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Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Bundeestheologie - Aus dem Vorwort

Bundestheologie Cover
Bernd Biberger, Manfred Gerwing, Joachim Schmiedl (Hg.)

Bundestheologie

Gott und Mensch in Beziehung

 

Aus dem Vorwort

Ein Blick auf die bundestheologische Topographie zeigt, dass der Forschungsschwerpunkt eindeutig auf der Religionsgeschichte und auf der Heiligen Schrift liegt. Die biblischen Darlegungen sowohl des Alten wie des Neuen Testaments als auch Ausführungen zum Judentum nehmen einen breiten Raum ein. Systematische oder gar praktisch-theologische Ausführungen finden sich hingegen weniger. Zumeist wird auf andere Stichwörter verwiesen, vor allem auf „Communio“ oder auf „Föderaltheologie“. Obwohl der Bund in der Heiligen Schrift zu den zentralen Kategorien gehört, um die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen zu beschreiben, ist dieser Begriff in den anderen theologischen Fachdisziplinen nur in sehr begrenzter Weise aufgegriffen worden. Die Entwicklung einer ausgesprochenen Bundestheologie ist bisher auf Ansätze in den exegetischen Fächern beschränkt geblieben.

Nach der Zeit des sogenannten „Bundesschweigens“ in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt die Bundestheologie in der biblischen Exegese und Theologie seit Beginn der 1990er Jahre eine Renaissance. Konzentrierte sich die alttestamentliche Exegese in der Auseinandersetzung mit Gerhard von Rad zunächst auf die Bundesvorstellungen in den geschichtlichen Büchern des Alten Testaments, nimmt die neuere Exegese verstärkt Texte aus den Prophetenbüchern in den Blick. Diese werden im Kontext einer kanonischen Exegese für die Biblische Theologie fruchtbar gemacht.

Diese Renaissance der Bundestheologie in der Exegese hat eine fruchtbare Wirkungsgeschichte im jüdisch-christlichen Dialog gefunden, indem etwa die bleibende Bedeutung des „Ersten Bundes“ betont und das Verhältnis der beiden „Bünde“ thematisiert wurde. In anderen theologischen Disziplinen blieb die Resonanz gering. Anknüpfungspunkte lassen sich über die Communio-Theologie und die kommunikative Theologie erkennen. Die Praktische Theologie entdeckt in jüngster Zeit die Bedeutung personaler Bindungen und Beziehungen mit ihren Chancen und Gefährdungen.

Weit mehr Resonanz fand der Bundesgedanke in der reformierten Theologie. Hier entwickelte sich im 16. und 17. Jahrhundert unter dem Stichwort „Föderaltheologie“ ein fruchtbarer Traditionsstrang, der sowohl in der nordamerikanischen „civil religion“ als auch in der Dogmatik Karl Barths einen zentralen Niederschlag fand.

Eine Ausnahme auf katholischer Seite stellt die spirituell-theologische Tradition und Praxis der Schönstatt-Bewegung dar. In dieser Geistlichen Gemeinschaft gehören die heilsgeschichtliche Perspektive und ihre Anwendung auf die Gott-Mensch-Beziehung in der Gegenwart zu den zentralen Topoi. Ausgehend von den biblischen Bundesschlüssen zwischen Jahwe und seinem Volk Israel und der Aufgipfelung im „Neuen Bund“ Jesu Christi sah P. Josef Kentenich (1885-1968) in jedem dialogisch verstandenen Verhältnis zwischen Gott und Mensch eine aktualisierte Erneuerung des Gottesbundes. Die konkrete geschichtliche Erfahrung der Schönstatt-Bewegung führte ihn zum Konzept des „Liebesbündnisses“ zwischen Gott und Mensch, konkretisiert in der Beziehung zur Gottesmutter Maria. In der Rezeption der mariologischen Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils sieht P. Kentenich in Maria die „hochherzige Gefährtin und demütige Magd des Herrn“ (LG 61), die ihre leibliche Mutterschaft in geistiger Weise durch die Zeiten fortsetzt. So fasst der Terminus „Liebesbündnis“ in der Schönstatt-Bewegung die vergegenwärtigende Erinnerung an die Heilsgeschichte Jesu zusammen und aktualisiert sie mit gedeuteten Erfahrungen des eigenen Lebens und der Geschichte der geistlichen Familie. Über die Kreise der Schönstatt-Bewegung hat der Terminus „Bündnis der gegenseitige Liebe“ Eingang in die ökumenische Initiative christlicher Bewegungen „Miteinander für Europa“ gefunden.

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