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Wunder der Heiligen Nacht
M. Pia Buesge

Die Redewendung vom "Wunder der Heiligen Nacht" geht auf die Entstehung des >>Mariengartens in der Schönstattgeschichte zurück.

Als Pater Kentenich in Koblenz inhaftiert war, bangte die Schönstattfamilie um sein Leben. In dieser Situation richtete Schwester Mariengard in den vorweihnachtlichen Tagen 1941, einem Kinderbrauch gemäß, ein Briefchen an das Christkind. Darin bat sie das göttliche Kind: Es möge dem Vater der Familie zum Weihnachtsfest die Freiheit schenken und ihm den Weg zum Heiligtum in Schönstatt bahnen, damit er dort das Wunder der Heiligen Nacht schauen könne. Dem bekannten Begriff fügte die Schreiberin spontan eine neue Ausdeutung hinzu, indem sie ihn auf das erhoffte Ereignis der Befreiung des Gründers bezog und von diesem meinte: "Und später noch würde man sprechen von dem 'Wunder der Heiligen Nacht'" (OW 1950, 310).

Die Antwort Pater Kentenichs auf diesen Brief löste die Mariengarten Strömung aus: Durch ernsthaftes Streben nach dem Ideal des neuen Menschen, der heroisch aus den göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe lebt, sollten Gott und die Gottesmutter bewegt werden, das "Wunder der Heiligen Nacht" zu wirken.

Noch nicht sofort, aber am 20. Mai 1945 kehrte Pater Kentenich, unversehrt an Leib und Seele, aus dem KZ Dachau nach Schönstatt zurück. Bei der Begrüßungsfeier stellte er mit großer Dankbarkeit fest: "Jetzt ist das Wunder geschehen." Damit deutlich wurde, dass hinter diesem Ereignis wirklich ein wunderbares Eingreifen Gottes stand, schilderte er anhand konkreter Situationen, "wieviel Todes und Mordgefahren" er in Dachau durchstanden habe und wie Tausende neben ihm gestorben seien.

Er deutete das "Wunder der Heiligen Nacht" aber auch noch in einem anderen Sinn: es sei an seiner Familie geschehen, insofern sie innerlich gewachsen und reifer geworden sei. Dieses Wunder im moralischen Sinn sei die Bedingung gewesen, die Gott gesetzt habe, um das "Wunder der Heiligen Nacht" im Sinne seiner äußeren Befreiung und Heimkehr zu wirken.

Ein zweites Mal und mit noch größerer Ergriffenheit sprach Pater Kentenich vom "Wunder der Heiligen Nacht" in der Schönstattgeschichte, als er genau am 24. Dezember 1965 aus der von der Kirche verfügten Trennung von seinem Werk heimkehren durfte nach Schönstatt. Von nun an wurde das "Wunder der Heiligen Nacht" zu einem geflügelten Wort in Schönstatt. Es wurde sowohl im Zusammenhang mit dem Mariengarten als auch losgelöst von ihm gesehen und gebraucht.

Pater Kentenich gab in seinem Brief vom 13. Dezember 1965 an die Schönstattfamilie die erklärende Definition: "Das 'Wunder der Heiligen Nacht' ist für uns ein elementarer Einbruch des Göttlichen in unsere Familie und sein Durchbruch im eigenen Inneren sowie sein Aufbruch hinein in die ganze Persönlichkeit und Gemeinschaft." Er fügte rückblickend hinzu: "Als äußeren sichtbaren Beweis für diese göttliche Durchdringung und Erhebung von Individuum und Gemeinschaft erwarteten wir die Lösung von äußeren Fesseln für Werk, Werkmeister und Werkleute." Damit sind beide Inhalte des Begriffs, die innerlich zusammenhängen, auf klassische Weise umschrieben. In der Weihnachtstagung 1966 zeigte Pater Kentenich ausführlich die Verklammerung des "Wunders der Heiligen Nacht" mit der Mariengarten-Strömung auf.

In der Schönstatt-Bewegung geht es auch heute, ja für allezeit um das "Wunder der Heiligen Nacht" im Sinne eines Einbruchs des Göttlichen in das einzelne Leben und in das Leben der Gemeinschaft. Es geht aber auch um die Lösung jeweils zeitbedingter Fesseln für das Schönstattwerk. In diesem Sinn erwarten heute viele das dritte "Wunder der Heiligen Nacht" als Heiligsprechung des Gründers und Vollendung der >>"Lichtmessschau" in der Kirche.

Literatur:

J. Kentenich, Oktoberwoche 1950, Vallendar-Schönstatt 1993, 424 S., 308-315.

E. Monnerjahn, Häftling Nr. 29392, Vallendar-Schönstatt 1972, 88 f.

M. Pia Buesge

 

Schönstatt-Lexikon:
Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)
Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag -
www.patris-verlag.de
Online-Präsentation: Priester- und Bildungshaus Berg Moriah, Simmern, in Zusammenarbeit mit dem Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI)

Eingestellt von
O. B.
BM
Eingestellt am: 10.04.2008 09:51
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