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Freitag 19.04.2024, 04:54 Uhr
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JKI Berichte

Liebe und Wahrheit

Unter dieser Überschrift stand die Jahrestagung 2007 des Josef-Kentenich-Instituts, die vom 15. bis 17. Februar im Priester- und Bildungshaus Berg Moriah in Schönstatt stattfand. Der Jahrestagung war es ein Anliegen, die Impulse, die in den vergangenen Monaten von Papst Benedikt XVI. ausgegangen sind, aufzugreifen und sie mit den Aussagen des Gründers der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, ins Gespräch zu bringen. Zu offensichtlich sind gemeinsame Grundlinien, auch wenn zwischen den Aussagen Kentenichs und des Papstes mehrere Jahrzehnte liegen. Entsprechend ging es inhaltlich in der Jahrestagung um „Impulse aus dem Gottes- und Menschenbild Papst Benedikts XVI. und Josef Kentenichs zur heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes“.

JKI-Jahrestagung-2007
In seiner Eröffnung am Donnerstagnachmittag machte der Präsident des Josef-Kentenich-Instituts (JKI), Dr. Bernd Biberger (Bonn), deutlich, dass die diesjährige Jahrestagung in Kontinuität zur letztjährigen, die sich anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Konzilsendes mit dem Verhältnis Schönstatts zum Zweiten Vatikanischen Konzil auseinandergesetzt hatte, stand. Josef Kentenich hatte darauf hingewiesen, dass es dem Konzil in der Pastoralen Konstitution Gaudium et Spes um das Verhältnis von Kirche und Welt, von Glaube und Leben, von Erst- und Zweitursache ging. Gerade aber dieses Verhältnis sollte inhaltlich in der diesjährigen Jahrestagung eine besondere Rolle spielen.

Syn logo

JKI-Jahrestagung-2007
Im Anschluss an die Eröffnung der Tagung führte Dr. Joachim Söder (Bonn), Mitglied des Präsidiums des JKI, in seinem Referat mit dem Titel „Syn logo – Impulse zur heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes aus der Vorlesung von Papst Benedikt in Regensburg“ in dieselbe ein. Zunächst vor allem wegen vermeintlich islamkritischer Aussagen wahrgenommen, ging es Papst Benedikt vor allem darum, das Verhältnis von Glaube und Vernunft neu ins Bewusstsein zu holen, ein Thema, das bereits den jungen Theologieprofessor Josef Ratzinger bei seiner Antrittsvorlesung in Bonn im Juni 1959 beschäftigt hatte. Diese trug den Titel „Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophen“. Joachim Söder griff die von Papst Benedikt in der Regensburger Vorlesung angesprochenen drei Enthellenisierungswellen auf und zeigte die gegenwärtige „Vernunftvergessenheit“ des Glaubens an mehreren Beispielen auf. So legte er ausgehend vom Prolog des Johannesevangeliums noch einmal dar, was es bedeutet, wenn der Logos Fleisch annimmt. Schon allein diese Tatsache macht deutlich, dass Vernunft und Glauben unauflöslich zusammengehören. Aber auch der christliche Gottesdienst soll, so ist es in Röm 12,1 zu lesen, ein vernünftiger Gottesdienst sein, wobei die Einheitsübersetzung leider von einem „wahren und angemessenen Gottesdienst“ spricht und so der Aussage des griechischen Urtexts nicht gerecht wird. Wie zentral die Verbindung von Glaube und Vernunft ist, machte Joachim Söder ferner mittels eines Textauszugs aus der Apologie Justins des Märtyrers
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deutlich. Gerade in seiner Vernunftgemäßheit unterschied sich der christliche Glauben von den heidnischen Religionen. Joachim Söder zeigte im Weiteren auf, dass Papst Benedikt gerade in der Verbindung von Vernunft und Glaube das Erbe des christlichen Abendlandes für die Welt sieht.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass nicht das Abendland exklusiv ein Erbe oder eine heilsgeschichtliche Sendung, wie Josef Kentenich es nennt, hat, sondern dass jedem Erdteil seine eigene Sendung zukommt, dass aber auch jeder Erdteil seine Sendung einbringen soll. Ferner drehte sich die Diskussion um die Frage nach der Inkulturation des Glaubens. Jede Kultur soll auf ihre Weise die christliche Heilsbotschaft aufnehmen und rezipieren, doch ist die Verbindung von Vernunft und Glaube nicht einfach nur eine Folge der hellenistischen Inkulturation des christlichen Glaubens, sondern gehört zum wesentlichen Kern des Christentums, da der Logos Gott ist, wie Joh 1 betont.

Der Abend wurde von Fr. Dr. Gertrud Pollak (Mainz) gestaltet. Sie griff dabei auf Texte und eine Filmsequenz zurück, die die Auseinandersetzung mit dem Islam darstellten. So zitierte sie aus einer Schrift Nikolaus von Kues und las einige Passagen aus dem Buch „Ein Leben mit dem Islam“ von Nasr Hamid Abu Zaid vor.

Der Freitagvormittag stand zunächst im Zeichen des Textstudiums. Zuerst in Kleingruppen, dann im Plenum wurden Ausschnitte zweier Vorträge, die Josef Kentenich 1967 in Oberkirch gehalten hatte, gelesen und diskutiert. In beiden Vorträgen legte Josef Kentenich dar, was er unter der heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes verstand. Kentenich griff dabei auf Thomas von Aquin zurück, der in der Lehre der Zweitursachen deutlich machte, dass Gott, der die Erstursache selbst ist, selten unmittelbar in die Schöpfung eingreift, sondern zumeist durch geschöpfliche Zweitursachen wirkt. Gott handelt durch Menschen, durch Dinge, durch geschichtliche Ereignisse. Diese Verbindung von Gott und Mensch, Glaube und Leben, Kirche und Welt hob Josef Kentenich in der Schönstatt-Bewegung neu ins Bewusstsein und ergänzte die Lehre des Aquinaten von den Zweitursachen um den Aspekt der Psychologie. In dieser Verbindung von Erst- und Zweitursache sieht Kentenich das besondere Erbe und damit die besondere Sendung des christlichen Abendlandes, während er als Aufgabe des christlichen Morgenlandes benennt, immer wieder den Bezug zu Gott in Erinnerung zu rufen und das Abendland vor der Verselbständigung der Zweitursachen zu bewahren. Diese Sendung lebendig zu halten ist für Kentenich von hoher Bedeutung. Dazu einen Beitrag zu bringen, benennt er als eines der zentralen Ziele der Schönstatt-Bewegung.

Im Anschluss an die Textarbeit widmete sich die Jahrestagung dem zweiten großen Thema der bisherigen Amtszeit Papst Benedikts: der Liebe. Ein Streifzug durch die Kunstgeschichte, vorbereitet und angeleitet von Msgr. Dr. Peter Wolf (Schönstatt), führte in das Thema ein.

Impulse zum christlichen Gottes- und Menschenbild

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Am Nachmittag widmete sich Dietmar Kretz (Würzburg) in seinem Referat der vor einem Jahr veröffentlichten Enzyklika Deus caritas est. Gemäß seinem Thema: „Impulse zum christlichen Gottes- und Menschenbild aus der Enzyklika“ bezog er sich in erster Linie auf den ersten Teil des päpstlichen Rundschreibens, nicht ohne zu betonen, dass beide Teile unauflöslich zusammengehören. Er zeigte die grundlegende Sicht Papst Benedikts zur Liebe auf, erinnerte an die biblischen Bezüge und verwies nicht zuletzt auf das In- und Miteinander der beiden Formen der Liebe, des Eros und der Agape. Im anschließenden Gespräch wurden noch einmal die Parallelen zu Josef Kentenich herausgestrichen.
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Der Freitagabend gehörte wie jedes Jahr der Begegnung mit dem Gründer der Schönstatt-Bewegung an dessen Sarkophag.

Der JKI-Preis 2007

Am Samstagmorgen standen zunächst die verschiedenen Initiativen des Josef-Kentenich-Instituts und die wissenschaftliche Forschung seiner Mitglieder im Blickpunkt. Den eigentlichen Höhepunkt bildete aber die anschließende Verleihung des diesjährigen JKI-Preises an Fr. Stephanie Hoffmann für ihre Diplomarbeit (FH) in Religionspädagogik an der Katholischen Universität in Eichstätt: „Werde was du bist. Grundzüge einer christlichen Persönlichkeitserziehung bei 12-16-jährigen Mädchen“.
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Stephanie Hoffmann, die einige Jahre als Diözesanträgerin in der Mädchenjugend der Erzdiözese Bamberg gewirkt hat und jetzt als Gemeindereferentin in Leipzig tätig ist, legt zunächst die Notwendigkeit einer christlichen Persönlichkeitserziehung in der heutigen Gesellschaft dar und spitzt diese auf die Jugendarbeit mit 12-16-jährigen Mädchen zu. Dabei kann sie auf ihre eigenen Erfahrungen als Diözesanträgerin zurückgreifen. Sie reflektiert ihre Erfahrungen auf dem Hintergrund der Pädagogik Josef Kentenichs, wobei die fünf pädagogischen Leitsterne Vertrauens-, Bindungs-, Bündnis-, Bewegungs- und Idealpädagogik den hermeneutischen Schlüssel ihrer Darlegung bilden. Gemäß der Aufgabenstellung ihres Studienfachs setzt Stephanie Hoffmann im letzten Teil ihrer Arbeit ihre theoretischen Überlegungen in einem praktischen Beispiel um.

Nachdem die Preisträgerin selbst ihre Arbeit in einer Powerpoint-
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Präsentation vorgestellt hatte, hielt Fr. Maria Peter (Würzburg), Mitglied des Präsidiums des JKI die Laudatio und würdigte die gelungene Art und Weise, wie Stephanie Hoffmann die theoretischen Grundlagen Kentenichs ins Gespräch mit Ergebnissen der Sozialwissenschaften gebracht und in praktisches Handeln umgesetzt hat. Beeindruckend war auch die frische und moderne Sprache, mit der Stephanie Hoffmann traditionsgeladene Begriffe neu umschreibt, wenn sie beispielsweise über die Idealspädagogik sagt: „weil Sterne nicht erreichbar sind und trotzdem den Weg weisen“ oder die Bewegungspädagogik als eine Aufforderung „den Aufbruch [zu] wagen“ versteht.

JKI-Jahrestagung-2007

 

Die Überreichung der Urkunde und des mit 500 Euro dotierten Preises, der jährlich verliehen wird und der Studenten und Studentinnen ermutigen soll, sich in ihrem Fach in ihrer Abschlussarbeit mit den Gedanken Josef Kentenichs auseinander zu setzen und sie ins Gespräch mit anderen Ergebnissen ihrer Disziplin zu bringen, beschlossen die Feierlichkeiten. Interessierte können die Arbeit der Preisträgerin und ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen in verschiedenen Bibliotheken in Schönstatt und zahlreicher Diözesanzentren einsehen.



Mit einer Auswertungsrunde ging die Jahrestagung 2007, die durch die Feier der Gottesdienste, durch das gemeinsame Gebet und die Tischgemeinschaft umrahmt wurde, zu Ende. Die Jahrestagung 2008 wird voraussichtlich vom 31.1. bis 2.2. stattfinden und mit einer Mitgliederversammlung verbunden sein.

 

 

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