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Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Diplomarbeiten Diplomarbeit Hoffmann 03

3.         Von der Chance einer christlichen Persönlichkeitserziehung in der kirchlichen Jugendarbeit
3.1       Jugendarbeit: Das ewig Gestrige oder die Zukunft der Kirche
3.1.1       Christliche Persönlichkeitserziehung in der kirchlichen Jugendarbeit: auf Spurensuche
3.1.2       Ziele und Aufgaben: Selbstverständnis kirchlicher Jugendarbeit
3.1.3       Den Anforderungen gerecht werden: Jugendarbeit als Garant für Qualität
3.2       Eine Pädagogik, die es in sich hat: Erziehung als Idee
3.2.1       Mädchen unter sich: vom Sinn einer geschlechtshomogenen Jugendarbeit
3.2.2       Ein Prometheus anderer Art: der christliche Erzieher
3.2.3       Idee der Selbsterziehung: weil ich es mir wert bin
3.2.4       Wenn viele gemeinsam träumen: Beginn einer neuen Wirklichkeit
3.3       Dass neue Menschen werden: das Kentenich`sche Erziehungskonzept
3.3.1       Freiheit: über den Wolken und mitten im Leben
3.3.2       Idealpädagogik: weil Sterne nicht erreichbar sind und trotzdem dem Weg weisen
3.3.3       Bindungspädagogik: das alte Wort von der Heimat
3.3.4       Bündnispädagogik: Antwort auf ein Angebot
3.3.5       Vertrauenspädagogik: selbst ist die Frau
3.3.6       Bewegungspädagogik: den Aufbruch wagen
3.3.7       Liebe: macht’s möglich.



3. Von der Chance einer christlichen Persönlichkeitserziehung in der kirchlichen Jugendarbeit


3.1 Jugendarbeit: Das ewig Gestrige oder die Zukunft der Kirche


Unter den vorangegangenen Kapiteln wurde angeschaut, wie oder was Persönlichkeiten sind, es konnte festhalten werden, was demnach eine christliche Persönlichkeit ausmacht. Danach wurden die jungen Menschen von heute in den Mittelpunkt gestellt. Sie, mit all dem was sie prägt, mit allem, was ihnen wichtig ist, mit all ihren Besonderheiten, werden wichtige Träger des Christlichen in unserer Kirche sein. Oder besser gesagt, sie sollten es sein. Wenn denn der Gedanke der Persönlichkeit ein entscheidender ist, und das Ziel Persönlichkeit zu werden ein erstrebenswertes, dann fängt die Erziehung doch bei den Jugendlichen heute an. Familie und Schule sind Institutionen, die ihren Teil dazu beitragen wollen bzw. es müssen. Kann denn aber nicht auch die kirchliche Jugendarbeit ein Ort werden, wo Persönlichkeitserziehung realisiert wird? Muss sie vielleicht sogar Persönlichkeitserziehung zum Schwerpunkt machen?


3.1.1 Christliche Persönlichkeitserziehung in der kirchlichen Jugendarbeit: auf Spurensuche


An dieser Stelle ist es notwendig, auf die konkrete Situation der kirchlichen Jugendarbeit in Deutschland zu schauen, den Ist-Zustand zu analysieren. Christliche Persönlichkeitserziehung: ein oder kein Thema?
Jugendliche, die sich entscheiden Angebote kirchlicher bzw. verbandlicher Jugendarbeit wahrzunehmen, tun dies nicht selten aus Langeweile und dem Wunsch nach Unterhaltung, Unternehmungen und verschiedensten Aktionen. Sie entscheiden sich für diese Art Freizeitgestaltung, weil sie die Gemeinschaftserfahrung und ein Gefühl von Angenommen sein genießen, Hilfe bei der Lösung von Problemen und Konflikten erfahren oder einfach die Erholung als Ausgleich zur Schule brauchen.[276] Manche von ihnen lernen die innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit gebotenen Anregungen zu neuer Lebensqualität schätzen ebenso wie den Glauben als eine Möglichkeit, Leben zu deuten und zu gestalten.[277] Die Jungen und Mädchen scheinen also nicht vorrangig zu kommen, weil sie ihre Persönlichkeit gestalten oder sich bewusst zu Persönlichkeiten erziehen (lassen) wollen.
Die deutschen Bischöfe weisen 1997 darauf hin, dass es zu den Aufgaben geistlicher Leitung innerhalb der katholischen Jugendverbände gehört, dass jungen Menschen die Chance den christlichen Glauben kennen zu lernen ermöglicht wird, um daraus ihr eigenes Leben zu gestalten. Sie sollen befähigt werden, aus dem Leben heraus zu glauben und aus dem Glauben heraus zu leben.[278] In ihren Leitlinien und Programmen vertreten die einzelnen Verbände dies ebenso und versuchen dem Rechnung zu tragen. Immer wieder wird die Orientierung am Handeln und an der Botschaft Jesu als wichtige Grundlage genannt. Die christlichen Verbände sehen sich verpflichtet, sich durch Angebot und Nachfrage in den Dienst der Verwirklichung der Nachfolge Christi zu stellen.[279] Einzelne geben konkrete Anleitungen zum geistlichen Leben im Alltag und wollen durch die Gemeinschaft mit anderen Jugendlichen gelebten Glauben erfahrbar machen.[280] Die katholischen Verbände sehen ihren Auftrag in der Befähigung zum gelingenden Leben und wollen daher bei der persönlichen Lebensgestaltung zur Seite stehen. Sie haben als Ziel z.B. Selbstbewusstsein, Kritikfähigkeit oder Verantwortungsübernahme der Mitglieder im Blick. Studientage, Exerzitien, Wochenenden, Wallfahrten, Arbeitskreise, Freizeiten, Gruppenstunden und vieles mehr; eine bunte Palette, die sich suchenden und fragenden Jugendlichen bietet, und die der persönlichen, ganzheitlichen Weiterbildung dient.[281]
Es finden sich aber auch Selbstdarstellungen einzelner Verbände, die ihre Aufgabe v.a. in politischer, sozialer und pädagogischer Verantwortung für ihre Mitglieder und die Gesellschaft bzw. die Welt sehen. Dass diese Handlung im Christlichen begründet liegt, erscheint oft nur am Rand. Es steht des Öfteren der Eindruck, dass der christliche Lebensvollzug eher im Privaten stattfindet, und die Aktionen im Vordergrund stehen. So werden z.B. als Inhalte der verbandlichen Arbeit Tätigkeiten in der Natur, Durchführung von Jugenddiscos oder Organisation von Straßenfesten genannt.[282] Dadurch können Jugendliche von der Straße geholt und ihnen die Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitgestaltung geboten werden. Trotzdem bleibt die Frage, wie sich diese christliche Jugendbewegung von anderen Jugendorganisationen z.B. von Greenpeace oder den JuSos unterscheidet. Natürlich muss die verbandliche Jugendarbeit „um Christi willen zum sozialen und politischen Engagement führen“[283], doch ist es falsch, wenn es nur zum Engagement kommt und die Zeiten und Angebote im geistlichen Bereich fehlen.
Der BDKJ als Dachverband stellt zwar in seinem Grundsatzprogramm von 1998 heraus, dass die Strukturen und Arbeitsweisen die Persönlichkeitsentwicklung der Mitglieder unterstützt, und dies mag auch sicherlich stimmen, doch handelt es sich dabei auch um eine explizit christliche? Recht häufig entsteht der Eindruck, dass der gelebte Glaube und die Überzeugung eines christlichen Lebensstils nur auf dem Papier existieren. Beobachtet man das Auftreten einiger Verbände in der Pfarrei oder auf diözesanen Veranstaltungen, wird nicht selten Gemeinschaft der Mitglieder und deren Einsatzbereitschaft spürbar, aber Authentizität und Echtheit im Glauben – auch oder gerade bei den Verantwortlichen – wird vermisst.
In der praktischen Arbeit ist vielerorts bereits vor Jahren der Schwerpunkt auf Aktion und Methoden gelegt worden, Auswirkungen eines „Vakuum[s] an theologisch-pädagogischer Kompetenz“[284]. Die Institutionalisierung und Bürokratisierung, die der BDKJ so oft an der Kirche kritisiert, hat in den eigenen Reihen Einzug gehalten.[285] Ein Blick in die Veranstaltungstermine verstärkt den Eindruck, dass neben all den vielen Sitzungen nicht mehr viel Zeit für christliche und lebensbezogene Thematik bleibt.[286] Ebenso problematisch ist die Tatsache geworden, dass viele Mitarbeiter zwar pädagogisch kompetent aber auf theologischer Ebene kaum geschult bzw. erfahren sind. Fehlende (christliche) Spiritualität bei den Hauptamtlichen, die ja den Mitgliedern im Sinne eines Modells zum Lerngegenstand werden, wirkt sich auf das religiöse Leben in den Verbänden aus.[287] Und christliche Lebensgestaltung unterscheidet sich nun mal von einer ethisch wertvollen aufgrund des Glaubensvollzugs. Auch und gerade im Alltag.
Interessant ist es in diesem Zusammenhang den Blick auf die neuen geistliche Gruppierungen zu werfen, die sich mehr und mehr in der kirchlichen Jugendarbeit etablieren, wie z.B. beim Großereignis Weltjugendtag 2005 deutlich wurde.[288] Manche von ihnen sind Ausdruck einer Rückkehr des Religiösen innerhalb der Kirche, allerdings nicht selten mit integralistisch restaurativen Tendenzen. Die Ausprägungen reichen von neo-konservativ bis hin zu fundamentalistisch, was u.a. in den liturgischen Feiern deutlich wird. In diesen Gruppierungen wird das geistliche Leben groß geschrieben, der Trend scheint also in eine komplett andere Richtung – als er manchmal innerhalb des BDKJ anzutreffen ist – zu gehen. Scheinen die Verbandsmitglieder oftmals glaubensfremd, so trifft sicher auf viele Jugendliche dieser geistlichen Gruppierungen die Bezeichnung lebens- oder weltfremd zu. Keines dieser beiden Extreme ist erstrebenswert, es geht um eine gesunde Mitte, in der Glaube und Leben einander gegenseitig befruchten.
Zieht man nun am Ende dieser Spurensuche Bilanz, lässt sich nicht bestreiten, dass innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit christliche Persönlichkeitsbildung geschieht. Doch nur wenige Gemeinschaften haben dies explizit als Ziel vor Augen und nicht selten wird deutlich, dass es eine größere Unklarheit hinsichtlich der Zielvorstellungen gibt. Aus diesem Grund ist es interessant zu untersuchen, ob denn von offiziell kirchlicher Seite christliche Persönlichkeitserziehung als Aufgabe und Ziel kirchlicher Jugendarbeit genannt wird.


3.1.2 Ziele und Aufgaben: Selbstverständnis kirchlicher Jugendarbeit


Kann denn Selbstverwirklichung im christlichen Sinn möglich sein und wenn ja, wie ist diese zu verstehen? Oder ist sie überhaupt nötig?
In den letzten Jahren gab es von Seiten der Kirche keine neuen offiziellen und verbindlichen Aussagen über Jugendarbeit. Die Konzilsdokumente, die Würzburger Synode und die Leitlinien zur Jugendpastoral sind somit die wesentlichen Texte, die es zu betrachten gilt, um das Selbstverständnis der kirchlichen Jugendarbeit zu beleuchten.
Christliche Identität: die Welt verändern
Auch wenn in den Leitlinien der deutschen Bischöfe von 1991 das Wort Persönlichkeitserziehung nicht explizit genannt wird, so werden doch Aspekte christlicher Lebensgestaltung genannt, die in vielem damit identisch sind. Auftrag der kirchlichen Jugendarbeit ist es, die Kommunikations- und somit auch die Beziehungsfähigkeit zu fördern, den richtigen und verantwortungsvollen Umgang mit der persönlichen Freiheit zu erlernen und aktiv die Welt zu verändern.[289] Die Jungen und Mädchen sollen zu einer Gottesbeziehung herangeführt werden, die v.a. dann möglich ist, wenn in den Zeiten des entwicklungspsychologisch bedingten Zweifelns Orientierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. So kann die Sinnkrise zum Wachstum des Glaubens werden.
Als letzter elementarer Punkt soll die Selbstfindung der jungen Menschen genannt werden, die so entscheidend für eine mögliche Selbstverwirklichung und Entwicklung zu einer „christlichen Identität“[290] ist.[291] Sie können aufgrund dessen ihren Auftrag wahrnehmen, „überall dort selbständig und selbstverantwortlich tätig [zu] werden […], wo ihnen dies ihre eigene und originäre Sendungskompetenz erlaubt.“[292] In dieser diakonischen Haltung kann Kirche wesentlich dazu beitragen, Jungen und Mädchen von heute zu christlichen Persönlichkeiten heranzubilden. Diese Erziehung zu christlichen Persönlichkeiten ist dann Beitrag der kirchlichen Jugendarbeit zu einem “gelingenden Leben“ und ist Teil des Dienst der Kirche am Menschen[293], damit der junge Mensch als mündiger Christ Kirche und Gesellschaft gestalten kann.[294]
Einer christlichen Persönlichkeit ist ebenfalls zu eigen, was die Synode als die Hilfe, die geleistet werden soll, beschreibt, damit die Jugendlichen sich dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck widersetzen lernen, dem uneingeschränkten Glauben an den wissenschaftlich-technischen Fortschritt[295] nicht erliegen und ihr Leben selbstbestimmt, selbstkritisch und in Verantwortung gestalten können.[296]
Christ sein: Christus nachfolgen
Immer wieder wird betont – und dies natürlich zu Recht – dass die Jugendlichen sich nach der Person Jesu, nach seinem Handeln und nach seiner Botschaft ausrichten sollen. Daher ist auch Ziel der kirchlichen Jugendarbeit „nicht Rekrutierung sondern Motivation und Befähigung, das Leben am Weg Jesu zu orientieren.“[297] Selbstverwirklichung im christlichen Sinn verlangt also, an Jesus Christus Maß zu nehmen (Phil 2,6-11) und sich mit ihm zu identifizieren, d.h. die Jugendlichen müssen auch die Chance erhalten, mit diesem Jesus konfrontiert zu werden.[298] Die innere Freiheit einer christlichen Persönlichkeit erklärt sich dann durch den Glauben an ihn, der selbst innerlich frei war.[299] So können die Jungen und Mädchen sich selbst bewusst ändern, ihre eigene christliche Lebensform entdecken, sich selbst und ihre eigenen Talente entfalten.[300]
Personales Angebot: Arbeiten mit der Persönlichkeit der anderen
Wenn sich der Dienst der Kirche ganz an der Person Jesu orientiert, dann kann es gar nicht anders möglich sein, als dass die einzelnen Personen, die im Namen dieser Kirche wirken, ebenfalls zum Kernstück der Pastoral werden.[301] Die Gemeinschaft der Gläubigen ist das wichtigste und notwendigste, was Kirche den jungen Menschen anbieten muss, deshalb wird immer wieder die Priorität des personalen vor dem sachlichen Angebot betont.[302] Nur wenn die Botschaft Jesu den Jugendlichen in glaubwürdigen Persönlichkeiten – das kann ein Priester, ein hauptamtlicher Mitarbeiter, ein Pfarreimitglied ebenso wie ein Gleichaltriger sein – begegnet, dann kann sie überzeugen. Diese Persönlichkeiten bieten den Jungen und Mädchen spirituelle, theologische, diakonische, lebenskundliche und teilweise therapeutische Hilfestellungen zur Lebensgestaltung.[303] Daher können noch so viele Jugendheime, Zuschüsse oder aufwendige Events die Bereitschaft, jemanden am eigenen Glauben teilhaben zu lassen, nicht ersetzen.[304]
Die Chance, christliche Persönlichkeit zu werden, darf den Jugendlichen nicht genommen werden, d.h. im Sinne des Personalen Angebots muss die Kirche konsequenterweise auf die jungen Menschen zugehen, darf nicht abwarten, bis die Jugendlichen sie, die Kirche, von selbst entdeckt. Trotzdem darf die Formulierung “Personales Angebot“ nicht missverstanden werden. Hierbei handelt es sich nicht um einen Service-Automaten, wo Jugendlichen – also Objekten – etwas serviert wird. Vielmehr sind sie Subjekt der Beziehung und werden zum Gestalter ihres weiteren Lebens.[305] Dazu gehört auch, die Mündigkeit in Kirche und Gesellschaft einzuüben.


3.1.3 Den Anforderungen gerecht werden: Jugendarbeit als Garant für Qualität


Zusammenfassend lässt sich also im Sinne des Dreischritts “sehen – urteilen – handeln“[306] folgendes festhalten:
Wer sucht, sieht mehr
Unsere Kirche besteht nicht um ihrer selbst willen, deshalb versteht sie sich auch als eine “ecclesia semper reformanda“. Sie stellt hohe Ansprüche an sich, das heißt auch, dass nichts totgeschwiegen oder tabuisiert werden darf,[307] was eigentlich zur Sprache kommen soll. Wenn Kirche unterwegs ist und dabei Gefahr läuft, Fehler zu machen, dann gehört es zu ihren vordringlichsten Pflichten, sich ständig kritisch zu hinterfragen bzw. hinterfragen zu lassen. Und wer könnte diesen Dienst besser übernehmen als die Jugend?[308] Sie soll zum Gewissen von Kirche und Gesellschaft werden.[309]
Wir sehen, dass unsere westlich-europäische Gesellschaft in ihrer Konsumorientierung und den unzähligen pluralistischen Strömungen, Menschen braucht, die auffallend anders sind. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der nicht in Macht und Geld liegt, kann das Zeugnis von christlichen Persönlichkeiten zur Lebenshilfe werden und zur Umwertung der bestehenden Verhältnisse beitragen.
Es ist offensichtlich, dass immer mehr Menschen in Deutschland das Vertrauen in die Kirche verlieren,[310] und dass die verbandliche Jugendarbeit sich immer noch in einer Krise befindet. Weil Kirche und weil Christen so oft nicht mehr überzeugen oder so weit vom Leben der Menschen entfernt sind, werden verstärkt Angebote aus okkultistischen, evangelikalen oder von New Age geprägten Kreisen angenommen.[311]
Im Urteilen Konsequenzen ziehen
Kirche und Jugendarbeit braucht Qualität. Gefragt sind Persönlichkeiten, die authentisch sind, die so zum Gewinn werden. Die Kirche scheint langsam zu begreifen, dass sie als Volkskirche langsam in sich zusammenfällt[312] und in geraumer Zeit so nicht mehr existieren wird.[313] Da braucht es die Vision von einem Neuen Menschen, der erst einmal entgegen dem Gedanken der Quantität steht. Es sind Personen notwendig, die ihren Glauben nicht verstecken, die die froh machende und befreiende Botschaft ausstrahlen, und deren Leben aufgrund ihrer Entscheidung ein für sie gelingendes ist. Die bewusste Erziehung zu solchen glaubwürdigen christlichen Persönlichkeiten ist daher oberstes Gebot in der kirchlichen Jugendarbeit. Der Ansatz ist demnach ein induktiver: die Konzentration auf wenige, die dann zu Multiplikatoren werden und größere Kreise begeistern können.[314]
Handeln heißt konkret werden
Jugendliche sind Gesprächen mit religiösem Inhalt gegenüber nicht prinzipiell abgeneigt, auch wenn das landläufig vermutet wird, aber Atmosphäre und Form sind dabei entscheidend: Diskussionsbereitschaft, das Gefühl von Offenheit und Interesse sowie die Bereitschaft, sich selbst in Frage stellen zu lassen, sind für sie unverzichtbar. Kirche von heute kann und muss Jugendlichen von heute Antwort geben auf ihre Fragen, die sie stellen.
Die kirchliche Jugendarbeit muss handeln, wenn sie einen „widerstandsfähigen, charaktervollen katholischen Menschen [inmitten einer glaubensfremden] Welt mit ihrer [materialistischen und kapitalistischen] Einstellung“[315] als Ziel ihrer Arbeit vor Augen hat. Die Jugend ist offen und bereit, sie ist entwicklungsfähig, sodass jetzt wichtige Grundsteine für eine Zukunft der Kirche von Morgen gelegt werden können. Die Jungen und Mädchen sind seit jeher Adressat jeder Gemeinschaft, jeder Strömung, jeder Ideologie, weil sie auf der Suche sind, sich motivieren und begeistern lassen, weil sie voller Tatendrang sind. Daher ist es für alle Gruppen ein Gewinn, die Jugend an ihrer Seite zu haben,[316] bleibt nur die Frage, mit welchem Partner an ihrer Seite die Jugend gewonnen hat. Und wer die Jugend hat, hat die Zukunft, so sagt man.
Die explizite christliche Persönlichkeitserziehung muss daher die letzte Konsequenz der kirchlichen Jugendarbeit sein. So bleibt Jugendarbeit nicht im Gestern sondern wird zum Garant für eine Kirche mit Zukunft.
Aus diesem Grund hat z.B. die Jugend in Hannover, Bistum Hildesheim, reagiert. Sie wollen die Herausforderung einer veränderten Jugendzeit annehmen und den neuen Anforderungen gerecht werden. Ihr Ziel ist die „Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit von Jugendlichen […] zu fördern, damit sie ihr Leben zunehmend selbstverantwortlich und selbstbestimmt gestalten.“[317] Die kirchlichen Mitarbeiter sind ihnen dabei durch ihr personales Angebot wichtige Wegbegleiter und das Jugendpastorale Zentrum “TABOR“ Ort der gebündelten Kräfte.[318]


3.2 Eine Pädagogik, die es in sich hat: Erziehung als Idee


Eine ähnliche Vision von Jugendarbeit hatte bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Pater Josef Kentenich. Er entwickelte über viele Jahre eine Art der Jugendarbeit, die immer wieder Antwort geben will auf die veränderten Bedingungen der Zeit. Seine Pädagogik ist weniger Ergebnis wissenschaftlicher Studien als vielmehr seiner psychologischen und pädagogischen Begabung. Gegenstand seiner Arbeit sollte immer die umfassende Persönlichkeitserziehung sein, sein Wirken lässt sich daher beschreiben als “Engagement für einen ganzheitlichen Lebensstil“. Er verstand sich selbst und die Verantwortlichen der Jugendarbeit als Erzieher und die Jungen und Mädchen als Zu-Erziehende. Der Gedanke der Erziehung ist heute nicht besonders geschätzt innerhalb der Jugendarbeit, denn es wird verstärkt Wert gelegt auf eigene Entfaltung und möglichst wenig äußere Beeinflussung. Warum also die “ollen Kamellen“ von der Erziehung wieder herausholen?
Erziehung als Grundbegriff der Pädagogik will verstanden sein als ein verantwortliches Handeln am Edukanten, das ihn zu Selbststand, Autonomie und Mündigkeit verhelfen will.[319] Anders als die Begriffe “Entfaltung“, “Entwicklung“ oder “Bildung“ drückt er die absichtliche Veränderung im eigenen Leben und eine Beziehung von Subjekt und Objekt aus: jemand erzieht jemanden bzw. jemand erzieht sich oder einen anderen zu etwas. Modern kann Erziehung als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden, das Gute und Große liegt im Menschen selbst, es braucht aber Anstöße zur Entwicklung.[320]
In Anlehnung an die Pädagogik Kentenichs sollen im Folgenden Grundzüge einer christlichen Persönlichkeitserziehung bei 12-16-jährigen Mädchen aufgezeigt werden.[321] Damit die Jugendarbeit auf die Situation der Jugendlichen heute, mit ihren Fragen, Problemen und Sehnsüchten, Antwort geben und zur Lebenshilfe werden kann, sind sowohl verschiedene äußere als auch innere Rahmenbedingungen nötig.


3.2.1 Mädchen unter sich: vom Sinn einer geschlechtshomogenen Jugendarbeit


Die erste und wahrscheinlich offensichtlichste äußere Rahmenbedingung ist die einer geschlechtsspezifischen Jugendarbeit. Wenn im Vordergrund der kirchlichen Jugendarbeit die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit steht, dann brauchen Jungen und Mädchen auch eigene Räume, um diese zu entfalten. Der Mensch ist nicht einfach nur Mensch, er ist Mann oder Frau, und somit ist ihm eine je eigene Dynamik und Wesensart zu teil. “Mädchen sind anders“ (siehe 2.3), und darauf muss auch die Jugendarbeit in geeigneter Weise reagieren.[322]
In einer Gesellschaft, in der Frauen und Mädchen verstärkt als Lustobjekte behandelt und verkauft werden, tut ein gewisser Schonraum, der sich an den Lebenslagen von weiblichen Jugendlichen ausrichtet, gut. Mädchen können unter ihresgleichen leichter sein wie sie sind, müssen daher nicht beeindrucken, möglichst sexy und cool wirken und brauchen sich nicht ständig beobachtet fühlen.[323] Es kann unter diesen Rahmenbedingungen möglich sein, Masken abzulegen, ganz Ich zu sein, ohne mich zu verstellen.[324] So können auch ihre Probleme thematisiert werden, ohne dass sie peinlich berührt sein müssen, denn sie wissen darum, dass viele andere Mädchen sie verstehen können, weil es ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach ähnlich geht; d.h. die Hemmschwelle, über den eigenen Körper, das Essverhalten oder eigene Ängste zu reden, ist sicherlich niedriger. So bietet ihnen Geschlechtshomogenität die Möglichkeit erst einmal Zuwendung für die eigenen Bedürfnisse zu erfahren.[325] Junge Frauen haben außerdem vermehrt das Bedürfnis miteinander zu reden, Beziehung zu pflegen[326] und in freundschaftlicher Weise miteinander zu kuscheln, d.h. mit Körpersprache ausrücken „du, ich mag dich“, „schön, dass es dich gibt“ oder „ich brauch dich“. In einer Gemeinschaft von Mädchen fällt es ihnen leichter, “geschlechtstypisches“ Verhalten zu zeigen, was wiederum zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins beiträgt. Überall dort, wo ich mich nicht verstecken brauche, und das was zu mir gehört, als Stärke erlebe und entwickeln kann, dort gelingt Selbstannahme und Selbstverwirklichung. Durch die geschlechtshomogene Arbeit entstehen eben diese Räume, in denen junge Mädchen die Möglichkeit haben sich als „stark, eigenständig und kompetent zu erleben“[327].
Auf keinen Fall darf jetzt die Schlussfolgerung gezogen werden, dass Mädchen nur Hausfrau und Mutter werden sollen, oder dass einengende Geschlechterrollen nicht überdacht und aufgebrochen werden sollen. Doch macht sich auch ein gewisser Zweifel breit, ob das Verständnis von Gleichberechtigung innerhalb der feministischen Bewegung nicht missverstanden wurde. Man hat vielfach den Eindruck, dass Gleichwertigkeit mit absoluter Gleichheit zwischen den Geschlechtern verwechselt wurde. Mode, Sprache und Verhalten könnten die deutlichsten Zeugnisse dafür sein. So wird innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit wie auch außerhalb die Zwiespältigkeit erkannt, die die lang erkämpfte Koedukation mit sich bringt. Es haben sich Tendenzen entwickelt, dass die traditionellen Rollenmuster sich eher verfestigt als gelockert haben. In homogenen Gruppen hingegen übernehmen auch die weiblichen Jugendlichen die “typisch männlichen“ Aufgaben: sie übernehmen Verantwortung, haben Führungspositionen inne, organisieren oder werden auch einmal körperlich tätig.[328] Weil in unserer Gesellschaft die traditionell männlichen Eigenschaften mehr geschätzt werden, können die jungen Frauen von einer Geschlechtertrennung profitieren.
Die Chance einer geschlechtshomogenen Arbeit kann außerdem darin liegen, erst einmal sich selbst zu finden, bevor man sich als junger Erwachsener auf einen Partner einlassen kann. D.h. zuerst soll eine Ausprägung der psycho-physischen Eigengesetzlichkeit stattfinden, damit sich „auf der Basis der Ergänzungsfähigkeit und -bedürftigkeit eine Ergänzungswilligkeit entwickeln“[329] kann. Des Weiteren will diese Rahmenbedingung nicht verstanden werden als ein permanentes Sich-Abgrenzen bzw. Sich-Ausgrenzen, sodass es in keinster Weise zu Berührungspunkten mit dem anderen Geschlecht kommen kann. Nein, die Chance liegt vielmehr im Schonraum des Wachsens als junge Frau, aber Begegnungen bei größeren und offeneren Veranstaltungen wie Festen, Partys oder Jugendgottesdiensten können und müssen möglich sein.
Mädchenarbeit knüpft also an der Erlebniswelt der Mädchen an, hat ihre spezifischen Wünsche und Probleme im Blick, versucht gesellschaftliche Determinationen und Manipulationen transparent zu machen und lehrt die Mädchen damit umzugehen. Deshalb sind die entsprechenden Angebote und Projekte speziell auf sie zugeschnitten, um so ihre eigenständige Persönlichkeit zu stärken. Notwendig dafür sind außerdem Gruppenleiterinnen bzw. weibliche Verantwortliche, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen als Frau leichter einen Zugang zu den 12-16-jährigen Mädchen finden und dadurch eine besondere Verbundenheit aufbauen können.[330]


3.2.2 Ein Prometheus anderer Art: der christliche Erzieher


Doch sind besondere Nähe und Vertrauen zu den Mädchen nicht ausreichend, um junge Persönlichkeiten zu formen. Nur wenn die Mitarbeiter selbst Persönlichkeit sind bzw. ihnen eine „eigene Persönlichkeitsreife“[331] zu teil ist, dann ist auch innerhalb der Jugendarbeit das Ziel, christliche Persönlichkeit zu werden, erreichbar. D.h. der Mitarbeiter muss sich z.B. durch emotionale Stabilität, christliche Werthaltung, gelebte christliche Spiritualität und ein positives Selbstkonzept auszeichnen.
Lernen am Modell oder: „Persönlichkeit entzündet sich am besten an Persönlichkeit“[332]
Der Erzieher könnte also noch so viele Worte machen, Texte verfassen, mündlich oder schriftlich an den Jugendlichen appellieren, nichts ist so wirksam, als selbst Repräsentant all dessen zu sein, wovon man spricht. Will ich Einfluss darauf haben, wie junge Menschen ihr Leben gestalten, so muss ich selbst zum Beispiel des gelebten Lebens werden.[333] Josef Kentenich macht in diesem Zusammenhang auf ein Grundproblem unserer Tage aufmerksam: wir lehren zu viel und leben zu wenig.[334] Dabei sind gerade für Jugendliche Ideen und Programme viel weniger entscheidend, motivierend und prägend als die Personen, die jene verkörpern.[335] Sie sind ja eben deshalb auf der Suche nach Vorbildern und Idolen, an denen sie sich orientieren wollen.
Die Leiter prägen durch ihre Geschichte, Herkunft, Ausbildung, durch ihre Probleme, Motivation und Interessen, v.a. aber durch ihr Selbstbild. Es wäre daher falsch zu glauben, dass sich nur die positiven Eigenschaften im Mädchen widerspiegeln; gerade weil dem nicht so ist, ist der Erzieher aufgefordert, unablässig an seiner eigenen Persönlichkeit zu arbeiten.[336] Beobachtungslernen oder auch “Lernen am Modell“ genannt vollzieht sich allein durch Beobachtung anderer Menschen und deren Verhaltensweisen. Wir lernen von ihren Fehlern und aber besonders von ihren Erfolgen, v.a. wenn wir sehen, dass darauf Belohnung folgt, die betreffende Person beliebt und geschätzt wird, wenn wir uns mit ihr identifizieren können und wir uns in der Lage sehen, uns ähnlich zu verhalten.[337]
Kentenich setzt also die Wirksamkeit der Erzieherpersönlichkeit und ihrem Vorbildfunktion zurecht sehr hoch an, wenn er fordert, vielmehr durch das eigene Sein und Tun selbst ernst zu machen, mit dem, was man redet.[338] Konsequenz dessen muss nicht sein, dass der Gruppenleiter ein unübertreffliches Musterbeispiel des Glaubensvollzugs, sondern zum Vorbild des Lebens aus dem Glauben wird, das letzten Sinn und Halt im christlichen Glauben sieht.[339] Er soll als Mensch und Christ glaubwürdig sein, sodass er als „originelle Persönlichkeit […] originelle Persönlichkeit bilden und gestalten“[340] kann.
Prometheus: Großes tun – um deinetwillen
Aufgabe des Mitarbeiters ist es also eine Beziehung herzustellen, die der Persönlichkeitsentfaltung des jungen Menschen dient, weil nur dann wirkliche Veränderungen möglich sind. [341] Notwendig ist daher zum einen eine Atmosphäre der Ehrlichkeit, der Akzeptanz, der Transparenz und des Verstehens.[342]
Zum anderen sieht Kentenich wie Eduard Spranger, in dem Erzieher, dem Gruppenleiter, etc., einen, dem an der Person des Zu-Erziehenden etwas liegt. Als Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit sieht dieser im Jugendlichen das Große und will ihm helfen, dieses Ideal zu erreichen, indem er ihn gleichsam empor zieht.[343] Eine solche Erziehung verlangt daher eine unbedingte Wertschätzung des Gegenübers als grundsätzliche Einstellung des Mitarbeiters. Das will heißen, als Gruppenleiter muss ich dem jungen Mädchen Ehrfurcht und Liebe entgegen bringen, mich vor jeglicher Manipulation hüten, denn nur in einer solchen Haltung kann sich sein Selbstbewusstsein gesund entfalten.[344] Vom Erzieher wird also ein hohes Maß an Selbstdisziplin gefordert, was sich auch in den Forderungen widerspiegelt, sich „auf der ganzen Linie […] überflüssig [zu] machen, wenigsten [der] Haltung nach“[345] und niemals um die Gunst des Jugendlichen zu buhlen.[346] Der Akt des Erziehens ist demnach nicht Selbstzweck, sondern als Gruppenleiter ist es meine Aufgabe, im Mädchen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu wecken, damit sie den Weg des Lebens ohne meine Hilfe gehen kann, meine Zeit der Wegbegleitung muss irgendwann zu Ende sein. Als Mitarbeiter muss ich mich also – wie es auch die Würzburger Synode fordert[347] – selbstlos dem anderen verschenken,[348] meinen Dienst als einen schöpferisch-selbstlosen am fremden Leben verstehen und mich freihalten von Herrschsucht und dem Wunsch nach Selbstbestätigung.[349] So wird Menschenwürde konkret.
Grundlegend dafür ist, das eigene Wissen über jedes einzelne Mädchen ständig zu erweitern versuchen[350] und seine Eigenart im Blick zu haben, da jeder Mensch unterschiedliche Rahmenbedingungen benötigt, um seine Persönlichkeit optimal entfalten zu können. Die Einmaligkeit, Einzigartigkeit und Freiheit der jungen Frau muss respektiert werden, was auch die Freiheit zur Freiheit impliziert, d.h. sie kann sich auch aus freier Entscheidung vom Jugendleiter und der Jugendarbeit allgemein abwenden.[351] Als Erzieher ist es unverzichtbar, die „Unplanbarkeit, Unverfügbarkeit und Unregulierbarkeit der Person zu berücksichtigen“[352], will heißen, den anderen nicht als bedingungslos formbares Objekt zu sehen. Die junge Frau ist in einzigartiger Weise von Gott erschaffen, ihr obliegt als Person eine unantastbare Würde und eine persönliche Sendung. Josef Kentenich drückt dies auf ganz eindrückliche Weise aus, wenn er sagt:
„Was heißt erziehen? Selbstlos fremder Eigenart dienen. Das ist die Kunst der Künste, Menschen zu erziehen, Menschseelen zu formen und zu gestalten. Noch einmal: Was ist der tiefe Sinn der Erziehung? Sie dürfen nicht etwa sagen wie Goethe in seinem Prometheus: „Hier sitze ich, forme Menschen nach meinem Bilde.“ Ach wo! Ich bin nicht das Ziel der Erziehung. Das Ideal der Erziehung heißt: Hier sitze ich und forme Menschen nach deinem Bilde. Gott hat in jedes Menschen Leben eine seiner Ideen hineingebaut. Gott will einen Gedanken verwirklichen, verkörpern durch jeden einzelnen Menschen. Und meine Aufgabe als Erzieher besteht darin, diesen Gedanken Gottes ausfindig zu machen und meine Kraft dafür einzusetzen, dass dieser Gedanke Gottes im Leben des Menschen verkörpert und verwirklicht wird.“[353]
Ich kann also nicht wie Goethes „Prometheus“[354] den Jugendlichen als mein Rohmaterial verstehen, das ich nach meinem Belieben formen kann. Es ist meine Aufgabe, die Idee, die Gott in ihn hineingelegt hat, zusammen mit ihm zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen. Ich trage zum Wohlbefinden des Heranwachsenden bei, Wertschätzung, Akzeptanz, Verständnis, Interesse, Bestätigung und Liebe sind meine Hauptaufgaben.[355] Ohne Ausnahme muss der Erzieher an das Gute im Gegenüber und an seine persönliche Sendung glauben, ihn absolut bejahen.[356] Allein durch diese Haltung bestätigt er dem Mädchen den Sinn seiner Existenz und bestärkt sein Selbstvertrauen.[357]
Erzieher brauchen deshalb Visionen und Ideale, sie brauchen einen Grund, warum und wofür sie sich engagieren.[358] Wer kein Ziel vor Augen hat, der weiß auch nicht, welchen Weg er gehen und warum er bei Schwierigkeiten durchhalten soll. Josef Kentenich stellt allen Erziehern ein solches Ideal vor Augen: „Hier sitze ich und forme Menschen nach deinem Bilde“.
Und mit deinem Geiste: Erziehung und Gnade
Der Blick und die Ausrichtung auf Gott hin, ist etwas Wesentliches für den christlichen Erzieher. Als Persönlichkeit weiß er um seine Stärken, aber auch um seine Schwächen und Grenzen. Seine Haltung gegenüber dem Jugendlichen ist demnach eine bescheidene: „Ich kann dir das bieten, ich kann da sein für dich. Das ist nichts Großes. Wenn du willst, kannst du das annehmen.“ Wer weiß, dass sein Wirken nicht um seiner selbst willen geschieht, sondern sich im Dienst eines Höheren sieht, der kann auch auf dessen Mittun vertrauen. Der Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit muss deshalb ein Mensch der „Innerlichkeit und des innerlichen Gebetes sein“.[359] Seine Arbeit muss gleichsam vom Gebet durchdrungen sein, was ein Zweifaches bedeutet: Er setzt sich ein, arbeitet, als ob es Gott nicht gäbe, und betet als ob es nur darauf ankäme; so kommt weder das eine, noch das andere zu kurz.
Er verlässt sich daher nicht nur auf die Gnade Gottes, aber er ist sich bewusst, dass das, was sich entwickelt, nicht allein sein Verdienst ist. Wer sein Engagement bewusst im Zusammenhang bringt mit dem Willen und dem Wirken Gottes, der kann auch das sog. Burn-out-Syndrom verhindern, denn er lebt in der Regel zufriedener und ist gesund an der Seele.[360]
Durch sein Engagement hat der christliche Erzieher erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit, nicht nur auf die des Mädchens, sondern auch auf seine eigene. Eine solche Jugendarbeit ist also Persönlichkeitserziehung im doppelten Sinn. Sie garantiert außerdem, dass die jungen Frauen, ihr Realbild ihrem Idealbild angleichen können, mehr Selbständigkeit und Selbstbewusstsein – und dadurch mehr Persönlichkeit – erlangen und in guter Weise mit den Schwierigkeiten des Lebens umgehen können.[361]


3.2.3 Idee der Selbsterziehung: weil ich es mir wert bin


Wer also erfährt, „da glaubt einer an mich, da will mir einer Gutes“, der kann eigene schöpferische Kräfte mobilisieren.[362] Der Mensch ist alles andere als ein triebgesteuertes Wesen, das den inneren Verlangen hilflos ausgeliefert ist und nur im Heute lebt, sein Gestern nicht reflektiert und sein Morgen nicht gestalten will.
In der Schule lernen die Mädchen, sich frühzeitig mit der Frage auseinanderzusetzen, wer sie später einmal sein möchten, im Sinne von welchen Beruf sie später ausüben wollen. Was sie weniger lernen – und hier müsste die kirchliche Jugendarbeit ansetzten – ist die Frage, wie sie später sein möchte, welche Persönlichkeit zu haben sie anstreben. Beides sind Bereiche, in denen Selbsterziehung gefordert ist, denn wenn ich die Laufbahn eines Bankiers einschlagen möchte, dann muss ich mich besonders in den Fächern Wirtschaft und Recht anstrengen; für das Lebensziel “verantwortungsvoller, tugendtreuer Christ“ ist es notwendig, frühzeitig die Mitverantwortung für die eigene Charakterbildung wahrzunehmen. Selbsterziehung in letzterem Sinne kann daher umschrieben werden: „Ich möchte so sein, wie Gott mich haben will, weil er mich so liebt, als wäre ich es schon.“ Das Wissen darum, dass ich bedingungslos von Gott geliebt bin und eine seiner einzigartigen “Lieblingsideen“ bin, werden so zum Motor für eine bewusste Lebensgestaltung und Persönlichkeitsformung, die ein Leben lang andauert. D.h., es reicht nicht nur zu wissen, wer und wie ich bin, sondern ich muss bzw. darf auch an meiner Persönlichkeit arbeiten. Und wie auch sonst im profanen Bereich gilt die Erfahrung, dass konsequentes Training unerlässlich ist, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Geduld, Hartnäckigkeit, Energie und eiserner Wille sind notwendig, wenn ich mich in allen Lebensphasen mehr und mehr finden, annehmen und verwirklichen will. Selbsterziehung demnach als „die Kunst der kleinen Schritte“[363] wie Antoine Saint-Exupéry es beschreibt.
Die Überschrift des Kapitels verrät, wo oftmals im Leben der Knackpunkt ist: weil ich es mir wert bin! Es geht daher im Folgenden nicht um die anderen, nicht darum was man von mir erwartet, was ich eigentlich sollte, was ich eigentlich müsste. Es geht nicht darum, anderen zu gefallen. Es geht um mich.[364] Damit setzen sich Jugendliche auseinander, sie sind auf der Suche nach dem eigenen Lebensstil, wollen diesen realisieren.[365] Konkret heißt das: Ich nehme die Herausforderung an, die das Geschenk der Freiheit bietet, denn das Leben ist nicht vorbestimmt – wie wir Christen glauben – es liegt an mir, was ich aus den mir gegebenen Möglichkeiten mache. Erste Aufgabe ist es daher, meinem Lebenssinn auf die Spur zu kommen; regelmäßige Vorsätze helfen dann ihn zu verwirklichen. Ein Beispiel dafür kann Papst Johannes XXIII. sein, der „Nur für heute“[366] sein Leben jeden Tag neu bewusst gestaltet hat bzw. gestalten wollte, um das zu werden, was er selbst werden wollte und gleichzeitig der zu werden, wie Gott ihn sich erdacht hat.
Josef Kentenich verstand die gesamte Pädagogik Schönstatts als Unterstützung für die eigentliche Erzieherarbeit, nämlich die Selbsterziehung. Damit schaffte er es zu seiner Zeit, „dem puberalen Drang nach Freiheit und Selbständigkeit, nach Selbstdefinition und Selbstwerdung eine neue, konkrete Ausrichtung“[367] anzubieten. Bereits in seinem Antrittsvortrag als Spiritual stellte er den jungen Männern aus dem Studienheim in Vallendar seine Idee vor Augen:
„Welches ist denn unser Ziel? Diese Frage ist wichtig, weil von ihrer Beantwortung unser künftiges gegenseitiges Verhältnis abhängt. Ich sage darum kurz und bündig: Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien priesterlichen Charakteren. […] Wir müssen lernen, uns selbst zu erziehen. Uns müssen wir erziehen; uns mit allen Fähigkeiten.“[368]
Das Primat der Selbsterziehung, das sowohl für den Erzieher als auch für die Jugendlichen gilt, ist seine Antwort auf die „innere Leere[369] der Menschen seiner und unserer Tage. Fortschritt und Entdeckungen allein können das Herz nicht füllen, es entsteht vielmehr eine Kluft zwischen äußerer Entwicklung und seelischer Reifung, die „tief unglücklich macht.“[370] Die Jugendlichen, die seiner Erziehung unterstanden, haben diese Art der Persönlichkeitserziehung als unglaubliche Befreiung erlebt,[371] weshalb sollten die Mädchen von heute es weniger ansprechend empfinden? Es tut gut zu sehen, was man aus eigenem Antrieb schaffen und welche Kräfte man in sich freisetzen kann, und es tut gut, zu spüren, dass man den Leidenschaften, die gerade in diesem Alter verstärkt ausbrechen, nicht ausgeliefert ist, sondern sich derer “bedienen“ kann, um große Ideen wirklich werden zu lassen. Selbsttätigkeit, die Selbständigkeit fördert.[372] Selbsterziehung dient der „gesunden Entfaltung des personalen Selbstwertgefühls bis hin zu einem krisenüberdauernden Selbstwertbewußtsein“[373] Im Jugendalter darf der Grundstein gelegt werden, für eine Entwicklung, die ein Leben lang fortdauern soll.[374]


3.2.4 Wenn viele gemeinsam träumen: Beginn einer neuen Wirklichkeit


Will eben diese Entwicklung eine nachhaltige und intensive sein, so tut es gut, in einer Gemeinschaft zu leben, in der sich die einzelnen Gruppenmitglieder in die gleiche Richtung entwickeln wollen. Deshalb gilt es nicht nur für den Erzieher, dass er in seiner Person entscheidender für die Entfaltung des Jugendlichen ist als das Sachangebot, sondern besonders für die Gruppenmitglieder bzw. die Gleichaltrigen, die ebenfalls an den Veranstaltungen teilnehmen.[375]
Nach wie vor ist es das erkennbare Bedürfnis der jugendlichen Mädchen, in irgendeiner Form in Gleichaltrigen-Gruppen zusammen zu sein, weil die meisten Mitglieder ähnliche Lebensumstände und Probleme haben. Die Würzburger Synode prägt den Begriff „reflektierte Gruppe“[376] als wesentlichen Bestandteil des personalen Angebots, um das soziale Lernen, das sich in diesen Gruppen vollzieht, zu beschreiben. Sie fordert jene zwischenmenschlichen Beziehungen, die dem Reifeprozess der einzelnen Teilnehmer dienen. Notwendig sind dafür Reflexionen, Orientierung am Gruppenprozess und die Arbeit im Hier und Jetzt, sodass die “reflektierte Gruppe“ sowohl rationale und emotionale Bildung umfassen kann.[377]
Es entwickelt sich ein “Wir“-Bewusstsein unter den Mädchen, sie erleben, dass sie gemeinsam stärker sind, sie erfahren Halt und Geborgenheit und können darauf aufbauend ein größeres Selbstvertrauen erlangen. Das Gefühl, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und in eine Richtung zu gehen, wirkt unterstützend auch für die eigene Lebensgestaltung, denn die Jugendlichen fordern und fördern sich gegenseitig. In religiösen Gruppen kann sich außerdem die Gottesbeziehung vertiefen und die jungen Christen erfahren sich in der säkularisierten Welt weniger als Einzelkämpfer, vielmehr werden sie durch ihre Kameraden in ihrer christlichen Lebensgestaltung bestärkt.
Der “neue Mensch“ im Denken Kentenichs vollzieht sich in der „neuen Gemeinschaft“[378]. Denn auch wo Paulus vom “neuen Menschen“ spricht, da spricht er auch von der “neuen Gemeinschaft“ in Christus, eine Gemeinschaft, in der alle “einer“ sind. (Gal 3, 28). Die Verwiesenheit von dem Einzelnen und der Gemeinschaft wurde von Anfang an in der Pädagogik Schönstatts umgesetzt. Kentenich hält es für wesentlich, dass Persönlichkeitserziehung im Anschluss an eine Gemeinschaft geschieht, denn allein die Gruppe kann eine positive und fast schon heilende Wirkung haben.[379] So sind z.B. Jugendliche mit tragenden und positiven Freundschaften auf Dauer resilienter.[380] Die gelebte Gemeinschaft ist demnach Antwort auf die physische und psychische Isoliertheit unserer Tage. Auch wenn viele Menschen um uns herum sind, ist das noch lange keine tragende Gemeinschaft, sondern nur eine Gesellschaft.[381]
„Zur neuen Sicht, zum neuen Verstehen muß auch eine neue Verbundenheit kommen, eine seelische Verbundenheit, die seinsgemäß grundgelegt ist. […] Wenn wir füreinander beten, muß das geschehen aus einer tiefen geschwisterlichen Verbundenheit. Wenn wir froh sind miteinander, wenn wir einander dienen, will das Ausdruck einer seinsgemäßen, aber auch einer tiefen schicksalsgemäßen Verwobenheit und Verbundenheit sein. […]  Dann haben wir Halt an der Gemeinschaft, und die Gemeinschaft hat Halt an uns.“[382]
Es muss also in der kirchlichen Jugendarbeit gelingen, eine bestimmte Qualität von Beziehung in einer Gruppe zu erlangen. Eine Gemeinschaft zu werden, in der die Verbundenheit untereinander spürbar ist, wo einem an dem anderen liegt, und man für seine Persönlichkeitsentwicklung Sorge trägt, ist somit Ziel einer Jugendarbeit, die charaktervolle und selbstbewusste Christen von morgen bilden will. Diese Gemeinschaften „des Glaubens, des Hoffens [und] der Liebe“[383] bestärken das eigene Selbstvertrauen, und eine entstehende Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung dienen dem eigenen Selbstwertgefühl.[384] Dom Helder Camara bringt die Wirkung von Gruppen hinsichtlich der Verwirklichung von Lebenszielen und Visionen der eigenen Persönlichkeit zum Ausdruck, wenn er schreibt, dass der gemeinsame Traum, das gemeinsame Träumen bereits zum Beginn einer neuen Wirklichkeit wird.[385]


3.3 Dass neue Menschen werden: das Kentenich`sche Erziehungskonzept


In einem letzten Kapitel soll es nun um die inneren Rahmenbedingungen gehen, die eine umfassende Persönlichkeitserziehung innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit möglich machen können. Das Konzept Josef Kentenichs wurde von ihm selbst in fünf Grundmotive zusammengefasst und als „Leitsterne“[386] bezeichnet. Zu diesen Leitlinien zählen die Vertrauens-, Bindungs-, Bündnis-, Bewegungs- und Idealpädagogik, die wiederum eingebunden sind in die Grundhaltungen der Erziehung in Freiheit und aus Liebe. Dieses Erziehungskonzept ist die Reaktion auf die von ihm analysierte Entpersönlichung des Menschen,[387] die er als große Herausforderung für die Zukunft von Kirche und Gesellschaft verstand.


3.3.1 Freiheit: über den Wolken und mitten im Leben


Jugendliche sind in der Regel voller Freiheitsdrang, sie wollen sich ablösen, ihr Leben selbst in die Hand nehmen und eigene Entscheidungen treffen. Doch angesichts einer geradezu verplanten Kindheit und Adoleszenz, scheint es kaum mehr wirklichen Freiraum für eigene Initiativen zu geben.[388]  Die Pädagogik Kentenichs mag sie deshalb besonders ansprechen, wenn er nicht mit Einengung und Drill reagiert, sondern diese Freiheitsliebe in sein Konzept hereinholt. 
Ausgehend von dem Primat der Freiheit der Kinder Gottes (Röm 8,21), wurde Kentenich schon zu seiner Zeit auf seine Art zu einem Verfechter der Freiheit. Sie blieb für ihn „zeitlebens ein wertgefüllter Begriff, ein Ziel menschlichen Seins und ein persönliches Lebensideal, auf das hin er sich bewegt.“[389] Sein Schwerpunkt dabei lag nicht auf Revolution gegenüber äußeren Zwängen, sondern auf der Erlangung und Bewahrung der inneren Freiheit. Prägende Erlebnisse in der Jugendzeit und während der KZ-Inhaftierung zeigten ihm, dass diese innere Freiheit auch unter extremen Bedingungen möglich sein kann.
Was also ist unter einer inneren Freiheit zu verstehen? Es ist eine Freiheit, die nicht nur ein abstraktes Gebilde ist oder die es nur über den Wolken gibt,[390] sondern sie ist begründet in dem Personsein des Menschen, ein Gut, das es aufs Höchste zu schützen gilt. Der Mensch ist ein Beziehungswesen und doch relativ ungebunden (Freiheit von) und kann sein Leben selbst gestalten (Freiheit zu), zugleich ist er abhängig von der Natur, d.h. physischen als auch psychischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Wer das Gefühl hat, ganz von äußeren Zwängen und Umständen bestimmt zu sein, der fühlt sich ohnmächtig, ist nicht bereit Verantwortung für das eigene Leben oder für andere zu übernehmen und strebt nicht danach, den Ist-Zustand zu verändern.[391] Aufgabe nach Kentenich ist es nun innerlich frei von allen äußerlichen Gegebenheiten zu werden, um ganz frei für Gott sein zu können, die Freiheit mitten ins (eigene) Leben hineinzuholen. Die Bindung des Menschen an Gott macht ihn frei gegenüber allen irdischen Zwängen, Verlockungen und Beziehungen.[392] Durch diese Realisierung der Freiheit, wird der Mensch zur originellen Persönlichkeit, indem er schöpferisch sein eigenes Selbst, sein Ich gestaltet.
„Freiheit der Kinder Gottes ist unser Ideal. Wir begnügen uns nicht mit äußerer Gesetzestreue, suchen vielmehr den Geist der ‚lex aeterna’ und der göttlichen und menschlichen Satzungen zu erfassen und innerlich zu verarbeiten. So findet das äußere harte ‚Du sollst’ in unserem Innern ein aufrichtiges ‚Ich will’.“[393]
Diesem Primat sind natürlich auch die Erzieher verpflichtet. Sie müssen um diese innere Freiheit wissen und sie achten, denn nur dann geben sie den jugendlichen Mädchen die Chance auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Das schließt auch mit ein, die jungen Menschen zwar vor Wesentlichem, aber nicht vor allem zu bewahren. Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, Fehler auf diesem Weg machen zu dürfen.[394] So müssen auch die christlichen Leiter Rechenschaft darüber ablegen, ob christlicher Glaube und das Leben daraus frei macht, denn wenn er nicht frei macht, schein er kein christlicher zu sein. Der Pädagoge muss des Weiteren die Mädchen befähigen, die Freiheit, die ihnen aufgrund ihres Personseins geschenkt ist, zu realisieren. Möglich kann dies werden durch die Schwerpunktsetzung auf die „Selbstaktivierung des Edukanden“[395], d.h. die Mädchen sollen möglichst früh angeleitet werden, sich selbst zu beobachten, sich selbst zu erkennen um dann sich selbst zu verwirklichen. Dadurch werden die Jugendlichen motiviert, aus eigenem Antrieb an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten, sich Werte zu Eigen zu machen und nach Selbständigkeit zu streben.
So schließt sich nun der Kreis, denn wie bereits unter 3.2.2. genannt, wird auch unter dem Wertekomplex der Freiheit deutlich, dass der Erzieher Anstöße zur Persönlichkeitserziehung geben soll und dabei Wegbegleiter sein darf, sich aber überflüssig machen muss, damit das Mädchen auch ohne ihn ihre Persönlichkeit leben kann.


3.3.2 Idealpädagogik: weil Sterne nicht erreichbar sind und trotzdem dem Weg weisen


Kentenich hat den Neuen Menschen vor Augen. Dieses Ideal gilt es zu erreichen. Kentenich weiß, dass Ideen „eine starke Form- und Erziehungskraft“[396] haben, und er orientiert sich dabei an Nietzsche,[397] wenn er sagt: „Deinen herrschenden Gedanken will ich hören!“[398] Angesichts einer modernen Sinnkrise und Desorientierung aufgrund einer wahren Flut von Sinnangeboten stellt es für viele Menschen eine Überforderung dar, ihren eigene Lebenssinn, ihr Lebensziel zu entdecken.
In der Zeit der Adoleszenz sind die Mädchen auf der Suche und wollen wissen, welchen Sinn ihr Leben hat. Die Botschaft von der Gottes Ebenbildlichkeit des Menschen, das Wissen darum, ein einmaliger Gedanke Gottes zu sein, auf einzigartige Weise erdacht und geliebt zu werden, kann da zur Antwort werden. Der göttliche Funke liegt somit in jedem Menschen, und dieses Göttliche, diese „Uridee Gottes“[399] gilt es zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen.[400] Die Suche und die Erkenntnis dessen und das Streben danach, werden von Kentenich als Kern einer Idealpädagogik verstanden. Wenn Gott jeden einzelnen mit den verschiedensten Talenten, Temperamenten und Eigenschaften persönlich erschaffen hat, dann muss das eigene Leben darauf ausgerichtet sein, diese “Idee“ Gottes im eigenen Leben zu entdecken[401] und zum eigenen großen Gedanken, zum eigenen Ideal werden zu lassen. Das Streben nach einem solchen Ideal dient der Persönlichkeitsentwicklung wesentlich: ich beschäftige mich mit dem, wie ich sein möchte und wie ich das am besten erreiche, ich mache mir gleichsam Gedanken über meine Persönlichkeit. Die Idealpädagogik will also die schöpferischen Kräfte zur Selbstgestaltung freisetzen, sowohl in der Gruppe als auch im Individuum,[402] und folgt somit auf Selbstfindung und Selbsterkenntnis.
Dieses persönliche Ideal, ist eben das, was im menschlichen Leben alle einzelnen Handlungen strafft auf einen Zentralwert, auf einen Zentralgedanken und eine Zentralhaltung. Das ist im menschlichen Leben das, was den Menschen zu einem großen Menschen, zu einem Menschen von Format macht.“[403]
So nennt es Kentenich auf der jugendpädagogischen Tagung von 1931. 75 Jahre später greifen einige deutsche Diözesen dies auf andere Art und Weise auf, sie rufen 2006 zum Jahr der Berufung aus. Die Kirche will junge Menschen darauf aufmerksam machen, dass jeder Mensch zu etwas Einzigartigem berufen ist.[404] Ein jeder ist gerufen, ein jeder hat – wie Kentenich es nennen würde – ein Persönliches Ideal. Jugendliche nehmen von Natur aus ihre Ideale stärker wahr, sie sind in gewisser Weise radikal, weil sie von einer Unzufriedenheit und einer Sehnsucht getrieben sind. Die Aufgabe der Kirchlichen Jugendarbeit besteht nun darin, ihnen im Sinne einer christlich orientierten Wertepädagogik, “gute“ Ziele und Vorbilder vor Augen führen, an denen sie sich orientieren können. Die Arbeit mit dem Persönlichen Ideal – in richtig verstandener Weise – treibt von innen heraus, d.h. aus Freiheit, zu hochherziger Gesinnung und hochherzigem Tun an. Es wird zur Lebensgesinnung, ähnlich einer inneren Stimme, die zu einer bestimmten Lebensaufgabe drängt (2 Kor 5,14) und steht im Gegensatz zu einer „einseitig praktizierten Pflicht- und Normpädagogik“[405].
Ideale lassen sich daher gut mit Sternen vergleichen, die unerreichbar sind, aber ihnen folgend, führen sie ans Ziel. So steht also gar nicht das Erreichen des Ideals im Mittelpunkt als vielmehr das Streben danach.[406] Die jungen Menschen wollen hoch hinaus, sie wollen das Große.[407] Diesen Lebensstrom gilt es aufzugreifen in der kirchlichen Jugendarbeit, ihn einzubetten in ein christliches Wertesystem, um damit christliche Persönlichkeiten werden zu lassen.


3.3.3 Bindungspädagogik: das alte Wort von der Heimat


Aber wer ins Große wachsen will, der braucht v.a. eines: kräftige Wurzeln, die ihn halten, die ihm Kraft geben und ihn spüren lassen, wo er zuhause ist. Unsere Zeit gibt dies kaum wieder, werden doch Pflichtbindungen oftmals aus Prinzip abgelehnt, wie auch viele Menschen bereits unfähig sind, dauerhafte Bindungen einzugehen.
Das Reifen der Persönlichkeit ist abhängig von verschiedenen und oftmals unbewussten Faktoren, u.a. von seelischen Bindungen.
[408] Kentenich spricht sich daher bewusst gegen die Auflösung aller „Lebensbänder“[409] aus. In Anlehnung an Pestalozzi versteht er die Menschen als „nestgebundene Wesen“[410], die hilflos sind in einer Welt der Wurzel- und Orientierungslosigkeit. Ein Netz von Beziehungen zu Personen, Orten und Ideen tut daher Not, der Mensch braucht Bindungen, die auffangen und Halt geben.[411]
Personelle Gebundenheit: Halt in einer von Brüchigkeit gezeichneten Gesellschaft
„Beziehung statt Service“
[412] wird somit zur Devise in der kirchlichen Jugendarbeit. Auch wenn es der Jugend heute oft so zugeschrieben wird, wollen sie im Grunde ihres Herzens doch mehr als nur ein Bereitstellen sämtlicher Bedürfnisstiller. Jugendliche sind geradezu auf der Suche nach verlässlichen und tragenden Beziehungen, die allerdings immer seltener realisiert werden können, denn wer u.a. immer mehr verschiedenen Freizeitaktivitäten nachgeht, hat „zu immer mehr Menschen immer weniger Kontakt“[413]. Dabei sind Bindungen ähnlich wie das „Ur-Vertrauen“[414] bei Erikson wesentlich für eine gesunde Entwicklung, und deshalb nicht selten Auslöser für die vielen psychischen und somatischen Krankheiten unserer Tage. Aus diesem Grund ist es Aufgabe einer modernen Jugendarbeit die Beziehungen der Mädchen untereinander und zu den Leitern zu pflegen und zu intensivieren, um den Problemen, die aufgrund von Bindungslosigkeit entstehen, vorzubeugen.[415] Diese werden zu einer wichtigen Quelle, denn sie stärken die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen, die wiederum günstige Voraussetzungen sind für die Entwicklung von Persönlichkeit sind.[416]
Ideelle Gebundenheit: Orientierung in einer multioptionalen Gesellschaft
Das letzte Kapitel aufgreifend wird hier die Verwiesenheit des Menschen auf ideelle Zugehörigkeit in den Blick genommen. Von der Psychologie eher weniger beachtet gehört auch diese Bindung zu den geknüpften Lebensbänder, die „langsam gewachsen, emotional verwurzelt und deshalb dauerhaft“
[417] sind. Es geht hierbei nicht um Sachwissen, sondern um innere Überzeugungen, die mir wichtig geworden sind, die mein Leben strukturieren, an denen ich mich orientiere und für die es sich zu leben lohnt. Sie werden sozusagen meine “geistige Heimat“. Darin liegt die Chance der kirchlichen Mitarbeiter in der Jugend, diese Fähigkeit den Mädchen aufzuschließen, dass sie sich aufgrund ihrer inneren Überzeugung – und daher in Freiheit – gebunden und somit getragen wissen, nicht aufgrund von Mitgliedsbeiträgen und -ausweisen.
Lokale Gebundenheit: Leben in einer “heute hier – morgen dort“ – Gesellschaft
Besonders Jugendliche aus Städten wachsen in einem Gebiet auf, wo es für sie keinen Platz mehr gibt oder nur auf ganz begrenztem Raum. War ihnen als Kind schon nur ein eingezäunter Spielplatz zugewiesen, so sind sie jetzt kaum irgendwo gerne gesehen – außer natürlich in Cafes, die an ihnen gut verdienen – ihr Aufenthalt wird schnell als “Herumlungern“ empfunden. Des Weiteren gibt es heute das Phänomen der „Verinselung der Lebenswelt“[418], d.h. das Leben der Jugendlichen findet zunehmend an mehreren Orten statt, die miteinander nichts mehr zu tun haben. Es stellt sich zurecht die Frage, ob nicht vielleicht das ständige Wechseln der eigenen Aktivitäten lediglich Ausdruck für die Suche nach einem Ort wird, an dem authentische Begegnung und echte Bindung stattfindet.[419]
Gerade für die jungen Menschen ist es besonders wichtig, Orte zu haben, an denen man nicht nur geduldet sondern sogar erwünscht ist, wo man auch sein Herz lassen kann und zuhause ist. Der Begriff Heimat weckt zuerst vielleicht Bilder, von einer Zeit – die heute nicht mehr gilt – in der junge Burschen durch die Landschaft gezogen sind, mit fröhlichen Volks- und Wanderliedern auf den Lippen; gleichzeitig liegt die Vermutung nahe, dass heute wohl kaum die Mehrheit der deutschen Jugendlichen die Nationalhymne fehlerfrei singen könnte. Doch Heimat geht tiefer, sie ist nichts nur rein Äußerliches, sie vollzieht sich im Innern und so schwingt auch mehr mit, als das nur kognitive Nichtkönnen einiger Verse von Hoffmann von Fallersleben. Josef Kentenich analysiert bereits vor mehr als 50 Jahren:
„Heimatlosigkeit ist das Kernstück der heutigen Kulturprobleme, ist der Kulturschatten. Deshalb ist Beheimatung heute die große Aufgabe, die wir auf der ganzen Linie lösen müssen.“[420]
Heimatlosigkeit ist ein komplexes Phänomen unserer Gesellschaft, religiöse Heimatlosigkeit gehört ebenfalls dazu.[421] Es geht daher bei kirchlicher Jugendarbeit um eine ganzheitliche – Kentenich würde es in seiner Sprache als organische bezeichnen[422] – Verbindung von Lebensraum und spiritueller Heimat. Solche “Oasen des Glaubens“ sind unwahrscheinlich wichtig, aus dieser Bindung heraus kann Persönlichkeit wachsen, die im Christlichen verankert ist.


3.3.4 Bündnispädagogik: Antwort auf ein Angebot


Bindung an einen anderen Menschen ist für die eigene personale Reifung die wichtigste Komponente. Doch die letzte Überhöhung der personalen Gebundenheit ist die Bindung an Gott, der Bund mit Gott. Kentenich ist überzeugt davon, dass gesunde zwischenmenschliche Bindungen die Grundlage für echte übernatürliche Bindungen sind, daher werden diese in der Bündnistheologie zum Thema gemacht.
Dieser “Leitstern“ ist dem Bemühen Kentenichs entwachsen, wegzukommen von einer „mehr formelhaften oder spekulativen Religiosität“[423] und einer verkopften Theologie hin zu einer persönlichen Beziehung mit Gott, die auch im eigenen Leben existentielle Bedeutung hat. Er vertritt die Ansicht, dass in jedem Menschen die Sehnsucht nach dem Transzendenten liegt und will mit seiner Bündnispädagogik Antwort „auf die Sehnsucht [des] Herzens“[424] geben. Gott als ein “engagierter“, der auf den Menschen zugeht und ihm den Bund anbietet, und das nach jedem Bruch, immer wieder neu. Und immer wieder neu wartet er auf unser Engagement, auf eine Bewegung von uns auf ihn zu.[425] Kentenich hat den Bund zwischen Gott und den Menschen ins Zentrum der schönstättischen Spiritualität gestellt. Es soll aufgezeigt werden, inwiefern dieser Bundesgedanke den 12-16-jährigen Mädchen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zur Chance werden kann.
Eine lebendige Gottesbeziehung ist die Quelle einer christlichen Persönlichkeit, deshalb ist es der Jugendarbeit ein Anliegen, den Aufbau einer solchen zu fördern und den Jugendlichen ein positives Gottesbild zu vermitteln. Es ist sicher nicht ganz einfach jugendlichen Mädchen, die ja ihrer Entwicklung gemäß langsam ein deistisches Gottesbild zu entwickeln, mit dem Gott des Bundes[426] in Beziehung zu bringen. Es kommt dem Anliegen der Erzieher daher zugute, dass Mädchen tendenziell die „Beziehung zu Gott, das Gespräch mit Gott und die Vertrautheit mit und Geborgenheit bei Gott“[427] wichtig ist. Bei der „Bundesspiritualität“[428] Kentenichs sollen die jungen Menschen mit dem Gott des Lebens in Berührung kommen und ihr eigenes Leben als Teil der Heilsgeschichte – das mit der Taufe beginnt – verstehen. Gott, der auch ihnen immer wieder neu den Bund der Liebe anbietet, der sie stark macht, trägt, kostbar und wertvoll macht. Dieses „Liebesbündnis“[429] kann so zum Lebensprinzip,[430] zur Grundnorm und zur Grundkraft[431] des eigenen Handelns werden, als Antwort auf Gottes Angebot. Es ist somit
„eine originelle, konkrete Form des Bundes […], den Gott mit den Menschen im Paradies geschlossen hat und durch die Heils- und Weltgeschichte verwirklichen will.“[432]
Maria nimmt dabei eine Schlüsselposition ein. Für Josef Kentenich ist sie der schnellste, sicherste und kürzeste Weg[433] zu einem personalen Gottesbezug, als Schwester, Mutter und Erzieherin im Glauben.[434] Diese besondere Art der Gottverbundenheit erklärt Marias herausragende Stellung im Heilsplan und ihrem Leitbildfunktion für jeden Christen,[435] sodass auch Kentenich als Spezifikum der schönstättischen Spiritualität in ihr den „personalen Beziehungsaspekt der Bündnispädagogik“ sieht.[436] Sie kann die eigene Gotteserfahrung erden und verhindert ein unpersönliches und zu abstraktes Denken von Gott, sondern trägt dazu bei, ihn mitten ins eigene Leben zu holen. Eine persönliche Beziehung mit ihr kann gerade jungen Mädchen dabei helfen, eine lebendige Beziehung mit Gott aufzubauen und sich dabei an ihrem Lebens- und Liebesstil orientieren.


3.3.5 Vertrauenspädagogik: selbst ist die Frau


Dieser vierte Aspekt des Kentenich’schen Erziehungskonzepts meint mehr als “einander Vertrauen schenken“ oder “sich einander anvertrauen können“, sondern beschreibt vielmehr eine bestimmte Qualität des pädagogischen Verhältnisses.
„Sie sehen hier die große Haltung: der Glaube an das Gute im Menschen. Und ich sage: Wir wollen den Glauben an das Gute im Menschen festhalten, […] trotz zahlloser Enttäuschungen [und] wenn auch eine ganze Menge von Verirrungen zu verzeichnen sind.“[437]
Kentenich spricht hier eine wahrscheinlich vielen Gruppenleitern nicht unbekannte Erfahrung an. Wie leicht hat man als Verantwortlicher, als Erzieher ein Bild von den jungen Mädchen, man sieht in ihnen Großes, will sie in allem fördern und für sie nur Beste, und dann schlagen sie womöglich einen komplett anderen Lebensweg ein oder verhalten sich in manchen Situationen anders, als wir glauben, dass es gut für sie wäre. Hier will Vertrauenspädagogik ansetzen. Sie erinnert den Erzieher immer wieder daran, den anderen bedingungslos anzunehmen und sich auf einander einzulassen. Der Jugendleiter muss versuchen, ein Klima zu schaffen, wo nicht Misstrauen, Furcht und Angst,[438] sondern Vertrauen die bestimmende Größe ist, wo stets der Dialog gesucht,[439] an das Gute im Jugendlichen geglaubt und die Forderung einer Erziehung der Freiheit realisiert wird.[440] So muss grundsätzliche Wertschätzung und Akzeptanz jedes einzelnen Mädchens trotz eventueller „Widersprüchlichkeiten und […] enttäuschenden Brüchen in seinem Verhalten“[441] zur obersten Priorität werden, denn sie beruht auf dem christlichen Menschenbild, das in jedem die gottgeprägte Größe und Würde sieht.
Dieses exklusive Vertrauensverhältnis, wo der Erzieher in Ehrfurcht vor der Einzigartigkeit und Besonderheit des jungen Menschen fest an dessen persönliche Sendung und positive Entfaltung glaubt, heißt nicht, sich jeglicher Verantwortung zu entziehen. Aufgrund der eigenen Lebenserfahrung und möglichen Weitsicht, verläuft die Wegbegleitung nicht passiv, sondern konfrontiert auch mit Werten und Normen. Wenn ich die jugendlichen Mädchen zu christlichen Persönlichkeiten erziehen will, dann ist das ohne gewisse Führung,[442] der bewussten Auseinandersetzungen aber auch dem Vertrauen auf deren Berufung nicht möglich. In einem Klima des Respekts vor der Würde des anderen und des gegenseitigen Vertrauens – denn der Jugendliche wird das ihm geschenkte Vertrauen erfahrungsgemäß erwidern[443] – können tragfähige Bindungen wachsen und somit die Voraussetzung, dass eine gute und gesunde Entwicklung der eigenen Persönlichkeit gelingen kann.[444]
Dieses vom Jugendleiter geschenkte Vertrauen wird zur wichtigen Basis für den Aufbau des eigenen Selbstvertrauens. Wenn mir jemand vertraut, dann lerne ich auch mir selbst zu trauen und mir etwas zuzutrauen. Der Glaube an mich selbst wächst mit dem Glauben eines anderen an mich, ich kann meine eigenen Fähigkeiten und Talente, meine eigene Größe wahrnehmen, und lerne zu entdecken, welch unglaubliches Potential in mir steckt. “Selbst ist die Frau“, d.h. aufgrund dieser Pädagogik werden günstige Bedingungen geschaffen für Selbstvertrauen und Selbsterkenntnis, die wiederum die Basis für Selbstbewusstsein und Selbstentfaltung bilden, um dann in Selbstbestimmung die eigene Selbstverwirklichung zu realisieren.


3.3.6 Bewegungspädagogik: den Aufbruch wagen


So wie Vertrauenspädagogik das Wachsen der eigenen Selbstkompetenz fördert, so liegt auch der Schwerpunkt der ersten drei Leitlinien auf dem inneren Wachstum. Dieses Reifen im menschlichen und religiösen Leben geduldig zu begleiten und anzuleiten, ist im Sinne der Kentenich’schen Bewegungspädagogik Aufgabe des Erziehers.
Josef Kentenich fordert von den Verantwortlichen, das Leben der Jugendlichen wahrzunehmen, daran anzuknüpfen und darauf zu achten, was am Aufbrechen und am Werden ist, um diese Lebensprozesse zu fördern. Er macht aufmerksam auf das seelische Wachstum und dessen Bedingungen und konzipiert daraus die sog. „Wachstumsgesetze der Seele“[445]. Diese Trias gibt zu bedenken, dass Wachstum sich immer langsam vollzieht, sich von der Personmitte her entwickelt und in eine „organische“[446] Ganzheit mündet.[447]
Das verlangt natürlich ein besonderes Feingefühl und Empathievermögen des Jugendleiters, um sich in die jugendlichen Mädchen einzufühlen und ihre äußere und innere Situation richtig einzuschätzen. Kennzeichen eines guten Erziehers wäre demnach die bewusste Haltung: „was bewegt die Menschen, die mir anvertraut sind?“. Diese Haltung verhindert eine verallgemeinernde Arbeit mit den Jugendlichen, denn der einzelne mit seinen Bedürfnissen ist im Blick, d.h. der erzieherische Vorgang wird zu einem des Bewegens und Bewegt-Werdens.[448] Es ist somit unverzichtbar, das eigene pädagogische Handeln immer wieder neu zu reflektieren, und die Angebote auf die konkrete Situation der Mädchen und der Gemeinschaft auszurichten. Nach Kentenich
„setzt [das] natürlich […] eine feine, ständige Fühlung mit dem Zögling [voraus]. Sonst weiß ich ja gar nicht, was augenblicklich am Leben ist.“[449] „Suchen Sie das Leben zu beobachten!“[450] „Nur ja keine Schablone! Denn wo Schablone regiert, haben wir den Tod der Originalität, den Tod der Individualität und der wahren Ehrfurcht.“[451]
Diese Forderung nach Dynamik und dem Gerechtwerden der Individualität jedes einzelnen Teilnehmers spiegelt sich auch in seinen Aussagen wider, ganz im Dienste der Entwicklung der je eigenen christlichen Persönlichkeit zu stehen. Auch der eigene innere Aufbruch ist in diesem Appell mit inbegriffen. Für Jugendliche ist es von entscheidender Wichtigkeit zu sehen, dass auch der Erzieher sich immer wieder neu in Frage stellen lässt, die eigenen Ansichten kritisch überprüft und offen ist, für neues und anderes. Deshalb kann es gut tun, Traditionen bewusst zu pflegen – wenn sie immer wieder neu mit Leben gefüllt werden – oder aber gewisse Bräuche und Ideale zu überprüfen, ob sie dem gegenwärtigen Lebensstrom gerecht werden oder zum Selbstläufer geworden sind und nur per se existieren. Das mag so manchem Erzieher schwer fallen, der glaubt, seine Linie gefunden zu haben und den perfekten Erziehungsplan für alle kommenden Generationen von jungen Mädchen. Der Mut zum Aufbruch und zur Weiterentwicklung fängt eben bei jedem selbst an.
Josef Kentenich favorisiert des Weiteren die Entstehung von Bewegung und die Entwicklung von „Strömungen“[452] – im Gegensatz zu punktuellen Aktionen und Springen von einem pastoralen Trend zum nächsten – die die erzieherische Arbeit mit jungen Menschen durchziehen sollen. Für die konkrete Umsetzung innerhalb der Jugendpastoral bedeutet das, z.B. eine Vertiefung und Schwerpunktsetzung des Themas, das bei den Mädchen gerade aktuell ist. Außerdem ist es gut im Sinne eines Netzwerkdenkens in Fühlung zu bleiben mit weiteren Strömungen, z.B. innerhalb der Diözese und diese aufzugreifen. Im Hinblick auf den vergangenen Weltjugendtag 2005 in Köln hieße das, nicht nur an diesen Event teilzunehmen und verschiedene Aktionen zu planen, um ihn ins Gespräch zu bringen oder Zuschüsse zu erwerben, sondern eine bewusste Vor- und Nachbereitung dieses großen Ereignisses. Es braucht seine Zeit, bis Gedanken- und Wertkomplexe das eigene Leben durchdringen; und es mag auch hier gelten, dass weniger oft mehr ist.


3.3.7 Liebe: macht’s möglich


Josef Kentenich selbst war ein talentierter – manche sagen begnadeter – Erzieher, der aufgrund seiner Beobachtung des Lebens viele junge Menschen bei ihrer Persönlichkeitsbildung anleiten oder unterstützen konnte. Ist es daher überhaupt möglich ohne dieses Naturtalent Mädchen zu christlichen Persönlichkeiten zu erziehen?
Am Ende der ganzen theoretischen Überlegungen steht dieses Kapitel, nicht weil es das unwichtigste, sondern weil es das wichtigste Motiv innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit zur Sprache bringt: die Liebe. Im pädagogischen Sinn umschreibt sie „die personale Zuwendung des Erziehers zu seinem Zögling als einer einmaligen unwiederholbaren Person“[453], die in der Sorge um die Entfaltung und Menschwerdung begründet liegt und somit zur Basis eines jeden erzieherischen Verhältnis werden sollte.[454] Kentenich beschreibt die Faustregel treffend: „Was ich tue und unterlasse, was ich sage, was ich wage, geschieht allezeit primär aus dem Beweggrund der Liebe“[455], und eben z.B. nicht in Erwartung einer Gegenleistung.[456] Daraus folgt für das eigene Leben und die Erziehung jugendlicher Mädchen, dass ich alles aus, durch und für die Liebe tue, denn wenn jeder Mensch Abbild Gottes ist und Gott selbst die Liebe, dann verpflichtet das gleichermaßen auch uns.[457] Liebe wird somit zum Dreh- und Angelpunkt einer kirchlichen Jugendpädagogik. In einer schnelllebigen und schnell-liebigen Zeit, arbeitet der Erzieher bewusst mit der Liebe als der treibenden Kraft und hat so auch in schwierigen Situationen und anstrengenden Phasen der Arbeit ein klares Ziel vor Augen.[458]
Wer in der Kindheit und Jugendzeit unter Liebesmangel leidet, der ist bedroht auch unter Kontaktnot, -schwäche oder -unfähigkeit[459] zu leiden, d.h. auf Dauer liebeskrank zu bleiben.[460] Dem will man in der kirchlichen Jugendarbeit begegnen. Darum ist es wichtig, dass die jungen Mädchen, die sich in diesem Alter besonders nach Liebe sehnen, das Gefühl haben, wichtig zu sein, angenommen zu sein und geliebt zu werden. Echte Erzieher müssen daher „Genies der Liebe“[461] sein, erfüllt von einer Liebe, die zu Taten drängt, die immer wieder bewusst macht, welchen Grund das eigene Engagement hat. Kentenich nennt diese Liebe eine „urpersönlich warme, opferfreudige und kraftvolle“[462], die Ausdruck der Liebe Gottes ist und ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, welches dann wiederum die Reifung der Persönlichkeit begünstigt.
Auch hier gilt die Regel, wer geliebt wird, der wird selbst lieben können, d.h. die Jugendleiter sind bestrebt danach, Liebe in den Mädchen zu wecken, die eine zweifache ist: Gottesliebe und Menschenliebe. Durch Liebe des Erziehers können die Jugendlichen ein Stück weit erahnen, wie Gott ist, dass er ein liebender, sich verschenkender Gott ist. Dieses Gottesbild ist durchweg bestärkend für das eigene Selbstbewusstsein, weil es ein positives Selbstbild hervorruft. Würden sie sich vor Gott nur fürchten, bestünde die Gefahr, sich selbst als minderwertig zu sehen, und nicht ihre als Mensch berechtigte Größe wahrzunehmen.[463]
Was wären also viele Tipps und Leitlinien, wie die perfekte Persönlichkeitserziehung zu gestalten ist, „hätte ich die Liebe nicht“ (1 Kor 13,1). Selbst als christliche Persönlichkeit von der Liebe Christi durchdrungen, ist sie es, die Liebe, die immer wieder drängt, die jungen Menschen nicht aufzugeben, sie anzunehmen und wertzuschätzen, Zeit und evtl. auch Geld zu investieren und dabei selbst zurückstehen. Die Grundhaltung der Liebe wird somit zur obersten Norm und wichtigsten Grundlage der Erzieher „als Grundmuster des Christlichen.“[464] Die Liebe zeigt, worauf es ankommt:
„Ich stelle mich hiermit vollständig zur Verfügung mit allem, was ich bin und habe: mein Wissen und Nichtwissen, mein Können und Nichtkönnen, vor allem aber mein Herz.“[465]
Kentenich greift hier vor, was die Würzburger Synode später “Personales Angebot“ nennt und zeigt, dass alle Kurse und Schulungen, alles Philosophieren und Theorie-Denken, alle Talente und Gelder hinter diesem Postulat zurückstehen. Christliche Persönlichkeitserziehung bedarf vor allem der Liebe – der Liebe zu mir selbst, zu anderen und zu Gott.

 



[276] Vgl. Hanswille, R.: Identitätsentfaltung und Jugendkatechese; S. 10-12

 

[277] Vgl. ebd.; S. 10-12

 

[278] Vgl. Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Geistliche Leitung in den katholischen Jugendverbänden; S. 8

 

[279] Vgl. http://web.kljb.org/index.php?id=51

 

[280] Vgl. http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/verbaende/daten/j-gcl.html – http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/verbaende/daten/kolpingjugend.htm

 

[281] http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/verbaende/daten/kolpingjugend.htm

 

[282] http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/verbaende/daten/caj.html

 

[283] Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 297

 

[284] Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in der Krise; S. 49

 

[285] Vgl. ebd.; S. 130-133

 

[286] http://jugend.kolping.de/terminkalender/termine.html?pe_id=5

 

[287] Vgl. Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in der Krise; S. 154

 

[288] Vgl. http://www.katholische-kirche.de/2315_14983.html

 

[289] Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Leitlinien zur Jugendpastoral; S. 13-14

 

[290] ebd.; S. 15

 

[291] ebd.; S. 13-14  

 

[292] Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Schulpastoral – der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule; S. 14

 

[293] Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode I; S. 290

 

[294] Vgl. GS 31/Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 290

 

[295] Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 292

 

[296] Vgl. Gemeinsame Synode; S. 291-293

 

[297] Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 294

 

[298] Vgl. Börger, Bernd: Aufbrüche, Hoffnungen und Kompromisse; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 13

 

[299] Vgl. Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 295

 

[300] ebd.; S. 300

 

[301] Hier sei auf die Anthropologische Wende (Karl Rahner) und das neue Offenbarungsverständnis (Dei Verbum) verwiesen

 

[302] Vgl. Börger, Bernd: Aufbrüche, Hoffnungen und Kompromisse; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 13

 

[303] Vgl. Boristowski, D./ N. Hubweber: Bausteine Katholischer Offener Kinder- und Jugendarbeit; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 121

 

[304] Vgl. Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 298-299

 

[305] Vgl. Klinger, E.: „Gaudium et spes“ – die Basis und das Strategiepapier einer Kirche der Jugend; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 23-27

 

[306] In Anlehnung an GS 4 wurde dieser Dreischritt zur grundlegenden Methode auch innerhalb der Jugendarbeit

 

[307] Vgl. Klinger, E.: „Gaudium et spes“ – die Basis und das Strategiepapier einer Kirche der Jugend; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 24

 

[308] Johannes Paul II.: Nachsynodales Apostolisches Schreiben; S. 74-75

 

[309] Klinger, E.: „Gaudium et spes“ – die Basis und das Strategiepapier einer Kirche der Jugend; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 33

 

[310] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie von 2002; S. 105

 

[311] Cremer, R.-P.: „Die Arbeit der verbandlichen Gruppen vorrangig fördern“; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 97

 

[312] Vgl. Kügler, H.: Religiöse Persönlichkeitsentfaltung in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit heute am Beispiel der KSJ; in: Entfaltung der Persönlichkeit im Glauben; S. 196

 

[313] Vgl. Zulehner, P.: Kirche umbauen – nicht totsparen; S. 11-17

 

[314] Was nicht heißt, die diakonische Jugendarbeit zu beschränken

 

[315] Vgl. Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 131

 

[316] Vgl. ebd.; S. 133

 

[317] Holzborn, O.: Konzeption des Tabor; siehe Anhang Nr.14; S. 11

 

[318] Diese Konzeption des Jugendpastoralen Zentrums TABOR ist sehr originell und wirkt sehr zukunftversprechend; siehe Anhang Nr. 14

 

[319] Vgl. Böhm: Wörterbuch der Pädagogik; S. 156-157

 

[320] Vgl. Mücke, Klaus: Hilf Dir selbst und werde, was Du bist; S. 21

 

[321] Aufgrund der Kürze der Arbeit kann im Folgenden nicht auf alle Einzelheiten und Schwierigkeiten eingegangen werden. Es werden die Aspekte beleuchtet, die für die Arbeit mit 12- 16-jährigen Mädchen in der kirchlichen Jugendarbeit geeignet scheinen.

 

[322] Vgl. Kreisjugendring München-Land (Hrsg.): Rahmenkonzept; S. 37

 

[323] Vgl. Heiliger, A.: Mädchenarbeit in Jugendhilfe und Jugendarbeit – 20 Jahre nach dem Sechsten Kinder- und Jugendbericht; in: Geschlechterforschung in der Kinder- und Jugendhilfe; S.77

 

[324] Vgl. Kreisjugendring München-Land (Hrsg.): Rahmenkonzept; S. 39

 

[325] Vgl. Jantz, O./R. Rauw: Alles bleibt anders!; in: Perspektiven geschlechtsbezogener Pädagogik; S. 36

 

[326] Vgl. Kreisjugendring München-Land (Hrsg.): Rahmenkonzept; S. 39

 

[327] Beschluss der BDKJ-Bundesfrauenkonferenz 1990; siehe Anhang Nr. 16; S. 6

 

[328] Im Gegensatz dazu lernen die männlichen Jugendlichen weinende Gruppenmitglieder zu trösten, zu kochen oder den Tisch zu decken; Arbeiten, die gemeinhin als “typisch weiblich“ gelten

 

[329] Frömbgen, M. E.: Pädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 296

 

[330] Vgl. Institut für soziale Arbeit e.V. (Hrsg.): Mädchenforschung in der Jugendhilfe; S. 133-134

 

[331] Schröder, H.: Erziehungsziel: Persönlichkeit; S. 143

 

[332] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 134

 

[333] vgl. Böhm, W.: Was heißt:: christlich erziehen?; S. 48

 

[334] Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 152

 

[335] Vgl. Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in der Krise?; S. 19

 

[336] Loos (Hrsg.): Enzyklopädisches Handbuch der Erziehungskunde; S.245

 

[337] Vgl. Zimbordo, Ph./R. Gerrig: Psychologie; S. 232

 

[338] Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 144

 

[339] Vgl. Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in der Krise?; S. 151

 

[340] Vgl. Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung ; S. 159

 

[341] Vgl. Rogers, C.: Entwicklung der Persönlichkeit; S. 46

 

[342] Vgl. ebd.; S. 46-47

 

[343] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 65

 

[344] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 234

 

[345] Vgl. ebd.; S. 245

 

[346] Vgl. ebd.; S. 246

 

[347] Vgl. Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; in: Gemeinsame Synode; S. 294

 

[348] Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 204

 

[349] Vgl. Zdarzil, H.: Vom Ethos christlicher Erziehung; in: Christliche Pädagogik – kontrovers; S. 199

 

[350] Vgl. Prandini, M.: Persönlichkeitserziehung und Persönlichkeitsbildung bei Jugendlichen; S. 137

 

[351] vgl. Speck; J.: Person; in: Handbuch pädagogischer Grundbegriffe; S. 325

 

[352] vgl. ebd.; S. 324

 

[353] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 237

 

[354] Goethe, J. W.: Prometheus; in: Deutsche Lyrik; S. 94-96

 

[355] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 243

 

[356] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 241/Zdarzil, H.: Vom Ethos christlicher Erziehung; in: Christliche Pädagogik – kontrovers; S. 196

 

[357] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 115

 

[358] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 185

 

[359] Vgl. ebd.; S. 207

 

[360] vgl. Becker, P.: Persönlichkeit von Lehrern und Schülern; in: Pädagogik; S. 173

 

[361] Vgl. Rogers, C.: Entwicklung der Persönlichkeit; S. 4651-52

 

[362] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 116

 

[363] Vgl. Saint-Exupéry, A.: Lehr mich die Kunst der kleinen Schritte; ohne Quellenangabe

 

[364] Vgl. Rogers, C.: Entwicklung der Persönlichkeit; S. 168-171

 

[365] Vgl. Stückelberger, C.: Lebensstil; in: Kirchliche Jugendarbeit in Grundbegriffen; S. 244-245

 

[366] Bitterwolf, A.(Hrsg.): Papst Johannes XXIII; S. 5

 

[367] Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 69

 

[368] Kentenich, J.: Schönstatt; S. 12, S.17

 

[369] ebd.; S. 13

 

[370] ebd.; S. 17

 

[371] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 69

 

[372] Deutlich wird hier die Nähe Kentenichs zu reformpädagogischen Kreisen, die ebenfalls die Eigentätigkeit des Kindes in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen rückten; z.B. Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun“

 

[373] Frömbgen, M. E.: Selbsterziehung; in: Schönstatt-Lexikon;  S. 378

 

[374] Vgl. Kentenich, J.: Schönstatt; S. 12

 

[375] Vgl. Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in der Krise?; S. 19

 

[376] Vgl. Synodenbeschluss Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 300

 

[377] Vgl. ebd.; S. 300-301

 

[378] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 49

 

[379] Vgl. Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 114

 

[380] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 451

 

[381] Vgl. Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 117

 

[382] ebd.; S. 123-124

 

[383] Bode, F.-J.: „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen.“; siehe Anhang Nr. 15; S. 3

 

[384] Vgl. Fend, H.: Entwicklungspsychologie des Jugendalters; S. 221

 

[385] Vgl. Camara, D. H.: Wenn einer alleine träumt; in: Neue Gemeinschaft; S. 24

 

[386] Kentenich, J.: Grundriß einer neuzeitlichen Pädagogik für den katholischen Erzieher; S. 153

 

[387] Vgl. Kentenich, J.: Das katholische Menschenbild; S. 19

 

[388] Vgl. Trocholepczy, B.: Zur anthropologischen Dimension von Sinn; in: Religionsstile Jugendlicher und moderne Lebenswelt; S. 199

 

[389] Schlickmann, D.: Die Idee von der wahren Freiheit; S. 256

 

[390] Vgl. Mey, R.: Über den Wolken; in: Wie vor Jahr und Tag; CD; 1992

 

[391] Vgl. Trocholepczy, B.: Zur anthropologischen Dimension von Sinn; in: Religionsstile Jugendlicher und moderne Lebenswelt; S. 200

 

[392] Vgl. Schlosser, H.: Freiheit; in: Schönstatt-Lexikon; S. 94

 

[393] Kentenich, J.: Für eine Welt von morgen; S. 89

 

[394] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 243

 

[395] Schlickmann, D.: Die Idee von der wahren Freiheit; S. 393

 

[396] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 134

 

[397] Vgl. Nietzsche, F.: Also sprach Zarathustra. Vom Wege des Schaffenden; KSA 4; S. 81

 

[398] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 134

 

[399] Kastner, F.: Unter dem Schutz Mariens; S. 144

 

[400] Vgl. Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 159

 

[401] Vgl. http://www.berufung.org/berufung/berufung.htm vom 26.04.06

 

[402] Frömbgen, M. E.:Idealpädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 169

 

[403] Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 209

 

[404] Der Begriff wird zuweilen zu eng geführt, und nur auf Priester und Ordensleute angewandt.

 

[405] Frömbgen, M. E.: Idealpädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 170

 

[406] Vgl. Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 140

 

[407] Vgl. Benedikt XVI.: Audienz für die Pilger aus Deutschland; in: Der Anfang Papst Benedikt XVI. Joseph Ratzinger; S. 41

 

[408] Vgl. Boll, G.: Bindung, Bindungspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 30

 

[409] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 141

 

[410] Boll, G.: Bindung, Bindungspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 32

 

[411] Vgl. Kentenich, J.: Grundriß einer neuzeitlichen Pädagogik für den katholischen Erzieher; S. 186

 

[412] Lechner, M.: „Ideen und Programme gelten ihm in der Regel soviel wie die Personen, die sie verkörpern“. Räume – Personen – Cliquen; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 88

 

[413] Scholten, C.: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit heute. Der Synodenbeschluss – Herausforderung für eine zeitgemäße Arbeit mit Jugendlichen? – Anmerkungen aus der Praxis der 90er Jahre – ; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 138

 

[414] Erikson, E: Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit; S.15

 

[415] Vgl. o. A.: Beziehung, Beziehung, Beziehung…; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 322

 

[416] Vgl. Brinkmann, W.: Pädagogische Theorie und soziale Realität; S.173

 

[417] Boll, G.: Bindung, Bindungspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 32

 

[418] Lechner, M.: „Ideen und Programme gelten ihm in der Regel soviel wie die Personen, die sie verkörpern“. Räume – Personen – Cliquen; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 84

 

[419] Vgl. Scholten, C.: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit heute. Der Synodenbeschluss – Herausforderung für eine zeitgemäße Arbeit mit Jugendlichen? – Anmerkungen aus der Praxis der 90er Jahre – ; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 136

 

[420] Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 178

 

[421] Vgl. Röser, J.: Neue Heimat Kirche. Eine vorrangige Option für die „Jüngeren“; in: Christ in der Gegenwart 57 (2005); S. 171-174

 

[422] Vgl. Schlosser, H.: Organisches Denken; in: Schönstatt-Lexikon; S. 286-291

 

[423] Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 95

 

[424] Kentenich, J.: Grundriß einer neuzeitlichen Pädagogik für den katholischen Erzieher; S. 189

 

[425] Vgl. ebd.; S. 190

 

[426] Hier sei verwiesen auf Gottes Bund mit Noah, mit Abraham, mit dem Volk Israel und auf den Neuen Bund in Jesus Christus

 

[427] Becker, S.: Geschlechtsspezifische religiöse Sozialisation; in: Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe; S. 461

 

[428] King, H.: Liebesbündnis; S. 98

 

[429] Kentenich, J.: Das Lebensgeheimnis Schönstatts; S. 19

 

[430] King, H.: Liebesbündnis; S. 113

 

[431] Vgl. Kentenich, J.: Das Lebensgeheimnis Schönstatt; S. 43

 

[432] ebd.; S. 25

 

[433] Vgl. Frömbgen, E.: Bündnispädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 49

 

[434] Vgl. Kentenich, J.: Daß neue Menschen werden; S. 225

 

[435] Vgl. Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 104

 

[436] Vgl. Frömbgen, E.: Bündnispädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 49

 

[437] Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 243

 

[438] Dazu ist es wichtig, v.a. an die Erlebnisse Josef Kentenichs in seiner eigenen Jugend und anschließend als Lehrer und Spiritual zu erinnern, in einer Zeit, in der Kontrolle, äußere Autorität und Disziplin die maßgeblichen Erziehungsleitlinien waren

 

[439] Vgl. Klinger, E.: „Gaudium et spes“ – die Basis und das Strategiepapier einer Kirche der Jugend; in: Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit; S. 27

 

[440] Frömbgen, E. : Vertrauenspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 413

 

[441] Schulz, A.: Identitätsbildung; S. 117

 

[442] Vgl. Erikson, E.: Jugend und Krise; S. 34

 

[443] Vgl. Frömbgen, E.: Vertrauenspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 413

 

[444] Vgl. Frömbgen, E.: Vertrauenspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 413

 

[445] Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; 58

 

[446] Spezifische Wortprägung Kentenichs; vgl. Schlosser, H.: Organisches Denken; in: Schönstatt-Lexikon; S. 296-291

 

[447] Vgl. Frömbgen, E.: Bewegungspädagogik; in: Schönstatt-Lexikon; S. 25

 

[448] Vgl. ebd.; S. 24

 

[449] Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 185

 

[450] Kentenich, J.: Ethos und Ideal in der Erziehung; S. 223

 

[451] ebd.; S. 240

 

[452] Vgl. Schmiedl, J.: Strömungen; in: Schönstatt-Lexikon; S. 384-385

 

[453] Böhm, W.: Wörterbuch der Pädagogik; S. 347

 

[454] Vgl. Böhm, W.: Wörterbuch der Pädagogik; S. 347

 

[455] Vgl. Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 66

 

[456] Vgl. Böhm, W.: Wörterbuch der Pädagogik; S. 347

 

[457] Vgl. Kentenich, J.: Philosophie der Erziehung; S. 65-68

 

[458] Vgl. ebd.; S. 67

 

[459] Vgl. ebd.; S. 74

 

[460] Vgl. ebd.; S. 74

 

[461] Vgl. ebd.; S. 68

 

[462] ebd.; S. 68

 

[463] Vgl. ebd.; S. 66-67

 

[464] Langer, M.: Liebe; in: LThK³ 6; Sp. 920-921

 

[465] Kentenich, J.: Schönstatt; S. 11-12

 

 
 

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