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CmL1996 III 4 Teilnahme am verklärten Heilandsleben
J. Kentenich, aus: Predigt für die deutsche Gemeinde St. Michael in Milwaukee, USA, 18.4.1965

Es mag denn doch der Mühe wert sein, dieses Jahr auch einmal zu versuchen, das Osterfest - wie die Konstitution über die Liturgie gerne sagt: das Paschamysterium - im Sinne der Apostolischen Konstitution über die Liturgie zu feiern. (...)

Wir müssen heute wohl damit zufrieden sein, wenigstens in allgemeinen Umrissen die Auffassung der Liturgiekonstitution in uns aufzunehmen, das heißt, wir wollen zufrieden sein, sie nur kennenzulernen.

Was müssen wir zu diesem Zweck tun? Das liegt auf der Hand: Die Konstitution müssen wir aufschlagen. Und da finden wir gleich am Anfang sehr klare, aufschlußreiche Hinweise. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß Christus, der Herr, das Werk der Erlösung der Menschen - und damit der vollkommensten Verherrlichung des Vaters - durch das Paschamysterium, also durch das Ostergeheimnis, verwirklicht hat. Und dann wird genauer gesagt, was das bedeutet, Ostergeheimnis. Es heißt: Der Herr hat das Werk der Erlösung durch sein glorreiches Leiden, durch seine Auferstehung von den Toten und durch seine Himmelfahrt vollbracht (vgl. SC I,5).

Das hören wir und meinen, das ist ja selbstverständlich, das wußten wir schon lange! Wir überhören aber, daß hier nicht nur das Leiden des Heilandes als Ursache für unsere Erlösung dargestellt wird, sondern auch das große Geheimnis seiner Auferstehung: seiner Verherrlichung und seiner Himmelfahrt.

Und gleich ein paar Zeilen weiter wird derselbe Gedanke noch einmal wiederholt: Jesus Christus hat uns der Gewalt des Teufels entzogen und hineingepflanzt in das Reich des Vaters durch sein Leiden und Sterben und durch seine Auferstehung (vgl. SC I,6). Wir hören hier wiederum: nicht das Leiden allein wird hier genannt, sondern auch seine Auferstehung und damit seine Verherrlichung.

Was das alles besagt? (...) Hier dreht es sich um zwei Tatsachen der Erlösung: um zwei Ereignisse, also nicht bloß um eines! Und diese zwei, die dürfen und sollen nicht lose nebeneinanderstehend aufgefaßt werden. Diese zwei, die bilden eine unzerreißbare Einheit, eine Zweieinheit. Also der Erlösungsvorgang ist zurückzuführen auf eine heilige, unzerreißbare Zweieinheit. Füglich folgt daraus: es muß in unserm praktischen Leben, im religiösen Leben, auch im Unterricht über das religiöse Leben nicht nur die Sprache sein, muß nicht nur geredet werden - wenn ich das einmal gelehrt ausdrücken soll - über das mysterium passionis (Geheimnis des Leidens), sondern auch über das mysterium gloriae (Geheimnis der Herrlichkeit). Will also heißen, beides will gleichzeitig gesehen, gelehrt und gelebt werden: die Theologie, die Aszese und die Pädagogik des Kreuzes und Leidens, aber auch die Theologie, die Aszese und die Pädagogik einer glückseligen Auferstehung. Genauer gesagt - und das ist das Wichtigste -, nicht etwa nur eine Auferstehung, die am Ende unseres Lebens erfolgt - dann erfolgt sie in vollkommener Weise, dann wird auch der Leib hineingezogen in die Herrlichkeit des verklärten Heilandsleibes -, nein, wir werden jetzt schon, hier auf Erden, hineingezogen in die Teilnahme an dem verklärten Heilandsleben.

Wenn wir hier einen Augenblick stehenbleiben wollten und hineinschauen in unser praktisches Leben und überlegen, was wir in den verflossenen Jahren unseres Lebens gelernt haben von Eltern und Großeltern, dann meine ich, dann müßten wir sehr eindeutig gestehen: unser ganzes Denken, wo es sich um die Erlösung handelt, kreist lediglich um das Kreuz. Da gibt es an sich keine theologia gloriae (Theologie der Herrlichkeit), lediglich eine theologia crucis (Theologie des Kreuzes). Und das Kreuz steht so nackt vor uns, wie wir es gemeiniglich in unsern Häusern, in unsern Zimmern haben und bergen. Kein Glanz der Glorie geht von diesem Kreuz aus. Und doch sollte das im Sinne der Liturgie, das heißt des Schemas, wesentlich anders sein; und doch sollten wir uns daran erinnern, daß nicht nur das Kreuz, das Leid des Heilandes, sondern auch seine glorreiche Auferstehung ein Vorbild ist für unser eigenes Leben, also daß wir daran nicht nur abschauen,daß wir auch einmal glorreich auferstehen, nein, auch diese Auferstehung, genauso wie das Kreuz des Heilandes, beides zusammen, das ist die Ursache für unsere Erlösung, Ursache für unsere Teilnahme hier auf Erden schon am leidenden, am gekreuzigten und am glorreichen, am verklärten Heilandsleben.

Darum macht die Konstitution auch sehr deutlich auf Folgendes aufmerksam: durch die Taufe werden wir hineingezogen in das gesamte Paschamysterium, Ostergeheimnis (vgl. SC I,6). In das gesamte! Wir lernen also nicht nur, teilzunehmen in geheimnisvoller Weise am gekreuzigten, sondern auch gleichzeitig am verklärten Heilandsleben. Ostern darf also für uns nicht nur eine Erinnerung sein; Ostern darf also auch von uns nicht nur aufgefaßt werden, wie wir das gemeiniglich tun und getan. Ich sage: nicht nur! Das sollen und dürfen wir auch weiter tun: Ostern auffassen als den Beweis für die Göttlichkeit des Heilandes, als den Beweis für die Göttlichkeit des Christentums, so daß wir ein solides Fundament haben, wenn wir an Christus glauben. Das alles dürfen wir weiter tun. Aber wir sollten tiefer graben: Ostern auch auffassen als ein Geheimnis, als einen Lebensvorgang, der in uns durch die Taufe Wirklichkeit geworden ist. Die Taufe will ja ein Abbild des Ostergeheimnisses sein.

Was aber für uns nunmehr das Wichtigste ist, andächtige Zuhörer, was auch in der Liturgiekonstitution so klar hervorgehoben wird: Wir dürfen, wenn wir an die Verklärung denken, an die Auferstehung, nicht nur an das Ende des Lebens denken. Am Ende des Lebens, ja, da nimmt auch der Leib teil an der Verklärung des Heilandes. Hier auf Erden aber, da dürfen wir der Seele nach bereits teilnehmen, ja wir müssen teilnehmen! Und wir haben das Programm, die Aufgabe, auch hier schon die Teilnahme am verklärten Heilandsleben in vollendeter Weise zu entfalten. Was das im einzelnen wiederum besagt? Die Gottesgelehrten machen uns darauf aufmerksam, daß die Eigenschaften des verklärten Heilandsleibes nach dem Tod auch einmal Eigenschaften unseres verklärten Leibes werden. Aber, was für uns, für das heutige Leben wichtiger ist: (sie machen darauf aufmerksam,) daß wir von diesen Eigenschaften des verklärten Heilandsleibes die Eigenschaften ablesen können, die unsere verklärte Seele durch die Taufe, also durch die Teilnahme am Ostergeheimnis, erhält.

Erschienen in:
Joseph Kentenich
Christus mein Leben
Ausgewählte Texte zum Christus-Jahr 1997
Herausgegeben von Günther M Boll, M. Pia Buesge, Peter Wolf
Patris-Verlag Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de

 

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 24.11.2009 16:52
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