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Haus Moriah Nachrichten Polenreise 2018 02

 

Mein Besuch bei unseren polnischen Mitbrüdern 13.-24.2.2018

Generalrektor Dr. Christian Löhr

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Aschermittwoch, 14. Februar 2018

Für 8.00 Uhr habe ich mich bei den Schwestern zu einem einfachen Frühstück verabredet. Heute begrüßt mich Schwester Soja. Sie stammt gebürtig aus Sankt Petersburg und spricht englisch. In der Hauskapelle habe ich Zeit für mein Morgengebet. Danach arbeite ich am Computer und lese.

Um 11.00 Uhr holt mich Kazik ab. Er war schon im Büro im Ordinariat und in der Kathedrale eine Stunde zum Beichthören. Im Auto erzählt mir Kazik, dass Sr. Soja kürzlich mit der Philharmonie von Koszalin ein Konzert gegeben hat zugunsten des neuen Schönstatt-Zentrums hier. Sie hatte in St. Petersburg am Konservatorium Geige studiert und scheint darin noch sehr gut zu sein.

Kazik beim Beheben der PC-Probleme von Bischof em. Pawel Cieslik
Kazik beim Beheben der PC-Probleme von Bischof em. Pawel Cieslik

 

 

 

Wir fahren zum emeritierten Bischof von Koszalin, Pawel Cieslik. Er hatte heute Morgen Kazik angerufen wegen eines Problems an seinem Computer. Nun nutzt Kazik die Gelegenheit, mich ihm vorzustellen und gleich vor Ort sein PC-Problem zu beheben. Bischof em. Cieslik wurde einst von Papst Johannes Paul II. im Petersdom in Rom zum Bischof von Koszalin geweiht. Er spricht gut Deutsch, wurde
v.l. Christian Löhr, Kazik, Bischof Pawel
v.l. Christian Löhr, Kazik, Bischof Pawel
er doch 1940 in dieser Gegend geboren, als hier noch alles deutschsprachig war. Er trägt deutlich sichtbar das Aschenkreuz auf dem Kopf. Wir sprechen auch über Papst em. Benedikt, den Bischof Pawel beim Ad-Limina-Besuch der polnischen Bischöfe in Rom kennengelernt hat.

Fenster mit Wappen von Bischof Jez oben
Fenster mit Wappen von Bischof Jez oben
 

 

Außerdem war er zum Jubiläum 100 Jahre Schönstatt im Jahr 2014 in Schönstatt. In seiner Hauskapelle zeigt er mir ein Bild der Sixtinischen Madonna von Raphael über dem Altar, das Bischof Ignacy Jez zu seiner Priesterweihe bekommen hatte. Auch ein Betschemel und ein Fenster mit Wappen erinnern noch an diesen heiligmäßigen Bischof, der im KZ Dachau Pater Kentenich und Schönstatt kennen und lieben gelernt hat. Papst Benedikt ernannte Jez einen Tag nach seinem Tod 2007 zum Kardinal. Beim Hinausgehen treffen wir noch Weihbischof Krzysztof Zadarko auf dem Treppenabsatz und begrüßen uns.

 

 

 

Vom Haus von Altbischof Pawel Cieslik fahren wir in die Innenstadt zum Ordinariat neben der Kathedrale. Bis zum Krieg war die Woiwodschaft Westpommern deutsch und protestantisch geprägt. In Koszalin gab es damals nur eine katholische Kirche; alle anderen Kirchen, auch die heutige Kathedrale, waren evangelisch. Ein Teil des heutigen Ordinariates (mit nur etwa acht festen Mitarbeitern!) war das evangelische Pfarramt.

Kazik, Diözesanbischof Edward Dajczak, Christian
Kazik, Diözesanbischof Edward Dajczak, Christian
Beim Betreten des Ordinariates läuft uns der Sekretär des Diözesanbischofs über den Weg und erzählt, dass sein Chef morgen für eine Woche für Exerzitien abreist. Kazik ruft deshalb gleich im Büro von Bischof Edward Dajczak auf der gegenüberliegenden Straßenseite an, ob er mich ihm noch kurz vorstellen könnte. Wofür es in Deutschland eine Vorlaufzeit von oft mehreren Wochen bedarf, geht hier in wenigen Minuten. Wir dürfen kommen und wenige Minuten später sitzen wir mit Bischof Edward in seinem Empfangszimmer. Leider spricht er nur Polnisch, aber Kazik übersetzt fleißig.

Gemälde von Bischof Jez im Bischofshaus
Gemälde von Bischof Jez im Bischofshaus
 

Ich kann den Bischof kurz über die Struktur Schönstatts und unseres Säkularinstitutes Schönstatt-Diözesanpriester informieren. Am Ende der zehnminütigen Begegnung machen wir noch ein Foto vor dem Gemälde des ersten polnischen Schönstatt-Bischofs Ignacy Jez.

 

 

 


Kathedrale von Koszalin mit Statue von Papst Johannes Paul II
Kathedrale von Koszalin mit Statue von Papst Johannes Paul II

Kazik führt mich eine kurze Runde um die Kathedrale. Die Architektur atmet hier überall noch ganz die alte kommunistische Zeit. Das Stadtzentrum durchzieht eine breite, gerade Straße, die einst sicher für Aufmärsche genutzt wurde. Die trostlosen Plattenbauten sind zwar durch etwas Farbe aufgehellt, die aber an vielen Stellen aber schon porös oder durchsichtig ist.

Kazik findet für mich ein kleines Uhrengeschäft, wo ich meine stehengebliebene Uhr zur Reparatur abgeben kann. In der Nähe kann ich auch Geld umtauschen (Kurs 1 € : 4,10 Zloty) und die letzten sieben in einem Geschäft verbliebenen Ansichtskarten kaufen. Dann ist es schon Zeit zur Rückfahrt.

Das Schönstatt-Zentrum Góra Chełmska liegt gut vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt auf der höchsten Erhebung an der Ostsee hier weit und breit. Góra Chełmska (Gollenberg) ist ein Hügel 137 m über dem Meeresspiegel östlich von Koszalin. Er ragt spektakulär aus der ihn umgebenden flachen Landschaft Hinterpommerns auf. 1888 wurde ein Aussichtsturm (31,5 Meter) gebaut. Der Turm diente auch als Seezeichen.

Schönstatt-Heiligtum Gora Chelmska
Schönstatt-Heiligtum Gora Chelmska

 

 

Ich statte dem Schönstatt-Heiligtum, das am 1.6.1991 Papst Johannes Paul II. höchstselbst eingeweiht hat, einen Gebetsbesuch ab.

Bau eines neues Schönstatt-Zentrums
Bau eines neues Schönstatt-Zentrums
 

 

 

Polen_2018
Daneben, rund um den alten Turm, bauen die Schwestern ein neues Schönstatt-Zentrum. Was man durch den Bauzaun mit großformatigen Planungsfotos sehen kann, ist schon jetzt sehr beeindruckend.
Um 13.00 Uhr wartet am heutigen Aschermittwoch ein
Polen_2018
einfaches, aber sehr leckeres Mittagessen auf mich im Speiseraum des Schwesternhauses. Diesmal begrüßt mich Schwester Soja auf deutsch; sie strahlt mir entgegen, dass sie seit drei Wochen Deutsch lernt.

Am Nachmittag habe ich wieder Zeit zum Schreiben und Lesen, bevor um 16.30 Uhr Rosenkranz und um 17.00 Uhr Heilige Messe mit Aschenkreuzauflegung im Heiligtum sind. Das Heiligtum ist voll besetzt. Der Altersdurchschnitt dürfte etwas unten dem gewöhnlichen in Deutschland liegend. Kazik singt viele Messteile und man hört ihm bei der ausführlichen Predigt gut zu. Der Präfationston ist der alten, lateinischen Messe abgelauscht.

Am Ende der Messe habe ich die Möglichkeit, mich noch kurz an die Gläubigen zu wenden. Ich danke, dass ich hier sein darf, erzähle, dass ich unsere drei Mitbrüder in ihren Aufgabenfeldern kennenlernen möchte und lade für Sonntag-Nachmittag zur Zusammenkunft im Exerzitienhaus der Diözese mit meinem Vortrag zum Kentenichjahr ein. Nach der Heiligen Messe sprechen wir noch mit einigen Gläubigen vor dem Heiligtum.

Die Schwestern haben Kazik und mir ein kleines Abendessen gerichtet mit gefüllten Piroggen und Fisch. Wir sprechen mit der Schwester, die für die Schönstatt-Familienarbeit zuständig ist. Seit Kurzem bieten sie einmal im Monat einen Erzählkaffee in der Stadt in einem öffentlichen Kaffee für Paare an. Priester und Schwester geben dabei einen kurzen Impuls und die Paare greifen die Thematik dann im persönlichen Gespräch miteinander auf. Die guten ersten Erfahrungen dabei ermutigen, weiterzumachen.

Die Schwester erzählt auch, dass von Polen aus Marienschwestern nach Weißrussland, in die Ukraine und nach Moskau gegangen sind. So hat auch der aktuelle apostolische Nuntius in Russland, Msgr. Paolo Pezzi, Marienschwestern in seinem Haushalt.

Ich bete mit Kazik noch die Vesper in der Hauskapelle, bevor wir uns verabschieden.

Fortsetzung 

 
 

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