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Geöffnete Tür - Gesetz der geöffneten Tür
Hans-Werner Unkel

Die Rede von der "geöffneten Tür" hat zusammen mit dem "Gesetz der >>schöpferischen Resultante" ihren festen Platz in der Praxis des >>Vorsehungsglaubens. Das Bildwort von der "geöffneten Tür" ist dem "Sprachschatz und der Lebensweisheit [des hl. Paulus] abgelauscht. Er war ganz erfüllt von der großen Idee seines Lebens. Er war gerufen und berufen, 'omnia instaurare in Christo' [Eph 1,10]. Wohin er aber zu diesem Zweck gehen und was er im einzelnen tun sollte, ließ er sich vom Herrn durch die Verhältnisse, durch die Türen zeigen und sagen, die sich öffneten (1 Kor 16,8 f., 2 Kor 2,12)." (Schl 1951, 181).

Der Kern des Bildwortes ist die innere Bezogenheit von gottgeschenkter >>Sendung (die ein einzelner oder eine Gemeinschaft glaubt erhalten zu haben) und dem Zeitpunkt und den konkreten Umständen ihrer Verwirklichung.

Gott selbst ist es, der in seiner Freiheit bestimmt, wann und wo er eine "Tür öffnet" bzw. eine vermeintlich offene Tür wieder schließt. Dadurch, dass Gott die Tür öffnet, gibt er den Weg frei für die Umsetzung einer übertragenen Sendung in die Praxis. Auch wenn er Menschen eigenständig mitwirkend an seinem Heilswerk teilnehmen lässt, bleibt die Initiative für das Wann und Wie der Durchführung seiner Heilspläne doch immer ganz bei Gott selbst: Der Vatergott schenkt dem Menschen für sein werkzeugliches Mithandeln bei der Verwirklichung der göttlichen Heilspläne jeweils einen Kairos, eine "Stunde" (Joh 2,4, 7,30, 12,24), die es aufmerksam zu erspüren und wahrzunehmen gilt.

Dass P. Kentenich von einem "Gesetz" der geöffneten (bzw. geschlossenen) Tür spricht, möchte auf eine Gesetzmäßigkeit hinweisen, an der sich der Mensch in seinem Handeln aus dem praktischen Vorsehungsglauben orientiert: an der Sorge um eine möglichst weitgehende Gleichzeitigkeit und Kongruenz zwischen göttlichem und menschlichem Handeln. Der menschliche Bundespartner sucht die Abstimmung, den Einklang mit dem göttlichen Bundespartner nicht nur in der Zielgestalt der aufgegebenen Sendung, sondern auch in den Wegen und dem jeweiligen Zeitpunkt der Verwirklichung.

Nach dem Gesetz der geöffneten Tür sein Handeln ausrichten, das heißt für den vorsehungsgläubigen Menschen, sich in gläubiger Folgsamkeit, Beweglichkeit und Wagnisbereitschaft von Gott die Wege, die Mittel und den Zeitpunkt für die allmähliche Erkenntnis und die schrittweise Verwirklichung einer Sendung zeigen zu lassen, um auf diese Weise geschichtsschöpferisch wirksam zu werden.

Das christologische Fundament eines solchen Handelns dürfte in der Ausrichtung Jesu zu suchen sein, der sich als der Sohn auf die "Stunde", die ihm der Vater zum Wirken und zum Leiden bestimmt hat, ausrichtet: "Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn." (Joh 5,19)

Literatur:

J. Kentenich, Studie aus dem Jahr 1949. Brief vom 31. Mai 1949. 'Antwort auf den Bericht', verv.W, A 5, 421 S., 257

J. Kentenich, Jahrestagung der Schönstatt Frauenliga (3.-6. Januar 1951), verv.O, A 4, 118 S , 29

J. Kentenich, Schlüssel zum Verständnis Schönstatts (September 1951), in: J. Kentenich, Texte zum Verständnis Schönstatts. Herausgegeben von Günther M. Boll, Vallendar-Schönstatt 1974, 148-228, hier: 171.180-186

J. Kentenich, Daß neue Menschen werden. Eine pädagogische Religionspsychologie. Vorträge der Pädagogische Tagung 1951. Bearbeitete Nachschrift, Vallendar-Schönstatt 1971, 264 S., 131

Hans-Werner Unkel

Schönstatt-Lexikon:
Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)
Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag -
www.patris-verlag.de
Online-Präsentation:  Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI)

Eingestellt von
O. B.
BM
Eingestellt am: 24.11.2010 10:23
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