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EK2004-19 - Beseelt traditionsgebunden – gelöst von erstarrten Formen - Einführung
Dr. Peter Wolf

Die jetzige Kirche erlebt sich
als die pilgernde Kirche,
nicht die in sich fertige,
nicht als die in sich
abgeschlossene Kirche.
(Josef Kentenich)

Für Josef Kentenich ist die Zeit, die er erlebt und wach aufnimmt, so sehr von Umbrüchen geprägt, dass für ihn auch die Kirche davon nicht ausgenommen sein kann. Früh signalisiert er eine Entmaterialisierung, eine Entpolitisierung, Entterritorialisierung und Enteuropäisierung der Kirche. Den anstehenden Gestaltwandel der Kirche kennzeichnet er holzschnittartig in der Zeit seines Exils (1951-1965) mit der Umstellung von einem Nachwuchschristentum zu einem Wahlchristentum, von einem Rechtschristentum zu einem Liebeschristentum, von einem Rückzug ins Ghetto zu einem Erobererchristentum und von einem Klerikerchristentum zu einem Laienchristentum.

Er engagiert sich für diesen notwendigen Gestaltwandel der Kirche nicht in reformerischem Eifer gegen die Kirche, sondern aus einer tiefen Identifikation und Solidarität mit ihr, die es auch erträgt, eine lange Zeit unverstanden zu bleiben. In einer Zeit des Umbruchs, die ihm aufgetragen war, geht er mit seiner wachsenden geistlichen Familie den geduldigen Weg der Unterscheidung von Geist und Form. Dadurch gewinnt er eine große innere Freiheit und verkämpft sich nicht für überkommene Formen. Jede Zeit soll und darf ihr äußeres Gesicht neu finden und ausprägen aus dem ursprünglichen Geist, den es in Treue zu bewahren und durchzutragen gilt. Darin weiß er sich ganz der Tradition verpflichtet und an sie gebunden. Immer wieder geht es ihm darum, z.B. den Geist der evangelischen Räte zu künden, den Geist der Liturgie zu erschließen. Er sucht eine Erneuerung der Kirche aus den „tieferen Quellen des Leibes Christi“.

Sein Ansatz ist der Dienst der „Beseelung“. Er sucht das Heil nicht in Strukturdebatten und kämpft nicht zuerst um neue oder alte Formen. Er setzt darauf, dass aus einem beseelten Umgang mit der Tradition und einem engagierten Dienst am geistlichen Leben neue Formen wachsen, die christliches Leben auch in anderem Gewand weiter tragen in die Zukunft hinein.

Diese Unterscheidung kann uns auch heute weiterhelfen, wo nicht selten ein übergroßes Bedürfnis nach Sicherheit sich in alten Formen festmachen will, bisweilen weit hinter das Konzil zurück.

Aus:
Peter Wolf (Hrsg.)
Erneuerte Kirche in der Sicht Josef Kentenichs
Ausgewählte Texte
Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de

 

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 20.11.2009 23:02
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