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25. „Mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit.“




Pater Kentenich verschied am 15. September 1968, nachdem ihn ein schwaches Herz für mehrere Monate ans Bett gefesselt hatte.
Eine Woche vor seinem Heimgang, am 7.9.1968 schrieb er ein Grußwort für die Teilnehmer der Schönstattfamilie am 82. deutschen Katholikentag in Essen, zu dessen Teilnahme er aufgefordert hatte entsprechend seinem Aufruf und seiner Strategie nach Rückkehr aus dem Exil drei Jahre zuvor: Hinein in die Kirche!
Das Grußwort skizziert die Lage der Zeit, vor allem unter dem Gesichtspunkt des Kollektivismus. Die Kräfte der Zeit sind eine besondere Bedrohung für die Kirche und für die seelische und gläubige Substanz des Menschen.
In diesem Kontext erscheint die besondere Sendung der Gottesmutter auf, so, wie sie sich in Schönstatt "geoffenbart" hat. An der Säule der Eucharistie und der Immaculata - so der zitierte Traum des heiligen Don Bosco - muss sich das Schiff der Kirche im Sturm der heutigen Zeit festmachen, um alle ihre Feinde zu überwinden.
Das Grußwort schließt mit einem Rückblick auf das Wirken der Gottesmutter in der Schönstattgeschichte, der zu der Parole berechtigt, die Pater Kentenich den Schönstättern nach Essen mitgab:
Mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit!
Wie wenn der Gründer geahnt hätte, dass dieses Grußwort sein letztes Wort, gleichsam sein Testament sein würde, fasst es im Rückblick auf die Schönstattgeschichte im Horizont der Zeit und im Blick auf die Kirche die Überzeugung seiner marianischen Sendung und damit auch sein eigenes Leben zusammen.
Die Lektüre des ganzen Dokumentes ist empfohlen. Es ist veröffentlicht in KENTENICH, Joseph, Propheta locutus est. Vorträge und Ansprachen von Pater J. Kentenich aus seinen drei letzten Lebensjahren. Band XVII: 1968, Berg Sion 2000, 163-186.
Um dazu anzuregen ist in dieser Sammlung das letzte Kapitel wiedergegeben.
Und mit diesem Schlusswort und Grußwort schließen wir das Kapitel der autobiographischen und historischen Texte und damit den 1. Band unserer Sammlung.




Schon sehr früh haben wir Schönstätter uns als Familie das Ideal gesteckt, dafür einzustehen, dass wir - wie die zweite Gründungsurkunde sagt - "gewürdigt werden, die Zeit mit heraufführen zu helfen, in der die Kirche mit Recht singt: Omnes haereses - etiam anthropologicas - tu sola interemisti in universo mundo! Du hast auch die anthropologischen Häresien der Neuzeit überwunden und eine Neuordnung der christlichen Gesellschaft herbeigeführt." Seit 1914 haben wir uns Jahr für Jahr wachsend durch unser Liebesbündnis mit der MTA sinngemäß zu der Parole verpflichtet: Mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit! Alle verflossenen Jahre hindurch war unser Blick unausgesetzt auf das neueste Zeitenufer für Welt und Kirche gerichtet. So wollen alle literarischen Äußerungen über die Zeit aufgefasst werden. Wir wissen, dass wir ob dieser Einstellung lange von kirchlichen Kreisen, die sich unausgesetzt am alten Zeitenufer zu einseitig orientierten, nicht verstanden wurden. Unser Liebesbündnis verpflichtete beide Partner. Wir wollten uns ihr, Maria, vollkommen ausliefern, uns von ihr erziehen lassen. Und sie, die große Volks- und Völkererzieherin, hat sich verpflichtet, uns von ihrem Heiligtume aus an sich zu ziehen, um uns zu erziehen zu brauchbaren Werkzeugen in ihrer Hand für die marianische Christusgestaltung der kommenden Welt zur Verherrlichung des Vaters.

Wie beide Partner ihre Aufgabe gelöst haben, ist uns bekannt. Wir haben das ja alle selber mehr oder weniger miterlebt. Sie hat sich nicht nur als meisterhafte Erzieherin von Elite und Masse vom Heiligtum aus erwiesen. Sie hat sich nicht nur als große Missionarin, die unausgesetzt seelische Wandlungs-, Fruchtbarkeits- und Beheimatungswunder gewirkt hat, sondern sie hat sich auch im Raum der vielfältigen Gliederungen der Familie als glänzende Reformatorin der menschlichen Gesellschaft im Kleinen und als Schlachtenleiterin im Kampf für Christus und gegen alle diabolischen Mächte bewährt. Nicht umsonst preist man sie deshalb als terribilis acies bene ordinata, als ein furchtbares Heer in Schlachtordnung. Das Morgengebet aus "Himmelwärts" leitet uns an, dafür herzlich zu danken mit den Worten:

                „Wir danken dir für alle Gaben,
                die wir so reich empfangen haben;
                dass Schönstatt du hast auserkoren
                und Christus dort wird neu geboren;
                dass du der Mutter Herrlichkeiten
                von dort willst in die Welt verbreiten,
                um Liebesströme zu ergießen,
                dass sie durch kalte Herzen fließen.“

Und das Heimatlied besingt die Kampfesbereitschaft und die Siegeszuversicht der Familie gerade wegen der bewährten Erziehungsweisheit und Führermacht der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt. Es singt:

                „Kennst du das Land, zum Kampf bereit,
                an Sieg gewohnt in jedem Streit:
                Wo Gott mit Schwachen sich vermählet
                und sie als Werkzeug auserwählet;
                wo heldisch alle ihm vertrauen
                und nicht auf eigene Kräfte bauen;
                wo sie bereit sind, Blut und Leben
                aus Liebe jubelnd hinzugeben?

                Dies Wunderland ist mir bekannt,
                es ist im Taborglanz die Sonnenau,
                wo unsere Dreimal Wunderbare Frau
                im Kreise ihrer Lieblingskinder thront
                und alle Liebesgaben treulich lohnt
                mit Offenbarung ihrer Herrlichkeit
                und endlos, endlos reicher Fruchtbarkeit:
                Es ist mein Heimatland, mein Schönstattland!“

Nachdem wir mehr als 50 Jahre hindurch Bedeutung, Tragweite und Fruchtbarkeit der ausgegebenen Parole als Frucht des gegenseitigen Liebesbündnisses erfahren haben, fällt es uns nicht schwer, sie mit großer Wärme zu wiederholen und uns in den kommenden 50 Jahren ungeachtet aller revolutionären Strömungen in Welt und Kirche daran zu orientieren und Leib und Leben dafür einzusetzen. Was Max Brunner am Anfang der ersten 50 Jahre feierlich bekannt hat: "Ave, Imperatrix, morituri te salutant!"[158], wollen wir zu Beginn des zweiten halben Jahrhunderts in unserer Art mit der gleichen Wärme wiederholen. Wie die Erstlinge der Familie seinerzeit den Fahnenschwur als Ausdruck ihrer Weihe oder ihres Liebesbündnisses abgelegt haben mit den Worten: "Das ist die Fahne, die ich auserkoren, die lass ich nicht, ich hab es Gott geschworen!", so wollen es auch wir im Geiste tun. Wir hoffen dann wie sie die Antwort unserer Bündnispartnerin hören zu dürfen: Das ist das Werkzeug, das ich auserkoren. Ich lass es nicht, ich hab es Gott geschworen! Der Schwur gilt für die gesamte Familie, er gilt aber auch für jedes Einzelglied.

Mit dieser Haltung schreiten wir hinaus in die dunkle Zukunft. Wir tun es mit der Parole: Mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit! Im Maße wir dafür glühen, haben wir keine Ruhe, bis alle, die uns innerhalb und außerhalb des Vaterlandes lieb und teuer sind, in dieselbe Parole einstimmen. Alle werden dann aber auch mit uns wiederholen dürfen:

                             Ich glaube fest, dass nie zugrunde geht, wer treu zu seinem Liebesbündnis steht.

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[158] Sei gegrüßt, Herrin, die für dich zu sterben bereit sind, grüßen dich!

 

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