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Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Jahrestagung 2008

JKI Berichte

„Der Mann mit 1000 Herzen“.

Das Paulinische im Profil von Josef Kentenich

Fotos von der Jahrestagung 2008

Unter diesem Motto stand die diesjährige Jahrestagung des Josef-Kentenich-Instituts, die vom 31. Januar bis zum 2. Februar stattfand. Anliegen der Jahrestagung war es, auf das am 28. Juni beginnende Paulus-Jahr, das Papst Benedikt anlässlich des 2000. Geburtstag des großen Völkerapostels ausgerufen hat, einzustimmen. In seinen Vorträgen und Schriften lädt Josef Kentenich häufig dazu ein, in die Schule des hl. Paulus zu gehen. Der Völkerapostel ist für den Gründer Schönstatts Kronzeuge vieler seiner theologischen und pädagogischen Anliegen. Josef Kentenich versucht auf diese Weise, die paulinische Botschaft in einer zeitgemäßen Form fruchtbar zu machen. Dies ist ein Beispiel für die biblisch fundierte Denkweise Kentenichs. Wie Kentenich Paulus aufgreift, zeigt die nach Ostern erscheinende Textsammlung „In der Schule des hl. Paulus“, die gegenwärtig von der Sektion Mittelrhein des Josef-Kentenich-Instituts erarbeitet und von Dr. Peter Wolf herausgegeben wird und in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen soll, auf.

Die Jahrestagung des JKI umfasste inhaltlich zwei Schwerpunkte: Erstes Anliegen war es, Anschluss zu finden an die gegenwärtige Paulusforschung. In seinem Vortrag zeigte der Neutestamentler Dr. Sebastian Schneider, Privatdozent an der Hochschule in Vallendar, neuere exegetische Tendenzen in der Paulusforschung auf. Nach wie vor stellt die paulinische Rechtfertigungslehre das Hauptthema dar. Zunächst verwies er auf die unterschiedlichen, sich zum Teil widersprechenden Aussagen des Paulus zum Thema „Gesetz“. Ob diese Folge einer Entwicklung im paulinischen Denken sind, wird in der Exegese kontrovers diskutiert. Anschließend machte der Referent deutlich, dass die deutsch- und die englischsprachige Exegese in der Beantwortung der Frage, was Paulus unter „Gesetz“ versteht, divergierende Positionen einnimmt.

Dabei ist die deutschsprachige Exegese nach wie vor dem traditionellen Verständnis verhaftet. Dieses äußert sich in zwei Positionen. Die erste Position, wie sie bspw. von Ulrich Wilckens vertreten wird, lässt sich als quantitatives Gesetzesverständnis bezeichnen. Nach diesem kann das Gesetz den Menschen nicht rechtfertigen, weil dieser nicht in der Lage ist, die Vielzahl der Vorschriften zu halten. Das qualitative Gesetzesverständnis hingegen, wie es z.B. schon Rudolf Bultmann vertreten hat, ist der Ansicht, dass das Gesetz nicht rechtfertigt, weil Rechtfertigung nicht Verdienst durch Gesetzesgehorsam ist, sondern allein Gnade Gottes, die uns durch den Kreuzestod Jesu geschenkt ist.

Die englischsprachige Exegese hingegen geht im Gefolge der Forschungen von und Krister Stendahl und Ed P. Sanders davon aus, dass das Judentum zur Zeit des Urchristentums keineswegs so nomistisch, d.h. so sehr auf die Erfüllung der Gebote bezogen ist, wie gemeinhin angenommen. Entsprechend hat sich in der englischsprachigen Exegese eine neue Sicht des Gesetzesverständnisses des Paulus entwickelt. So vertritt z.B. James D. G. Dunn die Auffassung, dass das Gesetz im Judentum zur Zeit des Paulus und entsprechend auch von ihm wie die Beschneidung und der Sabbat als Unterscheidungszeichen des jüdischen Volkes von seiner heidnischen Umwelt verstanden worden ist. Wenn Paulus das Gesetz ablehnt, dann auf dem Hintergrund, dass nicht die Befolgung des Gesetzes und damit das Bekenntnis zum Judentum heilsrelevant ist, sondern dass der Mensch allein durch den Glauben an Jesus Christus zum Heil findet. Entsprechend dem Apostelkonzil will Paulus somit sagen, dass der Mensch nicht erst das Gesetz befolgen und damit „Jude“ werden muss, um zum Heil finden zu können, sondern dass allein das Bekenntnis zu Jesus als dem Messias und die von diesem geschenkte Erlösungsgnade zum Heil führt.

Im zweiten Schwerpunkt ging es um die Frage nach dem Paulinischen im Profil Josef Kentenichs. In seinem Referat ging es Pfr. Dr. Rainer Birkenmaier, Oberkirch, nicht darum, die verschiedenen Themen zu benennen und darzulegen, in denen Josef Kentenich auf Paulus zurückgreift. Vielmehr stellte er zunächst einmal grundsätzlich die Anfrage, was das Ziel der Frage mit dem Paulinischen im Profil von Josef Kentenich ist: Geht es um ein Kompendium mit Paulus-Texten von Josef Kentenich? Setzen wir uns damit auseinander, weil Kentenich zu allem etwas zu sagen hat? Ist es Ziel, den Gründer der Schönstatt-Bewegung durch Paulus zu legitimieren? Ist es das Anliegen, Josef Kentenich besser zu verstehen, indem wir einen neuen Zugangsweg ausprobieren? Erst wenn klar ist, welche Motive uns bewegen, dieser Frage nachzugehen, wird auch das eigentliche Anliegen dieser Auseinandersetzung deutlich.

Darüber hinaus machte Dr. Birkenmaier auf eine grundsätzliche Problematik aufmerksam: Unsere Beschäftigung mit den Paulus-Aussagen Josef Kentenichs ist letztlich ein Dreier-Gespräch zwischen Paulus, Kentenich und uns. Aber nicht nur das: Wir fragen nicht einfach nach Völkerapostel und dem Gründer Schönstatts, sondern wir fragen nach der Beziehung Josef Kentenichs zu Paulus.

Eine Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung beschränkt sich zudem nicht auf die Texte, in denen Kentenich auf Paulus eingeht. Dr. Birkenmaier wies auch auf die biographischen Verbindungslinien hin, ein Zugang, den Kentenich selbst ins Spiel bringt.

In einer abschließenden Runde sammelten Referent und Teilnehmer Themen, in denen Josef Kentenich in besonderer Weise auf Paulus zurückgreift: Christusgliedschaft, Gotteskindschaft, väterliche Autorität, Apostolat, Freiheit, um nur einige zu nennen. Interessanterweise spielt das Zentralthema der gegenwärtigen Paulusforschung, „Rechtfertigung bei Paulus“, bei Kentenich nur eine geringe Rolle. Textarbeit gab dann im weiteren Verlauf der Tagung die Möglichkeit, einige der gesammelten Themen zu vertiefen.

Bereichert wurde die Jahrestagung durch einen Ausflug nach Bad Ems. Aufgrund von Krankheit und am Beginn der Verbannung aus Schönstatt im Rahmen der apostolischen Visitation hielt sich Josef Kentenich mehrmals in diesem Kurort auf. Der Ausflug zunächst in den Sitzungssaal des heutigen Rathauses, der früher als Kapelle des Krankenhauses diente, danach in eine der Kirchen. Dabei las Dr. Peter Wolf aus Briefen von und an Josef Kentenich vor, die von dem Leben Zeugnis ablegen, das sich mit den Aufenthalten Kentenichs in Bad Ems verbindet. Zudem feierten die Teilnehmer in diesem Jahr die Abschlussmesse bewusst in der Beichtkapelle der Anbetungskirche und versammelten uns zum Schlusssegen an seinem Sarkophag.

Die Jahrestagung bat zudem Gelegenheit, das reichhaltige Leben des JKI wahrzunehmen: Der Grundkurs Geistliche Begleitung ist nach wie vor eine gut angenommene Einrichtung. Im September beginnt der fünfte Kurs. Unter dem Dach des JKI findet der vom Generalkongress angeregte Jahreskurs Kentenich-Pastoral statt, der im Juni beginnen soll. Die Kentenichakademie, die zusammen mit dem Jungen Schönstatt angeboten wird, findet im Herbst eine Fortsetzung. Auf der Jahrestagung konnte das Schönstattlexikon online gehen, was vor allem dem Engagement von Pfr. Oskar Bühler und der Zustimmung der Herausgeber, dem IKF, sowie des Patris-Verlags zu verdanken ist. Inzwischen gibt eine Homepage Zeugnis vom Leben des JKI. Die Sektion Mittelrhein arbeitet an der Zusammenstellung des Paulus-Buches, die Sektion Würzburg beschäftigt sich mit der Sinus-Studie, dem Freiburger Arbeitskreis ist Karl Leisner ein wichtiges Anliegen. Nach wie vor ist der JKI-Preis, auch wenn er in diesem Jahr nicht vergeben wurde, ein bedeutsames Projekt.

Mit der Jahrestagung war in diesem Jahr auch die Mitgliederversammlung des JKI verbunden. Neben den Berichten aus der Arbeit des JKI und der Darlegung der gegenwärtigen finanziellen Situation stand die Wahl des Präsidiums auf dem Programm, bei der das bisherige Präsidium (Dr. Bernd Biberger als Präsident, Maria Peter und Dr. Joachim Söder als Beisitzer) im Amt bestätigt wurde.

Bernd Biberger

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