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Donnerstag 10.10.2024, 01:57 Uhr
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In der Zielgeraden angekommen
Fußpilgermarsch Schönstatt-Rom

Der ca. 1500 km lange Fußpilgermarsch vom Urheiligtum in Schönstatt nach Belmonte / Rom ist in der Zielgeraden angelangt. Seit der Pfingstwoche 2003 hat dieser Pilgermarsch schon viele Menschen auf den Weg gebracht.
Die letzte Etappe ging vom Berg La Verna bis Assisi. Jetzt wird überlegt, wie der Einzug in Rom gestaltet werden soll. Lesen Sie den folgenden Bericht von Pfarrer Martin Dörflinger. Betrachten Sie die Bildergalerie.

Unser Rom-Fußpilgermarsch

In unserem Parepidemos-Agape-Kurs war die Begeisterung für einen weiteren Fußpilgermarsch nach Rom, der die Bemühungen beim Bau unseres Heiligtums und Zentrums Belmonte unterstützen sollte, groß. Vorausgegangen waren ja schon verschiedene Rompilgermärsche in den letzten Jahrzehnten. Im Frühjahr 1989 durften wir uns sogar an einem solchen beteiligen, der ganz entscheidend für unsere Idealfindung war.

So brachen wir in der Pfingstwoche 2003 zuerst vom Moriah-Heiligtum und dann vom Urheiligtum aus auf Richtung Rom. In jener Woche wurde die Ernennung von unserem Erzbischof Robert Zollitsch bekannt, das war die erste starke Pilger-Realität, zumal es mit diesem Pilgermarsch ja um die Wahrnehmung Schönstatts in Rom und in der Weltkirche gehen sollte. Da es auch keine interne Angelegenheit unseres Kurses werden sollte, sondern es möglichst viele Mitpilger zu sammeln galt, nahmen viele Mitbrüder und durch sie auch viele andere Leute an den verschiedenen Etappen teil, die jeweils in den Ferien oder an einzelnen Tagen geleistet wurden.

Der Weg führte zunächst durch das Rheintal bis Bingen, dann durch Rheinhessen bis ins Schönstattzentrum Herxheim. Von dort über das Heiligtum Bethanien in Karlsruhe über Neuenbürg und die Liebfrauenhöhe bis ins Bischofshaus nach Rottenburg.

Bischof Gebhard Fürst freute sich sehr über die Beherbergung des Pilgerstabes und hielt den Vertretern der Regio, die später von dort weiterpilgerten, auch eine kleine Aussendungsfeier.

Nach dem ersten gemeinsamen Stück wurde der Stab dann von einzelnen Personen z.B. von dem Ehepaar Friedel über die Schwäbische Alb getragen, über Heiligkreuztal bis ins Kloster Sießen. Von Sießen aus ging es an einem verschneiten freien Montag mit einer Gruppe Pfarreiangehöriger aus dem Zocklerland bis zum Oberlandheiligtum in Aulendorf. Jungmänner brachten den Pilgerstab von dort nach Hasenweiler, wo er über Weihnachten 2003 auch eine Generalüberholung erfuhr. Im Januar 2004 machten sich wieder Einzelpersonen auf den Weg, sogar Padre Benito Angeles aus der Dominikanischen Republik ließ sich das Pilgererlebnis der Rotach entlang Richtung Bodensee nicht entgehen.

Stationen des Pilgerstabes waren im Februar Oberteuringen, Eriskirch und die Insel Lindau, wo der Stab wegen des geschlossenen katholischen Pfarramtes im evangelischen Pfarramt Herberge fand. Mainzer Jungmänner schafften die erste Internationalisierung, die Grenzüberschreitung bei Bregenz bis ins Kloster Mehrerau. Nun beteiligten sich auch österreichische Schönstatt-Familien am Weg des Pilgerstabes. Über den Arlberg ging es ins Inntal. Wieder waren einzelne oder kleine Gruppierungen miteinander auf kürzeren Etappen unterwegs. Pfr. Franz-Xaver Weber legte die 60 km vor Innsbruck beinahe an einem Stück zurück, um den Pilgerstab pünktlich zur vereinbarten Zeit am Innsbrucker Bahnhof übergeben zu können.

Von Innsbruck bis Bozen wurde der Stab nämlich von dem Münsteraner Priester Michael Hagemann quer über das Gebirge getragen. Pfr. Hagemann machte so Einzelexerzitien und wollte sich an dieser großartigen Sache beteiligen. Mit dieser Etappe wurde der Hauptkamm der Alpen überquert. In Bozen wurde Radio Maria Südtirol auf die Aktion aufmerksam und interviewte am Telephon unseren Pfr. Ralf Rupprecht, der der Koordinator der ganzen Geschichte ist. Mit der Ortschaft Salurn verließ der Pilgerstab endgültig deutschsprachiges Gebiet und schlug den Weg Richtung Südosten quer durch das Trentino ein.

Pfr. Reinhard Förster und ich hatten interessante Erfahrungen mit dem italienischen Pfarrer Don Guido, der uns zunächst überhaupt nicht empfangen wollte und hinterher ein überschwänglicher Gastgeber war, nachdem er von unserer Idee des Pilgerweges überzeugt war. Solcherlei Erfahrungen gab es zuhauf auf diesem Weg, und jeder, den den Pilgerstab eine Strecke getragen hat und sich auf die Nachfragen der Menschen am Wegrand eingelassen hat, durfte die „Wirkung“ des Pilgerstabes und der ganzen Aktion erfahren.

Von Luserna ging es durch das Val d´Astico in die Po-Ebene hinaus. Mit meinem Vater war ich dann nach Allerheiligen 2004 ein paar Tage unterwegs, bis wir dem Fluß Brenta entlang Padua erreichten. Dort wurden wir als Pilger sehr zuvorkommend behandelt, sogar die Patres gaben uns „Almosen“, ein wenig Geld, worauf wir uns wunderten, weil wir doch so fertig gar nicht ausgesehen haben. Wir deponierten den Pilgerstab im Museum für antonianische Volksfrömmigkeit, wo er ein schmuckes Ausstellungsstück abgab.

Eine Familie aus Österreich trug den Pilgerstab im Sommer 2005 von Padua bis Ferrara und gab ihn wieder im Bischofshaus ab. Der Bischof freute sich sehr und bewahrte ihn in seiner Hauskapelle auf. Von dort holte ich ihn mit 16 Firmlingen in den Herbstferien 2005 wieder ab. Ich führte diese Etappe als Firmprojekt durch: „Aktiver Vorsehungsglaube“. In der Tat übertrafen unsere Erfahrungen die Erwartungen bei weitem, die Tage waren reich gesegnet. Natürlich ließen wir uns den Weg und die Quartiere Tag für Tag schenken, und mit 20 Leuten (16 Firmlingen, 4 Erwachsene) war das gar nicht so selbstverständlich. Aber wir erreichten die Adria am Ende der Woche nördlich von Ravenna in Casal Borsetti, und aus lauter Freude über das Meer stürzten sich ein paar Firmlinge gleich mit den Kleidern in die Fluten.

In der Fasnachtswoche 2006 machte ich mich mit Leuten aus der Pfarrei wieder auf den Weg, um die Po-Ebene vollends zu durchqueren. Wir erreichten ein Benediktiner-Kloster bei Cesena. Unsere Jungmänner aus dem schwäbischen Oberland hatten inzwischen Interesse angemeldet, auch ein Stück dabeisein zu dürfen, also ging ich mit ihnen in der Osterwoche 2006 von Cesena bis La Verna im Apennin. Sie waren sehr motiviert, wir hatten eine große Freude dabei und durften wieder die schönsten Pilger-Erfahrungen machen. Wir gerieten unversehens zu einer franziskanischen Einsiedelei tief im Wald hinter einem Bergrücken, wo wir zur Übernachtung sehr willkommen waren und wo uns der Einsiedler wirklich alles zum Essen hinstellte, was er hatte. Er freute sich sehr an den Jungs und ließ uns seine Wertschätzung spüren. Erst nach dem Weitergehen bemerkten wir, dass er uns eine Heiligen-Plakette an das Zingulum des Pilgerstabes angeheftet hatte. Er läutete seine Glocke, bis wir außer Sichtweite waren. Ein anderes Quartier kam eher einem wilden Campen gleich, in einem Rohbau eines Bauernhauses hoch in den Bergen. Die Jungs wollten der Kälte der Nacht mit einem kleinen Lagerfeuer wehren, aber es half nicht sehr weit, bevor das Holz wieder alle war. So „peitschten“ sie die Nacht eben durch, wie sie sagten, d.h. sie ertrugen es tapfer. Während diesem Wegstück wurde die Ernennung unseres Erzbischofs Ignazio Sanna bekannt gemacht, wieder eine starke Realität. Die Jungs waren schließlich sichtlich beeindruckt von der ganzen Klosteranlage auf La Verna, wo Franziskus die Wundmale empfing. Wir feierten eine Messe in der Stigmatisierungs-Kapelle, die sehr zu Herzen ging. Dort blieb der Pilgerstab über ein dreiviertel Jahr.

Mit fünf weiteren Pilgern aus meinem Chor, die durch gute Gemeinschaftserlebnisse in der letzten Zeit Interesse daran gewonnen hatten, ging es am Fasnachtssonntag 2007 um 22.00 Uhr mit einem VW-Busle vom Zocklerland auf den Weg Richtung La Verna. Wir hofften sehr, dass der Pilgerstab überhaupt noch da war. Eine Missions-Clarissin, Sr. Angela aus Bayern, die uns dort begegnete, machte uns zuerst nicht viel Hoffnung: „Was glauben Sie, wieviele Pilgerstäbe hier abgegeben werden... dann schnitzen Sie eben einen neuen...“ Aber als sie den unseren dann nach meiner Beschreibung wieder fand, änderte sie schnell ihre Meinung... Überhaupt fand ich, sie war schon der erste Engel, der uns Türen öffnete und uns den Weg wies, nicht nur dem Namen nach.

Es gibt wohl den original Franziskusweg zwischen La Verna und Assisi, der allerdings mindestens 150 km lang ist, weil er quer über das Gebirge über Gubbio nach Assisi führt. Das war uns zu weit. Wir hatten nur die Woche zur Verfügung und wollten schon gerne am Freitag in Assisi ankommen. Also wählten wir einen direkten Weg durch das Tiber-Tal, vorbei an dem schönen Tiber-Stausee und so gut es ging auf Nebenstraßen. Meine Begleiter waren durchweg sehr trainiert, lauter Sportfreaks, die regelmäßig joggen und sich an Radrennen beteiligen. Da mußte ich mich selber ranhalten. Aber es ging jeden Tag ein klein wenig bergab, insgesamt 1000 Höhenmeter. Wir sangen und beteten viel. Die Unterkünfte ließen wir uns wieder vorsehungsgläubig schenken: zweimal rustikale umbrische Bauernhöfe, einmal einen Jugendraum in einem Pfarrei-Zentrum, in dem wir auf Matrazen schlafen konnten, und in Assisi dann ein Pilgerhaus, Domus Pacis.

Viele Leute sprachen uns unterwegs an, berührten mit ihrer Hand das MTA-Bild, um dann ihre Hand zu küssen. Bei einer Hausfrau und ein andermal bei einem Waldarbeiter erlebten wir ein richtiges Strahlen in den Augen und im ganzen Gesicht, als wir von unserem Weg erzählten, und dass wir von La Verna nach Assisi pilgerten. Oder wenn wir unser Ziel in Rom nannten, dann kam sofort die Assoziation, dass wir wegen „il Papa tedesco“ unterwegs seien. Ich dachte dann bei mir, natürlich sind wir wegen eines papa tedesco unterwegs, nämlich wegen unseres Vaters. Die 120 km nach Assisi waren dann doch wider Erwarten in vier Tagen zu schaffen.

Als wir uns am Donnerstag-Nachmittag dem Monte Subasio von hinten näherten, an dessen Vorderseite Assisi liegt, klopfte mein Herz schon bedeutend höher. Das setzte nochmal Kräfte frei, so dass wir die Stadt auf dem Berge gegen 18.00 Uhr erreichten. Die beiden, die an diesem Nachmittag das Begleitbusle fuhren, überraschten Schwester Magdalena Morgenstern im Casa della Pace nicht schlecht, die erst anderntags mit uns rechnete. Sie hatte allerdings keinen Platz im eigenen Haus für uns, da gerade ihre Eltern und noch andere Bekannte da waren, die einen neuen Altar für ihre Hauskapelle brachten: drei knorrige Oliven-Stämme aus Assisi, die mit einer schmiedeisernen Verbindung zusammengehalten waren, und eine ovale Glasplatte drauf. Hier konnten wir gleich miteinander Vesper beten. Alle Anwesenden interessierten sich sehr für unseren Pilgerstab, ich durfte weit ausholen beim Erzählen über den Sinn des Pilgermarsches und die Bedeutung der Symbolik auf dem Stab. Ich freue mich richtig, dass unser Pilgerstab nun einmal nicht nur in der Ecke stehen würde um auf die nächste Gruppe zu warten, sondern auch ganz sicher Gegenstand der Betrachtung sein wird. Die Schwestern gehen innerlich unseren Weg mit. Sie werden den Stab wohl auch mal an verschiedene Stätten mitnehmen.

Eine Gruppe von Jugendlichen der oberschwäbischen Schönstattjugend plant vom 01. bis 08. Juli 2007 die nächste Etappe ab Assisi. Nun fehlen noch 150 km nach Rom. Es wird ernst mit dem Ziel, und es gibt auch schon konkrete Überlegungen, wie wir den Einzug in Rom gestalten werden. Mein Traum wäre natürlich, dass der Papst wenigstens einmal an den Pilgerstab fassen könnte, und sei es bei einer Generalaudienz.

Kontakt für Pilgerweg:
Pfr. Ralf Rupprecht,
ralf.rupprecht@t-online.de

 

 

Datum: 06.03.2007
Oskar Bühler
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