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KR-3 DE Kopf Text

 

67. Die Heilsgeschichtliche Sendung des Abendlandes



In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erregte großes Aufsehen ein Buch von Oswald Spengler mit dem Titel: Untergang des Abendlandes (der 1. Band erschien 1918, der zweite 1922). Auch Romano Guardini trat hervor mit einem Buchtitel „Das Ende der Neuzeit“ (1950). Beiden - und vielen anderen, in deren Publikationen der Begriff „Abendland“ nicht im Titel erschien - ging es um die Frage: Ist die vom Christentum geprägte westliche Kultur zu einem Ende gekommen? Ist aus einer christlichen Kultur eine Zivilisation geworden, die zwar noch christliche Elemente enthält, die aber die einenden christlichen Grundlagen verloren hat und deshalb in einem Pluralismus endet?
Fraglos trugen der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen und die unmittelbar nachfolgende technische - und dann auch wirtschaftliche - Entwicklung zu dieser Fragestellung bei. Neue Konzepte und Strukturen entstanden, die aber nicht mehr „getauft“, in eine christliche Grundlage integriert waren.
Pater Kentenich spürte diesen „Puls der Zeit“ besonders intensiv. Ging es ihm ja gerade um eine neu zu sehende und zu vollziehende Harmonie von Natur und Gnade; etwas, was er als das typisch abendländische betrachtet. Deshalb wurde „Rettung der Sendung des christlichen Abendlandes“ eine der drei Zielstellungen Schönstatts. Dabei ging es ihm nicht um die Rettung des Abendlandes, sondern um die Rettung seiner Sendung in dem Augenblick, wo das Abendland diese Sendung zu verlieren schien. Diese Sendung ist allen Völkern aufgetragen. Sie besteht darin, in einer gewandelten und sich wandelnden globalen Welt vielgestaltige Kulturen, die von christlichen Werten inspiriert und getragen sind, zu gestalten. Wie umfassend die damit signalisierte Aufgabe ist, wird deutlich, wenn wir auf drängende Herausforderungen unserer Zeit blicken: auf das Zueinander der Weltreligionen, die Aufgabe der Inkulturation des Christentums in asiatische und afrikanische Traditionen, die Globalisierung, oder den militanten Fundamentalismus.
Es darf in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass die große Auseinandersetzung Pater Kentenichs mit der Kirche, die zum dritten Meilenstein des 31. Mai 1949 und zu einem vierzehnjährigen Exil führte, innerlich mit dieser Sendung zusammenhängt. Der „Neue Mensch in einer neuen Gesellschaft“ - 1. Zielstellung - kann sich nur verwirklichen und geschichtsträchtig werden, wenn er auf neue Weise, auf psychologische Weise, ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Natur und Gnade in sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft vollzieht ein „organisches Denken, Leben und Lieben“.
Der vorliegende Text stammt aus dem letzten Lebensjahr Pater Kentenichs. Er macht deutlich, wie sehr die Rettung der abendländischen Sendung sein ganzes Leben lang, beginnend mit der Gründungsurkunde, ein zentrales Anliegen war. Wegen besserer Lesbarkeit wurde das gesprochene Wort sehr geglättet und an einigen Stellen auch gekürzt. Könnte man den Vortrag hören, dann würde noch viel deutlicher, mit welch innerem Engagement er gehalten wurde.

Der Text stammt aus dem 3. Vortrag für Priester in Oberkirch, am 4. September 1967, in: Propheta locutus est. Vorträge und Ansprachen von Pater J. Kentenich aus seinen drei letzten Lebensjahren. Band XV, 222-235.




Die Frage, so wie sie gestellt wurde, war eine doppelte:
                        Zunächst: was versteht man unter „Abendland“?
                        Sodann: Was versteht man unter „heilsgeschichtlicher Sendung“?

Heute sind ja fast alle Begriffe am Schwimmen. Darum sind wir gedrängt, bei derartigen Fragen zu unterscheiden zwischen in sensu proprio und in sensu latiori.[177]

1. Was wir unter „Abendland“ und „heilsgeschichtlicher Sendung“ verstehen
Ursprünglich versteht man unter Abendland die „alte Welt“.

Was man unter heilsgeschichtlicher Sendung versteht? Wenn ich das in sensu proprio darstellen darf, dann ist die Antwort leicht und schnell gegeben. Laut Heiliger Schrift und Lehre der Kirche haben zunächst Adam und Eva eine einzigartige heilsgeschichtliche Sendung gehabt. Diese Sendung wurde durch den Sündenfall schnell vereitelt.


Eine heilsgeschichtliche Sendung besonderer, ausgezeichneter Art ist sodann dem jüdischen Volk übertragen worden.

Wenn Sie einmal nachlesen, was Guardini in seinem bekannten Buch „Der Herr“
[178] darüber gesagt hat, dann wird Ihnen klar, dass nach göttlichem Plan die heilsgeschichtliche Sendung, die Jesus zu vollziehen hatte, durch ein auserwähltes Volk weitergegeben werden sollte. Guardini hat hervorgehoben, wie wir uns die Heilsgeschichte auszumalen hätten, wenn das jüdische Volk mit seinen natürlichen und übernatürlichen Anlagen und Gnaden in diese Sendung eingewilligt hätte; wir könnten uns gar nicht recht vorstellen, wie die Heilsgeschichte dann verlaufen wäre. Deswegen auch hier: die heilsgeschichtliche Sendung wurde vereitelt, verkauft, Bruch.

Dann wurde das Abendland durch Paulus in diese Sendung hineingezogen und die abendländischen Völker haben diese Sendung übernommen. Das ist die heilsgeschichtliche Sendung des Abendlandes in sensu proprio.

2. Verlust und Übernahme der heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes

Was sollte also das Abendland? Dafür sorgen, dass die heilsgeschichtliche Sendung des Gottmenschen in die ganze Welt hineingetragen würde.

Wenn wir nun eine allgemein kulturelle Sendung von der heilsgeschichtlichen Sendung, der Verchristlichung, unterscheiden, dann müssen wir wohl gestehen, dass das Abendland eine kulturelle Wandlung in die ganze Welt hineingetragen hat. Wo es sich aber um das Heilsgeschichtliche, um die Verchristlichung der Welt handelt, müssen wir leider auch eine Unsumme von Bruch konstatieren. Darum seit Jahren die Frage: Hat denn nicht das Abendland, ähnlich wie das jüdische Volk, seine Sendung verspielt?


Sie können sich daran erinnern, was ich seinerzeit aus dem Gefängnis mit einer gewissen Erschütterung geschrieben[179] habe: der Sündenfall Adams, der Sündenfall des israelitischen Volkes und in diesem Zusammenhang der Sündenfall Europas, des Abendlandes. Damals habe ich die verwegene Frage gestellt: Sind wir nicht dazu berufen, diese heilsgeschichtliche Sendung des Abendlandes nun in besonderer Weise zu übernehmen? Müssen wir deswegen jetzt nicht darauf achten, dass wir als Schönstattfamilie übermorgen nicht auch von einem neuen Sündenfall berichten müssen?

Wenn Sie mich nun fragen, wie ich zu dieser verwegenen Auffassung gekommen bin, dann müssen sie bedenken, wie wir gleichsam aus nichts geworden sind. Dann müssen Sie auf sich wirken lassen, wie das, was mit Übernahme der heilsgeschichtlichen Sendung des israelitischen Volkes, der abendländischen Völker, gemeint ist, bereits in der ersten Gründungsurkunde angedeutet ist: Deutschland an der Spitze der neuen Welt stellen.[180] Selbstverständlich nicht mit Rücksicht auf die wirtschaftliche oder militärische Kultur, sondern nur mit Rücksicht auf das, was von Anfang an unser großes Ideal ist: die ganzheitliche seelische Wandlung. Sehen Sie, schon 1914, als wir kaum piepsen konnten, ist eine derartige universelle, fast erschreckend große Konzeption entstanden. Eine Vision; freilich nur im rein natürlichen Sinne des Wortes.

Auch hier möchte ich darauf aufmerksam machen, wie bedeutungsvoll es ist, dass wir den Geschichtssinn in uns stärken, gerade auch wo es sich um die geistigen Strömungen handelt. Sie werden erneut merken, wie wichtig es ist, dass wir geschichtliche Tatsachen feststellen, dass wir verstehen, sie zu deuten, um eine geschichtliche Verantwortung dafür zu übernehmen, um die ganze Kraft für die entsprechende Sendung zum Pfande zu setzen.

3. Worin die heilsgeschichtliche Sendung des Abendlandes besteht

Wie haben wir die Sendung des Abendlandes aufgefasst?

Zunächst ging es hier um die Verchristlichung der ganzen Welt. Damit haben wir einen Universalismus ersten Ranges. Aber ich muss gleich beifügen: es ging um eine originelle Verchristlichung.

Jetzt bekommt an sich der Ausdruck „Rettung der heilsgeschichtlichen Sendung“ einen vertieften Sinn. Worin besteht denn die Originalität der Geistigkeit des Abendlandes, die wir Schönstätter in ausgeprägter Weise in uns aufgenommen haben? Es geht um das Grundverhältnis zwischen Erst- und Zweitursache. Ich meine feststellen zu sollen: Die Sendung des Abendlandes in originellster Prägung hat darin bestanden, der Welt das Grundverhältnis zwischen Erst- und Zweitursache zu vermitteln.


Wir wissen, von welcher Bedeutung es war, als die Araber nach Europa kamen und die Philosophie des Aristoteles mitbrachten. Bis dahin stand die christliche Welt stark unter dem Einfluss von Plato, dem Neuplatonismus und unter dem Einfluss des heiligen Augustinus. Da ging letzten Endes alles um die Erstursache. Und diese Erstursache wurde immer aufgefasst als die Ursache für Sein und Sendung des Menschen. Alles sollte sich drehen um Gott. Nun kommt die Auffassung von Aristoteles. Sie bringt ins abendländische Denken eine erschütternde Neuerung: denn sie räumt der Eigentätigkeit des Menschen, den Zweitursachen - im Unterschied von Plato - einen eigengesetzlichen Platz ein in der Erfassung der Menschheitsgeschichte. Es war das große Geschenk des heiligen Thomas von Aquin für das Abendland und die ganze Kirche. dass er die Lehre von den Zweitursachen aufgegriffen und verchristlicht hat. Daher das bekannte Wort, das wir ungezählt viele Male schon zitiert haben: Deus operatur per causas secundas liberas.[181] Darin liegt das Wesentliche: die Zweitursache nicht gelöst von der Erstursache.

Prüfen Sie einmal, wie stark wir diese Sendung übernommen haben. Wenn Sie unter dem Gesichtspunkte des heutigen gärenden geistigen Lebens Schönstatts Geistigkeit tiefer durchforschen, dann werden Sie sehr bald feststellen: das ist an sich das Grandioseste, Originellste, wohl auch am weitesten Ausgebaute, was wir der Zeit und Welt zu schenken haben: die Übernahme der Lehre des heiligen Thomas – Deus operatur per causas secundas liberas.

Als ich angefangen habe, Schönstatt außerhalb Schönstatts Mauern zu künden, war wohl einer der allerersten großen Würfe die lange und ausführliche Auseinandersetzung mit dem allgemein gültigen Prinzip: Gratia praesupponit naturam, gratia elevat et perficit naturam.
[182]

Der heilige Thomas hat uns die Philosophie der Zweitursachen geschenkt und deswegen geholfen, dass die Grundbeziehung zwischen Zweitursache und Erstursache so gesehen wird, dass die Zweitursache immer kraft der Erstursache wirkt.

4. Die Psychologie des Grundverhältnisses zwischen Erst- und ZweitursacheWas wir nun hinzufügen ist die Psychologie des Grundverhältnisses zwischen Erst- und Zweitursache.
Wie sieht an sich das große Regierungsgesetz, das Führungsgesetz Gottes aus? Gott wirkt, wo er durch Zweitursachen wirkt, immer nach dem großen Gesetz der organischen Übertragung und Weiterleitung.

Und wo es sich um das Weltordnungsgesetz handelt, besagt das Grundverhältnis zwischen Erst- und Zweitursache: Die niedere Ordnung beugt sich der höheren und nimmt deswegen teil an deren Vollkommenheit. Die niedere Ordnung sind zunächst alle Zweitursachen Gott gegenüber. Dann gibt es natürlich auch eine niedere und höhere Ordnung innerhalb der Zweitursachen.

Wir haben ja früher gelernt: es gibt ein Mineralreich, ein Pflanzenreich, ein Tierreich, Engelreich, Gottesreich. Wir sind ja ein Mikrokosmos, ein Ableger des Makrokosmos, eine Zusammenfassung aller Seinsstufen, die existieren. Sehen Sie, die Teilnahme am Mineralreich verbindet sich im Tier zu einer Einheit. Sehen Sie, das Mineralreich beugt sich der Pflanzenseele, es nimmt deswegen teil an deren Vollkommenheit. Dasselbe gilt genau auch von uns: die Tierseele beugt sich der geistigen Seele und nimmt dann teil an deren Vollkommenheit. Kurz: die niedere Ordnung beugt sich der höheren und nimmt dadurch teil an deren Vollkommenheit.

Darüber hinaus: Die niedere Ordnung ist der höheren Ordnung gegenüber symbolträchtig.

a) Sie ist Ausdruck der höheren Ordnung. Eine Hingabe an Zweitursachen will deswegen immer gesehen werden als Ausdruck der Hingabe an die Erstursache. Darum dreht es sich. Das Problem der heutigen Zeit besteht meines Erachtens darin, wie Erst- und Zweitursache zusammen wirken, wie Gott überall gesehen, gesucht und gefunden werden kann.


Der Theologenkongress in Rom hat das auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Was im Konzil so umfassend erarbeitet wurde etwa von der Liturgie, von der Landessprache, von den Zeremonien, von der neuen Rechtsgebung, sei alles sehr wichtig. Aber die Zentralfrage sei nicht berührt worden: das ist die Gottesfrage. Existiert der liebe Gott? Können wir wirklich unsern Glauben an die Existenz und Tätigkeit Gottes bejahen?

Deswegen ist das Zentralste, was das Konzil wollte, das, was Jesus so formuliert hat: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, das Leben in Fülle haben.“[183] Was für ein Leben? Das göttliche Leben! Damit sie es in Fülle haben! Das ist der Zentralpunkt, darum dreht es sich. Wenn wir das nicht aus dem Auge verlieren, können und sollen wir alles tun, was das Konzil uns gebracht hat. Dabei aber nie übersehen: Wichtiger in der Bewertung ist an sich die Rettung des Gottesgedankens.

Deswegen noch einmal: alles, was heute in der Diskussion so in den Vordergrund gerückt wird, ist mehr Mittel und Weg; Ziel ist immer die große Frage: Wie können wir den lieben Gott wieder mitten im heutigen Leben gegenwärtig setzen?

Noch einmal: die niedere Ordnung ist Ausdruck der höheren. Deswegen, wenn ich mich einem Menschen hingebe innerhalb der göttlichen Ordnung, soll das Ausdruck der Liebe an Gott sein. Ich muss die Liebe zu Gott immer in den Vordergrund rücken. Das gilt auch, wo es sich um die Liebe zur Gottesmutter handelt. Die Liebe zur Gottesmutter, die Liebe zu einem Menschen, also die Liebe zu einer Zweitursache muss Ausdruck sein für die Liebe zum lebendigen Gott.

b) Aber nicht nur Ausdruck, sondern auch gleichzeitig Mittel. Die Menschen müssen einander liebhaben, sorgen dafür, dass wir Menschen lieben, dass wir sie aufrichtig, innig lieben lernen; denn das Wesen des Menschen besteht auch darin, dass er Mitmensch ist; die Liebe zum Mitmenschen ist also immer als ein Mittel zu sehen, um letzten Endes den lieben Gott lieben zu lernen. Wir dürfen deswegen die Liebe zueinander nicht verwehren, sondern müssen sie pflegen, aber sorgen, dass nach dem Gesetze der organischen Übertragung und Weiterleitung die Liebe letzten Endes auch den Weg zu Gott findet. Deum quaerere, Deum invenire, Deum diligere im omnibus rebus, in omnibus personis, in omnibus circumstantiis.[184] Das ist genau das, was wir Sinn der Werktagsheiligkeit nennen.

c) Nicht aber nur Mittel und Ausdruck, sondern auch Sicherung. Das ist so bedeutungsvoll! Wenn Zentrierung auf Gott, nachdem wir ihn gefunden haben, zu einer Trennung von der Kreatur führt, enden wir übermorgen im Nihilismus. Wir müssen nach den besagten Gesetzen letzten Endes den Weg zum lieben Gott finden. „Mein Gott und mein alles!“ will immer organisch, nie mechanisch gesehen werden. Gott will in sich immer die gesamte Welt der Zweitursachen bergen. Liebe ich alles in Gott? Wenn ich zu Gott emporgestiegen bin und all das mitgenommen habe, was ich an Liebe in mir trage, dann erst bin ich fähig, von Gott wieder hinabzusteigen zur Kreatur. Und dann kann ich im Großen und Ganzen unbedenklich lieben – sicher in verschiedener Art –, weil jetzt die Gottesliebe die irdische Liebe überstrahlt.

Worin besteht heilsgeschichtlich die spezifische Sendung des Abendlandes? Mit der christlichen Umwandlung in Gott auch die Umwandlung in Gott durch Zweitursachen zu verbinden. Darin liegt der große Wurf. Das meinen wir mit der Sendung des Abendlandes im Unterschiede von der Sendung des Morgenlandes. Das Morgenland hat uns gegenüber die Sendung, uns vor der großen Gefahr zu bewahren, der das Abendland in weitestem Ausmaße ausgesetzt ist: nämlich zu sehr an den Zweitursachen zu hängen und die Erstursache zu vergessen. Was müssten wir dem Morgenland bringen? Christus und die Verchristlichung der Zweitursachen. Das Morgenland, auch die morgenländische Liturgie, hängt zu einseitig an der Erstursache. Es soll von uns das Ja zur Zweitursache lernen, und wir wollen von dort das Ja zur Erstursache lernen.

Ich meine, damit hätte ich Ihnen eine gedrängte Antwort auf die Frage gegeben: Was verstehen wir unter der Rettung der heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes in sensu proprio?[185]

5. Weiterführende Fragen

In sensu improprio?[186] Auch die Frage ist zu stellen: Welches Verhältnis hat dann diese heilsgeschichtliche Sendung zur Welterlösung? Heute hält man im Großen und Ganzen fest: Abendland ist heute die ganze Welt. Unter welchem Gesichtspunkte? Weil die kulturellen Errungenschaften des Abendlandes heute bereits den Weg in die ganze Welt gefunden haben. Das ist natürlich nur eine Teilsendung. Immerhin hat sich der Begriff Abendland dadurch geweitet.

Jetzt der Begriff „Rettung der Sendung“ – die Sendung bleibt dieselbe. Es hängt natürlich nun viel davon ab, dass die Familie als Ganze durchdrungen ist von diesen Zusammenhängen. Wir können wohl nicht verlangen, dass sich jeder von uns sich die Zeit nimmt, diese spezifischen metaphysischen, psychologischen und soziologischen Fragen zu durchdringen. Aber wegen der geistigen Verwirrung heute wäre es der Mühe wert und würde sich auch lohnen, wenn wir uns ein wenig Zeit reservierten, die Dinge bis auf den letzten Grund, soweit das möglich ist, durchzudenken, um dann einen klaren Standpunkt zu gewinnen.
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Schönstatt-Lexikon ONLINE: Heilsgeschichtliche Sendung des Abendlandes


[177] Im eigentlichen Sinn - im weiteren Sinn. 

[178] Die erste Auflage erschien 1937. Gegenüber der vom Nationalsozialismus propagierten christenfeindlichen arischen Religiosität legt Guardini in seinem Buch ein mutiges Zeugnis für Jesus Christus als den einzigen Erlöser ab. 

[179] Brief zum Jahreswechsel 1940/41. 

[180] „... Diese Heiligung verlange ich von euch. Sie ist der Panzer, den ihr anlegen, das Schwert, mit dem ihr euer Vaterland von seinen übermächtigen Feinden befreien und an die Spitze der alten Welt stellen sollt.“ 

[181] Gott wirkt durch freie Zweitursachen. 

[182] Die Gnade setzt voraus, erhebt und vervollkommnet die Natur. 

[183] Joh 10,10 

[184] Gott suchen, Gott finden, Gott lieben in allen Dingen, in allen Personen, in allen Verhältnissen. 

[185] Im eigentlichen, engeren Sinn. 

[186] Im uneigentlichen, weiteren Sinn. 

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