Anzeigen

 

Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Kentenich-Texte KT Volltextsuche

 Text
CmL1996 VI 3 Das Christusbild der Geheimen Offenbarung
J. Kentenich, aus: Exerzitien für Schönstätter Marienschwestern, 21.-26.10.1940

1. Das erste schöne große Bild finden Sie im ersten Kapitel der Apokalypse verzeichnet: der hohepriesterliche Gottkönig. (...)

„Er trug einen wallenden Mantel und um die Brust einen goldenen Gürtel. Sein Haupt und seine Haare waren wie schneeweiße Wolle, seine Augen wie Feuerflammen, seine Füße wie in der Esse geglühtes Erz, seine Stimme wie das Rauschen gewaltiger Wasser. In seiner Rechten hält er sieben Sterne. Aus seinem Munde fuhr ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Sein Antlitz strahlte wie die Sonne in ihrer vollen Kraft“ (Offb 1,13-16).

Der Heiland ist angetan mit einem wallenden Mantel. Das ist das Symbol für das Hohepriestertum. Um die Brust einen goldenen Gürtel: das Symbol für das Königtum. Er ist Hoherpriester und König. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie Schnee, wie schneeweiße Wolle. Was heißt das? Die weiße Farbe versinnbildet den Lichtglanz seines göttlichen Seins. Da haben Sie Christus, den Hohenpriester, den Gottkönig. Sein Auge wird wie Feuerflammen. Seinem Auge bleibt nichts verborgen. Man hat ja damals gemeint, er kümmere sich nicht mehr um seine Gemeinden. Er existiert noch. Und wie steht er da? Wie Feuerflammen. Das ist der Richter. Und seine Füße gleichen Glanzerz, das im Schmelzofen glüht. Seine Stimme gleicht dem Rauschen gewaltiger Wasser. In seiner Rechten hält er sieben Sterne, das sind die sieben Pfarrer der Gemeinden. (...) Die Gemeinden sind von ihm abhängig, und er hat sie urgewaltig mit Gnaden und Gaben überhäuft. Er ist es letzten Endes, der durch die Gemeinden hindurchschreitet, der sie segnet und für sie sorgt. Er ist es aber auch, der sie regiert durch seine Vorgesetzten. Er ist der Richter über die Toten und Lebenden. Wenn er auch schweigt, aber er steht da wie ein Richter des Weltgeschehens. Sehen Sie zunächst die gewaltigen Züge, und zum Schluß auch die Liebenswürdigkeit. (...)

So steht der Heiland vor uns, derselbe Heiland, der im Tabernakel wohnt, der in der heiligen Messe in der heiligen Kommunion zu uns kommt. Ob wir uns nicht mehr beugen sollten vor dem sieghaften Heiland? Freilich, der Weg zu dieser Sieghaftigkeit war das Opfer. Er trägt ja ständig die Wunden, liegt da wie geschlachtet. Er hat sich schlachten lassen, er hat sich opfern dürfen, er hat sein Leben hingegeben, damit der Vater der Triumphator über die Welt wird. Er selbst hat den Auftrag bekommen, die Welt sich einzugliedern und die Welt dem Vater zu Füßen zu legen. Da haben Sie das eine Heilandsbild.

2. Das zweite Heilandsbild! Wir haben es überschrieben: das sieghafte Gotteslamm. Nun müssen Sie das fünfte Kapitel der Apokalypse nachlesen. Dort ist das sieghafte Gotteslamm wunderschön dargestellt.

Es gibt noch eine zweite Zeichnung, da wird das Lamm dem Teufel gegenübergestellt. Lamm und Teufel! Die zwei sind ständig im Kampf miteinander. Wer ist das Lamm? Christus. Und wer ist der eingefleischte Gegner Christi? Der Teufel.

Wenn Sie die Gegenbilder genauer sehen wollen, lesen Sie das zwölfte und dreizehnte Kapitel der Apokalypse. Im zwölften Kapitel wird gleich anfangs das apokalyptische Weib dargestellt, das ist die Gottesmutter. Ihr Gegenspieler ist der große, feurige Drache, der ihr Kind verschlingen will. Und nachher, im dreizehnten Kapitel, kommen die beiden anderen Gegner: der Antichrist und der Prophet des Antichristen. (...)

Und der Heiland, wie steht er da? Frei wie ein Lamm auf dem Berge (vgl. Offb 14,1). An sich sind das wunderbare Zeichnungen, zumal wenn jemand versteht, die Bilder ein wenig zu deuten. (...)

Das sieghafte Gotteslamm! Sieghaft ist es, weil es durch sein Blut uns die Erlösung verdient hat; sieghaft, weil der Vater ihm das Weltgeschehen in die Hand gegeben. Der Heiland sucht die Welt siegreich dem Vater zu Füßen zu legen, indem er wirksam darauf hinarbeitet, daß möglichst viele Menschen seinsgemäß, lebensgemäß, wahrheitsgemäß ihm eingegliedert werden. Und in dem Ausmaße herrscht er als König, als sie ihm eingegliedert sind. Wenn er uns einmal dem himmlischen Vater vorstellt, wenn die Zahl der Auserwählten voll ist, das will heißen, wenn die Zahl derer gefüllt ist, die einmal die Plätze der gefallenen Engel einnehmen sollen, dann ist das Ende der Welt da. Dann haben wir die große Einheit, dann haben wir ein einziges großes Gottesreich.

3. Wie steht der Heiland vor uns? Als das allmächtige Gotteswort. Was das bedeutet? Wo steht das in der Apokalypse? Es wird Sie vielleicht weniger interessieren. Zwei Stellen sind nachzuschlagen.

Die eine steht im Zusammenhang mit der Darstellung des apokalyptischen Weibes. Es ist „mit der Sonne umkleidet“ (Offb 12,1). Wer ist die Sonne? Hier wird Christus durch die Sonne symbolisiert. Stellung der Sonne im Weltgesetz ist die Stellung des Christkönigs im Welt(geschehen).

Später, als der Heiland als der große Weltenrichter auftritt, wird er „Wort Gottes“ (Offb 19,13) genannt. Da haben wir das allmächtige Gotteswort. Worauf uns das hinweist? Auf den Lieblingsgedanken der johanneischen Theologie. Das große Eingangstor zum Evangelium des heiligen Johannes beginnt so:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dies war im Anfang bei Gott. Durch dieses ist alles geworden“ (Joh 1,1ff.).

Den Prolog des Evangliums müssen Sie durchlesen, damit Sie sehen, was der heilige Johannes sagen will durch den Hinweis auf das Wort Gottes. Der im Tabernakel verborgene Heiland, das ist das Wort Gottes. Wenn Sie genauer wissen wollen, was der Apostel Johannes sagen wollte, müssen Sie das ganze Evangelium anschauen. (...) Das Wort Gottes heißt ein Doppeltes:

Erstens: Alles, was geschaffen ist, ist durch das Wort Gottes geschaffen. Das Verbum Divinum ist Mitschöpfer im All.

Zweitens: Alles, was erschaffen ist, das ist auf das Wort Gottes hin erschaffen. (...)Wer steht am Anfang des ganzen Weltgeschehens? Das allmächtige Gotteswort. Durch ihn ist alles erschaffen, und auf das Wort ist allles hingeordnet. Deswegen ist auch radikal alles Geschaffene letzten Endes zur Verherrlichung des Wortes da. Wenn Sie vor dem Tabernakel knien oder vor dem Kreuz, müssen Sie sich sagen: Auf das Wort hin ist alles hingeordnet, was erschaffen worden ist. (...)

4. Der Heiland steht vor uns als furchtbarer Weltenrichter.

Was heißt das, der Heiland als Weltenrichter? Sie müssen davon ausgehen, daß dem Heiland das Zepter der Weltregierung in die Hand gelegt ist. Weil er die Welt zum Vater führt, schickt es sich, daß er letzten Endes auch der Richter ist. Ihm begegnen wir am Ende unseres Lebens im besonderen Gericht. Er steht auch einmal vor uns als der große Weltenrichter im allgemeinen Gericht, wenn das große Durcheinander kommt. Dort oben in den Wolken das Zeichen des Menschensohnes: das Kreuz wird erscheinen, und er kommt, um zu richten. Sie müssen sich später Zeit nehmen, das nachzulesen (vgl. Mt 24,29ff.).(...) Wie sieht denn das Weltgericht aus? Ich will Ihnen bloß ein paar Schilderungen der Apokalypse vorlesen.

„Ich sah den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt „Der Treue und Wahrhaftige“; gerecht richtet er und führt er Krieg. Seine Augen waren wie Feuerflammen, und auf dem Haupt trug er viele Diademe; und auf ihm stand ein Name, den er allein kennt. (...) Dann sah ich das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um mit dem Reiter und seinem Heer Krieg zu führen. Aber das Tier wurde gepackt und mit ihm der falsche Prophet; er hatte vor seinen Augen Zeichen getan und dadurch alle verführt, die das Kennzeichen des Tieres angenommen und sein Standbild angebetet hatten. Bei lebendigem Leib wurden beide in den See von brennendem Schwefel geworfen. Die übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Mund des Reiters kam; und alle Vögel fraßen sich satt an ihrem Fleisch“ (Offb 19,11-21)

(...) Der Heiland wird mit uns zu Gericht gehen, er steht vor uns als großer Weltenrichter. Es ist derselbe Heiland, der unser Erlöser sein wird. Er wird auch unser Richter sein. Er läßt sich nichts vormachen. Ich meine, darum ist es schon gut, wenn wir uns klar und bestimmt sagen: Untreuen mache ich nicht mit!

5. Auf der anderen Seite dürfen Sie nicht übersehen, der Heiland wird auch glänzend dargestellt als der große Welterlöser. Der Richter ist er für die Verworfenen, der Welterlöser für die Auserwählten. Er ist der Erlöser für die Welt und für die Menschen.

a) Für die Welt. Der Heiland hat die Welt vollendet. Schönstatt wird verklärt. Es geht alles wie eine große Revolution, aber letzten Endes, wie wird dann später einmal Schönstatt aussehen? Das wird verklärt. Malen wir uns einmal aus, daß wir später wieder hier sitzen. Jedenfalls, die Welt wird verklärt.

b) Aber auch die Menschen werden vollendet. Hier dürfen Sie sich an eine Wahrheit erinnern, die wir viel zu wenig tief in uns bergen, die Wahrheit, daß mein Leib verklärt wird, mein Leib, der hier auf Erden so viel Plackerei hat, der sich so schwach fühlt.

Katholische Auffassung sieht den Leib nicht als etwas Böses an. Der Leib ist nicht bloß ein Werkzeug, sondern auch der Weggenosse der Seele. Leib und Seele gehören zusammen. Ich werde mit meinem Leib auferstehen. Ich darf deswegen auch meinen Leib gern haben, darf ihn maßvoll pflegen. Aber wenn der Leib allerhand auszuhalten hat, wie haben das alle großen christlichen Zeiten gemeistert, die viel leiden mußten? Sie lebten ständig in der Ewigkeit. (...)

6. Wir wissen, der Apostel Johannes zeigt uns noch ein anderes Heilandsbild, das ist das Bild des inniglich minniglichen, zart liebenden Bräutigams. (...)

An sich macht es Ihnen gewiß Freude, wenn Sie sich Zeit nehmen, gegen Schluß der Apokalypse diesen Brautgedanken auf sich wirken zu lassen. Dann müssen Sie beginnen mit dem 21. Kapitel. Da steht der Heiland, der vorher als der große Weltensieger gezeichnet wird, auf einmal da als der Bräutigam der neuen Kirche. Er, der Bräutigam, der Sieger, hat alles neu gemacht. Und wir, meine lieben Schwestern, hören es, der neue Himmel will sich auf eine neue Erde herabsenken. Da wird wunderbar die wunderbar ausgestattete Kirche, die Braut, dargestellt. Und durch die Kirche wird meine Seele Braut. Wenn sie bräutlich den Heiland liebt, wie sieht dann die Braut aus? (...)

Wie sieht diese ausgestattete Braut aus? Neues Jerusalem! Fast möchte ich sagen: Schönstatt! Und weil wir alle Kinder der Kirche sind, deswegen gilt alles, was von der bräutlich geschmückten Kirche gilt, auch von jedem Glied der Kirche. Wir alle sind Bräute. Wenn wir im Stande der Gnade sind, sind wir lebendige Glieder der Kirche, also auch Bräute des Heilandes. Deswegen schließt die Apokalypse mit dem starken Flehruf (...): Komm! Der Bräutigam soll kommen, er soll heimholen seine Braut. Dann dürfen alle, alle kommen. Wir haben Durst nach dem Heiland, nach der innigen Verbindung mit ihm.

Und dann die letzten Worte, die der Apostel sagt:

„Der das alles bezeugt, spricht: „Ja, ich komme bald.“ Amen. Komm, Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen. Amen“ (Offb 22,20f.).

Erschienen in:
Joseph Kentenich
Christus mein Leben
Ausgewählte Texte zum Christus-Jahr 1997
Herausgegeben von Günther M Boll, M. Pia Buesge, Peter Wolf
Patris-Verlag Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de

 

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 24.11.2009 17:32
  Zurück zur Übersicht
 
 

Seite drucken Seite versendenImpressum