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Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 01

  
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1.
 

Palmsonntag, 25. März 2018

Ich bin gut in Burundi angekommen:

Um 3.30 Uhr haben in meiner Wohnung auf Berg Moriah drei Wecker geklingelt. Wegen der Zeitumstellung war ich in Sorge, dass sich einer der Wecker automatisch verstellt. Es hat dann mit dem frühen Wecken aber alles gut geklappt.

Und so bin ich nach einem kurzen Frühstück um 4.15 Uhr mit meinem Auto zum ICE-Bahnhof Montabaur gefahren. Bei –2 Grad ist alles überreift. Weil es so kalt ist, setze ich mich noch in den Aufenthaltsraum am Bahnhof und komme mit einem Obdachlosen, der dort schläft, ins Gespräch. Er hat gleich einen treffenden Kommentar für mein vieles Gepäck mit zwei Koffern parat.

Der Zug um 4.57 Uhr in Richtung München kommt pünktlich. Ich komme in einem Wagen zum Sitzen, in dem fast nur dunkelblau gekleidete Polizisten sitzen. Sie wollen auch alle zum Flughafen nach Frankfurt, wo in diesen Morgenstunden wohl Dienstwechsel ist.

Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura, Heiligtum
Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura, Heiligtum
Bei dieser Reise finde ich den Schalter für meinen Flug nach Brüssel recht schnell. Dort sagt mir ein Herr, ich müsse online einchecken. Meine beiden Flugtickets bekomme ich tatsächlich recht schnell auf diesem Weg. Meine beiden Koffer werden vom System aber nicht automatisch angenommen. So muss ich mich noch an einem Schalter anstellen, vor dem schon eine lange Schlange wartet.

Weil bei der automatischen Aufgabe meiner beiden Koffer die Wage 52 Kilo statt der in jedem Koffer erlaubten 23 Kilo angezeigt hat, rufe ich im stillen Pater Kentenich um Hilfe an. Ich habe diesmal bewusst beide Gepäckstücke voll genutzt, weil mir unsere Mitbrüder auf meine Frage hin gesagt haben, dass französischer Wein ein besonderes Geschenk in Burundi ist. So habe ich für die Bischöfe, denen ich hier begegne, und die Mitbrüder, die mich mit in ihre Pfarreien nehmen, 15 Flaschen Wein gekauft. Von meinem Vorgänger Peter Wolf weiß ich, dass er immer Ostereier für die Mitbrüder in Burundi mitgebracht hat. So habe ich im Gepäck auch viele Schokoladeneier.

Die Dame am Schalter sagt mir nun tatsächlich, dass mein zweiter Koffer sechs Kilo zu schwer ist. Ich müsste € 150,- nachzahlen. So trete ich auf die Seite und fülle einen Rucksack, den ich ungefüllt dabei habe, mit meinen Schuhen und den Ostereiern. Eine der Flaschen lasse ich stehen. In meinen Vorträgen bei Besinnungstagen in der letzten Wochen am Canisiushof und in Bozen habe ich die Zuhörer immer ermutigt, Pater Kentenich als Helfer einzuschalten und anzurufen. Heute habe ich dasselbe gemacht, und er hat mir auch herrlich geholfen, denn als ich meinen großen Koffer wieder auf die Schalterwaage stelle, fehlt sogar etwas zu 23 Kilo. So gehe ich, die schon aussortierte Weinflasche wieder holen, und mit ihr sind es exakt 23 Kilo. Danke, lieber Pater Kentenich, für Deine prompte Hilfe! Es ist wie ein kleines Wunder, dass ich nun nichts zurücklassen muss, sondern, nur umgeschichtet, mein ganzes Gepäck mitnehmen kann.

Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura, Pilgerkirche
Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura, Pilgerkirche
Nach Aufgabe meines Gepäcks bin ich in doppelter Weise erleichtert und das lange Warten in der langen Schlange bei der Sicherheitskontrolle macht mir nichts. Ich rufe noch kurz bei meiner Mutter in München an, um mich zu verabschieden. Mit einer kleinen Lufthansa-Maschine geht es in nur 30 Minuten nach Brüssel. Dort stehen wir lange auf dem Rollfeld, weil die Parkposition noch besetzt ist.

Ein Herr kommt zur Stewardess, ob sie sich für ihn einsetzen kann, denn er müsste bereits jetzt bei seinem Anschlussflug nach Burundi sein. Als ich das höre und mir bewusst wird, dass es sich um denselben Weiterflug handelt, den auch ich erreichen muss, wobei mir die Zeiten gar nicht klar waren, habe ich wieder Grund zu Gebet und Bitte. Ich treffe den Mann dann später beim Einsteigen in die BrusselsAirlines-Maschine wieder und beglückwünsche ihn und mich, dass wir den Anschlussflug doch noch gut bekommen haben.

Der Flug nach Bujumbura dauert 7 ½ Stunden und verläuft ruhig und gut. Ich sitze im hintersten Teil des Flugzeugs neben einer jungen, afrikanischen Familie. Meine Nachbarin, ein fünfjähriges Mädchen mit schönen Rasterlocken, legt beim Schlafen ihren Kopf auf meinen Arm oder stemmt ihre Beinchen in meine Seite. Sie wohnt mit ihrer burundischstämmigen Familie im Süden Englands und ich freue mich über ihre Offenheit und Ungezwungenheit. Am Ende unserer gemeinsamen Reise bringe ich ihr den deutschen Satz bei „Ich bin ein Mädchen“, den sie gern wiederholt.

Als wir in Bujumbura landen, regnet es draußen. Wie es mir Bernd Biberger schon vorhergesagt hat, steigt man hier tatsächlich die Gangway hinunter aus dem Flugzeug und geht zu Fuß über das Rollfeld zur Abfertigungshalle. Im Eingang, der mit „V.I.P.“ überschrieben ist, erwarten mich Adelin und Denis. Wir können uns in schöne Sessel fallen lassen und Adelin reicht meine Einreisekarte und meinen Pass einem Beamten, der sich um die Formalitäten kümmert. Nach wenigen Minuten bringt er die Dokumente zurück.

Am Tanganjika-See
Am Tanganjika-See
Wir können an der langen Schlange der Einreisenden in der Eingangshalle vorbeigehen und mein Gepäck als erstes vom Band nehmen. Der VIP-Raum und das zentrale Flughafengebäude sind architektonisch nach dem Vorbild hiesiger Hütten. Die Ausstattung erinnert mich an einen ostdeutschen Grenzübergang mit cremefarbenen Sperrholztüren.

Auf dem Flughafenvorplatz stehen viele Soldaten mit Gewehr im Anschlag. Ich kann nicht viel sehen, weil alles dunkel ist. Auch auf der Fahrt in die Stadt hinein fällt mir auf, dass die existenten Straßenlaternen nicht an sind. Alles ist ganz dunkel.

Die vielen Fahrradfahrer erkennt man erst im letzten Moment, weil sie ohne Licht fahren. Rechts und links von der Straße laufen viele Leute im Dunkeln. Es regnet recht stark und einige Male blitzt es sogar. Nach einer halben Stunde langsamer Fahrt im Jeep von Denis kommen wir nach Mont Sion, dem Schönstattheiligtum der Patres.

Mir wird ein geräumiges Zimmer im ersten Stock angewiesen, wo ich mich kurz frisch machen kann. Dann wartet ein leckeres Abendessen auf uns. Es ist auch eine schweizerische Gruppe hier, die mit demselben Flugzeug gekommen sind. Um mein Bett herum ist ein Moskitonetz. Ich schlafe gut ein, wache in der Nacht aber von lauten Lautsprecherdurchsagen auf. Ich habe den Eindruck, jemand habe unten ein Radio aufgestellt. Am nächsten Morgen erfahre ich, dass es Gebete von einer nahen Moschee waren. 

Fortsetzung 

Übrigens:
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