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Haus Moriah Gemeinschaft Osternacht 2015 in Burundi

Jetzt weiß ich, was „Weißer Sonntag“ ist.

Osternacht 2015 in Burundi

Gleich drei Mitbrüder erwarten mich am Flughafen von Burundi im Herzen Afrikas, wo ich nach einem Nachtflug am frühen Nachmittag des Karsamstags ankomme. Einer von ihnen, Abbé Gilbert, nimmt mich mit in seine Pfarrei Gagara, die zur Hauptstadt gehört. Um 16.00 Uhr soll die Feier der Osternacht beginnen. Um die Kirche sind schon viele Jugendliche in weißen Gewändern unterwegs. Ich vermute zuerst, es seien seine Ministranten. Doch der Pfarrer wehrt ab: „Nein, das sind unsere Täuflinge in der Osternacht. 172 werden wir heute Nacht taufen und morgen noch einmal 65 Kinder“, erklärt mir mein Mitbruder, der das zweite Jahr hier als Pfarrer wirkt.

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Eine gute Stunde später ziehen wir mit wohl 40 Ministranten zum Osterfeuer auf den Kirchplatz. Ein heftiger Wind bläst in das große Feuer und wir haben lange Mühe, bis die Osterkerze brennt. Als Abbé Gilbert mit der Osterkerze in die Kirche einzieht, sehe ich, dass alle Bänke im Mittelschiff der großen Kirche abwechselnd weiß und farbig besetzt sind. Die Paten sind jeweils hinter den weißgekleideten Katechumenen, die sich seit September auf diesen Abend vorbereitet haben.

Dann folgt die Liturgie der Osternacht mit dem herrlichen Exultet in der vertrauten Melodie, doch ohne ein verstehbares Wort für mich. Es folgen sechs Lesungen und immer wieder lange Gesänge von zwei großen Chören, die sich abwechseln und mit denen die Leute offensichtlich gern singen. Nach einer langen Predigt, die mir ein jüngerer Kaplan in gutes Englisch übersetzt, folgen die Weihe des Taufwassers, die Befragung der Katechumenen und dann die Taufe.

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Wir sind fünf Priester. Jeder bekommt eine große Flasche mit neuem Taufwasser und tauft die jungen Leute, die sich in eine lange Reihe um den Altar und auf beiden Seiten des Mittel-ganges aufgestellt haben. Jedem Priester geht ein Katechet voraus und nennt jeweils den Namen des Täuflings. Mit leuchtenden Augen und offensichtlicher Freude erwarten sie, dass ich ihnen das neugeweihte Taufwasser auf die krausen Haare schütte. Dabei sind manche unter ihnen größer als ich und ich habe alle Mühe, das Wasser auf ihr Haupt zu schütten.

Danach erklärt der Pfarrer vom Ambo aus die Bedeutung des Chrisams und wir gehen erneut die langen weißen Reihen entlang, um jedem der Neugetauften ein Kreuz aus Öl auf die schwarze Stirn zu zeichnen. Dann folgt der Ritus der Übergabe des weißen Taufkleides. Jeder Täufling, obgleich sie alle bereits weiß gekleidet sind, bekommt für einen Augenblick ein weißes Tuch um die Schultern gelegt.

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Danach feiern wir die österliche Eucharistiefeier, in der die Neugetauften erstmals die Heilige Kommunion empfangen. Danach will das Singen und Tanzen kein Ende mehr nehmen. Neben vielen wunderschönen, mehrstimmigen Liedern aus ihrem Land in Kirundi und Kisuaheli singt der Chor auch mit Begeisterung das Halleluja aus Händels Messias. Zum Glück habe ich ein kleines Geschenk dabei. Es ist ein Kreuzchen aus Rom, eine Nachbildung des metallenen Brustkreuzes von Papst Franziskus: ein großes für den Pfarrer und ein kleines für alle Neugetauften. Der Gottesdienst endet nach über vier Stunden in großer Freude und im gegenseitigen Ostergruß: PASIKA NZIZA (österlicher Friede).

Dr. Peter Wolf

Bildergalerie vom Besuch 2015 in Burundi 

 
 

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