Anzeigen

 

Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 15

burundi_2018
 
15.
 

Weißer Sonntag, Sonntag der Barmherzigkeit, 8. April 2018

Wir beten kurz vor 7.30 Uhr gemeinsam die Laudes in der Hauskapelle von Jean Marie in Gikomero. Die Mitbrüder beten sehr schnell, so dass ich mit dem bloßen Lesen kaum nachkomme. Ich überlege, wie und wo ich einmal ansprechen kann, dass wir beim Gebet versuchen wollen, uns in die Gegenwart Gottes zu stellen und das Stundengebet entsprechend andächtig und hingebungsvoll zu beten.

Ein reichliches Frühstück wartet auf uns. Die Mitbrüder greifen gern bei den warmen Speisen zu.

Wir hatten versprochen, die Gemeinde wenigstens am Anfang der Sonntagsmesse zu begrüßen. So gehen wir nach der offiziellen Eingangsprozession von der Seite zum Altar. Die Kirche ist ganz voll. Nach der liturgischen Eröffnung durch den Vikar Sylvestre können wir kurz das Wort ergreifen. Wir werden mit freundlichem Applaus begrüßt.

Grußwort am Beginn der Sonntagsmesse in der Pfarrei Gikomero
Grußwort am Beginn der Sonntagsmesse in der Pfarrei Gikomero

Grußwort am Beginn der Sonntagsmesse in der Pfarrei Gikomero
Grußwort am Beginn der Sonntagsmesse in der Pfarrei Gikomero

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren mit zwei Autos, ich mit Sébastian und Jean Marie mit Viateur in Richtung Ngozi. Unterwegs bete ich mit Sébastian den glorreichen Rosenkranz im Auto, abwechselnd in französischer und deutscher Sprache. Bei jedem Gesätz denken wir im Gebet besonders an liebe Menschen, heute die Erstkommunionkinder in meiner ehemaligen Pfarrei Roth, unsere Mitbrüder hier in Burundi etc.

In Ngozi herrscht heute helle Aufregung an der Tankstelle, an der es gestern kein Benzin gab. Heute findet dort ein richtiger Kampf zwischen vielen um den begehrten Treibstoff statt.

Unsere Fahrt führt von Ngozi noch etwa 30 km Richtung Gitega und biegt dann rechts von der gut-asphaltierten Straße auf eine unbefestigte Straße ein für die letzten sechs Kilometer bis in die Pfarrei von Sébastian Kaneza in Muhanga.

hp 20180408_111842Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga (1).jpg
hp 20180408_111842Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga (1).jpg
Wir fahren um 10.45 Uhr auf den Pfarrhof, wo viele Gläubige warten. Sébastian führt uns noch kurz in sein altes Pfarrhaus. Mit etwas Verspätung beginnt kurz nach 11.00 Uhr die dritte Sonntagsmesse mit einer großen Eingangs-Prozession. Neben vielen Messdienern sind heute auch zahlreiche Mitglieder einer Bruderschaft zum Barmherzigen Jesus gekommen und ziehen mit in die Kirche ein.

Die festliche Liturgie in Kirundi wird 2,5 Stunden dauern. Sébastian predigt lange und ich verstehe kein Wort. Nach dem Credo kommen die Mitglieder der Barmherzigkeits-Bruderschaft nach vorn an die Kommunionbank, knien nieder und erneuern ihr Weihegebet. Es sind viele Frauen mit Kindern auf dem Rücken oder an der Hand, einige Männer und wenige schulpflichtige Kinder dabei.

Zur Gabenbereitung kommen etwa 50 Personen, meist Frauen, nach vorn, und bringen in Körben Lebensmittel für Bedürftige.  

Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga, Gabenprozession
Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga, Gabenprozession
 
Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga, Gabenprozession
Sonntagsmesse in der Pfarrei Muhanga, Gabenprozession

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Heilige Kommunion teilen wir vier Priester aus, zusammen mit etwa sieben Kommunionhelfern. Die großen Ziborien aus dem Tabernakel werden teilweise in mit Stoff gefütterte Körbchen umgefüllt. Hier kommunizieren alle auf die Hand, nur ganz wenige in den Mund. Weil einige Kinder schon mit vier Jahren in die Schule kommen und ab der dritten Klasse, unabhängig vom Alter, Kinder zur Heiligen Erstkommunion zugelassen werden, empfangen auch sehr kleine Kinder den Leib Christi. 

Als die Liturgie nach zwei Stunden eigentlich zu Ende gehen könnte, macht eine Dame noch über 20 Minuten lang Vermeldungen in monotoner Sprache. Später entschuldigt Sébastian das damit, dass das die einzige Informationsweitergabemöglichkeit am Ort sei. Einen gedruckten Kirchenzettel gibt es nicht.

Nach den langen Vermeldungen bittet Sébastian Jean Marie, Viateur und mich, uns noch der Gemeinde vorzustellen. Nach der Heiligen Messe gibt es mit vielen Menschen persönliche Begegnungen und freundliches Händeschütteln. Als mich ein Kommunionhelfer fragt, ob es wohl Unterschiede zwischen Burundi und Deutschland gebe, bin ich wegen dieser Frage richtig sprachlos. Allein die gerade gefeierte Sonntagsmesse wäre in leider vielfacher Weise in Deutschland undenkbar.

Nach der Heiligen Messe setzen wir uns im Empfangszimmer des Pfarrhauses bei Getränken zusammen. Es kommen auch drei Ordensfrauen, die offenbar auch eingeladen sind. Nach längerer Zeit, es ist inzwischen gegen 14.30 Uhr, ist das Mittagessen fertig. Keiner setzt sich an den vorbereiteten Tisch, sondern alle holen sich die Speisen und kehren an ihren Platz im Empfangszimmer zurück, um mit dem Teller auf dem Schoß zu essen.

Sébastian und ich wollten eigentlich um 15.00 Uhr nach Bujumbura abfahren, aber es wird eine halbe Stunde später. Es kommen nämlich noch einige Ordensschwestern, denen Sébastien noch Getränke reichen möchte. Wir verabschieden uns von allen, besonders von Viateur und Jean Marie, die in der Pfarrei Muhanga bleiben und von dort morgen Abend zum Treffen der Kandidaten nach Gitega fahren. Dort werden wir sie wiedersehen.

Wir brauchen für die etwa 150 km von Muhanga über Ngozi nach Bujumbura drei Stunden mit dem Auto, und das, obgleich heute weniger LKW's unterwegs sind. Überall sind viele Leute auf der Straße. Ich tausche mich mit Sébastian über die Erstkommunion- und Firmvorbereitung in Burundi und in Deutschland aus. Er merkt, wie schwierig es ist, in säkularer Situation Kinder nachhaltig zu den Sakramenten zu führen.

Sébastian war noch nie im Haus von Militärpfarrer General Adelin Gacukuzi in Bujumbura. Ich freue mich, dass ich mich in Bujumbura nun schon so gut auskenne, dass ich ihm ohne Probleme den Weg weisen kann. Als wir ankommen, ist Adelin noch nicht da, sondern einer seiner Mitarbeiter öffnet uns.

Ich nutze die Zeit, um zu schreiben und Mails zu beantworten. Hier habe ich seit einigen Tagen nun wieder eine stabile Internetverbindung. Mit Adelin gehen Sébastian und ich am Abend noch in nahes Restaurant zu einem leckeren Fischessen.

 

Fortsetzung

 

Übrigens:
Kennen Sie das neue Buch von Christian Löhr? Hier können Sie es kennen lernen.

Oder interessiert Sie die Geschichte und Botschaft von Belmonte

 

 

 
 

Seite drucken Seite versendenImpressum