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Haus Moriah Nachrichten Burundi_2019 Ostersonntag

Burundi Karte Titel
Besuch in Burundi 18.-28.4.2019

Reiseberichte von Generalrektor Dr. Christian Löhr 

 


 

Ostersonntag, 21. April 2019

Heute morgen regnet es das erste Mal, seit ich in Burundi bin. Es ist ein 30 minütiger Starkregen, der der Natur sicher guttut. Etwas Nebel liegt über dem Land. Mit Abbé Pierre bete ich in der Hauskapelle die Laudes. Thomas ist schon zur ersten Messe drüben in der Kirche. Man hört das Singen und Beten bis zu uns herüber.

Ich kann mich nach dem Frühstück auf meine Heilige Messe vorbereiten. Thomas hat die Schönstätter seiner Pfarrei für 10.00 Uhr zur Ostermesse eingeladen und mich gebeten, diesem Gottesdienst auf französisch vorzustehen und zu predigen. Ich habe nicht viele Möglichkeiten der Vorbereitung und meditiere die Texte. Ich will es dann etwas von der Situation und Stimmung abhängig machen, was ich in der Predigt sage.

„Meine“ Messe ist nicht in der Pfarrkirche, wo Abbé Pierre zeitgleich eine Messe in Kirundi feiert, sondern in einem halb offenen Atrium. Ich bin überrascht, dass wieder alle Plätze besetzt sind. Zwei Chöre sind auch da und Kinder, die vor dem Altar tanzen. Auf meine Frage hin bestätigt Thomas, dass das alles Schönstätter sind.

Als ich bei meiner Begrüßung frage, wer Französisch verstehen kann, melden sich nur ganz wenige. So bitte ich Thomas, meine Predigtgedanken abschnittsweise in Kirundi zu übersetzen. Wer hier eine Schulbildung genossen hat, kann zwar prinzipiell Französisch, offenbar ist die Kenntnis aber doch eingeschränkt.

In meiner Predigt schlage ich einen Bogen von der Auferstehung Christi und ihrer Bezeugung durch die Jünger Christi bis heute hin zu unserem Glaubensleben als Schönstätter. Ich wäre heute nicht hier in Burundi, wenn uns nicht die frohe Botschaft vom Ostersieg Jesu als Brüder und Schwestern im Herrn zusammengebracht hätte. Schönstätter bezeugen diesen Osterglauben durch das Leben aus dem Liebesbündnis, den Glauben an die Gnade über Übernatur in unseren Schönstatt-Heiligtümern und durch das prophetische Zeugnis unseres Gründers Pater Kentenich.

Nach meiner Predigt erfolgt zum vergangenen Bündnistag am 18. April, heuer Gründonnerstag, eine nachgeholte Liebesbündnisfeier. Die Krugpost wird vor dem Altar verbrannt, Pilgerheiligtümer gesegnet und ausgesandt und wir singen auf Kirundi und Deutsch „Breit um uns deinen Mantel“.

Eigentlich wollte ich ganz kurz predigen und bin dann doch überrascht, dass dieser Ostersonntags-Gottesdienst zwei Stunden gedauert hat.

Herzlicher Abschied von der Pfarrei Buziracanda
Herzlicher Abschied von der Pfarrei Buziracanda
Nach der Messe packe ich meine Sachen zusammen. Der Abschied wird sehr herzlich. Vor allem ganz viele Kinder haben sich vor dem Pfarrhaus versammelt. Ich kann noch einmal viele Hände schütteln und viele Kinder segnen. Ich komme kaum durch, so dicht stehen alle.

 

Zum Abschied singe ich Händels „Halleluja“ und lade alle ein, mitzusingen. Thomas nimmt mich in seinem Jeep mit, hinten sitzen drei Priesteramtskandidaten, die heute zur Messe gekommen sind. Einer von ihnen stammt aus diesem Ort. Zwei von ihnen werden im Juni zu Diakonen geweiht. Hinter uns her fährt Abbé Pierre mit seinem Jeep.

Wir fahren in die Filialkirche und kommen gerade am Ende des Ostergottesdienstes dort an. Viele Leute strömen aus der Kirche. Wir begrüßen den Kaplan, der im weißen Talar bei der Sakristei steht. Obwohl es sich um eine Filiale handelt, ist die Kirche hier größer als in Buziracanda. Vermutlich wird diese Filiale in Kürze auch eine eigene Pfarrei werden.

Zusammen mit dem Kaplan (er auf seinem Motorrad) fahren wir zu einer schönen, freien Wiese, wo Strohhüttchen errichtet sind. Dort hat Abbé Thomas für uns acht Personen ein Osterpicknick im Freien bestellt. Jedem wird ein großer Teller mit Grillfleisch serviert, so viel, dass es keiner von uns schaffen kann. Die Stimmung ist ausgelassen. Man merkt, dass die Anspannung der letzten Tage von allen langsam abfällt.

Nach dem Essen an diesem schönen, freien Ort fährt mich Thomas nach Gitega. Wir sind eine gute Stunde unterwegs, meist über nicht asphaltierte Waldstraßen, auf denen kaum Autoverkehr ist, dafür viele Leute zu Fuß unterwegs sind. Ich wundere mich, wie schnell man hier an Fußgängern vorbeifährt, zur Not wird noch gehupt, damit die Leute rechtzeitig auf die Seite gehen.

Ankunft in Gitega bei Abbé Jean Marie vor seiner Pfarrkirche Bon Pasteur
Ankunft in Gitega bei Abbé Jean Marie vor seiner Pfarrkirche Bon Pasteur
Kurz nach 17.00 Uhr kommen wir an der Pfarrei unseres Regiorektors Msgr. Jean Marie Harushimana „Bon Pasteur“ in Gitega an. Zusammen mit den drei Seminaristen, die uns begleitet haben, machen wir ein Foto vor der Kirche. Innen ist gerade noch eine Messfeier und der Gesang dringt nach draußen. Ich verabschiede mich von Thomas, sehr dankbar für die liebe Gastfreundschaft der letzten Tage. Am Dienstag werden wir uns zum Regiotreffen in Ngozi wiedersehen.

Meine Vorfreude auf eine Dusche nach dem Triduum in Buziracanda ohne fließendes Wasser wird jäh zunichte gemacht, als Jean Marie erzählt, dass es seit heute Morgen kein fließendes Wasser mehr gibt. Ich kann dann aber doch mit wenigen Tropfen, die noch aus der Dusche quillen, wenigstens eine Art Dusche nehmen und mich auf den Besuch bei Erzbischof Simon vorbereiten.

Kurz vor 19.00 Uhr fahren wir zum Bischofshaus neben der Kathedrale ab. Wie im letzten Jahr bin ich auch heuer zusammen mit Jean Marie von hiesigen Erzbischof zum Abendessen am Ostersonntag-Abend eingeladen. Wir treffen ihn in seinem Büro an und tauschen Ostergrüße und -wünsche aus. Ich kann Erzbischof Simon als Ostergeschenk eine meiner Rotweinflaschen überreichen.

Unten im Refektorium servieren uns Schwestern selbstgemachte Getränke. Zum Abendessen kommen dann weitere Priester dazu, die im Bischofshaus wohnen. Besonders freue ich mich über das Wiedersehen mit unserem Mitbruder Ildephonse, der nach dem Anschlag auf ihn vor einem Jahr in seinem Pfarrhaus zur Rekonvaleszenz hier wohnt. Ich lade ihn ein, in den nächsten Tagen auch an unserem Regiotreffen teilzunehmen und freue mich sehr, dass er seine Meinung ändert und gern kommen möchte.

Bei Tisch können Jean Marie und ich mit dem Erzbischof über unsere Wallfahrt nach Kibeho sprechen. Er freut sich darüber und gibt den Priestern seines Erzbistums gern die Erlaubnis zur Teilnahme. Etwas sprechen wir auch über die Partnerschaft mit meinem Heimatbistum Eichstätt.

Eine große Freude ist Jean Marie und mir, dass Erzbischof Simon unser Projekt für ein Schönstattzentrum hier in Gitega neben der Universität sehr begrüßt. Rechts neben mir sitzt der Rektor dieser Universität und ich kann mit ihm überlegen, ob die Universität und unser Zentrum künftig nicht stark kooperieren könnten.

Wie hier in Burundi üblich, hält der Gastgeber am Ende des Essens eine Ansprache. Er ist sehr liebenswürdig und fasst unser Gespräch nochmals zusammen. In meiner Erwiderung danke ich dem Erzbischhof für seine Unterstützung und sein Wohlwollen und nehme seine Einladung zu einem Besuch auch bei meinem nächsten Kommen nach Burundi gern an.

Auf dem Heimweg fahren wir noch an einem Schwesternhaus vorbei, in dem unsere 16 Interessenten für eine Nacht untergekommen sind, bevor es morgen in das Foyer de Charité nach Ngozi geht. Ich freue mich, kurz die Bekanntschaft mit jedem von ihnen zu machen und einige erste Worte mit ihnen wechseln zu können.

Als wir ins Pfarrhaus von Bon Pasteur zurückkommen, ist es 22.00 Uhr und ich freue mich auf die Bettruhe.

Fortsetzung

 

 
 

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