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Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 03

  
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3.
 

Dienstag, 27. März 2018

Nach dem Aufstehen muss ich mich überwinden und unter die kalte Dusche gehen. Denis hatte mir schon gesagt, dass es hier kein warmes Wasser gibt. Eine kalte Morgendusche ist tatsächlich eine besondere Erfahrung. Ich fühle mich danach aber recht erfrischt.

Priesterseminar Kyriama
Priesterseminar Kyriama
Gegen 7.00 Uhr kommt Viateur Nibaruta an mein Zimmer, um mich in die Sakristei zu begleiten. Wir sind etwa 10 Konzelebranten mit Albe und violetter Stola. Caliope, den ich vom Studium in Eichstätt her kenne, steht der Morgenmesse im Messgewand vor. In der großen, sehr einfach gestalteten Kirche im Zentrum der ganzen Seminaranlage sind die fast 200 Priesteramtskandidaten versammelt.

Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Es gibt zwei Seminare im Land für das Theologiestudium und zwei für die Philosophie. Von daher werden hier Theologiestudenten für alle Diözesen Burundis ausgebildet.

Ein Seminarist begleitet die Lieder auf einem Keyboard. Ein anderer sitzt am Mischpult. Ein Chormeister steht auf einem erhöhten Pult vor der ersten Reihe und dirigiert die sehr schönen, einprägsamen Lieder. Die Seminaristen singen laut, kräftig und mehrstimmig mit.

Da die Hl. Messe in Kirundi gefeiert wird und ich leider mein Smartphone mit den deutschen Texten nicht dabei habe, verstehe ich fast nichts. Der Diakon, der das Evangelium vorträgt, hält auch eine Predigt, die an mehreren Stellen das Schmunzeln der Zuhörer hervorruft.

Am Ende der Messe übergibt Caliope Rektor Denis das Wort und dieser stellt mich der Seminargemeinschaft vor. Er übergibt mir das Mikrophon, so dass ich einen Gruß sprechen kann, in dem ich meiner Freude Ausdruck verleihen kann, dass ich diese Karwoche hier im Seminar mit der Hausgemeinschaft verbringen kann und mich freue, eine so große Gemeinschaft anzutreffen, angesichts der heute sehr kleinen Gruppen in deutschen Priesterseminaren.

Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Die Mahlzeiten, so auch das anschließende Frühstück, nehme ich an der Seite von Denis im Speisesaal der Professoren ein. Auf meine Nachfrage erfahre ich, dass die Vorstände nur zu größeren Festen mit den Alumnen zusammen essen. Es gibt eine Art Baguette mit gutem Honig. Einige nehmen aber auch eine Suppe oder warmes Gemüse. Es gibt Obst, das ich nicht kenne.

 

Nach dem Frühstück habe ich Zeit, meinen Bericht von gestern zu schreiben und die Fotos in die Dropbox zu laden. Die stärkste Internetverbindung ist in einem Computersaal im Bereich des Rektorates. Aber auch in meinem Appartement habe ich W-lan zur Verfügung. So verbringe ich den Vormittag mit Schreiben und Lesen und der Beantwortung von Mails.

Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
12.45 Uhr ist Mittagessen. Der Tisch ist schön und reichlich gedeckt. Es gibt Reis, Kartoffeln, Bohnen und Rindfleisch. Wir unterhalten uns angeregt.

Nach dem Mittagessen gehe ich schnell in den Computerraum, weil wir schon etwas vor 14.00 Uhr unsere Skype-Konferenz der Generalleitung beginnen wollen. Draußen beginnt es stark zu regnen. Denis sitzt neben mir. Helmut Rügamer und Cualo sind leider verhindert. Die Skype-Verbindung zu Stefan Keller ist recht gut. Leider bekomme ich aber das Mikrophon an meinem Laptop nicht an; auf Moriah arbeite ich immer mit externer Kamera und Mikro. Die Lösung ist, dass ich Stefan über Whatsapp anrufe und so den Ton über das Telefon nehme. Wir haben heute nicht so viele Tagesordnungspunkte zu besprechen.

Als ich mit Denis unsere Konferenz nachbespreche, fällt der Strom aus. So mache ich eine kurze Siesta in meinem Zimmer und beginne dann einen Spaziergang um das Seminar. Die Landschaft hier ist wirklich wunderschön. Die leichten Hügel sind stark begrünt.

Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Mein Weg führt mich rechts um das Seminar herum auf einem Trampelpfad nach unten. Ich komme zu einem Bach und einer Brücke aus Baumstämmen darüber. Nun steigt der Weg zu einer Kirche auf der Höhe an, die noch im Bau ist. Um die Kirche herum liegen gebrannte Steine aufeinandergeschichtet, in derselben roten Farbe, wie sie die Erde hier hat. Später erfahre ich, dass die Anglikaner hier eine neue Kirche bauen.

Kurz hinter der Kirche gelange ich auf die Straße, die wir gestern gefahren sind, und die ich eigentlich wegen des erwarteten Verkehrs vermeiden wollte. Bis auf wenige Motorräder und ein Auto ist hier aber nichts los. Ich begegne nun aber vielen Leuten, die teils sehr ungläubig schauen. Ich grüße sie freundlich mit bon jour und winke. Manche sind mutig und winken zurück. So gelange ich in das Dorf, das man vom Seminar aus sehen kann.

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Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Die neugierigen Blicke sind mir eigentlich unangenehm, so dass ich nicht direkt in das Dorf hineingehe, sondern außen herumgehe, um noch einige Felder am Rand zu sehen. Nur einmal werde ich von einer Frau angebettelt, die von der Feldarbeit auf mich zukommt, auf ihren schwangeren Bauch zeigt und mir ihre Hand entgegenhält. Ältere Leute sehe ich fast nicht. Hingegen gibt es sehr viele Kinder, einige davon im Schmutz sitzend. Burundi ist ein sehr kinderreiches Land mit einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren.

Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Spaziergang um das Priesterseminar Kyriama
Im Seminar zurück, stelle ich einen Stuhl vor mein Appartement, da es immer noch keinen Strom gibt und lese meine mitgebrachten Zeitungen. Ein Seminarist spricht mich an. Er ist aus Ngozi. Er erinnert sich noch an die Besuche meines Vorgängers Dr. Peter Wolf hier und ist froh, dass ich mich mit ihm unterhalten kann.

Gegen 18.00 Uhr höre ich die Seminaristen aus der Seminarkirche für Ostern proben. Offenbar wird schon für Ostern geprobt, denn es wird auch Händels Halleluja gesungen. Der Seminarchor klingt sehr schön; es sind auch einige Tenöre dabei, so dass die Alumnen vierstimmig singen können. Kurz nach 19.00 Uhr bringt mir jemand eine Kerze und ein Feuerzeug.

Ich gehe in die Kapelle zur Vesper. Weil der Strom immer noch nicht wieder da ist, sind einige Kerzen aufgestellt. Die meisten Seminaristen haben Smartphones und können so auch im Dunkeln gut mitbeten. Die Psalmen werden französisch im Wechsel zwischen einem Kantor und allen mehrstimmig gesungen, langsam und andächtig. Ich fühle mich sehr wohl. Während der Vesper geht plötzlich das Licht wieder an.

Priesterseminar Kyriama
Priesterseminar Kyriama
Vor dem Abendessen sitzen die Professoren noch im Lese- und Fernsehzimmer zusammen, unterhalten sich oder lesen Zeitungen. Auf dem Tisch liegen auch zwei französische Wochenausgaben des L'Osservatore Romano. Im Fernsehen läuft ein französischer Kanal mit Nachrichten.

Nach dem Abendessen schließen Denis und ich die neue Kaffeemaschine das erste Mal an. Als die erste Tasse Espresso herausgelaufen ist, fällt der Strom wieder aus. So gehe ich schon früher in mein Appartement zurück und bereite mich mit einer Kerze im Bad auf eine frühere Nachtruhe vor.

Fortsetzung

 

Übrigens:
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