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Haus Moriah Nachrichten Regio Getsemani Bericht 07

 
Kopf Getsemani 2018
 

07.

 

Reisebericht 15.-17.6.2018

Bildseiten Wallfahtsort Higüey (pdf)

Bildseiten Kathedrale von Santo Domingo (pdf)

An diesem Wochenende war ich wieder unterwegs bei unseren Mitbrüdern hier in der Dominikanischen Republik. Nach Ende meines Sprachkurses in dieser Woche am Freitag-Mittag wollte P. Cualo zum Mittagessen ins Rektoratshaus von P. Alfredo kommen. Gewöhnlich unterrichtet Cualo am Freitag-Vormittag an der hiesigen päpstlichen Universität und besucht dann gern Alfredo. Diesmal hatte er mir kurzfristig eine WhatsApp geschickt, dass er leider verhindert ist, weil ein Neffe von ihm gestorben ist.

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In der Pfarrei S. Paulus mit Pfr. José Louis Hernandez
Gegen 14.30 Uhr fährt P. José Luis Hernandez mit einem Freund hier vor. Sie holen mich in die Hauptstadt Santo Domingo ab. Hier kann ich die Pfarrei S. Pablo Apostol von P. José Luis in einem armen Stadtteil der Vier-Millionen-Stadt kennenlernen. Wir feiern die Abendmesse in der Pfarrkirche in Konzelebration. Diese Kirche hat (natürlich) keine Klimaanlage. Stattdessen laufen viele Windräder, so dass ich akustisch nur wenig verstehe. Es sind nur wenige Gläubige zu dieser Freitag-Abend-Messe gekommen, meist ältere Frauen, die zwar Lieder anstimmen, aber nicht schön singen.

 

Zwei Haushälterinnen von P. José Luis bereiten ein leckeres Abendessen vor. In der Zwischenzeit sitzen wir bereits am Küchentisch und tauschen uns aus. Als das Essen nach längerer Zeit endlich fertig ist, kommt soviel auf den Tisch dass davon sechs Personen satt werden würden. Als wir beide fertig gegessen haben, setzen sich auch die beiden Köchinnen zu uns und es kommen noch mehrere Mitarbeiter aus der Pfarrei, so dass sich die Küche immer mehr füllt. Jeder nimmt sich etwas von dem, was noch übrig ist. Diese Erfahrung des Teilens habe ich hier schon öfter gemacht, dass viele ehrenamtliche Helfer der Pfarrei auftauchen und mitessen, aber immer erst, wenn die eigentlich Geladenen gegessen haben. Ich bin ziemlich müde und ziehe mich deshalb schon etwas früher zurück.

Am Samstag-Morgen haben wir uns für ein kleines Frühstück schon um 6.45 Uhr verabredet. Wir müssen bald abfahren, um in die Pfarrei Stella Maris zu Weihbischof Benito Angeles zu fahren. Es ist ein gut halbstündiger Weg durch die gerade erwachende Großstadt. Bei Benito lerne ich eine junge Ordensfrau kennen, die uns heute begleitet. Benito hat eine Dankmesse zugesagt in einem Armenviertel am Stadtrand, wo Schwestern seit fast 30 Jahren eine Schule unterhalten. Die großen Häuser der Stadt haben hier schon vor einiger Zeit aufgehört. Hier wird vor allem Zuckerrohr angebaut. Die einfachen Häuschen und Hütten wirken sehr dörflich. Als wir zur einfachen Pfarrkirche kommen, führt uns der Pfarrer etwas herum. Benito begrüßt viele Bewohner sehr herzlich und erkundigt sich nach ihrem Befinden.

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Hl. Messe mit Weihbischof Benito Angeles
Dann ist es Zeit für die Heilige Messe. Die kleine Kirche ist voll gefüllt. Auch draußen sitzen noch Leute. Vorn sitzen die Ordensschwestern, die die Schule führen. Auf seitlichen Bänken sind einige Schüler in gleichen T-Shirts. Ein Vertreter des Kultusministeriums ist auch eigens gekommen. Ein kleiner Chor übernimmt die Gestaltung. Benito bittet nach der liturgischen Eröffnung die einzelnen Gruppen (Ehrengäste) nach vorn, dass sie sich vorstellen. Das wird vor allem von der Vertretung der Ordensleitung der Schwestern stark genutzt und die erste halbe Stunde geht mit Vorstellung und Begrüßung ins Land. Natürlich werde auch ich intensiv begrüßt. Benito stellt mich als seinen Chef vor, den Leiter seiner geistlichen Gemeinschaft. Erst am Ende dieser Messfeier ergreife ich selbst das Wort und sage etwas zu mir und unserer Priestergemeinschaft.

An diesen Dankgottesdienst schließt sich draußen in einem Vorhof vor der Pfarrkirche ein Mittagessen unter Pavillons an. Es ist wieder sehr heiß geworden. Die Leute von hier, die selbst nicht viel haben, haben ein sehr leckeres Mittagessen mit Gemüse, Reis und Hühnchen vorbereitet, dazu guten Saft aus den Früchten, die hier wachsen.

Nach dem Essen gehen wir die wenigen Schritte bis zum Haus der kleinen Schwesterngemeinschaft zu Fuß, obwohl die Sonne stechend-heiß ist. Normalerweise läuft hier niemand zu Fuß.

Der Flachbau der Schwestern ist äußerst einfach und wäre aus Witterungsgründen in Deutschland undenkbar. Teilweise ist das Dach nicht geschlossen und die einfachen Fenster sind auch mehr in die Rahmen hineingestellt als hineingemauert. Nachdem es hier so warm ist, reicht diese Bauweise aber völlig aus. Die Schwestern führen Weihbischof Benito, der für diese Region der Erzdiözese Santo Domingo zuständig ist, und andere Gäste durch ihr Haus und ihren Garten und reichen uns Kaffee.

Danach fahren wir in das Exerzitienhaus am Stadtrand in der Nähe des Flughafens, wo ich schon letztes Jahr gewohnt habe. Man hat auch hier ein kleines Mittagessen vorbereitet. Danach sind Benito und ich froh über eine kleine Mittagspause. Ich kann die Zeit auch nutzen, um Mails zu beantworten.

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Tauffeier in der Pfarrei S. Antonio in Santo Domingo.jpg
Dann fahren wir in die frühere Pfarrei von Benito St. Antonius von Padua im Stadtzentrum, wo er für eine eng befreundete Familie die Taufe des zweiten Kindes spendet. Diese Taufe wird eine Konzelebration mit Benito, mir und einem Diakon sein.

Danach haben wir etwas Zeit für ein Gespräch mit dem hiesigen Pfarrer in seinem großen Wohnzimmer. Pfarreien in wohlhabenden Gegenden verfügen hier über sehr große, komfortable Pfarrhäuser mit Angestellten. Benito hatte diese Pfarrkirche S. Antonio während seiner Zeit als Pfarrer hier zu einer Studio-Fernsehkirche ausbauen lassen. Der heutige Pfarrer ist der Kommunikationsbeauftragte der Erzdiözese, aus dessen Pfarrkirche jeden Samstag die Vorabendmesse im Fernsehen übertragen wird.

Dieser Messe um 18.00 Uhr steht heute Benito vor. Es wird dabei das Jubiläum der Gehörlosenschule gefeiert. Viele Schülerinnen und Schüler sind da und der ganze Gottesdienst wird in Gebärdensprache gedolmetscht. Mir ist die ganze Zeit etwas beklommen, weil mich Benito gebeten hat, am Ende dieses Gottesdienstes noch etwas zu sagen. Ich mache mein spontanes Grußwort relativ kurz und bin dankbar, dass man mir freundlichen Applaus spendet.

Im Pfarrhaus oben schließt sich ein opulentes Abendessen an, zu dem der Pfarrer Benito, mich und einige ausgewählte Gemeindemitglieder eingeladen hat. Das Gespräch wogt hin und her und mir wird einerseits eine gute Sprachübung zuteil, andererseits ist solch ein Abend in einer noch recht neuen Sprache auch recht anstrengend.

Wir fahren über die Pfarrei Stella Maris, wo Benito einige Sachen mitnimmt, in das Exerzitienhaus. Benito übernachtet heute auch hier. Er hat das Haus gegründet und hier eine Wohnung mit Büro. Als ich schon im Schlafanzug bin, klopfen Mitarbeiter des Hauses an meiner Tür. Sie haben extra für ihren deutschen Gast Bier besorgt.

Am Sonntag frühstücken Benito und ich sehr bald. Es gibt einen leckeren Kakao, der so viel intensiver schmeckt als in der Heimat. Benito möchte mir unbedingt noch etwas von einer „Serenade“ (sic!) zeigen, die jetzt am Morgen hier stattfindet. Über 100 Frauen sind im Moment hier zu einem Einkehrwochenende versammelt. Ihre Männer sind heute Morgen gekommen. Sie ziehen in den großen Speisesaal ein, singen den Frauen Lieder und überreichen ihnen rote Rosen. Ich sehe in vielen Frauenaugen Tränen der Rührung. Benito will unbedingt, dass ich diese schöne Form des Dankes erleben. Wenn Männer ein Besinnungswochenende haben, bereiten ihnen ihre Frauen eine solche Serenade.

Serenade im Exerzitienhaus
Serenade im Exerzitienhaus
 
Serenade im Exerzitienhaus
Serenade im Exerzitienhaus

 

 

 

 

 

 

Dann brechen wir, mit einer gewissen Verspätung, in den bedeutendsten Marienwallfahrtsort der Karibik, nach Higüey, auf, gut 150 km östlich von Santo Domingo. Wir brauchen für den Weg größtenteils am Meer entlang Richtung Punta Cana zwei Stunden.

Siehe Bildseiten (pdf) 

Der Wallfahrtsrektor begrüßt uns herzlich. Er hat zwar auch an der Gregoriana in Rom studiert, sein Italienisch aber weitestgehend vergessen. So bleibt es heute beim Spanischen. Eine junge Mitarbeiterin führt uns durch das neue und interessante Museum dieses Marienwallfahrtsortes. Jede Stunde ist hier sonntags eine Pilgermesse in der 1971 recht futuristisch aus viel Beton erbauten großen Wallfahrts-Basilika zu Unserer lieben Frau von Altagracia. Erst nach 12.00 Uhr ist Zeit für die Heilige Messe mit Benito und mir. Die Kirche ist jetzt nur noch halb besetzt. Weil außer uns beiden kein weiterer Zelebrant, vor allem kein Diakon, anwesend ist, bittet mich Benito während der Lesung (!), das Evangelium zu verkünden. Ich habe gerade noch Zeit, den Evangelientext auf meinem Smartphone kurz zu lesen, um nicht bei schwierigen Wörtern ins Straucheln zu kommen. So wird Higüey für mich der Ort, an dem ich das erste Mal das Evangelium in spanischer Sprache in einer Messfeier verkündet habe.

Nach dieser Heiligen Messe sind wir im Priesterhaus zum Mittagessen eingeladen. Dieses Haus steht auch für pensionierte Geistliche offen. Wir treffen den emeritierten Erzbischof von Santo Domingo, der aus der hiesigen Diözese stammt und seinen Lebensabend hier verbringt.

Nach dem wohlschmeckenden Mittagessen mit einer großen Paella mit Garnelen fährt mich der Fahrer von Benito, Carlos, über Santo Domingo nach Santiago zurück. Benito bleibt noch für einen Festgottesdienst zu einem Priesterjubiläum, zu dem auch der amtierende Erzbischof von Santo Domingo erwartet wird. Mit ihm wird er heute Abend nach Hause fahren.

Weil ich im Auto erwähnt habe, dass ich bisher die Kathedrale von Santo Domingo noch nicht besuchen konnte, macht Carlos auf der Rückfahrt hier einen Halt. Immerhin ist es die erste christliche Kathedrale in der neuen Welt nach der Eroberung durch Christoph Kolumbus, hier Cristobal Colon genannt. Der Erzbischof von Santo Domingo trägt deshalb den Titel „Primas Amerikas“. Diese über 500jährige Kathedrale ist herrlich renoviert. Ich bin sehr froh, dass ich sie kennenlernen kann.

Siehe Bildseiten (pdf) 

Kurz nach 19.00 Uhr sind wir in der päpstlichen Universität von Santiago zurück. Weil der Chauffeur Carlos ein sehr enger Freund von P. Cualo ist, schicken wir ihm noch einen besonderen Gruß.

Ich mache noch einen Abendspaziergang bei einbrechenden Dunkelheit auf dem ganz ruhigen Universitätscampus. Von weitem hört man schon Donnergrollen. Als ich wieder zu Hause beginnt, bricht ein zweistündiges Gewitter mit Blitz, Donner und Starkregen los in einer Stärke, wie es vielleicht typisch für die Karibik ist, nicht aber für Zentraleuropa. Um mich herum kracht es mehrfach und der Strom fällt aus. Die Uni verfügt aber über ein Notstromaggregat, das sich immer nach wenigen Sekunden einschaltet.

So habe ich bei gewittriger, aber deutlich abgekühlter Luft Zeit und Muße, wieder einmal einen Bericht, diesmal über dieses interessante Wochenende und seine Begegnungen, zu schreiben. Ich schreibe auch P. José Luis und Msgr. Benito Dankschreiben für ihre liebe Gastfreundschaft, die ich an diesem Wochenende erfahren durfte.

Morgen geht mein Sprachkurs wie gewohnt um 8.00 Uhr weiter. Eine reichliche Sprachkurswoche liegt noch vor mir, bevor ich unsere Mitbrüder in Puerto Rico besuche und dann nach Deutschland zurückfliege.

Fortsetzung 

 
 

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