Anzeigen

 

Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 14

burundi_2018
 
14.
 

Samstag, 7.4.2018

Es war heute Nacht hier oben auf etwa 2000 Meter recht kalt. Ich musste aber unter einer doppelten Decke nicht frieren. Das Pfarrhaus in Rwegura ist zwar sehr großzügig gebaut, so dass wir vier Verbandspriester alle ein Zimmer gefunden haben. Leider kommt aber auch hier, wie in vielen anderen Fällen, aus dem Wasserhahn kein Wasser. In die sehr einfachen Bäder sind große Wasserkübel gestellt. Das Wasser muss man schöpfen, um sich zu waschen oder das WC nachzuspülen. Sébastian wird mir heute sagen, dass aus seiner Sicht Burundi 100 Jahre hinter Deutschland zurückliegt.

Pfarrer Gérard hatte uns eingeladen, kurz nach 6.00 Uhr die Heilige Messe mit seiner Gemeinde in der Pfarrkirche zu feiern. Wir konnten ihn überzeugen, dass uns das zu früh ist. Er klopft aber trotzdem schon kurz nach 6.00 Uhr an meine Tür, ob ich mich nicht wenigstens der Gemeinde vorstellen und sie grüßen möchte.

Frühstück bei den Schwestern in der Pfarrei Rwegura
Frühstück bei den Schwestern in der Pfarrei Rwegura
Etwas entfernt vom Pfarrhaus wohnen 11 Ordensschwestern, die hier in Kirche, Schule und Pfarrhaus Dienste tun. Wir sind bei ihnen zum Frühstück eingeladen. Man setzt mich neben eine Schwester, die eine zeitlang in einer ihrer Niederlassungen in Italien gelebt hat. Sie hat ihr Italienisch aber inzwischen weitestgehend vergessen.

Wir sind hier im hohen Norden Burundis, in der Nähe der Grenze nach Ruanda. Auch der Wallfahrtsort Kibeho liegt nur wenige Kilometer jenseits der Grenze. Ich wundere mich, dass keiner unserer hier lebenden Mitbrüder bisher dort war. Wir überlegen, ob wir im nächsten Jahr miteinander eine Wallfahrt nach Kibeho machen. Offenbar hört man in Deutschland mehr über diesen Marienerscheinungsort als hier.

Die Lage so weit im Norden in einem gebirgigen Gebiet schafft mir heute lediglich die Möglichkeit, nach langem Warten nur meinen Tagesbericht von gestern versenden zu können. Die Fotos werde ich später während unserer Mittagspause im Bischofshaus von Ngozi abschicken.

Draußen regnet es in Strömen und es liegt dichter Nebel auf den Teeplantagen. So bin ich recht froh, dass wir dieses kühle und unwirtliche Gebiet verlassen. Lange begleiten uns noch Regen und Nebel auf unserer Fahrt nach Ngozi. Einmal geht es mehrere Kilometer nur noch im Schritttempo weiter. Am Straßenrand laufen Soldaten mit Gewehren im Anschlag. Später hören wir, dass sie eine höhergestellte Persönlichkeit begleitet haben, der hier sein Morgenjogging auf der Straße gemacht hat. Ich frage, ob die Bevölkerung einverstanden ist, dass sich die Politiker solche Sonderprivilegien herausnehmen und höre, dass viel Unmut dagegen herrscht, sich aber niemand trauen kann, offen dagegen aufzutreten. Man müsste sich sonst um sein Leben sorgen.

Im Bischofshaus von Ngozi
Im Bischofshaus von Ngozi
Gegen Mittag sind wir in der Bischofsstadt Ngozi. Die Sonne ist herausgekommen. Der Bischof von Ngozi hat sich entschuldigen lassen, da er letzten Montag seinen Vater beerdigen musste. Dafür empfängt uns Abbé Marc, der im Bischofshaus wohnt und für die diözesanen Schulen zuständig ist. Er hat bei den Salesianern in Rom Pädagogik studiert. Wir haben ein schönes Gespräch mit ihm bei einer guten Tasse Kaffee.

Danach versucht Viateur heute schon das zweite Mal, an einer Tankstelle tanken zu können. Wieder gibt es kein Benzin. Durch das Wirtschaftsembargo gegen Burundi fehlen dem Land Devisen, um in Dollar Benzin einkaufen zu können.

Wir kommen in die Pfarrei von Jean Marie Ngendandumwe nach Gikomero. Im Pfarrhof erwarten uns schon viele Kinder, die uns freudig begrüßen. Sie singen uns zur Begrüßung und später tanzen vier junge Frauen für uns. Es ist inzwischen deutlich nach 14.00 Uhr, so dass wir uns gleich zum Mittagessen hinsetzen. Die Köchin von Jean Marie hat sehr lecker gekocht und wir lassen es uns schmecken. Für Sébastian, der kein Bier trinkt, und mich wird sogar eine Flasche Wein geöffnet.

Nach dem Essen gönnen wir uns eine halbe Stunde Ruhe. Danach sind am Pfarrhaus wieder viele Kinder, die auf uns warten. Pfarrer Jean Marie bittet sie in die Kirche. Dort begrüße ich die Kinder und singe ihnen „Halleluja, praise ye the lord“. Die Kinder bedanken sich ihrerseits mit einem Lied.

Dann fahren wir zum Cohoha-See an der Grenze nach Ruanda. Ich hatte vorher schon den Wunsch geäußert, nach den zwei Reisetagen weitestgehend im Auto heute etwas laufen zu können. Nachdem die Mitbrüder Anstalten machen, sich im Café am Wasser, das zu einem von Schwestern geführten Exerzitienhaus gehört, gleich wieder setzen und etwas trinken zu wollen, mache ich den Vorschlag, die letzte Wegstrecke einfach zu Fuß zurück zu gehen und von den Autos dann einfach wieder aufgenommen zu werden. Man schickt mir nach kurzer Zeit den Vikar der Pfarrei, Sylvester, hinterher, der mich vergeblich versucht zu überzeugen, zurückzukommen. So laufen wir miteinander etwa sieben Kilometer eine holprige, nicht geteerte Straße entlang und werden von den Leuten ringsum nicht wenig bestaunt.

Am Cohoha-See
Am Cohoha-See
 
Am Cohoha-See
Am Cohoha-See

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin froh, dass unsere beiden Autos kommen, weil es inzwischen stockdunkel geworden ist. Nach diesem Fußmarsch fühle ich mich sehr wohl und erfrischt. Bis zur Vesper und dem Abendessen ist noch etwas Zeit, um diesen Bericht zu schreiben.

Besuch erwachsener Gemeindemitglieder im Pfarrhaus Gikomero
Besuch erwachsener Gemeindemitglieder im Pfarrhaus Gikomero
Als ich um 20.30 Uhr in den Empfangsraum des Pfarrhauses komme, sitzen dort reihum viele Erwachsene beim Bier. Jean Marie ermutigt mich, ihnen reihum die Hand zu geben. Dann singen wir etwas und unterhalten uns. Wer die Schule nicht besuchen konnte, sprich auch kein Französisch, so dass das, was ich erzähle, noch in Kirundi übersetzt werden muss.

Die Konversation wird immer lockerer, bis sich eine Dame neben mich setzt und mich um Unterstützung für das Beschallungssystem in der Pfarrkirche bittet. Jean Marie ist das sichtlich unangenehm und er beschließt die Begegnung mit Gebet und Segen. Wir versprechen, vor der Weiterfahrt morgen nochmals in die Kirche zu kommen, um die Gemeinde zu begrüßen.

Wieder steht ein sehr schmackhaftes und reichhaltiges warmes Abendessen auf dem Tisch. Abends wird hier immer warm gegessen. Es wird nach 22.00 Uhr, bis wir uns zur Bettruhe verabschieden. Einige Mitbrüder bleiben noch zusammensitzen. Ich kann länger nicht einschlafen, weil man das Gespräch im ganzen Haus laut hören kann.

Am Cohoha-See
Am Cohoha-See
 Fortsetzung

 

Übrigens:
Kennen Sie das neue Buch von Christian Löhr? Hier können Sie es kennen lernen.

Oder interessiert Sie die Geschichte und Botschaft von Belmonte

 
 

Seite drucken Seite versendenImpressum