Anzeigen

 

Haus Moriah Josef-Kentenich-Institut Kentenich-Texte KT Volltextsuche

 Text
CS41 CAUSA SECUNDA Text 41
Aus: Exerzitien für Schönstattmütter 1950

Darf ich noch einmal beweisen, daß der Gotteshunger in uns nicht erstorben ist? Worauf darf ich noch hinweisen? Ich erinnere an die Tatsache der Enttäuschungsfunktion alles Irdischen. Nicht wahr, damit berühren wir einen Gedanken, der ungemein stark an die Seele anschlägt: Enttäuschungsfunktion alles Irdischen! Bleiben wir hier einen Augenblick stehen! Wir haben ja mit so viel irdischen Dingen zu tun: mit Mann und Kindern, mit den wirtschaftlichen Gütern, mit den Genüssen dieser Welt. Ja, die Welt um uns herum weiß uns immer wieder zu locken. Wir sprechen in unserer Familie gern von der Reizfunktion der Dinge. Alles Geschöpfliche lockt uns. Wir wollen ja nicht aus der Welt hinausgehen. Die Dinge um uns he- rum sind vielfältig. Sie rufen uns und möchten von uns beachtet werden. Wir alle haben früher oder später die Erfahrung gemacht, daß es Zeiten gibt, wo die Reizfunktion so stark ist, daß wir nicht widerstehen können, daß wir die Dinge und Geschöpfe fast anbeten. Dann kommt früher oder später der Finger Gottes, der uns darauf hinweist, daß alle geschaffenen Dinge zur Zwischendinge sind, die zwischen Gott und uns stehen und die Aufgabe einer Weiterleitungsfunktion haben. Sie sollen uns weiterleiten hinein in das Herz Gottes. Auch der Mann und unsere Kinder sollen unsere Liebe wecken, unsere innerste Gesinnung berühren. Aber wir dürfen nicht dabei stehen bleiben. Diese Dinge dürfen uns nicht wegtreiben von Gott - auch nicht die Liebe zu Mann und Kind, zu Vater und Mutter -, sondern sie sollen uns weiterleiten. Deswegen sprechen wir von der Weiterleitungsfunktion aller geschaffenen Dinge. Normalerweise fällt es den Menschen, die sich immer wieder an den natürlichen Freuden ergötzen, außerordentlich schwer, diese Weiterleitungsfunktion wirklich zu betätigen, mag es sich dabei um Personen oder andere Dinge handeln. Die Dinge lassen uns zu stark in sich ruhen. Gott sorgt darum in seiner Barmherzigkeit dafür, daß die Weiterleitungsfunktion aller geschaffenen Dinge durch die Enttäuschungsfunktion verwirklicht wird. Die Dinge enttäuschen uns, alles enttäuscht uns letzten Endes, alles ohne Ausnahme. Was wird die Wirkung sein? Entweder werden wir Pessimisten, werfen alles von uns und wissen mit Welt, Menschen und Dingen nichts mehr anzufangen, oder aber wir steigen durch die Enttäuschung hinauf zum Urquell, zum unendlichen Gott. Ich bin davon überzeugt, daß wir alle ohne Ausnahme nicht nur die Reiz-, sondern auch die Weiterleitungsfunktion der Dinge und Geschöpfe kraft der umfassenden Enttäuschungsfunktion erlebt haben. Was will ich damit sagen? Damit habe ich den Beweis geliefert, daß der Gotteshunger in uns lebt. Die Enttäuschung an den Dingen hat den Gotteshunger neu aufblühen lassen und die Sehnsucht nach Gott stärker geweckt.

vervielfältigt/Offset, 148 Seiten A5 (= Uns gesagt III), S. 16-18 *

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 20.09.2010 10:27
  Zurück zur Übersicht
 
 

Seite drucken Seite versendenImpressum