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Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 06

  
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6.
 

Karfreitag, 30.3.2018

Auch am heutigen Tag gehe ich um 7.45 Uhr zur Wohnung von Regens Denis zum Gebet der Laudes und anschließend mit ihm zum Frühstück.

Um 9.00 Uhr hält heute der Spiritual P. Deogratias einen geistlichen Vortrag vor der Seminargemeinschaft über die Schriftlesungen des Karfreitag. Dabei stellt er die Gewalt heraus, der Jesus bei seinem Prozess begegnet: politische und religiöse. Alle Berichte über Jesu Leiden und Sterben kulminieren darin, Jesu Bereitschaft zum Selbstopfer als größte Liebestat zu zeichnen. Der Vortrag ist heute in französischer Sprache, so dass ich gut folgen kann.

Heute ist schon am Morgen die Sonne herausgekommen. Ich sehe aber durch die Fenster des Vortragssaales, dass Wolken aufziehen. So beschließe ich, nach dem Vortrag gleich einen Spaziergang zu machen, damit der Regen mir nicht auch heute einen Strich durch die Rechnung macht.

Priesterseminar Kyriama mit Anbaufeldern
Priesterseminar Kyriama mit Anbaufeldern

 

 

Ich gehe wieder unterhalb des Seminars, wo es gut angelegte Felder mit Bohnen u. a. gibt, in Richtung der neugebauten, anglikanischen Kirche. Die Gedanken aus dem Vortrag nehme ich in das Gebet der schmerzhaften Geheimnisse des Rosenkranzes mit.

 

 

 

Spaziergang beim Priesterseminar
Spaziergang beim Priesterseminar

 

Oberhalb der Kirche biege ich diesmal nach rechts in die Hauptstraße ein, auf der mir aber während der Stunde Fußweg kein einziges Fahrzeug, sondern nur Fußgänger begegnen. Ich mache einige Erinnerungsfotos von der Straße, von Blumen und von Bananenplantagen am Wegesrand.

 

 

 

 

Spaziergang beim Priesterseminar
Spaziergang beim Priesterseminar

 

 

Die teils überrascht schauenden Passanten grüße ich freundlich mit „Bonjour“ und Winken. Die Landschaft ist wirklich wunderschön und erinnert mich an die Toskana mit den leichten Hügeln, die sich immer wieder auf- und abschwingen. Durch den vielen Regen ist alles herrlich grün.

 

 

 

 
Spaziergang beim Priesterseminar, Bananenplantage
Spaziergang beim Priesterseminar, Bananenplantage
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Spaziergang beim Priesterseminar

 

 

 

 

 

 

 

 

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Priesterseminar Kyriama, Trocknung der Wäsche auf der Wiese

 

 

Als ich ins Seminar zurückkomme, sehe ich, wie ein Seminarist die von ihm von Hand gewaschene Wäsche zum Trocknen auf die Wiese legt. Waschmaschinen kennt man hier nicht. Alles wird von Hand gewaschen. Die Alumnen müssen sich um die Reinigung ihrer Wäsche und ihres Zimmers selbst kümmern.

Mittags wird ein leichtes Mittagessen gereicht.

 

 

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Kreuzwegandacht am Karfreitag im Prieterseminar.
Um 14.15 Uhr beginnt der Kreuzweg in der Seminarkirche. In diesen Tagen des Triduum Pascale ruft zu den Gebets- und Gottesdienstzeiten nicht die Glocke, sondern eine Trommel. Mir ist schon aufgefallen, dass mit Kreide römische Ziffern auf die überdachten Seminarwege geschrieben wurden.

Hier ziehen wir, einem Kreuz mit Leuchtern folgend, von Station zu Station den Kreuzweg entlang. Jeder hat ein Gebetsheftchen in der Hand. Die Texte jeder Station sind recht kurz. Statt einer Kniebeuge verneigen sich alle am Beginn jeder Station. So ist der Kreuzweg etwa 10 Minuten vor Beginn der Karfreitagsliturgie um 15.00 Uhr zu Ende.

Spaziergang beim Priesterseminar
Spaziergang beim Priesterseminar
In der Sakristei wundere ich mich, dass ich Denis nicht sehe. Er kommt dann einige Minuten nach Beginn der Feier von hinten in die Kirche, von einem wichtigen Termin, wie er mir später sagt. So ist er heute nicht unter den Konzelebranten, sondern feiert die Liturgie unter den Priesteramtskandidaten in der Bank mit.

Die Feier des Leidens und Sterbens Christi ist wieder gut vorbereitet und wird mit großem Ernst gefeiert. Draußen beginnt es zu regnen und zu donnern. Die Passion wird von einem Diakon (Jesus) und zwei Priesteramtskandidaten (Evangelist und Volk) auf dieselbe psalmodische Melodie gesungen, die auch wir in Deutschland verwenden, aber auf Kirundi.

Ich lese die Texte auf Deutsch in meinem Smartphone mit und kann so gut folgen. Für die Kniebeugen bei den zehn großen Fürbitten werden uns Priestern Kniekissen bereitgelegt. Bei der Kreuzverehrung trägt ein Diakon mit zwei Alumnen ein ganz kleines Kreuz von der Sakristeiwand durch den Haupteingang herein und enthüllt es. Es wird auf einen Stuhl gestellt, der mit rotem Stoff bedeckt ist. Erst dann treten wir Priester aus dem Presbyterium herzu zur Kreuzverehrung mit einer tiefen Verneigung.

Am Ende der Feier wird noch ein Gefäß zwischen den ersten Bankreihen aufgestellt für eine Kollekte. Es wird daran erinnert, dass Papst Franziskus für heute zu einer Sonderkollekte für die Christen im Heiligen Land eingeladen hat. Hier wandert also kein Körbchen durch die Reihen, sondern wer etwas geben möchte, geht nach vorn und wirft sein Opfer in das korbähnliche Gefäß.

Nach der Liturgie treffe ich Denis im Aufenthaltsraum der Professoren. Wir freuen uns, uns mit der neuen Espressomaschine einen guten Kaffee bereiten zu können. Nach und nach kommen auch andere Professoren, die sich ebenfalls über einen Espresso freuen.

Weil noch etwas Zeit ist, drehe ich noch eine Runde um die Außenmauer des Seminars. Auf dem Fußballplatz spielen viele junge Männer aus dem Dorf Fußball. Viele Kinder umstehen den großen, gut angelegten Platz. Es ist mir unangenehm, dass für die Kinder nun wenig das Spiel als ich selbst interessant bin und gehe weiter zum privaten Gymnasium am Ort.

Auf dem Weg halten mir einige Kinder ihre Hand zum Gruß entgegen. Gern drücke ich viele Hände und streiche den Kindern über die immer kurz geschorenen krausen Haare. Sie freuen sich und sind dankbar. Am Eingang des Gymnasiums treffe ich zwei Mitarbeiter und frage, ob ich die Anlage betreten darf. Sie erinnert mich an eine Kaserne. Alle Schüler, die noch da sind, spielen draußen auf dem eigenen Bolzplatz; drinnen ist niemand zu sehen.

Als ich zurückkomme, kann ich noch etwas lesen und schreiben. Zum Abendessen gibt es heute ganz kleine Fischchen aus dem Tanganjika-See in einer Soße mit Gemüse auf Reis. Es schmeckt mir sehr gut. Schön ist auch, dass immer viel Obst gereicht wird, vor allem die kleinen, sehr süß schmeckenden Bananen mit leichtem Zitronenarmoma und Mangos.

Heute Abend ist noch ein Film über die Passion Christi für die Alumnen angesagt. Ich gehe mit Denis in den Vortragssaal. Er ist aber leer. Wir finden einen Großteil der Seminargemeinschaft dichtgedrängt vor dem Fernseher. Denis fragt, ob sie sich den Film nicht lieber per Beamer oben anschauen wollen. Aber alle sind ganz einverstanden, dichtgedrängt und größtenteils im Stehen den Film weiter vor dem Fernseher zu sehen.

Ich verabschiede mich, um in meinem Zimmer noch etwas zu lesen und dann schlafen zu gehen.

Fortsetzung

 

 

Übrigens:
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