; S. 259

 

 

[146] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie von 2002; S. 153

 

 

[147] Vgl. ebd.; S. 143

 

 

[148] Vgl. ebd.; S. 78

 

 

[149] Vgl. Klages, H.: Wertorientierungen im Wandel; S. 18

 

 

[150] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie 2002; S.153

 

 

[151] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 176

 

 

[152] Vgl. ebd.; S. 173

 

 

[153] Vgl. ebd.; S. 174

 

 

[154] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 178

 

 

[155] Das Problem der Essstörungen wird ausführlich unter 2.3.3 behandelt

 

 

[156] O. A.: Ich saufe, weil es cool ist – Oder: Der Rausch der Verzweiflung; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 26

 

 

[157] Dahlkamp, J.: Süße Bomben; in: Der Spiegel (2003), Heft 42; S. 60-62

 

 

[158] neumodischer Begriff für alkoholische Mischgetränke

 

 

[159] Vgl. o. A.: „Die knallen sich einfach weg“; in: Der Spiegel (1992), Heft 48; S. 74-87

 

 

[160] Vgl. o. A.: Ich saufe, weil es cool ist – Oder: Der Rausch der Verzweiflung; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 26

 

 

[161] Vgl. o. A.: „Die knallen sich einfach weg“; in: Der Spiegel (1992), Heft 48; S. 74-87

 

 

[162] Vgl. Brinkbäumer, K./u.a.: Die verlorene Welt; in: Der Spiegel (2006), Heft 14; S. 30

 

 

[163] Vgl. Brinkbäumer, K./u.a.: Die verlorene Welt; in: Der Spiegel (2006), Heft 14; S. 35

 

 

[164] Vgl. ebd.; S. 22 - 23

 

 

[165] Vgl. ebd.; S. 26

 

 

[166] ebd.; S. 26

 

 

[167] Vgl. ebd.; S. 30

 

 

[168] Vgl. Neumann, C.: Von der Rolle; in: Der Spiegel (2003), Heft 25; S. 64

 

 

[169] Vgl. o. A.: „Kaum noch Reue und Offenheit“: Jugendrichter erschrecken über Brutalität; in: Christ in der Gegenwart  56 (2004); S. 418

 

 

[170] Vgl. Brinkbäumer, K./u.a.: Die verlorene Welt; in: Der Spiegel (2006), Heft 14; S. 29

 

 

[171] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie von 2002; S. 78

 

 

[172] Vgl. o. A.: „Kaum noch Reue und Offenheit“: Jugendrichter erschrecken über Brutalität; in: Christ in der Gegenwart  56 (2004); S. 418

 

 

[173] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 177

 

 

[174] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 177

 

 

[175] Zumindest rühmt sie sich dessen. Ob in Wirklichkeit nicht vielmehr indirekte Erwartungen an das Handeln des einzelnen gestellt werden? Mädchen müssen bspw. nicht unbedingt Röcke anziehen, aber wenn, dann müssen sie tolle Röcke tragen. Wenn Adidas gerade “in“ ist, dann wird man doch schief angeschaut, wenn man Nike trägt. 

 

 

 

[176] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 17

 

 

[177] Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 290

 

 

[178] Vgl. ebd.; S. 292

 

 

[179] Vgl. ebd.;S. 299

 

 

[180] Vgl. ebd.; S. 295, 299

 

 

[181] Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 24

 

 

[182] ebd.;S. 25

 

 

[183] Vgl. Zimbardo, Ph./R. Gerrig: Psychologie; S. 324

 

 

[184] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 384

 

 

[185] Vgl. Zimbardo, Ph./R. Gerrig: Psychologie; S. 494

 

 

[186] Vgl. ebd.;494

 

 

[187] Vgl. ebd.;495

 

 

[188] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 304

 

 

[189] Vgl. ebd.;S. 298-299

 

 

[190] Vgl. Frielingsdorf, K.: Vom Überleben zum Leben; S. 33-34; vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 30

 

 

[191] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 21

 

 

[192] Diese Formulierung entspricht dem 2005 im Herderverlag erschienenem Ratgeber für Eltern von Biesinger, A./W. Tzscheetzsch

 

 

[193] Vgl. Biesinger, A./W. Tzscheetzsch: Wenn der Glaube in die Pubertät kommt; S. 63

 

 

[194] Bekannt sind Studien nach Oser, Fowler und Kohlberg: eine gute Übersicht bietet hierzu Schweitzer, Friedrich: Lebensgeschichte und Religion; S. 106-167

 

 

[195] Vgl. Oser, F./A. Bucher: Religiosität, Religionen und Glaubens- und Wertegemeinschaften; in: Entwicklungspsychologie; S. 941-945

 

 

[196] Vgl. ebd.; S. 953

 

 

[197] Die Formulierung „Kirche und Co“ spielt auf die typische Formulierung hinsichtlich des Glaubens von Jugendlichen an. Sie umfasst damit in unreflektierter Weise u.a. die Pfarrgemeinde, den Gottesdienstbesuch, den Pfarrer und verschiedene kirchlich-religiöse Gruppen.

 

 

[198] 14. Shell Jugendstudie von 2002; S.77

 

 

[199] Es darf aber nicht vergessen werden, dass die positive Bewertung von “Glauben ist ´in`“ sich durchaus auf die Unschärfe und Unreflektiertheit des Begriffs bei Jugendlichen zurückführen lassen könnte.

 

 

[200] Vgl. Frielingsdorf, K.: Vom Überleben zum Leben; S. 150

 

 

[201] Vgl. Fowler, J.: Glaubensentwicklung; S. 95

 

 

[202] Vgl. Frielingsdorf, K.: Vom Überleben zum Leben; S. 149

 

 

[203] Vgl. Röser, J.: Das große „Vielleicht“; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 108

 

 

[204] Vgl. Schweitzer, F.: Religion im Lebenslauf; in: Religionsstile Jugendlicher und moderne Lebenswelten; S. 146

 

 

[205] Röser, J.: Das große „Vielleicht“; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 107

 

 

[206] Vgl. Sill, B.: Sich selbst aushalten; in: KA+das zeichen 110 (2003); S. 80-81

 

 

[207] Vgl. Röser, J.: Das große „Vielleicht“; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 107

 

 

[208] Vgl. ebd.; S. 108

 

 

[209] Vgl. Knoblauch, H.: Die unsichtbare Religion im Jugendalter; in: Religionsstile Jugendlicher und moderne Lebenswelt; S. 68

 

 

[210] Hier sei verwiesen auf die fast schon popularistische Frage bzgl. der eignen Lebensgestaltung: „WWJD - What would Jesus do?“

 

 

[211] Vgl. Fowler, J.: Glaubensentwicklung; S. 94

 

 

[212] Vgl. Schweitzer, F.: Lebensgeschichte und Religion; S. 147

 

 

[213] Vgl. Die deutschen Bischöfe: Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen; S. 13

 

 

[214] Vgl. Biesinger, A./W. Tzscheetzsch: Wenn der Glaube in die Pubertät kommt; S. 36

 

 

[215] Vgl. Storch, M./A. Riedener: Ich pack’s!; S. 280

 

 

[216] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 276

 

 

[217] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 306

 

 

[218] Vgl. Zimbardo, Ph./R. Gerrig: Psychologie; S. 495

 

 

[219] Vgl. Biesinger, A./W. Tzscheetzsch: Wenn der Glaube in die Pubertät kommt; S. 38

 

 

[220] Vgl. Prandini, M.: Persönlichkeitserziehung und Persönlichkeitsbildung von Jugendlichen; S. 102

 

 

[221] Vgl. ebd.; 103

 

 

[222] Vgl. Zimbardo, Ph./R. Gerrig: Psychologie; S. 458-495

 

 

[223] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 308

 

 

[224] ebd.; S. 308

 

 

[225] Vgl. ebd.; S. 308

 

 

[226] Vgl. ebd.; S. 171

 

 

[227] Vgl. ebd.; S. 305-306

 

 

[228] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 321

 

 

[229] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 315

 

 

[230] Vgl. ebd.; S. 314

 

 

[231] Die vollständigen Titel lauten: Gray, J.: Männer sind anders. Frauen auch. Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus; München:  1998; Pease, A./B. Pease: Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können. Ganz natürliche Erklärungen für eigentlich unerklärliche Schwächen; 3. Auflage; München: 2000

 

 

 

[232] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 227

 

 

[233] Vgl. ebd.; S. 357

 

 

[234] Vgl. ebd.; S. 179

 

 

[235] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie; S. 20

 

 

[236] Aktuelle Castingshow auf Pro7, jeweils am Mittwoch um 20.15

 

 

 

[237] Vgl. ohne Autor: Ich bin nicht schön genug; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 378

 

 

[238] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 239

 

 

[239] Vgl. Oerter, R./E. Dreher: Jugendalter; in: Entwicklungspsychologie; S. 283

 

 

[240] Vgl. ohne Autor: Ich bin nicht schön genug; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 378

 

 

[241] In Anlehnung an die Novelle von Gottfried Keller: „Kleider machen Leute“; 1874

 

 

[242] Hier seien exemplarisch genannt: Orsay, Pimkie, Zara, Promod (nur Mädchenkollektionen),  H&M, C&A, New Yorker

 

 

 

[243] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 383

 

 

[244] Kentenich, J.: Ethos und Ideal der Erziehung, S. 326

 

 

[245] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 233

 

 

[246] Vgl. ebd.; S. 233

 

 

[247] Vgl. ebd.; S. 242

 

 

[248] Vgl. Barmer Ersatzkasse (Hrsg.): Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen; S. 13

 

 

[249] Vgl. ebd.; S. 20

 

 

[250] Vgl. Habermas, T.: Substanzenmissbrauch und Ess-Störungen; in: Entwicklungspsychologie; S. 848

 

 

[251] Vgl. Habermas, T.: Substanzenmissbrauch und Ess-Störungen; in: Entwicklungspsychologie; S. 849

 

 

[252] Vgl. Barmer Ersatzkasse (Hrsg.): Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen; S. 16

 

 

[253] Vgl. ebd.; S. 10

 

 

[254] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 252

 

 

[255] Vgl. Barmer Ersatzkasse (Hrsg.): Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen; S. 11

 

 

[256] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 424

 

 

[257] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 425-427

 

 

[258] Vgl. ebd.;. 435

 

 

[259] Vgl. ebd.; 235

 

 

[260] Vgl. ebd.; S. 436

 

 

[261] Um nur einige Beispiele zu nennen: Verbotene Liebe, Marienhof, Lotta in Love, Verliebt in Berlin, Unter Uns

 

 

[262] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 430-432

 

 

[263] Vgl. ebd.; S. 433

 

 

[264] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie von 2002; S. 18

 

 

[265] Genderforschung ist aus der feministischen Forschung entwachsen, hat aber sowohl die Mädchen als auch die Jungen in ihrer sozialen Identität im Blick

 

 

 

[266] Braun, C./I. Stephan: Einleitung; in: Gender-Studien; S. 9

 

 

[267] ebd.; S. 10

 

 

[268] Oechsle, M.: Gleichheit mit Hindernissen; S. 49

 

 

[269] ebd.; S. 49

 

 

[270] Bruhns, K.: Einleitung; in: Geschlechterforschung in der Kinder- und Jugendhilfe; S. 20

 

 

[271] Vgl. Kreisjugendring München-Land (Hrsg.): Rahmenkonzept Geschlechtsreflektierte Offene Jugendarbeit; S. 22-25

 

 

[272] ebd.; S. 26

 

 

[273] Vgl. Werthmanns-Reppekus, U.: Under construction; in: Geschlechterforschung in der Kinder- und Jugendhilfe; S. 52-55

 

 

[274] Jantz, O./R. Rauw: Alles bleibt anders!; in: Perspektiven geschlechtsbezogener Pädagogik; S. 33

 

 

[275] Jantz, O./R. Rauw: Alles bleibt anders!; in: Perspektiven geschlechtsbezogener Pädagogik; S. 33

 

 

 

 

 

 
 

Seite drucken Seite versendenImpressum