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Haus Moriah Nachrichten Reisetagebuch Peru 2017 02

Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
2. Folge


Mittwoch, 9. August 2017

9.8.2017 vor der Basilika S. Rosa: (vl) Dr. Christian Löhr, WB Dr. Michael Gerber, Pfr. Tibor Szeles.
9.8.2017 vor der Basilika S. Rosa: (vl) Dr. Christian Löhr, WB Dr. Michael Gerber, Pfr. Tibor Szeles.
Für 8.00 Uhr haben sich Michael Gerber und ich mit dem Pfarrer der deutschen Gemeinde für die Laudes und anschließende Heilige Messe verabredet. Die Kirche der deutschen Gemeinde wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Für die Feierlichkeit wird Erzbischof Stefan Burger im Dezember 2017 erwartet. Das linke Seitenschiff ist die Werktagskapelle. Das Licht scheint durch eine Onyxwand (sie erinnert mich an den dünn geschnittenen Alabaster in Rom) auf der linken Seite der Kapelle. Weihbischof Michael Gerber steht dieser Morgenmesse vor.

Es ist der Gedenktag der Heiligen Edith Stein. Wir sind froh, die Eigentexte der Messfeier über das Smartphone herunterladen zu können. Pfarrer Tibor Szeles entschuldigt das Nicht-Vorhandensein deutscher Texte damit, dass er wochentags die Abendmesse in spanischer Sprache feiert, da seine wenigen deutschen Gemeindemitglieder dazu nicht aus der ganzen Stadt kommen können und die Heilige Messe fast ausschließlich von Peruanern aus der Gegend um die katholische Gemeinde mitgefeiert wird. Die Pfarreien in Lima haben je etwa 20.000 Katholiken, so dass die Erzdiözese Lima sehr froh ist, dass Pfarrer Szeles auch in der spanischsprachigen Seelsorge mithilft.

Nach Laudes und Heiliger Messe erwartet uns im Wohnzimmer des Pfarrhauses ein von der peruanischen Haushälterin schön gedeckter Frühstückstisch. Pfarrer Szeles wohnt gegenüber, um mehr Privatsphäre zu haben, denn das Pfarrhaus ist ganz offen. Wir machen Pläne für den Tag, darunter Geldwechsel, Postkartenkauf, Prepaidcard für das Handy etc.

Gegen 10.00 Uhr nehmen wir ein Taxi, um aus diesem Stadtteil Miraflores in die Innenstadt zu fahren. Für etwa eine Stunde Taxifahrt zahlt man hier umgerechnet etwa 10 Euro. Nachdem wir vier Personen sind, Michael Gerber, Pfarrer Tibor Szeles, Herr Jürgen Huber und ich, lohnt es sich für unsere Fahrten, Taxis zu nutzen. Die Straßen sind übervoll mit Autos. Es geht meist eher langsam voran. Parkplätze sind Mangelware.

9.8.2017 im Garten von S. Rosa
9.8.2017 im Garten von S. Rosa
Wir steigen an der Klosterkirche aus, wo die Heilige Rosa von Lima einst gewohnt hat und gehen über die kleine Esplanade vor der Kirche, die mit schönen Rosen bepflanzt ist. Es ist eine rot gestrichene, innen eher schlichte Kirche. Prunkvoll ist nur der Hochaltar. Das Grab der „ersten Blüte“ Amerikas befindet sich in einer anderen Kirche. Neben der Kirche ist ein Brunnen, in den Peruaner Briefe mit Bitten und Anliegen werfen.

Wir gehen zu Fuß weiter durch das Stadtzentrum. An der Straße sind viele Devotionalienläden, in denen vor allem Kerzen verkauft werden, die von den Gläubigen zu Ehren der Heiligen Rosa entzündet werden. Es nieselt ganz leicht und in der Luft liegt feiner Nebel. Das sei ein ganz typisches Wetter für den Winter in Lima: die Sonne sticht durch die stahlgraue Nebeldecke über der Stadt nur selten. Zwischen dem Meer und den Anden ist es im Winter meist neblig und feucht, während die Hochebene sonnenbeschienen ist. Es ist auch sehr trocken, so dass auch Bäume in der Stadt gegossen werden müssen, um grün und blühend zu sein.

9.8.2017 vor der Basilika S. Rosa
9.8.2017 vor der Basilika S. Rosa
Wir besuchen mehrere alte Kirchen in der Innenstadt. Nicht nur die Innenstadt ist planquadratmäßig angelegt. Die Straßen sind meist ganz gerade. Neben den Straßennamen stehen Nummern für die Quadrate, an denen sich die Leute orientieren. Wir besuchen mehrere alte Kirchen, deren Altäre meist, wie wir es von Spanien kennen, sehr üppig dekoriert sind. Viele Figuren ruhen auf Podesten, die in Prozession an Stangen durch die Straßen getragen werden können. Die Gewölbe der Kirchen und die Ausstattungen außer der Altäre sind eher schlicht. Als Grund wird uns genannt, dass bei den regelmäßig hier auftretenden, teils sehr schweren Erdbeben, viele Kirchendächer immer wieder eingestürzt sind.

 

 

 

 

9.8.2017 MTA-Bild in der Kirche S. Domingo Lima
9.8.2017 MTA-Bild in der Kirche S. Domingo Lima
Ein architektonischer Höhepunkt unseres morgendlichen Rundganges ist der große Komplex des Dominikanerklosters S. Domingo. In der reich verzierten Kirche entdecken wir am Seiteneingang an einer Säule ein MTA-Bild und freuen uns über diesen Gruß unserer Dreimal wunderbaren Mutter. Am Ende des rechten Seitenschiffes befindet der reich verzierte Silberaltar mit den Reliquien der Heiligen Rosa von Lima, Martin von Porres und Juan Macias. Von ersteren beiden sieht man unter ihren Silberstatuen die Kopfreliquien. Wir halten inne zum Gebet. Dann besuchen wir die öffentlich zugänglichen Teile des Dominiklanerklosters.

 

 

 

 

 

9.8.2017 im Kreuzgang von S. Domingo Lima, v. l. Jürgen Huber, Michael Gerber, Tibor Szeles
9.8.2017 im Kreuzgang von S. Domingo Lima, v. l. Jürgen Huber, Michael Gerber, Tibor Szeles
Hier wie in der Kathedrale wird Eintritt erhoben. Beide Orte sind außerhalb der Messfeiern Museen. Priester brauchen keinen Eintritt zu entrichten. In der Kathedrale darf auch Herr Huber kostenfrei hinein, quasi als Sekretär von Weihbischof Gerber.

Das Kloster verfügt über zwei sehr schöne Kreuzgänge, schön dekorierte Räume mit Gemälden und Skulpturen. Der direkte Weg zur Kathedrale ist von Polizisten und Absperrgittern verriegelt. Wir erfahren, dass heute eine große Demonstration von Schullehrern angekündigt ist, die für eine bessere Bezahlung auf die Straßen gehen wollen.

 

9.8.2017 Heiligenpodest im Kreuzgang von S. Domingo Lima
9.8.2017 Heiligenpodest im Kreuzgang von S. Domingo Lima
So versuchen wir es auf einem anderen Weg und gehen durch das Hauptpostamt. Ich äußere den Wunsch, Briefmarken kaufen zu können, um Postkarten in die Heimat zu schicken. Wie erstaunt bin ich, als uns am Schalter mitgeteilt wird, dass es (heute?) keine Briefmarken gibt. Und das im Hauptpostamt der Stadt! Draußen werden mir in einer Einkaufsstraße mit Ständen Ansichtskarten angeboten, und die Frau freut sich, dass ich gleich einen ganzen Stapel kaufe.

 

 

 

Pfarrer Szeles sagt, wir werden versuchen, sie nicht über die Post, sondern über eine andere Versendungsmöglichkeit aufzugeben. Da unter meiner Post auch ein Gratulationsbrief zum 80. Geburtstag am 27.8.2017 und manche Dankeskarten für Spender für Belmonte und Moriah sind, hoffe ich, dass die Schreiben auch ankommen werden.

Wir erreichen den Platz vor der Kathedrale. Hier hat vor 500 Jahren Francisco Pizarro einen Stab in die Erde gerammt und damit die Gründung der Stadt Lima markiert. Heute steht an dieser Stelle in der Mitte des großen Platzes ein eleganter Brunnen. Ganz in der Nähe wurden Kathedrale und Bischofshaus errichtet. Der bischöfliche Palast verfügt über sehr schöne Holzbalkone, wie es sie an vielen älteren Gebäuden der Altstadt noch gibt. Der Verkäufer der Eintrittskarten am Eingang der Kathedrale kennt Pfarrer Szeles und winkt uns freundlich durch.

Die Kathedrale ist sehr groß. Wir gehen im rechten Seitenschiff an vielen Seitenkapellen vorbei mit schönen Heiligenfiguren. Ganz vorn steigt man auf einer sehr steilen und niedrigen Treppe in eine alte Grablege hinab, wo in manchen Grabnischen noch Textil- und Gebeinereste sichtbar sind. Der Chorabschluss der Kathedrale hat ein reich verziertes, sehr großes Chorgestühl mit herrlich geschnitzten Heiligenfiguren. Die Kathedrale wurde erst vor wenigen Tagen wiedereröffnet. Sie wurde generalrestauriert für die diesjährige Jahrfeier der Heiligen Rosa und den Besuch von Papst Franziskus im nächsten Frühjahr in Peru. Wer sehen einen Tross Arbeiter, die Holzdetails des Chorgestühls vom Schmutz der Renovierung befreien.

An die Kathedrale sind schöne Säle angebaut, wohl für die Domherren, die heute verwendet werden, um Teile des Domschatzes zu zeigen: Gemälde, Gewänder, Kirchengerät, peruanische Krippen etc. In der letzten Kapelle im linken Seitenschiff vor Verlassen der Kathedrale finde ich eine sehr schöne Skulpturengruppe der Heiligen Familie, bei der alle drei Figuren große Kronen tragen. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass sie sich von einem Besuch in Peru vor 25 Jahren noch ganz besonders an den gekrönten Josef erinnert. So mache ich ein Foto für sie.

Zum Mittagessen kehren wir bei der französischen geistlichen Gemeinschaft L'eau vive ein, die ich von Rom her kenne. Zum Apostolat der Schwestern gehört es, Restaurants zu betreiben mit sehr guter französischer Küche. Wir bestellen das Tagesmenü mit Minestrone, Fisch und Bratapfel, dazu guter Birnensaft. Wir sprechen französisch mit der Oberin, die inzwischen die einzige französische Schwester in der 12köpfigen geistlichen Gemeinschaft ist. Unter den Gästen sind einige Herren in dunklen Anzügen, die, wie wir hören, Mitarbeiter in den benachbarten Ministerien und staatlichen Behörden sind. Offensichtlich schätzen auch sie die Atmosphäre und das gute Essen, das die Schwestern bereiten.

Nach Tisch schlendern wir weiter durch die Stadt und kommen an dem Hotel vorbei, in dessen Bar der Pisco sour erstmalig gemischt wurde. Wir gehen zur Plaza S. Martin und trinken auf der Terrasse des dortigen Grand Hotel unseren ersten Pisco sour: sehr lecker und erfrischend. Wie am Morgen fragen wir ein an der Ampel stehendes Taxi, ob es uns nach Miraflores fahren könnte, vereinbaren den Beförderungspreis (Taxometer sind nicht üblich) und sind recht schnell in der Pfarrei zurück. Pfarrer Szeles und Herr Huber bringen uns noch zu einer Wechselstube ganz in der Nähe und dann haben wir noch eine gute halbe Stunde für eine Siesta. In Deutschland ist es immerhin schon 22.00 Uhr!

Für 16.00 Uhr vereinbaren wir die gemeinsame Abfahrt zur Sitzung des Pfarrgemeinderates der deutschen Gemeinde. Einmal im Monat trifft sich der PGR mit dem Pfarrer und Herrn Huber, immer privat im Haus eines PGR-Mitgliedes. Diesmal ist die PGR-Vorsitzende Frau Susi Spittler im noblen Stadtteil La Molina die Gastgeberin. Wir fahren eine knappe Stunde mit dem Taxi, etwas in das Gebirge am Rand der Stadt hinein. Hier gibt es Gevierte, die abgesperrt sind. Die wohlhabenden Häuser verbergen sich hinter hohen Mauern mit Stacheldraht und Elektrozaun darauf. Wer Einlass begehrt, muss an einer Schranke sagen, zu wem er will. Dann wird dort angerufen.

9.8.2017 PGR-Sitzung bei Frau Spittler in La Molina Lima
9.8.2017 PGR-Sitzung bei Frau Spittler in La Molina Lima
Die Schweizerin Frau Spittler lebt seit 52 Jahren in Lima. Sie war erst Privatlehrein der Kinder des Schweizer Botschafters, später Schulleiterin der Deutschen Schule. Ihr Mann ist vor acht Jahren gestorben. Sie bewohnt ein sehr schönes Haus mit Pool und herrlichem Garten. In der deutschen Gemeinde leitet sie den Kirchenchor und ist Vorsitzende des PGR. Außerdem ist sie Präsidentin des Orchideenvereins und zeigt uns in ihrem Jahren einige wahre Prachtexemplare.

Wir sind die ersten Gäste, die kurz vor 17.00 Uhr angekommen sind. Nach und nach kommen auch die anderen fünf Damen dazu. Wir sammeln uns im Garten am Pool und werden für die Sitzung dann um den Wohnzimmertisch gruppiert. Es wird guter Rotwein und Wasser gereicht, dazu sehr schön angerichtete kleine Schnittchen und Snacks auf Tellern, die wir während der Sitzung immer wieder kreisen lassen. Michael Gerber und ich stellen uns kurz vor. Die Damen des PGR (das einzige männliche Mitglied ist krankheitsbedingt nicht unter uns) stellen sich auch ihrerseits uns vor. Interessant ist, dass die meisten von ihnen vor Jahrzehnten ursprünglich geplant für kurze Zeit nach Peru gekommen sind, viele als Lehrerinnen an der Deutschen Schule, dann hier Peruaner geheiratet haben und hängengeblieben sind. Unter sich sprechen sie manchmal spanisch.

Aus den Tagesordnungspunkten der PGR Sitzung möchte ich ein Problem erwähnen, das durch den geplanten Verkauf einer Immobilie der Pfarrei entstanden ist. Kommenden Dienstag, am Tag der Bischofsweihe von Reinhold Nann, müssen deshalb leider der Pfarrer und die PGR-Vorsitzende einen Gerichtstermin wahrnehmen. Pfarrer Szeles wollte eigentlich auch an der Weihe von Reinhold teilnehmen.

Gegen 21.00 Uhr sind wir mit dem Taxi wieder in der deutschen Gemeinde zurück und freuen uns, schnell ins Bett zu kommen.

Fortsetzung

 

 

 

 

 
 

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