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Donnerstag 25.04.2024, 21:03 Uhr
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Besuch des Generalrektors Dr. Christian Löhr
in der Regio Nuevo Belén

Dezember 2018 – Januar 2019

 

 

Freitag, 28.12.2018

Heute Mittag sind die ersten Exerzitien hier zu Ende gegangen mit vier Priestern und einem Diakon, die daran teilgenommen haben. Heute Nachmittag wollen Bischof Reinhold Nann, unser Mitbruder Edgar Merel und ich das erste Mal etwas in die Stadt Trujillo gehen. Reinhold meint, dass der Platz vor der Kathedrale noch schön geschmückt ist. Morgen wird dann ein ruhiger Tag sein. Am Sonntag-Morgen recht bald erwarten wir Kurt Faulhaber hier, der ein halbes Jahr in Lateinamerika bleiben wird. Mit ihm zusammen nehme ich am Regiotreffen der Regio Nuevo Belén in der ersten Januar-Woche in Ecuador zur Kentenich-Pastoral teil. Sobald er am Sonntag-Morgen hier ankommt, wollen wir in die frühere Pfarrei von Reinhold auf 3000 Meter Höhe fahren und dort Sonntag und Montag verbringen. Zur Jahresschlussmesse am Montag werden wir für 18.00 Uhr wieder hier am Heiligtum in Trujillo erwartet.

Samstag, 29.12.2018

Gestern gingen die ersten Exerzitien zu Ende. Die nächsten beginnen am 2.1. für Priesteramtskandidaten. Wenn morgen früh Kurt Faulhaber hier anreist, wollen wir in die frühere Pfarrei von Reinhold Nann in Santiago di Chucco auf 3000 m fahren.

Zu Silvester wird wieder viel geknallert. Eigentlich wäre es für den Geldbeutel, aber vor allem auch für die Umwelt besser, darauf zu verzichten.

Übrigens waren wir gestern Nachmittag etwas enttäuscht, weil auf dem Platz vor der Kathedrale hier in Trujillo nicht, wie wohl in den letzten Jahren, viel weihnachtlicher Schmuck stand. Nur eine große Krippe konnten wir dort bewundern. Viel mehr weihnachtlicher Schmuck war dort nicht zu sehen, vor allem kein Christbaum.

Heute Morgen kam kurz vor 8.00 Uhr der Pfarrer der Pfarrei Jesus de Nazareth hierher. Gestern haben wir diese Kirche kurz im Vorbeigehen gesehen. Das Schönstattheiligtum liegt im Pfarrgebiet dieser Pfarrei. Reinhold Nann sagte mir, dass dieser Pfarrer komme, um mit mir Italienisch zu sprechen, denn er habe in Rom studiert. Umso enttäuschter war ich dann, dass er mich eigentlich keines Wortes würdigte und 90 Minuten nur mit Reinhold Nann vor allem über peruanische Kirchenpolitik sprach. Ich saß daneben wie bestellt und nicht abgeholt. Selbst ein Versucht beim Abschied von Reinhold, ihm einige italienische Brocken zu entlocken, blieben ohne Erfolg. Eine interessante Erfahrung für mich.

Sonntag, 30.12.2018

Reinhold Nann und ich haben uns verabredet, um 6.30 Uhr zum Flughafen hier in Trujillo zu fahren, um dort Pfarrer Kurt Faulhaber abzuholen. Kurz vor 6.30 Uhr erreicht uns eine Whatsapp von Manuel aus Lima, dass Kurt erst zwei Stunden später fliegen kann. So haben wir Zeit, um die Laudes im Heiligtum zu beten und anschließend zu frühstücken.

Kurt kommt mit kleinem Gepäck, nur einem Koffer, am Flughafen an. Er wird hier in Südamerika bleiben bis nach der COPA (Pastoralkonferenz) im Mai in der Dominikanischen Republik und vor allem bei Reinhold in Caraveli wohnen. Wir stellen in der Wohnung am Heiligtum nur kurz den Koffer von Kurt ab. Er packt sich eine kleine Tasche und wir fahren zur Abfahrt der Busse am anderen Stadtrand. Dort nehmen wir einen Kleinbus Comunitario mit 15 Passagieren, um in die frühere Pfarrei von Reinhold in Santiago de Chucco zu fahren. Die Fahrt kostet in einfacher Richtung für jeden von uns 20 Soles, umgerechnet gut 5,- Euro. Der Höhenunterschied beträgt über 3000 Meter. Der Bus fährt erst, wenn alle Plätze verkauft sind. So sitzen wir dicht gedrängt. Ich kenne den ersten Teil des Weges schon von meiner Fahrt im letzten Jahr ins Marienheiligtum „La Virgen de la puerta“. Es geht immer dem Motche-Fluss entlang ins Gebirge hinein. Unten in der Ebene wird fast nur Zuckerrohr angebaut, weiter oben dann auch Ananas (Pina). Die Produkte werden an Ständen am Straßenrand feilgeboten. Der Pass, den wir überqueren müssen, liegt auf über 4000 Meter. Dort ist auch eine stillgelegte Goldmine mit viel Schlackeabraum. Vermutlich ist die Erde hier stark kontaminiert. Vom Pass fahren wir wieder 1000 Meter nach unten und kommen nach gut drei Stunden Gesamtfahrtzeit nach Santiago di Chucco. Hier oben ist es deutlich kühler und wir sind froh, Jacken dabei zu haben. Wir müssen uns erst an die Höhe gewöhnen und die wenigen Schritte von der Endstation zum Pfarrhaus sind schon nicht wenig anstrengend.

[Über diesen Besuch vgl. die Foto-Seiten Santiago di Chucco (pdf)] 

Der Pfarrer hat einige Damen organisiert, die auf offenem Feuer im Hof des Pfarrhauses ein leckeres Mittagessen für uns vorbereitet haben. Danach können wir uns eine Siesta gönnen. Als ich danach Kurt wecken möchte, bittet er, doch lieber noch liegen bleiben zu können. Nach dem langen Flug und nun in der Höhe hat er starkes Kopfweh bekommen. So gehe ich mit Reinhold allein hinein in das Städtchen zu einer Entdeckungstour. Sie führt uns in die Pfarrkirche, über den Hauptplatz, am Geburtshaus des Autors Cecar Vallejo vorbei zur Stierkampfarena und zum Friedhof. Man hat großartige Aussichten in die umgebenden Andentäler und -gipfel hinein. Viele Leute auf den Gassen erkennen ihren ehemaligen Pfarrer und begrüßen ihn herzlich. Eine Dame besteht darauf, dass wir auf einen Kaffee zu ihr nach Hause kommen. So lerne ich ein ganz typisches Haus hier oben kennen. Alles ist aus deutscher Sicht sehr einfach und ärmlich. Die Meerschweinchen, die hier gern gegessen werden, laufen offen auf dem Boden herum und ernähren sich teilweise von den Küchenabfällen. Die Gastfreundschaft der Familie ist überwältigend. Aus dem Kaffee wird ein warmes Essen, das man uns auftischt, natürlich cui (Meerschweinchen). Weil wir vorhin erst gegessen haben, kann ich leider nur sehr wenig essen, was mir für die guten Gastgeber sehr leid tut. Am Ende bittet die Familie noch um den besonderen bischöflichen Segen für sich selbst und besonders einen begonnenen Anbau hinten am Haus.

Um 19.30 Uhr ist die Sonntag-Abendmesse. Es ist das erste Mal, dass ihr früherer Pfarrer Reinhold Nann nach seiner Bischofsweihe vor 18 Monaten wieder hierher gekommen ist. Von daher ist die große Kirche sehr gut gefüllt. Eine Gruppe junger Leute begleitet die Lieder mit Gitarre, Saxophon und Panflöte. Reinhold predigt sehr volksnah, indem er das Evangelium vom 12jährigen Jesus im Tempel von Jerusalem nacherzählt und die Leute immer wieder fragt, ob es stimme, was er sagt. Am Ende der Eucharistiefeier lädt der Ortspfarrer ein, dass die Gläubigen nach vorn kommen, um sich vom Bischof einzeln segnen zu lassen. Diese Segensprozession will kein Ende nehmen, so viele Leute kommen, um ihren früheren Seelsorger zu begrüßen und sich segnen zu lassen.

Nach der Heiligen Messe sind wir im Oratoriums-Saal der Pfarrei zu einem Abendessen eingeladen. Ein blinder Herr spielt Akkordeon und einige Damen singen. Es gibt, wie könnte es anders sein, cui. Reinhold und Kurt bekommen jeweils ein ganzes Meerschweinchen, an dem vom Kopf bis zu den Füßchen auch noch alles dran ist. Wie froh bin ich, dass ich nur ein halbes bekomme. Alles schmeckt sehr gut und die Stimmung ist ausgelassen. Es kommt auch eine Gruppe Jugendlicher, die den dritten Jahrestag ihrer Firmung hier in der Pfarrei feiern. Viele junge Leute verlassen nach der Schule dieses Gebirgsdorf und gehen zum Studium an die Küste. Über die Weihnachtsfeiertage kommen viele wieder zu ihren Familien nach Hause und diese Firmgruppe nutzt die Gelegenheit zu einem Firm-Nachtreffen. Am Ende des Abend gibt es noch etwas Tanz, bevor wir, recht müde, ins Bett gehen. Wir bekommen drei Zimmer im großen Pfarrhaus angewiesen. Auf meinem Bett liegen fünf Decken, die schwer auf mir liegen. Ich bin froh, dass ich mich von den meisten trennen kann und es mir trotzdem nicht kalt wird.

Montag, 31.12.2018

Um 7.15 Uhr beten wir die Laudes in der Hauskapelle des Pfarrhauses zusammen mit dem Pfarrer. Zum Frühstück unten in der Küche reicht man uns eine Haferschleimsuppe, so wie man sie hier meist zum Frühstück isst, und ein Gemüseomlett. Kurz nach 8.00 Uhr fährt Reinhold mit dem Geländewagen des Pfarrers, den er vor Jahren selbst angeschafft hat, mit uns ins etwa eine Stunde entfernte Cachicadan. Man sieht dieses Dorf schon von Santiago di Chucco aus, es ist aber ein tief eingeschnittenes Tal dazwischen und die Straße ist nicht mehr asphaltiert. Der Pfarrer lässt sich zur Mitfahrt einladen. Am Tor am Ortseingang machen wir einige Fotos. Unser Weg führt uns zu heißen Quellen, die am Fuße eines erloschenen Vulkans aus dem Gestein treten. Das Wasser ist über 70 Grad heiß.

Reinhold kennt hier aus seiner Pfarrerszeit eine inzwischen 93jährige Dame, Fräulein Ziola, der er regelmäßig die Heilige Kommunion nach Hause gebracht hatte. Sie hat viele Jahre als ehrenamtliche Katechetin gewirkt und wird von „ihren“ Religionskindern auch bis heute betreut. Ihr gehören die heißen Quellen. Seit einiger Zeit ist sie nur noch im Bett, offenbar sehr schwach. Nach einem Gespräch mit der Dame werden wir eingeladen, uns im heißen Wasser zu baden. Dafür werden uns vier Bad-Zimmer angewiesen, wo jeweils ein gemauertes Becken mit dem Wasser gefüllt wurde und Zeit hatte, etwas abzukühlen. Daneben ist ein Lager gerichtet, auf dem man etwas ausruhen kann. Wir haben von den Eukalyptusbäumen Zweige abgebrochen und streuen die Blätter in das Wasser, so dass sie aromatisch duften. Nach einer Zeit der Rekreation treffen wir uns in der Küche des Hauses wieder und trinken Tee, für den man frische Kräuter, die hier wachsen, überbrüht. Abschließend gehen wir alle nochmals zu Segnorita Ziola, um miteinander zu beten und sie zu segnen. Sie fragt Reinhold, wo sie sich wiedersehen werden. Der liebe Gott weiß schon, wo.

Als wir wieder in die Pfarrei Santiago di Chucco kommen, machen wir unser Gepäck fertig. Eine Familie hat den Pfarrer und uns noch zum Mittagessen zu sich nach Hause eingeladen. Auf dem Weg buchen wir unsere Rückfahrt und haben nur noch eine Stunde bis zur Abfahrt Zeit. Zu Essen erwartet uns eine gute Hühnersuppe und ein großes Stück Schinken, der hier besonders bekannt ist. Mit der ganzen, sechsköpfigen Familie sitzen wir an einem großen Tisch in der Küche. Die beiden älteren Kinder kennen wir schon als Ministranten von der gestrigen Abendmesse. Es war Reinhold, der vor zehn Jahren als Pfarrer hier Ministrantinnen zugelassen hat. Bis heute sind Mädchen am Altar hier in Peru keine Selbstverständlichkeit.

Wir sind zwar pünktlich am Bus, er fährt aber unpünktlich ab, eben erst, wenn alle Plätze verkauft sind. Es geht wieder auf über 4000 Meter hinauf und dann hinunter an die Küste nach Trujillo. Ich kann unterwegs etwas schlafen.

Am Schönstattzentrum angekommen, haben wir nur noch etwa 30 Minuten Zeit, bis die Jahresschlussmesse beginnt. Alle aufgestellten Plastikstühle im Saal sind besetzt. Mir wird der große Unterschied der Leute in der Sierra (im Gebirge) und hier bewusst. Schon rein äußerlich sind die Leute draußen in der hier so genannten Pampa meist viel dunkler gebräunt und deutlich indigener im Aussehen. Unsere heutige Gottesdienstgemeinde hier am Schönstattzentrum in Trujillo hingegen ist ganz europäisch geprägt. Reinhold blickt bei der Predigt auf dieses Jahr zurück, das in Peru mit dem Besuch von Papst Franziskus begonnen hatte. Er hatte in seinen Ansprachen, so Reinhold, auch die Korruption im Lande angeprangert. Er reflektiert auch auf sein erstes Jahr als Bischof in der Prälatur Caraveli. Wir hatten vor der Heiligen Messe vereinbart, dass Kurt und ich am Ende kurz etwas sagen. Ich erwähne, dass durch den Zeitunterschied in Deutschland das neue Jahr gerade dann begonnen hat, als wir hier diese Jahresschlussmesse begonnen haben, und wünsche feliz ano nuevo. Draußen tauschen wir mit vielen Neujahrswünsche aus. Auch Wolfgang Wackerbauer ist gekommen. Mit ihm werde ich am morgigen Neujahrstag am Nachmittag zusammen sein. Er möchte mir seine Stadt Trujillo zeigen und mir seine Familie vorstellen.

Am Abend sind wir bei Familie Manrique eingeladen. Bei ihnen zu Hause stoßen wir mit einem Asti spumante auf das neue Jahr an. Dann fahren wir in ein chinesisches Restaurant zum Essen. Statt einzelner Teller wird eine Variation von Spezialitäten in der Mitte bestellt, von denen wir uns nehmen.

Wir fahren zu Familie Manrique zurück und nutzen den Internetzugang der Familie noch, um bis Mitternacht e-Mails zu beantworten. Um Mitternacht tauschen wir noch Neujahrswünsche aus, schauen auf der Straße kurz dem Feuerwerk zu und werden dann ans Schönstattzentrum zurückgefahren. Ich teile in dieser Woche das Zimmer mit Kurt. Beide sind wir keine Schnarcher, so dass wir uns nachts nicht stören und gut schlafen.

 

Foto-Seiten "Santiago di Chucco" (pdf)

Fortsetzung 

 

 

 

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