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Haus Moriah Nachrichten Karibik 2017 Biberger

 

Begegnungen mit Mitbrüdern in der Regio Getsemani
Teil 1: Puerto Rico

Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern 

Pünktlich vor Beginn des Karnevals machte ich mich am 11.11. auf den Weg zu einer einmonatigen Reise nach Puerto Rico, in die Dominikanische Republik und nach Texas, um die dortigen Marienschwestern, die zur Ita-Pater-Provinz, die ihr Provinzhaus in Milwaukee (USA) hat, gehören, zu besuchen.

Zwar war die Reise schon seit längerem geplant, doch durch die beiden Hurrikane Harvey und Maria im September dieses Jahres bekam die Reise ein anderes Gepräge. In Lamar (Texas) sind die Schäden so groß, dass das frühere Provinzhaus bis auf seine Grundmauern zurückgebaut werden musste. In Puerto Rico hingegen sind die baulichen Schäden nicht ganz so stark, doch wie viele andere Menschen haben die Schwestern auch in Cabo Rojo bis heute, fast zwei Monate nach dem Hurrikan, immer noch keinen Strom, sondern müssen sich stundenweise mit einem Generator behelfen. Zum Glück haben sie fließend Wasser, was selbst in der Hauptstadt San Juan nicht für alle Bewohner gilt. So soll die Reise auch Ausdruck der familienhaften Verbundenheit der gesamten Schwesternfamilie mit den von den Hurrikanen betroffenen Schwestern sein.

Durch die Tür sieht man die Schäden im Gebäude
Durch die Tür sieht man die Schäden im Gebäude
Schriftliche und mündliche Schilderungen (in Texas waren die Schwestern eine lange Zeit mitten im Auge des Hurrikans) sowie Videoausschnitte (in Puerto Rico sieht man, wie sich das Dach stundenlang immer wieder einen halben Meter in die Höhe hebt, bis sich dann ein Stück selbstständig macht und das Dach eines anderen Gebäudeteils, das frisch renoviert war, beschädigt) lassen etwas davon ahnen, was die Schwestern durchgemacht haben. Zum Glück ist den Schwestern selbst nichts passiert, und Heiligtümer sowie Vaterstatuen sind nicht oder nur wenig beschädigt (ähnlich auch in Santa Maria, Brasilien, wo ein Wirbelsturm am 19.10. das Dach eines Gebäudeteils des Provinzhauses der Schwestern mitgenommen hat). Bäume, die entwurzelt wurden oder abgebrochen sind, fielen immer von den Heiligtümern weg oder parallel zu ihnen.

Natürlich gilt die Reise in erster Linie den Schwestern, doch wie schon bei anderen Reisen gibt es auch Gelegenheiten Mitbrüder unserer Gemeinschaft zu treffen (z.B. 2013 Raul Hasbun und Adrian Gonzalez in Bellavista, Chile; 2014 Rodrigo da Rosa Cabrera in Santa Maria, Brasilien; 2015 Denis Foley in Mulgoa, Australien; 2016 Marcelo Cervi in Atibaia, Brasilien; 2017 vier Mitbrüder in Florencio Varela, Argentinien). Die erste Begegnung fand schon auf dem Flughafen in Frankfurt statt, wo ich Antonio Portalatin traf, der einen Mitbruder seiner Diözese verabschiedete. Er gab mir Grüße für die Mitbrüder und die Schwestern in seiner Heimat Puerto Rico mit.

Die erste Etappe meiner Reise führte mich vom 11.-18.11. nach Puerto Rico. Am 16.11., dem Geburtstag unseres Vaters, machte ich mich morgens mit einigen Schwestern von Cabo Rojo auf den Weg nach Juana Diaz, eine Fahrt von etwa zwei Stunden. Nach einem Zwischenstopp in Ponce, wo eine unserer Schwestern als Dozentin für Biotechnologie an der katholischen Universität tätig ist, kamen wir in der Mittagszeit beim Heiligtum in Juana Diaz an.

Vor der Vaterstatue neben dem Heiligtum (li: Dr. Biberger, re: Padre Santiago Rivera)
Vor der Vaterstatue neben dem Heiligtum (li: Dr. Biberger, re: Padre Santiago Rivera)
Santiago Rivera erwartete uns bereits und begrüßte uns im Heiligtum. Nach einer ersten Gebetszeit lud er uns zu sich in seine Wohnung ein, wo er uns von einer bekannten Familie ein hervorragendes Mittagessen hatte vorbereiten lassen. Da eine der Schwestern, die mich begleitet hat, aus der früheren Pfarrei von Santiago stammt und von ihm in ihrer Jugend zu Schönstatt und zu ihrer Berufung als Marienschwester geführt worden ist, kam das Gespräch schnell in Gang. Wir gedachten dabei auch Friedhelm Esters, der viele Jahre um das Heiligtum und in der ganzen Schönstattfamilie Puerto Ricos segensreich gewirkt hat.

Nach dem Mittagessen lud uns Santiago ein, um uns noch etwas zum Austausch zusammenzusetzen. Er erzählte, wie er zusammen mit seinem Hund Shaggy den Hurrikan bei unserem Heiligtum erlebt und die Nacht auf einer Couch verbracht hat. Danach machten wir noch einen Rundgang über das Gelände, schauten uns die entstandenen Schäden an, und Santiago stellte uns Pläne einer eventuellen späteren Erweiterung des Zentrums vor.

Heiligtum in Juana Diaz mit neuem Zeltdach, im Hintergrund das Meer.
Heiligtum in Juana Diaz mit neuem Zeltdach, im Hintergrund das Meer.
Das Heiligtum liegt auf einem höheren Hügel, von dem aus man eine herrliche Aussicht über die ganze Gegend hat, über die Stadt Juana Diaz und bis hin zum Meer. Das Heiligtum, die Vaterstatue davor sowie eine Statue der Gottesmutter, die dem MTA-Bild nachempfunden ist, blieben vom Hurrikan unversehrt. Einige Bäume neben dem Heiligtum wurden umgerissen, jedoch ohne Schaden anzurichten. Das hat positiv zur Folge, dass das Heiligtum nun von der in der Nähe vorbeiführenden Autobahn aus viel besser gesehen werden kann.

Vor dem zerstörten Versammlungsraum
Vor dem zerstörten Versammlungsraum
Das neben dem Heiligtum liegende Tagungshaus hat schwer gelitten. Zwar sind die Räume, in denen Santiago lebt, und die Büros daneben unversehrt geblieben, doch über dem anschließenden Tagungsraum, der bei größeren Heiligen Messen auch als Gottesdienstraum dient, wurde ein Teil des Daches abgerissen. Auch die sich anschließenden Stauräume haben gelitten. Das Zeltdach vor dem Tagungsraum, unter dem sich ein Teil der Gottesdienstbesucher versammelt, wurde vom Hurrikan verweht. Inzwischen wurde ein kleineres Zeltdach für den Platz vor dem Heiligtum angeschafft.

Im Untergeschoß des Gebäudes gibt es mehrere einfache Zimmer zum Übernachten. Deren Türen wurden vom Hurrikan aufgedrückt. Entsprechend haben die Zimmer gelitten und können nicht benützt werden. Insgesamt dürfen wir aber dankbar sein, dass nicht noch größerer Schaden entstand.

Nach dem Rundgang verabschiedeten wir uns und fuhren zurück nach Cabo Rojo.

 

Teil 2: Dominikanische Republik

Am 18.11. setzte ich meine Reise in die Karibik fort. Die zweite Etappe führte mich vom 18.11.-03.12. in die Dominikanische Republik, wo die Marienschwestern in einer Delegatur zusammengefasst sind, die der Ita-Pater-Provinz zugeordnet ist. Mein Standquartier für diese Tage war das Delegaturhaus der Schwestern beim Heiligtum von La Victoria. La Victoria ist ein Stadtteil der Hauptstadt Santo Domingo, im Norden der Stadt gelegen. In diesem Heiligtum, das 1973 eingeweiht wurde, steht der Altar, der früher im nicht mehr existierenden Heiligtum beim Haus der Pallottiner in Stuttgart-Hohenheim stand. Unser Mitbruder Benjamin Hoch, mein Diakonatspfarrer, konnte damals als Student als Ausdruck der Verbundenheit zwischen Stuttgart und La Victoria an der Einweihung teilnehmen.

Mit José Luis Hernandez
Mit José Luis Hernandez
Kurz nach meiner Ankunft in La Victoria begegnete ich P. Álvaro, einem argentinischen Bundespriester, der in der Nuntiatur als Sekretär tätig ist. Er war zur Feier der Bündnismesse gekommen. Am Tag danach konnte ich P. José Luis Hernández begrüßen. Dieser war zur Sonntagsmesse für die Pilger, die er im Heiligtum feierte, gekommen. Es war eine von fünf Sonntagsmessen für ihn. In den wenigen Minuten, die Zeit waren, erzählte er von seiner Arbeit in seinen Gemeinden und darüber hinaus.

 

 

 

 

 

 

Der Dienstag, 21.11., stand im Zeichen der Begegnung mit den Bischöfen. Morgens um 9.00 Uhr waren die Schwestern und ich zur Begegnung mit Erzbischof Francisco Ozoria Acosta geladen. Erzbischof Ozoria hat als junger Priester das Liebesbündnis mit der MTA geschlossen und lebt noch heute daraus. Den Schwestern fühlt er sich besonders verbunden, da vier von ihnen aus seiner früheren Pfarrei stammen und die er teilweise auf ihrem Berufungsweg begleiten durfte. Nach dem Erzbischof zeigte uns eine unserer Schwestern, die im Ordinariat arbeitet, das Bischofshaus. Danach besuchten wir die Kathedrale, die der älteste Dom in den beiden Amerikas ist, um dann in einer nicht weit entfernt gelegenen Wohnung der Schwestern zu Mittag zu essen.

Mit WB Benito im Heiligtum von La Victoria
Mit WB Benito im Heiligtum von La Victoria
Anschließend kehrten wir zurück zum Bischofshaus, wo uns nun Weihbischof Dr. Ramón Benito Ángeles Fernandez erwartete. Weihbischof Ángeles gehört zu den ersten Mitgliedern unserer Gemeinschaft in der Dominikanischen Republik. Im August dieses Jahres ist er zum Bischof geweiht worden. Die Begrüßung war ausgesprochen herzlich, da wir beide uns von zahlreichen Begegnungen in Schönstatt und hier im Land kannten. Er nahm sich über 90 Minuten Zeit für eine sehr familiäre Begegnung mit mir und den Schwestern, in der er von seiner neuen Aufgabe erzählte. Der Erzbischof hat ihm die Verantwortung für einen großen Bereich der Erzdiözese mit 1,2 Mio. Katholiken übertragen. Es gibt Überlegungen, die Erzdiözese, die um die 4 Mio. Gläubige umfasst, in mehrere Diözesen aufzuteilen. Entsprechende Vorarbeiten sind jetzt notwendig. Zudem sprach der Weihbischof, der nach wie vor Sekretär der Bischofskonferenz ist, von den Möglichkeiten des Apostolats für Schönstatt in der Diözese. Hier wurde seine Wertschätzung der Marienschwestern spürbar. Natürlich erzählten wir uns auch Neuigkeiten aus der Gemeinschaft. Die Begegnung endete nicht ohne Verabredung zu einem weiteren Treffen.

 

 

Im Gespräch mit Bischof Dr. Fausto Mejia
Im Gespräch mit Bischof Dr. Fausto Mejia
Die nächste Begegnung mit Mitbrüdern aus dem Priesterverband ergab sich eine Woche später am 28.11. Für diesen Tag stand der Besuch der Schwesternfiliale in Tenares, südlich von San Francisco de Macoris, im Norden des Landes, auf dem Programm. Dies verbanden wir mit einem Besuch am Heiligtum von Getsemani in San Francisco, das von unserer Priestergemeinschaft getragen wird. Der Bischof von San Francisco, Dr. Fausto Ramón Mejia Vallejo, der ebenfalls Mitglied des Priesterverbandes und ein Kursbruder von Weihbischof Angeles ist, hatte zur Begegnung eingeladen. Bischof Mejia und ich kennen uns ebenfalls von einigen Begegnungen in Schönstatt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit Regiorektor P. Carmelo Santana Jerez (Mitte) und Hausrektor P. Isaac Garcia de la Cruz
Mit Regiorektor P. Carmelo Santana Jerez (Mitte) und Hausrektor P. Isaac Garcia de la Cruz
Mit P. Paulino Peña Paredes, uns besser bekannt als P. Oscár
Mit P. Paulino Peña Paredes, uns besser bekannt als P. Oscár
An dieser Begegnung nahmen weitere Mitbrüder der Gemeinschaft teil: der Regiorektor P. Carmelo Santana Jerez, P. Paulino Peña Paredes, uns besser bekannt als P. Oscár, P. Isaac Garcia de la Cruz, der gegenwärtige Hausrektor von Getsemani, und P. Eustachio. Zunächst feierten wir die Heilige Messe in Heiligtum, der ich vorstehen durfte und in der ich über die Bedeutung des biblischen Getsemani predigte. Anschließend waren wir zum Mittagessen in unser neben dem Heiligtum gelegenes Tagungshaus eingeladen. Beim Mittagessen ergaben sich gute Gespräche über die Geschichte unserer Gemeinschaft in der Dominikanischen Republik sowie die Schönstattbewegung.

Im Heiligtum von Getsemaní
Im Heiligtum von Getsemani
 

Mit Bischof Fausto und Carmelo vor dem Mango-Baum, den wir 2006 als Vertretung unserer Regio gepflanzt haben (ist vielleicht für die damaligen Teilnehmer eine schöne Erinnerung)
Mit Bischof Fausto und Carmelo vor dem Mango-Baum, den wir 2006 als Vertretung unserer Regio gepflanzt haben (ist vielleicht für die damaligen Teilnehmer eine schöne Erinnerung)
 

Dieser Besuch weckte Erinnerungen an meinen früheren Besuch in der Dominikanischen Republik 2006, zusammen mit zehn Mitbrüdern meiner damaligen Regio Rottenburg-Stuttgart, bei dem wir die meiste Zeit in diesem Haus untergebracht waren. U.a. konnte ich mich überzeugen, dass der damals gepflanzte Mango-Baum neben dem Heiligtum gut gewachsen ist. Allerdings trägt er leider noch keine Früchte.

 

 

Mit Weihbischof Benito und Schwestern der Leitung vor dem Heiligtum in La Victoria
Mit Weihbischof Benito und Schwestern der Leitung vor dem Heiligtum in La Victoria
 

 

 

 

Die letzte Begegnung mit einem Mitbruder der Gemeinschaft ergab sich zwei Tage vor meiner Weiterreise. Weihbischof Angeles hatte mich eingeladen, mit ihm zusammen an den Strand zu gehen. Dafür kam er zum Heiligtum in La Victoria, um mich abzuholen, begleitet von seinem Neffen, der als Chauffeur für ihn tätig ist.

Mit Weihbischof Benito im Heiligtum von La Victoria
Mit Weihbischof Benito im Heiligtum von La Victoria
Es war sein erster Besuch als Weihbischof. Wir feierten zuerst um 7.00 Uhr die Heilige Messe im Heiligtum, und der Weihbischof predigte über die Freude, die Liebe und die Treue. Danach frühstückten wir gemeinsam im Haus der Schwestern. Anschließend ging es an den Strand. Von Bischof Mejia hatte ich gelernt, dass es eine Todsünde sei, die Dominikanische Republik zu besuchen, ohne am Strand gewesen zu sein. Nun sorgte Weihbischof Angeles dafür, dass ich mich dieser Todsünde nicht schuldig machte. Wir verbrachten eine längere Zeit an einem wunderschönen Strand in einer größeren Anlage und genossen das herrliche Wasser, das uns Abkühlung bot. So waren uns beiden einige Stunden der Entspannung und der mitbrüderlichen Begegnung geschenkt, die wir mit einem guten Mittagessen beschlossen. Abschließend fuhren wir noch zum Haus des Weihbischofs, wo sich dann unsere Wege trennten.

Mit Weihbischof Benito und den Schwestern vor dem Heiligtum von La Victoria
Mit Weihbischof Benito und den Schwestern vor dem Heiligtum von La Victoria
Nach diesen schönen Erlebnissen mit den Mitbrüdern und natürlich nach vielen tiefen Begegnungen mit den Marienschwestern machte ich mich am 1. Adventssonntag auf den Weg zu meiner dritten Etappe nach Lamar in Texas (USA), um dann am 2. Adventssonntag nach Schönstatt zurückzukehren.

 

 

 

 
 

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