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JoBr52-05_155-164
Das Liebesbündnis in Verbindung mit dem Vorsehungsglauben V
Die Bedeutung des Vorsehungsglaubens für Schönstatt (Fortsetzung)

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Die Bedeutung des Vorsehungsglaubens für Schönstatt (Fortsetzung)

[[58]] Alle Ereignisse des Lebens haben im Liebesplan der ewigen Weisheit vor allem einen dreifachen Sinn. Sie wollen als Gruß, als Weichenstellung des Vaters aufgefaßt werden; sie wollen Mittel und Weg sein, um sich der summa bonitas et maiestas(20) ganz hinzugeben und so unser diesseitiges und jenseitiges Heil zu begründen. Sie sind Gruß und Weichenstellung des Vaters:

»Du schaust auf uns mit Vaterblick,
läßt teilen uns des Sohnes Glück,
fügst alles, was uns wird zuteil,
zu unserem ewigen Seelenheil.

Ein Gruß von dir ist jedes Leid,
der unserer Seele Flügel leiht,
der uns die Weichen kraftvoll stellt,
das Streben in Bewegung hält.

Er drängt erneut uns zum Entscheid,
daß wir für Christus sind bereit,
bis er allein nur in uns lebt
und in uns wirkt und zu dir strebt(21).«

[156]

Deshalb die Folgerung:

»Wie sich die Sonnenblume kehrt
zur Sonne, die sie reich beschert,
so wenden wir mit Herz und Sinn
zu dir uns, Vater, gläubig hin.

Wir sehen väterlich dich stehn
still hinter jeglichem Geschehn,
umfassen dich mit Liebesglut,
gehn froh zu dir voll Opfermut.

In unserer Seele Heiligtum
sei Ehre dir und Dank und Ruhm:
Wir lassen nie dich dort allein,
wir wollen immer bei dir sein.

Mit Heiligen und der Engel Schar
kreist unser Herz um den Altar;
es schlägt für den, der dort verhüllt
der Liebe heißes Sehnen stillt.

Wir glauben, daß uns wird zuteil
der Auferstehung Glanz und Heil,
daß wir einst dem Verklärten gleich
an Leib und Seel' sind schön und reich.

Wenn kommt der Richter dieser Welt,
der fest das Königszepter hält,
laß, Vater, uns zur Rechten stehn,
zur ewigen Hochzeit mit ihm gehn(22).«

Sie sollen uns dem Heiland gleichschalten und in ihm und durch ihn zur Hingabe an den Vater bewegen. /

[157]

Deswegen erstrebt die Seele eine Haltung, die so gekennzeichnet wird:

»Sie kennt nicht mehr die eigenwilligen Formen,
läßt sich im Kleinsten vom Geliebten normen, [[59]]
so wie das weiche Wachs die Form annimmt,
die ihm der weise Former hat bestimmt.

Der Former ist der Gott der ewigen Liebe:
der Hirt, der in der Wüstenei Getriebe
voll Sorge das verlorene Schäflein sucht,
bis er es in der Hürde wieder bucht;

die Mutter, die das Kind, das sie getragen,
niemals vergißt, auch nicht in Sturmestagen;
die Henne, die mit ihren Flügeln deckt
die Küchlein, wenn der Feind sie drohend schreckt;

der König, der mit seinem mächtigen Schilde
- auch auf dem schauerlichsten Kampfgefilde -
voll Liebe und voll Weisheit uns umgibt,
daß gar kein Wölkchen unseren Frieden trübt;

der Adler, der auf seinem starken Rücken
zur Sonne trägt die kleinen, schwachen Küken;
der Vater, der für den verlorenen Sohn
ein Mahl bereitet auf dem Sohnes-Thron.

Auf seinen Wunsch hin will die Braut verlassen,
als Feind mit ganzer Inbrunst grimmig 'hassen',
was an der Liebeseinigung sie stört,
auch wenn's zum eigenen Fleisch und Blut gehört.

Wer zu mir kommt und haßt nicht Vater, Mutter,
nicht Weib und Kinder und nicht Schwester, Bruder,
wer nicht sein eigenes Leben mir will weihn,
der kann mein wahrer Jünger niemals sein.

[158]

Wer nicht sein schweres Kreuz kann dankbar tragen,
der darf zu keiner Zeit zu sagen wagen,
daß er mein treuer Jünger wirklich ist,
er trägt zu Unrecht seinen Namen 'Christ'(23).

Der Herr, der alles für uns hingegeben,
ist nicht zufrieden mit dem halben Leben:
Er will das Herz und die Gesinnung ganz,
nicht eines halben Opfers bleichen Glanz.

Von ihm darf nichts uns schmählich scheiden, trennen;
wenn er es wünscht, heißt's Fleisch und Blut nicht kennen,
davon sich lösen, wann und wie er will,
auch wenn sich sträubt dagegen das Gefühl.

Es gilt, den Schatz im Acker zu gewinnen,
den Gott der Liebe auf des Lebens Zinnen.
Für ihn ist alles, was wir haben, sind,
wie Staub, der in der Hand uns schnell zerrinnt.

Er ist die Perle voller Kostbarkeiten;
vor ihm verschwinden alle Herrlichkeiten.
Wer richtig ihn erkannt, gefunden hat,
gibt freudig alles her an seiner statt.

Wer ganz sein Leben gibt um seinetwegen,
erfährt des wahren Lebens Glück und Segen;
[[60]] wer noch etwas für sich zurückbehält,
um den ist's schlecht allüberall bestellt.

Der Gott, der alles will für alles geben,
wünscht dringend von mir ein Inscriptio-Leben;
nicht fürchten soll ich Mächte dieser Welt,
mein Sein und Sinn gilt dem, was ihm gefällt(24).«

[159]

Wer sich so in allem dem göttlichen Plan einfügt, ist dadurch selbst am allerreichsten beschenkt:

»Ich geb' ihm freigewollt für alle Fälle
die Blankovollmacht, meines Glückes Quelle:
Was er auch will und zuläßt, was er fügt,
ist gut für mich - so sagt des Glaubens Licht.

So hab ich's ungezählt vielmal erfahren
in allen meinen langen Lebensjahren,
solang ich kindlich ihn gewähren ließ,
auch wenn der Sturm mir um die Stirne blies(25).«

Gott schenkt seinen ganzen Reichtum der Seele, die sich ihm ausgeliefert hat, soweit diese dafür aufnahmefähig ist. Er läßt sie teilnehmen an seiner Ruhe:

»Wer wie der Bräutigam ganz im Vater gründet
und durch sein Leben die Inscriptio kündet,
von dem geht immer große Ruhe aus,
auch wenn Gewitter brausen um das Haus;

ist einem hohen Berge zu vergleichen,
um dessen Fuß die Winde stürmisch streichen,
dess' Gipfel aber glänzt in ewiger Ruh'
und seligen Frieden ausströmt immerzu.

Sein Glaube sieht Gott hinter allen Dingen,
sein Ohr hört hell des Vaters Stimme klingen,
sein Kindesherz ist allezeit bereit,
sich auszuliefern ihm voll Seligkeit.

Auch wenn der Vater Leid hat zugelassen:
Das Kind weiß es in Liebe zu umfassen.
Es küßt die Hand, die alle Fäden hält,
bleibt im Gebet auf Vater eingestellt;

[160]

macht's niemals wie ein Hund, der wütend beißet
den Stein, der jäh ihn aus der Ruhe reißet;
sieht hinter jedem Stein die Vaterhand,
die freundlich einlädt in das Heimatland.

So ist auch Job im Leid zum Schluß gekommen:
'Der Herr hat's Gut gegeben, hat's genommen',
und nicht: Der Herr ist's, der das Gut mir gab,
der Teufel nahm mir weg die Gottesgab'(26).«

Er schenkt ihr ein Stück seiner Sieghaftigkeit:
»Wer durch Inscriptio seinen freien Willen
befreit von seiner Ichsucht starken Hüllen,
steht über allen Dingen dieser Welt,

bleibt stets als Sieger auf dem Kampfesfeld.
[[61]] Froh singt er mit der Braut im Hohenliede,
die glücklich lebet in der Liebe Schmiede:
Wenn mein Geliebter seinen Mund auftut,
schmilzt meine Seele wie das Wachs bei Glut(27).«

Oder:

»Laß uns gleichen deinem Bild,
ganz wie du durch's Leben schreiten:
Stark und würdig, schlicht und mild,
Liebe, Fried' und Freud' verbreiten.
In uns geh durch unsere Zeit,
mach für Christus sie bereit.

Ob uns Welt und Teufel droht,
Sturmeswetter uns umdräuen:
Siegreich brichst du jede Not,

[161]

wirst uns deine Allmacht leihen.
Deines Herzens Himmelspfort
bleibt für uns der sichere Hort(28).«

Er sichert ihr, soweit es hier auf Erden möglich ist, eine Art Heilsgewißheit:

»Niemals gehen wir zugrund',
wenn wir treu dein Werkzeug bleiben:
Du hilfst uns zu jeder Stund'
reiche Früchte wirksam treiben.
Laß uns froh an deiner Hand
ziehn ins ewige Schönstattland(29).«

Oder:

»Sie haben einen Bund mit dir geschlossen.
Mög' fest er bleiben, wie aus Erz gegossen:
Dann weiß ich sie in sicherer, treuer Hut
und fürchte nicht der Sintflut wilde Wut.

Du wirst sie alle siegreich heimwärts bringen
zum Vater, daß dem Lamm sie Lieder singen.
Ich glaube fest, daß nie zugrunde geht,
wer treu zu seinem Liebesbündnis steht(30).«

Schönstatt hat deswegen eine große Bedeutung und Sendung für die heutige Zeit, weil es so »im Plane« steht:

»weil Gott voll Weisheit gnädig es erwählt
als hellen Leuchtturm für die heutige Welt(31).«

[162]

Deswegen die Folgerung:

»Gleich dir laß mich zur Blankovollmacht stehen,
zum Kampfe mit dem alten Drachen gehen,
als Werkzeug ganz dir zu Verfügung sein,
mein Leben Schönstatts Sendung freudig weihn(32).«

Oder:

»Du ließest Schönstatt gnädiglich erbauen,
daß unsere Zeit das Ewige Licht kann schauen;
als gottgesandte Christusträgerin
willst du von dort die dunkle Welt durchziehn(33).«

[[62]] Deshalb die Bitte:

»Den Herrn senk jubelnd neu in meine Seele,
daß ich wie du ihm gleiche ohne Fehle,
laß Christusträger für die Zeit mich sein,
daß sie erstrahlt im hellsten Sonnenschein(34).«

Wer »Himmelwärts« versteht, wer die Geistigkeit Schönstatts anhand der Gebete und seiner Ideengeschichte studiert, der wundert sich nicht über die Sorgfalt, mit der in allen Situationen wieder und wieder nach dem göttlichen Plan gesucht und getastet worden ist. Er freut sich über die Entschiedenheit, mit der die ganze Struktur der Familie - sowohl die innere als auch die äußere - sich unentwegt daran orientiert hat, und staunt über die Kühnheit, mit der wagemutig durchgeführt worden ist, was sich einmal als Bestandteil des göttlichen Planes ausgewiesen hatte, auch wenn es als /

[163]

neu oder neuartig empfunden wurde oder in dunkle Abgründe führte und den Todessprung für Verstand, Wille und Herz verlangte. Der »Schlüssel« hat nachzuweisen versucht, daß alles auf diese Weise geworden ist: »So - und nicht anders - ist alles geworden: das Kleinste und das Größte. Nichts, gar nichts verdankt menschlicher Willkür, eigenwilligem menschlichen Planen seinen Ursprung(35).« Über jeder äußeren Form unserer Selbstheiligungsmethode, über jeder Masche unseres langsam gewordenen Organisationsnetzes, über jedem konstitutiven Elemente unserer Geistigkeit steht für den Wissenden hell leuchtend das Wort geschrieben: So steht es im Plane!

Das Resultat der ganzen Untersuchung gipfelt in der Feststellung: Schönstatt ist eine große geheimnisvolle Kugel in der Hand Gottes, von Ewigkeit her geplant und in der Zeit seinen Werkzeugen nach dem »Gesetz der geöffneten Tür« stückweise entschleiert und zur Verwirklichung übertragen.

Wenn hier die Rede ist von einer Kugel in der Hand Gottes, ist damit Gottes Werk nach Gottes Planung gemeint. Um an solcher Deutung keinen Zweifel zu lassen, wird vielsagend beigefügt: Kugel in der Hand Gottes, von Ewigkeit her geplant und in der Zeit stückweise nach dem »Gesetz der geöffneten Tür« entschleiert.

Menschliche Größe bestand in der Genialität der Naivität, die immer nur nach Gottes Idee und Wunsch tastete und sich bereit hielt, ihn zu erfüllen, auch wenn es sich /

[164]

um einen Dornenweg, um eine Todesfahrt handelte. An anderer Stelle ist der Beweis dafür erbracht(36). Hier mag es genügen, auf zwei Ereignisse besonders hinzuweisen: auf den 20. Januar 1942 und den 31. Mai 1949.


20. Höchste Güte und Würde.

21. Himmelwärts, 26.

22. A.a.O., 26 f.

23. Vgl. Lk 14,26 und Mt 10,37 f.

24. Himmelwärts, 113-115.

25. A.a.O., 115.

26. A.a.O., 155 f. Die letzte Strophe zitiert Job 1,21.

27. A.a.O., 112. Die letzte Strophe zitiert Hl 5,6 nach der Vulgata.

28. A.a.O., 163.

29. Ebd.

30. A.a.O., 138 f.

31. A.a.O., 48.

32. Ebd.

33. A.a.O., 49.

34. Ebd.

35. Schlüssel zum Verständnis Schönstatts, unter: "Die treibenden Kräfte".

36. Vgl. ebd.

Aus: Joseph Kentenich, Das Lebensgeheimnis Schönstatts. I. Teil: Geist und Form, Vallendar-Schönstatt 1971, 242 S. – www.Patris-Verlag.de

 

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Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 10.05.2011 16:58
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