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CmL1996 V 2 Damit Christus in uns geboren wird
J. Kentenich, aus: Vortrag für Frauen von Schönstatt, Karfreitag, 19.4.1946

Das Idealbild, das Paulus vom Priester hat, das ist nicht etwa nur Väterlichkeit, das ist tiefgehende Mütterlichkeit. Deswegen sagt er: „Ich leide Geburtswehen, bis Christus in euch geboren wird“ (Gal 4,19). Vielleicht klingt das nun neuer, tiefer in unserer Seele wider. Es ist unsere Aufgabe, in der Gottesmutter, mit der Gottesmutter und wie die Gottesmutter dafür zu sorgen, Geburtswehen auszustehen, daß Christus in den Menschen geboren wird. Sie wissen, was das für endlose Nöte sind. Solche Geburtswehen sollten wir alle haben. Und wenn wir sie nicht haben, dann sollten wir sie uns erbetteln. Aber weshalb? Damit Christus in uns geboren wird, damit wir alle in vollendeter Weise Christusbilder werden wie Maria. Jetzt verstehen wir Paulus besser: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn“ (Phil 1,21). Er will sagen: Nachdem Christus in mir geboren ist und in mir lebt, dann lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir (vgl. Gal 2,20). Da ist selbstverständlich, daß das auch der Sinn und Zweck seines Lebens ist. Das ist sein Persönliches Ideal. Es besteht schlechthin darin, dafür zu sorgen, daß alle hinwachsen zum Vollalter Christi (vgl. Eph 4,13). Und damit haben Sie ein drittes Wort: Wir sollen Christus nicht nur kennen und lieben, daß wir sagen: „Christus ist mein Leben“, nein, zum Vollalter Christi sollen wir ausreifen, das heißt, wir sollen und müssen alle nach Heiligkeit streben. Damit wissen wir, worin die Heiligkeit besteht: zum Vollalter Christi hinreifen.

So soll ich leben: „Nicht ich lebe ...“ Ja, die eine Natur lebt überhaupt nicht mehr, Christus lebt in vollkommener Weise in mir. Das verstehen wir nicht nur in dem Sinn, daß Christus ein bißchen herrscht über uns, sondern daß Christus vollkommen herrscht über uns. Paulus will immer nur das Eine: Christus in uns und wir in Christus, wir in vollkommener Weise in Christus und Christus vollkommen in uns. Wir müssen gestehen, wenn wir in diese Tiefe steigen, haben wir noch viel zu tun. Wir denken an das Wort von Johannes: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11). Vergessen wir das nicht, er kam in sein Eigentum durch seine Mutter. Im Schoß und auf den Armen seiner Mutter, so kam er in sein Eigentum. Ein Eigentum hat er hier auf Erden gefunden. Das ist das Herz seiner Mutter. Dieses Eigentum hat ihn aufgenommen. Und wie das Wort hier zu deuten ist? Wir haben ein Recht, unter diesem Eigentum auch unser Herz zu verstehen. „Er kam in sein Eigentum ...“ Wie häufig ist er in sein Eigentum gekommen. War es nicht noch unser Eigentum oder das Eigentum eines Geschöpfes, das neben uns oder weit unter uns stand? War es nicht ein geschöpfliches Ding von untergeordnetem Wert? Ob es ein Kleid war? Oder? Ich weiß es nicht. Nehmen Sie einmal alle Dinge, die uns versklaven können. Paulus nennt sich schlechthin den „Sklaven Christi“ (Röm 1,1). Er ist eben vollständig ausgeliefert an Christus. Ich darf aber nicht nur Sklave Christi, sondern soll auch Sklave der Menschen werden. Ich bin aller Menschen Schuldner (vgl. Röm 1,14), weil ich in Christus und mit Christus Schuldner für alle geworden bin. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf.“ Wir haben ihn aufgenommen, aber wir haben ihn so leicht wieder gehen lassen. Das ist das hohe Ziel. Wie weit sollten wir das Wort wiederholen können: „Christus ist mein Leben!“

Erschienen in:
Joseph Kentenich
Christus mein Leben
Ausgewählte Texte zum Christus-Jahr 1997
Herausgegeben von Günther M Boll, M. Pia Buesge, Peter Wolf
Patris-Verlag Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de

 

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 24.11.2009 17:06
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