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Haus Moriah Nachrichten LA 2018-19 21-12

 

Besuch des Generalrektors Dr. Christian Löhr
in der Regio Nuevo Belén

Dezember 2018 – Januar 2019

 

 

Freitag, 21.12.2018

Ich wache ein erstes Mal schon kurz nach 4.00 Uhr auf, kann aber gottlob noch etwas weiterschlafen. Der Zeitunterschied zu Deutschland sind in Argentinien vier Stunden zurück. Von 7.00 – 8.00 Uhr schreibe ich meinen Reisebericht von gestern. Für 8.00 Uhr haben wir uns oben in der Wohnung von Alejandro zur Laudes und zum Frühstück verabredet. Es ist praktisch, dass ich mit dem Smartphone das Brevier leicht in verschiedenen Sprachen aufrufen kann. Alejandro bereitet einen argentinischen Kaffee vor: das Kaffeepulver wird in einem Topf mit siedendem Wasser übergossen und dann einfach in einem Sieb in die Tasse abgeseit.

Gegen 9.30 Uhr brechen wir auf, um dem Bischof von Alejandro, Msgr. Ruben Oscar Frassia, einen Besuch im Bischofshaus abzustatten. Wir besuchen kurz die Kathedrale aus den 70er Jahren, ein moderner, eher kleiner Bau mit sehr einfacher Kathedra, aber direkt am Hauptplatz des Stadtteiles Avellaneda gelegen. Zum Bischofshaus müssen wir noch einige hundert Meter laufen.

 
Im Bischofshaus von Avellaneda mit Bischof Ruben Frassia
Im Bischofshaus von Avellaneda mit Bischof Ruben Frassia

Vor Bischof Frassia betritt sein großer Schäferhund Luna das Empfangszimmer. Er ist aber ganz brav, setzt sich zu Füßen seines Herrchens, bellt kein einziges Mal und steht erst wieder auf, als auch der Bischof das Gespräch beendet. Offenbar hat mich Alejandro ihm schon vorgestellt, auf jeden Fall beginnt der Bischof unsere Konversation sofort in gutem Italienisch. Er hat in Rom Moral studiert und hat immer noch viele Kontakte nach Italien. Wir sprechen über unsere kirchlichen Erfahrungen in Europa, die pastoralen Schwerpunkte in der Diözese Avellaneda-Lanús und schließlich über Schönstatt und Padre Alejandro. Das etwa 30minütige Gespräch ist sehr anregend, so dass wir nach einem Abschlussfoto im Garten des Bischofshauses voller Dankbarkeit den Bischof wieder verlassen.

 
LA2018

Wir fahren etwa 50 Minuten durch die Stadt, die keine Begrenzungen zu kennen scheint, ins erste Schönstattzentrum Argentiniens, Florencio Varela. Das große, dreieckige Grundstück ist von einer hohen, guten Mauer umgeben, oben mit Stacheldraht. Ich scherze und sage zu Alejandro, dass die Umzäunung an das KZ Dachau erinnert. Die junge Schwester Carolina heißt uns an Eingang des Exerzitienhauses willkommen. Hier stehen ein schön geschmückter Christbaum und eine Krippe.

 
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Schwester Carolina begleitet uns zum Heiligtum. Ich bin beeindruckt von der Schönheit und Akkuratesse des weitläufigen Gartens. Man antwortet mir auf meine Frage, dass man acht Gärtner beschäftigt. Auch im Heiligtum steht eine große, sehr schöne Krippe. Wir nehmen uns Zeit zum Gebet.

 

 

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Als wir aus dem Heiligtum kommen, kommt gerade unser Mitbruder Federico Nadalich, der in dieser Diözese im Priesterseminar als Präfekt der ersten Kurse arbeitet. Er gehört zum jüngsten Kurs der Regio Nuevo Belén und ist derzeit Kursführer. Im Januar beim Regiotreffen in Guayaquil (Ecuador) werden er und seine Mitbrüder den Kontrakt auf zwei Jahre schließen.

 

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Schwester Carolina begleitet uns ins Exerzitienhaus zurück. In einem Raum ist für uns sehr schön gedeckt und es wartet ein gutes Mittagessen mit Salat als Vorspeise und argentinischem Rind mit Kartoffelbällchen als Hauptspeise auf uns. Federico erzählt, wie es ihm geht und was er im Seminar macht.

 

 

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Am Ende des Essens kommt die Provinzialoberin Schwester Cecilia aus Paraguay zu uns. Wir unterhalten uns angeregt und genießen noch ein Eis mit Fruchtsoße als Nachtisch. Schwester Cecilia schenkt mir einige Karten vom Zentrum und die Ansprachen, die Pater Kentenich hier bei seinen Besuchen von 1947 bis 1952 gehalten hat.

 

 
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Federico muss sich leider schon verabschieden, weil er ins Krankenhaus zu seinem Cousin muss. Schwester Carolina begleitet Alejandro und mich noch in die große Kirche. (s. Fotoseiten - pdf)  Man merkt, dass ein begabter Architekt hier Hand angelegt hat. Architektur und Innenausstattung sind ausgesucht. Noch nie habe ich einen solch großen Altar gesehen. Ich schätze, dass 30 Konzelebranten darum Platz finden würden.

 

 

 

 

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Unser Weg führt uns zur „Casa del Padre“, dem einzigen Haus, das damals stand, als die Schwestern Ende der 40er Jahre das große Grundstück erworben haben. Hier war Pater Kentenich zu Gast und eine sehr gut und modern gestaltete Ausstellung erzählt von Pater Kentenich und Schönstatt.

 

 

 

Kapelle von Valentín Alsina, v. l. Ricardo Bellani, Chr. Löhr, Hugo Mernes.jpg
Kapelle von Valentín Alsina, v. l. Ricardo Bellani, Chr. Löhr, Hugo Mernes.jpg
Die Schwestern laden uns noch zu einem Kaffee ein, den wir aber dankend ablehnen, weil die Zeit schon weit fortgeschritten ist. Wir wollen noch zur Kapelle in Valentín Alsina fahren, wo Pater Kentenich von 1947 bis 1952 zu verschiedenen Besuchen bei deutschen Einwanderern war und öfter die Heilige Messe gefeiert hat. Die Fahrt dauert wieder fast eine Stunde.

 

 

 

 

Kapelle von Valentín Alsina
Kapelle von Valentín Alsina
Teilweise kommen wir in arge Staus. In der Kapelle erwarten uns Ricardo Bellani, den ich in diesem Jahr mit seiner Frau in Schönstatt kennengelernt habe, und sein Freund Hugo Mernes, beide Mitglieder der Schönstatt-Familienbewegung. Sie erzählen uns, wie es zu dieser Kapelle gekommen ist und wie sie heute genutzt wird. Wir beten zu viert die Vesper und steigen dann noch auf's Dach, um die Glocke anzuschlagen. In einem Raum hinter dem Altarraum wird uns noch etwas zu Trinken serviert, bevor wir dringend abfahren müssen.

 

Erst kurz vor 19.00 Uhr kommen wir in die Pfarrei zurück. In der Sakristei lerne ich die Mutter von Alejandro, Signora Angela, kennen. Heute sind zur Heiligen Messe fast 30 Personen gekommen und eine Dame begleitet die Lieder auf der Gitarre. Alejandro hält wieder eine Ansprache nach dem Evangelium. Das scheint in lateinamerikanischen Ländern so üblich zu sein.

Während der Kommunionausteilung merke ich, dass ein Mann hinter mir in den Altarraum gegangen und zur Statue des Heiligen Josef hinaufgestiegen ist. Bald höre ich hinter mir laute Küsse, die der Mann dem Patron der Kirche schenkt. Auch am Ende der Heiligen Messe geht er mit Kusshand von einer Heiligenfigur zur anderen.

 

Interessant für mich ist auch, dass mich Alejandro am Ende der Heiligen Messe wieder zum Hauptportal der Kirche mitnimmt. Statt einer Verabschiedung kommen Leute mit einem kleinen Holzkistchen. Eine kleine Seitentür neben dem Kirchenportal wird geöffnet. Hier ist in einer Nische eine Herz-Jesu-Statue. Daneben schiebt Alejandro eine Eisentür zurück. An den Gebeten merke ich schnell, dass es sich um die Beisetzung der Asche eines verstorbenen Gemeindemitgliedes handelt. Alejandro spricht die Gebete, die auch wir in Deutschland bei einer Urnenbeisetzung beten. Das Holzkästchen wurde geöffnet. Auf dem Deckel steht auf einem Silberschildchen der Name der Verstorbenen, die Alejandro offenbar erst von diesem Deckel abliest. Alles scheint sehr improvisiert und unvorbereitet zu sein. Die Asche ist in einem dunklen Beutel. Diesen reißt Alejandro auf und bittet den Enkel der Verstorbenen, die Asche in den offenen Spalt unter der Schiebetür zu entleeren. Dem Enkel und den Verwandten stehen Tränen in den Augen und sie umarmen und stützen sich. Für mich ist interessant, dass es hier offenbar ein Urnengrab für viele Gemeindemitglieder gibt und die Beisetzung der Asche ganz unspektakulär im Anschluss an eine Abendmesse stattfindet.

Die Mutter von Alejandro hat ein leckeres Abendessen mit gefüllten Ravioli vorbereitet. Auch die Mesnerin ist eingeladen. Wir lassen es uns gut schmecken und haben einen guten Austausch.

Gott-Vater-Kirche in Florencia Varela (Fotos - pdf) 

 

Fortsetzung 

 

 

 

 
 

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