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Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 21

burundi_2018
 
21.
Samstag, 14. April 2018

 

Nach Laudes und Frühstück mit Adelin fahren wir verspätet von zu Hause los. Adelin hat einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten. So fahren wir zum Militärkrankenhaus und treffen im Eingangsbereich den dortigen Krankenhauspfarrer. Er hat Probleme, sein Auto anlassen zu können und bittet Adelin um Hilfe. Leider ist kein Überbrückungskabel zur Hand. Ein solches wird aber aufgetrieben und so kann das Auto von Adelin dem Mitbruder Starthilfe geben. Ich gehe mit Adelin in der Zwischenzeit zu dem kranken Offizier.

Das Krankenhaus wurde einst von Belgiern gebaut und ausgestattet. Die Bauten wirken wie Bungalows oder Baracken. Alles ist sehr einfach, für deutsche Verhältnisse sogar primitiv. In Inneren gibt es im eigentlichen gar keine Zimmer, sondern nur durch lakenähnliche Vorhänge abgeteilte Bereiche. Auf mich wirkt dieses Militärkrankenhaus, das auch für viele Zivilisten genutzt wird und über etwa 1000 Betten verfügt, sehr dürftig und unsauber.

Adelin kennt den Offizier gut. Er hatte früher im Priesterseminar studiert, bevor er geheiratet hat. Seine protestantische Ehefrau ist da und seine muslimische Schwiegertochter. Nach der Begrüßung ziehen wir uns zurück, damit der Patient bei Adelin beichten kann. Auf dem Boden stehen Teller, Töpfe und Thermoskannen. Wie überall in Afrika, so versorgen auch hier die Angehörigen den Patienten selbst mit Essen. Draußen treffe ich wieder auf den Krankenhauspfarrer, dessen Auto inzwischen wieder läuft.

Ein Pfleger ruft mich wieder herein zur Teilnahme an der Spendung der Krankensalbung. Der Kranke betet aufmerksam mit. Adelin verwendet kein Rituale, sondern formuliert die Gebete frei. Später sagt er mir, dass die Krankensalbung und die Krankenkommunion auch für die protestantische Ehefrau und die muslimische Schwiegertochter sehr wichtig waren. Wir verabschieden uns. Ich bin ganz froh, dass ich ein Krankenhaus hier einmal von innen gesehen habe und ich hoffe, dass es bei meinem Besucherstatus bleibt. 

Wir fahren weiter zum Flughafen, der 10 Kilometer vor der Stadt liegt. In einem Militärbereich neben dem Flughafen soll heute eine Dank- und Bittmesse für die aus Somalia zurückgekehrten burundischen Soldaten gefeiert werden. Etwa 6000 burundische Soldaten leisten Auslandseinsatz in Somalia und fast 50 von ihnen haben dort schon ihr Leben verloren.

Adelin bittet mich, vor der Heiligen Messe mit für die Beichten zur Verfügung u stehen. Er hört die Beichten in kirundischer Sprache in der Sakristei, ich selbst draußen im Freien auf zwei Plastikstühlen. Zu mir kommen etwa 10 Soldaten, die sich trauen, in Französisch zu beichten. Die Schlange bei Adelin ist ungleich länger. Mit Erstaunen merke ich, dass meine Beichtkinder meist nicht besser Französisch sprechen als ich. Die Kenntnis der französischen Sprache, immerhin nach Kirundi die zweite Amtssprache hier, hängt sehr stark von der Schulbildung ab. Wer keine oder nur wenig Schulbildung hat, spricht nicht Französisch.

nach der Hl. Messe mit den Militärs und einer Taufe am Flughafen Bujumbura
Nach der Hl. Messe mit den Militärs und einer Taufe am Flughafen Bujumbura
Bis Adelin mit seinen Beichten fertig ist, unterhalte ich mich mit einem Offizier und bin überrascht, wie positiv er die burundische Regierung sieht. Mir wird bewusst, dass das Militär wohl entsprechend geschult und indoktriniert ist.

Mit großer Verspätung beginnt die Heilige Messe in einem von Engländern gebauten großen Saal. Die Soldaten haben einen Chor zusammengestellt, der recht engagiert singt. Strom für die Mikrofonanlage und das Keyboard wird draußen durch einen Dieselmotor erzeugt. Trotzdem fällt das Keyboard regelmäßig aus.

Es ist sehr warm, etwa 30 Grad und stickig und mir ist etwas bange angesichts der sicher langen Liturgie. Schon die Einleitung und Begrüßung durch Adelin hat die Länge einer deutschen Sonntagspredigt. Vor der Gabenbereitung wird ein kleines Mädchen getauft. Die Taufkerze ist eine dünne Kerze, wie sie auch am Altar verwendet wird, ohne Schmuck oder Verzierungen. Das Taufwasser aus einer bemalten Teekanne aus Blech läuft direkt auf den Boden. Statt eines Taufkleides wird dem Mädchen kurz ein weißes Tuch über den Kopf gelegt und gleich wieder weggenommen.

Nach der Hl. Messe mit den Militärs und einer Taufe am Flughafen Bujumbura
Nach der Hl. Messe mit den Militärs und einer Taufe am Flughafen Bujumbura
Bei den Fürbitten wird vor allem dreier Soldaten dieses Bataillons gedacht, die während ihres 13monatigen Einsatzes in Somalia ihr Leben verloren haben. Am Ende der gut zwei Stunden dauernden Liturgie erfolgen lange Dankesworte. Doch niemandem scheint es zu lang zu werden. Ich habe den Eindruck, dass alle aufmerksam zuhören, auch als ich einige Grußworte spreche.

Weil es schon nach 14.00 Uhr ist, entscheidet Adelin, dass wir nicht mehr zum Essen mit den Soldaten bleiben, sondern zu Hause essen. Auf der Heimfahrt kaufen wir am Straßenrand einige frische Ananas, die eine köstliche Nachspeise nach dem Mittagessen sind. Danach habe ich Zeit für meinen Tagesbericht von gestern.

Um 17.00 Uhr holt mich der Chauffeur ab und fährt mich in die Nähe der neuen Militär-Kirche Christ-König, wo Adelin gerade ein Treffen hat. Ich begrüße die Leute, die dort sind und beglückwünsche einen jungen Mann, der seinen Studienabschluss mit seiner Familie feiert.

Am öffentlichen Strand des Tanganijasees in Bujumbura
Am öffentlichen Strand des Tanganijasees in Bujumbura
 

 

Wir fahren an den öffentlichen Strand Bujumburas am Tanganjika-See und erleben dort den Sonnenuntergang. In der Zwischenzeit versucht der Fahrer, eine Tankstelle mit Benzin zu finden. Adelin und ich beten die Vesper am schönen Sandstrand.

 

 

 

Christian Löhr am öffentlichen Strand des Tanganjika-Sees in Bujumbura
Christian Löhr am öffentlichen Strand des Tanganjika-Sees in Bujumbura
Adelin Gacukuzi am öffentlichen Strand des Tanganjika-Sees in Bujumbura
Adelin Gacukuzi am öffentlichen Strand des Tanganjika-Sees in Bujumbura
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Abendessen sind wir bei der Schwester von Adelin eingeladen, die nur zehn Gehminuten entfernt wohnt. Sie wohnt mit ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und den Enkeln zusammen. In der hiesigen Pfarrgemeinde hilft sie ehrenamtlich als Kommunionhelferin, jeden Sonntag, aber meist auch unter der Woche.

Einladung zum Abendessen bei Fam. Gacukuzi
Einladung zum Abendessen bei Fam. Gacukuzi
Sie erzählt mir von ihren regelmäßigen Besuchen im großen Gefängnis von Bujumbura. Dort sei eine andere Welt. Es wurde für 200 Gefangene gebaut und nun sind dort schon über 2000. Viele Häftlinge sind aus politischen Gründen dort. Der Anstaltspfarrer und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter besuchen die Gefangenen regelmäßig und halten katechetische Angebote, die gern genutzt werden. Frau Gacukuzi sagt, dass von daher viele das Gefängnis bekehrt und als praktizierende Christen verlassen. Ansonsten unterhalten wir uns über meine Erfahrungen in Burundi.

 

hp 20180414_Einladung zum Abendessen bei Fam. Gacukuzi (3).jpg
hp 20180414_Einladung zum Abendessen bei Fam. Gacukuzi (3).jpg

 

 

Ich hatte darum gebeten, möglichst einheimisch zu kochen. So gibt es Salat, Reis, Manjok, Erbsen, Kochbananen und eine Soße mit Fleisch. Die vier Enkelkinder trauen sich nicht, mir etwas auf Französisch zu sagen, obwohl sie das in der Schule lernen. Kurz nach 22.00 Uhr sind wir wieder zu Hause. Von einem fernen Gewitter zucken Blitze auf.

 

 

 

Fortsetzung

 

 

Übrigens:
Kennen Sie das neue Buch von Christian Löhr? Hier können Sie es kennen lernen.

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