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Haus Moriah Gemeinschaft Mexiko_2007

Lateinamerikanische Erzieherkonferenz in Soriano

Reisebericht Mexiko 2007 von Peter Wolf

Freitag, 20. Juli

War gestern noch bei William Thomas im Krankenhaus, der seit Tagen im Koma liegt. Er lag festgebunden und verkabelt in einem Drehbett. Der Arzt stellte mir seine Situation sehr kritisch dar. Die Überlebenschance 20%. Ich nahm bewusst Abschied von William. ‘Auf Wiedersehen hier oder im Himmel!', sagte ich ihm, ohne sicher zu sein, ob er mich hören konnte. Am Abend haben wir auf Moriah noch viel besprochen. Muss Oskar Bühler und Hermann Gebert die Sorge um William überlassen. Bis nach Mitternacht noch Anrufe. Dann eine kurze Nacht, Messe am Dachaualtar für William und um 6 Uhr zum Flughafen. Beim Warten auf den Abflug schlafe ich ein und verpasse den Flug um 10 Minuten. Britisch Airways hat keinen Flug mehr bis Ende des Monats. Will die MTA, dass ich hier bleibe? Immer wieder bete ich ‘Ich bau auf deine Hilfe‘. Es scheint aussichtslos mitten in der Ferienzeit.

Dann rufe ich beim Reisebüro Raptim an. Herr Vogt bucht mir in wenigen Minuten einen Flug bei Lufthansa und übernimmt die Gutschreibung des anderen Fluges. In der Maschine entdecke ich keinen einzigen freien Platz mehr. Auf dem 10stündigen Flug bleibt Zeit, um den dritten Vortrag für die nächsten Exerzitien zu schreiben. Die geplante Ankunftszeit in Mexiko ist identisch mit meinem ursprünglichen Flug. Dort erwartet mich Juan Manuel Perez, den ich nicht mehr erreicht hätte. Er holt mich ab und sagt, dass Britisch Airways eine Stunde Verspätung hat. So sorgt die MTA. Wir übernachten im Priesterhaus der Hauptstadt. Es ist 4 Uhr nach deutscher Zeit, als ich ins Bett gehe.

Samstag, 21. Juli

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Soriano, der Pfarrei von Juan Manuel. Auf dem Weg zum Überlandbus zeigt er mir die herrliche Kathedrale von Mexiko und daneben die Überreste des einstigen „Temple major“ der Indios. Gegen 17 Uhr kommen wir in Soriano an und essen zu Mittag. Die Abendstunde nutze ich zum Schreiben des vierten Vortrages für die Milwaukee-Exerzitien. Am Morgen hatten wir Station gemacht am „Altar del perdon“ (Altar der Vergebung) in der herrlichen Kathedrale von Mexiko. Auf der langen Busfahrt blieb Zeit zum Betrachten. Gehe noch lange auf und ab im neu angelegten Garten des Exerzitienhauses. Abends zelebrieren wir zusammen in der Kapelle.

Sonntag, 22. Juli

Am Morgen werde ich durch Schüsse geweckt. Später erfahre ich von Juan Manuel, dass sie von einer Pilgergruppe stammten, die oft so ihre Ankunft bei der Gottesmutter ankündigten. Am Morgen bleibt Zeit zum Beten und Schreiben. Mit Freude besuche ich das Museo de Milagros, wo viele wunderbare Erhörungen bis in die neueste Zeit dokumentiert sind. Die Leute bringen still ihre Not und Bedrängnis zur Mutter der Schmerzen und erleben ihre Hilfe und Zuwendung. Nebenan ist die Kirche voll und es ist ein Gottesdienst nach dem anderen. Während ein Priester der Eucharistie vorsteht und predigt, ist der andere an der Kommunionbank und hört Beichte: Männer, Frauen jeden Alters. Die Messe um 13 Uhr darf ich halten zusammen mit Juan Manuel und einem Priester aus den USA. Danach wollen viele einzeln mit Weihwasser gesegnet sein und sich verabschieden.

Nach Mittagessen und Siesta kommt Daniel Lozano aus Argentinien an. Auch er ist seit Freitag unterwegs. Es bleiben mir zwei Stunden für einen Sonntagsspaziergang auf den nächsten Berg. Es geht durch eine Gegend mit vielen Kakteen. Auf der Höhe treffe ich Leute mit Macheten und Eimern. Ich rufe sie und frage, was sie sammeln. Sie zeigen mir ihre Früchte und die verschiedenen Kakteen, von denen sie stammen. Mit ihren Messern machen sie mir die Schale ab und geben mir zu versuchen. Sie gehören zur Pfarrei und wissen, dass der Pfarrer diese Woche internationalen Besuch bekommt.

Montag, 23. Juli

Die erste Nachricht heute Morgen war, dass William gestorben ist. In den Laudes beteten wir für ihn. Nach dem Frühstück ging ich über die Treppe hinter dem Gnadenaltar zur Statue der ‘Madre de los dolores‘, um ihr unseren William anzuvertrauen. Im Laufe des Vormittags kommen Hugo Alvarez (Argentinien) und Adrian Gonzalez (Chile) und wenig später Federico Pons. Juan Manuel zeigt uns, was er in den letzten Jahren renoviert und neu gestaltet hat. Es ist ein richtiges Wallfahrtszentrum zur geistlichen Erneuerung geworden. Die Kirche wird immer schöner und soll bald zur Basilika erhoben werden.

Am Nachmittag, während die anderen ihre nächtliche Reise ausschlafen, bleibt mir Zeit für den letzten Vortrag der Exerzitien in Milwaukee. Dann treffen wir uns zur Vesper und eine halbe Stunde später um 19 Uhr zur Geburtstagsmesse in der großen Wallfahrtskirche. Drei Geburtstage sollen gefeiert werden; der 50. von Hugo, der 50. eines Mannes aus Querétaro und mein 60. Geburtstag. Es wird ein sehr schönes Fest mit großem Abendessen und mexikanischer Musik. Um 10 Uhr kommen Fausto Mejia, José Angel und Freddy de la Cruz aus der Dominikanischen Republik. Sie sind seit 5 Uhr morgens unterwegs.

Dienstag, 24. Juli

Heute ist der erste Arbeitstag. Am Beginn steht ein ausführliches Referat von Daniel mit grundlegenden Ausführungen zur Anthropologie unseres Vaters und Gründers. Er macht damit die Promotion von P. Sousa (Schönstattpater) unseren Erziehern zugänglich. Er bietet gutes Schulungsmaterial zum organischen Ansatz in der Erziehungsarbeit, wie sie unser Vater aufgezeigt hat.

Am Nachmittag stellt Michael die Impulse unseres Generalkongresses für die Erziehung in unseren Kursen dar und bringt viele konkrete Punkte zur Sprache. - Am Abend im kleinen Kreis haben wir ein schönes Gespräch über das Treffen in Brasilien und die Planung eines neuen Kandidatenkurses zu Beginn des kommenden Jahres (5 bis 6 Kandidaten in Aussicht).

Mittwoch, 25. Juli

Am Vormittag stellt P. Adrian mit Hilfe von Power-Point die Anliegen unseres Generalkongresses im Blick auf die lebendige Weitergabe und Vermittlung unserer Spiritualität im Formationsprozess vor. Er hat die Dinge gut gegliedert und kann sie überzeugend darstellen. - Die zwei Stunden am Nachmittag nutzen wir zu Einblicken in die Situation der Kurse und Gruppen in den Ländern Lateinamerikas.

Nach der Messe und dem Abendessen bleiben wir um Juan Manuel versammelt, der uns über Sprachcomputer seine gesundheitliche Situation vorstellt. Es wird eine Stunde der Gnade und Dankbarkeit für sein Zeugnis, wie er mit den harten und einschneidenden Grenzen seines Schlaganfalles, der jetzt ein halbes Jahr zurückliegt, umgeht. Am Ende kniet er in unserer Mitte und einer nach dem anderen legt ihm die Hände auf und betet für ihn.

Donnerstag, 26. Juli

Den Donnerstag nutzen wir zu einem Paseo (Ausflug) nach Querétaro und nach San Miguel de Aliende. Zuerst fahren wir zum Schönstatt-Zentrum von Querétaro, dem ersten Heiligtum von Mexiko, an dessen Beginn Juan Manuel und unser Verband stehen. Wir feiern dort die Eucharistie, der Fritz Klötgen vorsteht, der lange hier gewirkt hat. Danach machen wir viele Fotos an der Vaterstatue. Im Haus der Schwestern haben wir eine kurze Begegnung mit zwei jungen mexikanischen Marienschwestern. Im Laden entdecke ich die Übersetzung von meinem Buch ‘Die erneuerte Kirche in der Sicht Josef Kentenichs‘. Mit Freude zeigt uns Juan Manuel das Museo, das eine Initiative unserer Gemeinschaft ist und inzwischen bereits ein sprechendes Zeugnis für unsere Bündnistheologie darstellt. Am späten Nachmittag fahren wir durch ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch und Hagel zurück. Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben nicht erlebt.

Juan Manuel zeigt uns eindrucksvolle Kirchen in der Umgebung und in der Stadt San Miguel selber. Man kann etwas spüren von den Wurzeln der mexikanischen Frömmigkeit und entdeckt Spuren, die er in der Ausgestaltung des Museo in Querétaro und im Exerzitienhaus von Soriano aufgegriffen hat.

Freitag, 27. Juli

Am Freitagvormittag geht es um unsere Jahresparole ‘Patrem dabo vobis‘. In diesem Sinn halte ich ein Referat über das Vaterstudium als Begegnung mit dem Vater. - Ich berichte vom Fest auf Moriah mit der Einweihung des Vaterbegegnungsraumes. Daran schließen sich Berichte von Erfahrungen aus Milwaukee und der COPA in Santo Domingo mit Sr. Petra.

Am Freitagnachmittag geht es um die Auswertung der Tagung, die recht positiv ausfällt. - Die nächste lateinamerikanische Erzieherkonferenz will die Texte von Aparecido aufgreifen. Zum Abschluss feiern wir die Messe in der Kapelle der Apokalypse, wobei wir besonders William gedenken, der heute auf Moriah beerdigt wurde.

Samstag und Sonntag verbringen wir noch in Soriano. Je einen halben Tag arbeite ich noch an den Exerzitien für Milwaukee. Die andere Hälfte verbringe ich mit Mitbrüdern und Gästen, die noch im Haus sind. Am Sonntagabend geht ein kräftiges Gewitter über Soriano nieder. Wir sind in einer kleinen Pizzeria zusammen, während um uns herum Blitze alles erhellen und sofort das Donnern zu hören ist. Auf der Straße schießt das Wasser wie ein Fluss. Als wir nach Hause kommen, blühen vier große Blüten der Königin der Nacht aus Juan Manuel großer Kakteensammlung.

Am Montag in aller Frühe breche ich auf mit Juan Manuel und seiner Schwester mit Familie. Sie nehmen mich mit nach Cuernavaca, von wo ich mit dem Bus zum Flughafen fahre. Im Nachtflug geht es zurück nach Deutschland. Zum Abendessen bin ich dann wieder in Moriah. Danach gehe ich mit Mitbrüdern zum Grab von William.

 
 

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