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Haus Moriah Nachrichten Reisetagebuch Peru 2017 03

Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
3. Folge


 

 

Donnerstag, 10. August 2017

Durch die Zeitverschiebung von sieben Stunden wache ich wieder recht früh auf und nutze die Morgenstunde für meinen Tagebucheintrag und die Beantwortung von e-Mails. Um 8.15 Uhr treffen sich Pfarrer Tibor Szeles, Michael Gerber und ich in der Kirche zum Gebet der Laudes. Heute ist der Gedenktag des Heiligen Diakons Laurentius. Ich schließe besonders meine gute Oma Margarete in mein Gebet ein, die einst in einem St. Laurentius-Seniorenheim gestorben ist.

Anschließend frühstücken wir und machen Pläne für den Vormittag. Es besteht die Möglichkeit, ein Museum zu besuchen. Wir entscheiden uns gegen das Nationalmuseum und auch gegen das italienische Museum für die Gedenkstätte „Lugar de la Memoria, la Tolerancia y la inclusión Social“, das vor wenigen Jahren im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und Erzbischof Robert Zollitsch eingeweiht wurde. Es kommemoriert die Gewaltherrschaft mit vielen Toten in Peru vom Mai 1980 bis November 2000. Das Museum am Rand des Stadtteiles Miraflores wurde in die Steilküste gebaut, ein moderner Betonbau auf drei Etagen. Die Ausstellung dokumentiert in Wort und Bild die Aufstände, Massaker und Verfolgungen jener Jahre und die Verantwortung von Politikern und Führern. Wir tragen uns am Ende in das aufgelegte Gästebuch mit dem Wunsch nach Aussöhnung und Frieden für das peruanische Volk ein.

Peru 2017 11
Bei unserer Entscheidung gegen die beiden großen anderen Museen hat uns auch der Wunsch getrieben, nicht fahren zu müssen, so dass wir den Weg von der Pfarrei zum Lugar de la Memoria zu Fuß zurücklegen. Auf dem Hinweg benutzen wir den Fahrradweg, der sich in einer schmalen Grünanlage in der Mitte der Straße mit zwei Fahrstreifen befindet. Der Weg führt zur Steilküste, auf der wir oben nach rechts abbiegen. Wir treffen einige Fahrradfahrer und Jogger. Das Wetter ist heute noch trüber und es regnet so leicht, dass wir das Sprühen spüren, aber keinen Schirm brauchen. Auf dem Weg vom Museum zurück in die Pfarrei nehmen wir einen kleinen Fußweg, der die schroffe Steilküste mit dem Meer verbindet.

Peru 2017
Wir bewundern die Surfer, die sich auf den langen Wellen aufzurichten und darauf zu surfen verstehen. Pfarrer Tibor Szeles bietet uns schmunzelnd an, ihn im Sommer in der Gemeinde zu vertreten und einen Surfkurs zu belegen. Da das Wasser nur etwa 10° C warm/kalt ist, tragen alle Surfer Nioprenanzüge. Der Humboldtstrom, der hier am Pazifik vorbeiführt, lässt das Wasser auch im Sommer sehr frisch und bewegt sein. Wir sehen Tsunami-Warnschilder, nach welcher Seite man bei Gefahr fliehen soll.

 

 

Peru 2017
Schon in der Nähe der deutschen Pfarrei nehmen wir die einzige Straße in Miraflores, die Fußgängerzone ist und besuchen den Ort, wo in der Zeit des Terrors eine Bombe explodiert ist und viele Menschen in den Tod gerissen hat.

Das Mittagessen um 13.00 Uhr hat die Haushälterin sehr lecker vorbereitet: Als Vorspeise gibt es Pellkartoffeln auf Salatblättern mit einer Käsesoße darüber, dann Hühnerfrikassee auf Reis und zum Nachtisch Früchte, die wir noch nie gegessen haben: Cheromoya; Curuba, Lucma und Physalis. Wir sind dankbar für die Möglichkeit einer Mittagsruhe und verabreden uns für 15.15 Uhr zu einem Spaziergang zu einem nahen Markt.

 

 

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Nach einer kurzen Siesta schreibe ich meine Postkarten. Auf dem Markt werden in kleinen Buden handwerkliche Erzeugnisse und peruanische Pullover angeboten. Wir schlendern an den Ständen vorbei und sind froh, dass uns die Händler weitestgehend in Ruhe lassen. Angesichts voller Schränke zu Hause kaufen wir nichts und machen nur einige Fotos an einer großen Plakatwand mit dem Machu Picchu.

 

 

Um 16.00 Uhr trifft sich der Frauenkreis in der Pfarrei, deren führende Damen wir bereits bei der Sitzung des PGR kennengelernt haben. Weil sie uns eingeladen haben, schauen wir kurz vorbei, lernen etwa zehn meist ältere Damen der Pfarrei kennen, hören von ihren Geschichten, warum sie nach Peru gekommen sind und trinken mit ihnen Kaffee mit einem guten Stück Apfelkuchen, den eine Teilnehmerin gebacken hat. Bis zur Vesper und zur Heiligen Messe um 18.00 Uhr lese ich noch im Konzilstagebuch von Tenhumberg.

Zur Heiligen Messe sind die etwa 15 Volontäre angemeldet, die durch die Erzdiözese Freiburg organisiert vorgestern für ein Jahr nach Peru gekommen sind. Gleichzeitig sollen heute Abend auch die peruanischen Volontäre kommen, die für ein Jahr in eine Gastfamilie in der Erzdiözese Freiburg gehen. Die deutsche Gruppe verspätet sich, noch mehr die peruanische, so dass die Heilige Messe, präsidiert von Weihbischof Gerber, fast eine halbe Stunde später beginnt.

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Ein deutscher Volontär spielt Gitarre. Michael hat neuere Lieder aus dem Gotteslob ausgewählt. Seine Zeit, die er in Lateinamerika verbracht hat, zahlt sich aus, so dass er die Heilige Messe mit Predigt in spanischer und deutscher Sprache feiern kann. Er greift als Motiv auf, das uns mittags erzählt wurde, dass die deutschen Volontäre den Weiterflug in Madrid fast verpasst hätten, wenn nicht ein Teil der Gruppe vorgelaufen und dafür gesorgt hätte, dass die Flugzeugtür offen blieb. So sollen die Volontäre auch in diesem Jahr ihrer Auslandserfahrungen für andere Menschen und für sich selbst zu Türöffnern werden. Michael Gerber überreicht am Ende der Heiligen Messe allen Volontären einen Bleistift und ein kleines Kreuz der Einheit.

10.08.2017 Erste Begegnung mit 'unserem' Bischof Reinhold Nann
10.08.2017 Erste Begegnung mit 'unserem' Bischof Reinhold Nann
Wir werden zu einer Begegnung mit Abendessen unter der Kirche im Pfarrsaal erwartet. Als ich den Raum betrete, kommt Reinhold Nann auf mich zu, der gerade von seinen kurzen Exerzitien bei Jesuiten in Lima kommt. Wir begrüßen uns herzlich und tauschen uns an diesem ersten gemeinsamen Abend intensiv aus. Es gibt Hühnchen mit Reis zum Abendessen. Ich sehe, dass die deutschen Volontäre recht müde sind und noch mit dem Jetlag kämpfen. So schließt sich an das Abendessen nur eine kurze Vorstellung an, indem sich die beiden Gruppen so aufstellen, dass eine Landkarte von Peru und der Erzdiözese Freiburg entsteht und man sehen wann, in welcher Stadt jeder in diesem Jahr wohnen wird.

Reinhold lädt Pfarrer Tibor, Herrn Jürgen Huber, Michael Gerber und mich im Pfarrhaus noch zu einem Rotwein aus seiner künftigen Bischofsstadt Caravelì ein. Wir besprechen das Programm der nächsten Tage und freuen uns dann auf unser Bett.

Fortsetzung

 

 
 

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