Samstag, 26. August 2017

Alle Gäste, die zu Benitos Bischofsweihe in das Exerzitienhaus gekommen sind, treffen sich um 7.45 Uhr zum gemeinsamen Frühstück. Ich schreibe davor meinen Tagesbericht und beantworte die eingegangenen Mails. Es sind heute Nacht noch ein Priester und ein Ehepaar aus New York angekommen. Um 8.15 Uhr erwartet uns der Kleinbus unten am Haupteingang.

	26.8.2017 Bischofsweihe

Wir fahren wieder die schöne Uferstraße am Meer entlang, heute in Richtung Altstadt von Santo Domingo und kommen am großen Hafengebäude „Sanssouci“ an. Hier wird die Heilige Messe gefeiert werden mit der Weihe von drei neuen Weihbischöfen für die Erzdiözese Santo Domingo. Es ist viel Betrieb. Nur mit einer Karte ist die Zufahrt auf den großen Parkplatz am Hafengebäude möglich.

Wir werden in einen großen Raum geführt, der heute als Sakristei genutzt wird. Hier ist ein munteres Begrüßen im Gange; die meisten Bischöfe und Priester kennen sich. Ich werde Vielen vorgestellt und freue mich besonders, dass unser Mitbruder Bischof Andrés Napoleon unter uns ist. Der zweite Bischof aus unserer Priestergemeinschaft, Fausto Mejía, ist derzeit nicht im Land.

Die lange Eingangsprozession beginnt. Laute Musik brandet auf. Viele Menschen applaudieren und schütteln Hände. Ich freue mich, die Schönstattschwestern wiederzusehen, auch eine Gruppe Schwestern von Mutter Theresa. Daniel und ich werden auf das Altarpodest nach oben neben die beiden Blöcke mit den Bischöfen geführt. Auf unseren Plätzen liegen sehr schön und edel gebundene Bücher mit allen Texten der heutigen Liturgie (dieses Buch werde ich nach Berg Moriah für unser Archiv mitnehmen). Es dürften etwa 30 Bischöfe und etwa 400 Priester anwesend sein.

Die große Halle des Hafengebäudes ist festlich geschmückt. Ich vermute, dass über 5000 Personen diese große Weiheliturgie mitfeiern. Sie wird, wie vor der Messe angesagt wurde, in verschiedenen Fernseh- und Radiostationen direkt übertragen. Der Metropolit von Santo Domingo, Erzbischof Francisco Ozoria Acosta steht der Heiligen Messe vor. Außer unserem Mitbruder Msgr. Ramón Benito Ángeles Fernández werde noch zwei weitere Priester zu Weihbischöfen für Santo Domingo geweiht: Faustino Burgos Brisman C.M. und Jesús Castro Marte.

26.8.2017 Bischofsweihe, Übergabe des Hirtenstabes an Benito

Die Liturgie wird sehr schön von einem Universitätschor mit zwei Keyboards begleitet. Außerdem wirkt ein strahlender Tenor mit, der nachmittags auch noch beim Mittagessen etwas von seiner Kunst zu Gehör bringt. Die Stimmung während der Weiheliturgie ist gut, wenn auch nicht ausgelassen. Padre Cualo wird mir am Nachmittag erzählen, dass die Leute hier noch unter Schock stehen, nachdem ein Priester vor zehn Tagen einen Ministranten umgebracht hat, um seinen Missbrauch an diesem Jugendlichen zu vertuschen.

Erzbischof Francisco predigt sehr theologisch, zitiert Texte des 2. Vatikanischen Konzils und es gibt keinen Applaus. Es ist auch sehr heiß, obgleich die Klimaanlagen und große Ventilatoren laufen.

Nachdem ich am großen Altar (wieder typisch für das Neokatechumenat) kommuniziert habe, werde ich gebeten, auch mit die Hl. Kommunion auszuteilen. In Peru haben alle Mundkommunion empfangen; hier gibt es (fast) nur Handkommunion. Am Ende der Feier dankt Benito, auch im Namen seiner beiden neugeweihten Mit-Bichöfen in einer netten, aber recht langen Dankesrede. Auch er liest sie ab und trifft damit nicht einen so persönlichen Ton, wie ich ihn aus Peru kenne.

	26.8.2017 Gruppenbild beim Empfang nach der Bischofsweihe

Nach der Bischofsweihe fährt uns unser Kleinbus in den Spanien-Club, wo das Mittagessen stattfindet. Der Raum ist sehr schön und festlich geschmückt. Es dauert lange, bis alle drei Weihbischöfe da sind und das Mittagessen beginnen kann. Hier kommt unser Generalratsmitglied Pater Cualo auf mich zu. Ich bin froh, dass er da ist. Er stellt mich dem Vorsitzenden der Dominikanischen Bischofskonferenz und seinem eigenen Heimat-Bischof vor.

Es stellt sich heraus, dass es gut gewesen wäre, wenn ich meinen Koffer bereits mitgenommen hätte. Cualo hat heute Abend noch eine Heilige Messe in der Kathedrale seiner Heimatstadt La Vega zu halten. Nun müssen wir recht schnell aufbrechen, damit wir noch an meinem Quartier vorbeifahren, meinen Koffer einladen und dann die etwa 130 Kilometer nach La Vega fahren.

Es dauert lange, bis wir aus Santo Domingo heraus sind. In der Hauptstadt leben etwa vier Millionen Menschen. Mit uns im Auto, das Cualo fährt und das der Dompfarrei von La Vega gehört, fahren außer mir noch drei Freunde von Cualo mit. Auf der Fahrt wird klar, dass wir es nicht bis zur Heiligen Messe um 18.30 Uhr schaffen können und so bittet Cualo telefonisch einen anderen Priester um Übernahme der Heiligen Messe.

Cualo wohnt direkt neben der Kathedrale, baulich verbunden mit dem Bischofshaus. Die Mahlzeiten nimmt er mit dem Bischof und einem Priesteramtskandidaten ein, der hier im Haus mit wohnt. So sehe ich Bischof Héctor Rafael Rodrígues Rodríguez MSC heute Abend wieder. Er ist Herz-Jesu-Missionar und hat vor seiner Bischofsweihe vor zwei Jahren im Generalat seines Ordens in Rom gearbeitet. Ich kann mich gut mit ihm in italienischer Sprache unterhalten und austauschen.

Nach dem Abendessen drehe ich mit Cualo noch eine kleine Runde auf der Plaza vor der Kathedrale. Er erzählt mir, dass hier schon zwei Vorgängerbauten standen, die aber wegen Erdbeben baufällig geworden sind. Die aktuelle Kathedrale wirkt von außen wie eine Festung und ist 25 Jahre alt. Man hat sie erdbebensicher auf Stelzen gebaut. Mit dem Fundament war das Geld aufgebraucht. Der Präsident der Republik hat dann das Geld für die Fertigstellung gegeben, weil La Vega der Ort ist, von dem aus die Missionierung Amerikas nach Christoph Columbus seinen Ausgang genommen hatte. Ich schlafe in einem Zimmer in der großen Wohnung von Cualo im Dompfarramt.

Video der Bischofsweihe (40 min): 215 MB 

 Die ganze Feier der Bischofsweihe (4 Std.) können Sie auf Youtube anschauen.

 Fortsetzung