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Donnerstag 28.03.2024, 22:44 Uhr
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Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
4. Folge


 

 

 

Freitag, 11. August 2017

Um 8.15 Uhr treffen wir uns wieder zur Laudes in der Kirche. Heute ist der Gedenktag der Heiligen Klara von Assisi. Ich erinnere mich dankbar an meinen jüngsten Besuch in der ersten Juli-Woche mit meinem Heilig-Geist-Pilgerkurs in Assisi und mein Gebet am Grab der Heiligen Klara.

Im Schatten der Basilika S. Chiara habe ich das Bischofskreuz gekauft, das ich heute nach dem Frühstück Reinhold Nann im Namen unserer Schönstatt-Priestergemeinschaft schenke. Er wollte eigentlich kein Pectorale bekommen, sondern bat mich nur, ihm aus Rom eine grün/schwarz/weiße Schnur für das Bischofskreuz über dem Messgewand mitzubringen. Nun bin ich froh, dass ihm die Schnur mit dem Kreuz gut gefällt. Aus Rom habe ich auch einen Pileolus (Scheitelkäppchen) für ihn mitgebracht. Reinhold probiert ihn gleich. Da er für bischöfliche Verhältnisse noch viele Haare auf dem Kopf hat, muss er das Käppchen auf den Kopf drücken. Sein Haar erinnert mich etwas an Bischof Homeyer von Hildesheim, bei dem der Pileolus auch immer einige Zentimeter über der Kopfhaut schwebte. Von unserer Priestergemeinschaft überbringe ich Reinhold auch eine größere Geldsumme, die unsere Mitbrüder in den letzten Wochen auf das Moriah-Konto für Reinhold eingezahlt und geschenkt haben. Reinhold freut sich darüber und erwähnt nochmals, dass einige der Priester in seiner Prälatur Caravelì (gesamt 12 Diözesanpriester und fünf Ordenspriester) nicht krankenversichert sind.

Nach dem Frühstück im Pfarrhaus mit angeregtem Austausch mache ich mit Reinhold online den check in für den morgigen Flug nach Trujillo. Er erfährt, dass seine Mutter mit anderen Familienangehörigen nicht, wie geplant, heute Nachmittag in Lima ankommt, weil sie das Flugzeug aus Paris nicht mitgenommen hat. Sie kommen nun gegen 4.00 Uhr am Samstag-Morgen am Flughafen Lima an. Reinhold tut mir leid, dass er dadurch eine sehr kurze Nacht haben wird.

Michael Gerber und ich haben nach dem Frühstück den Vormittag Zeit zur Beantwortung von Telefonaten und e-Mails. Ich lese danach weiter im Konzilstagesbuch von Weihbischof Heinrich Tenhumberg. Ich bin nun in der zweiten Konzilssessio und Tenhumberg schreibt neben interessanten Details zum Fortgang der großen Bischofssynode immer wieder von seinen Bemühungen für Schönstatt und Pater Kentenich am Rande des Konzils. Wieviel geschickte Diplomatie war damals notwendig, um Schönstatt von den Palottinern loszubekommen. Die Causa Kentenich wurde damals von der Schönstatt-Frage losgelöst und als äußerst schwierig betrachtet. Während die Schönstatt-Gemeinschaften als (künftige) Säkularinstitute der Entscheidung der Religiosenkongregation unterstellt wurden, blieben die Fragen um Pater Kentenich und sein Verbleiben im Exil reserviert beim Heiligen Offizium. Papst Franziskus wird heute auf ähnliche Widerstände für seine Kurienreform stoßen, wie damals viele Konzilsväter im Blick auf eine Reform vor allem des Heiligen Offiziums.

11.8.2017 Gastgeberin Carmen mit Michael und Christian am Hausheiligtum
11.8.2017 Gastgeberin Carmen mit Michael und Christian am Hausheiligtum
Um 11.30 Uhr fahren Reinhold, Michael und ich mit dem Taxi zu einer Schönstattfamilie im Stadtteil La Molina. Wie schon am Mittwoch bei der Sitzung des Pfarrgemeinderates im Haus von Frau Spittler kommen wir in ein Wohngebiet, das man nur durch eine Schranke betreten kann. Wir werden nach der Adresse unserer Gastgeber gefragt, der Taxifahrer muss seine Papiere abgeben und erhält eine Einfahrterlaubnis für die Frontscheibe. Das Haus der Schönstattfamilie ist noch größer und prächtiger als das unserer schweizer Gastgeberin. Mit einem Aufzug werden wir vom Straßenniveau nach unten gefahren.

 

 

 

 

11.8.2017 Begegnung von Priestern im Haus von Carmen
11.8.2017 Begegnung von Priestern im Haus von Carmen
In einer großen Sitzecke am Rand des Gartens (natürlich wieder mit Pool, und ich habe meine Badehose nicht dabei …) sitzen schon etwa 12 Priester, genießen Pisco sour und tauschen sich aus. Gastgeberin sind die Frau des Hauses Carmen (?) zusammen mit einer weiteren Schönstatt-Freundin. Offensichtlich wurde die Einladung zu Ehren des neu ernannten Bischofs Reinhold Nann ausgesprochen, auf dessen Wohl auch gleich angestoßen wird. Wir stellen uns gegenseitig vor. Unter den Gästen sind Priester aus der Erzdiözese Lima und aus der Nachbardiözese Callao, darunter zwei Kandidaten für unseren Priesterverband Edgar und David und einige Bundespriester. Der Bund ist bisher (noch) die stärkste Priestergliederung in Peru. Patres gibt es keine; sie kommen gelegentlich aus den Nachbarländern.

 

Nach dem lockeren Austausch werden wir nach drinnen an einen großen Esstisch gebeten. Die Familie hat einen Butler und zwei Küchenhilfen, die zusammen mit unseren Gastgeberinnen für uns sorgen. Carmen und ihre Freundin sitzen nicht mit am Tisch, sondern sorgen dafür, dass es uns an nichts fehlt. Es gibt vier verschiedene Fleischsorten, dazu Reis, Kartoffeln, Gemüse, argentinischen Rotwein, roten Saft und Wasser. Der sehr leckere Saft heißt chicha morada und wird auf Basis von Lila-Mais hergestellt. Am Ende des Mittagessen, es ist inzwischen nach 15.00 Uhr, werden Kaffee, Tee und Torte gereicht. Man benutzt hier das deutsche Wort „Kuchen“. Vor der Verabschiedung machen wir noch verschiedene Gruppenfotos im Garten. Ich tausche mich noch etwas mit unseren beiden Kanditaten aus und ermutige sie, mir ihre Anträge für die erste Intensivzeit zuzuschicken. Unsere sechs Kandidaten hier in Peru werden von Dario Gatti aus Chile begleitet.

11.8.2017 Wasserschlacht am Pool mit unseren Gastgeberinnen
11.8.2017 Wasserschlacht am Pool mit unseren Gastgeberinnen
Reinhold verabschiedet sich, um schon zu einer Familie in die Nähe des Flughafens zu fahren, wo seine Familie nach der Ankunft kurz unterkommt. Da Michael und ich am Abend die Heilige Messe im nahen Schönstattheiligtum mit den Schönstättern Limas feiern werden, wird mit unseren Gastgebern vereinbart, dass wir noch bis zum Abend bleiben und dann von unserer Gastgeberin zum Kapellchen gefahren werden. Es werden uns zwei Schlafzimmer für eine Mittagsruhe zur Verfügung gestellt. Meine Ruhe ist stark beeinträchtigt vom Hundezwinger mit einem großen, schwarzen Labrador und einem kleinen Chiwawa-Hündchen direkt vor meinem Fenster. Die Hunde begrüßen mich ausgiebig mit Gebell. So ruhe ich nur sehr kurz und nehme dann wieder das Konzilstagebuch zur Hand (wie gut, dass ich es hierher mitgenommen habe).

Um 17.30 Uhr werden Michael und mir von der Gastgeberin Carmen noch Kaffee, Tee und Panettone (wird hier das ganz Jahr gegessen) angeboten. Diesmal bleibt sie mit uns am Tisch und wir tauschen uns intensiv über das Glaubensleben in der Familie und den besonderen Beitrag Schönstatts dazu bei der Schönstatt-Mannes- und Mädchenjugend aus. Carmen ist froh, dass ihre vier Kinder durch Schönstatt ein starkes Glaubensfundament haben. Sie erwähnt ihren Mann, der ein Industrieunternehmen leitet; es sei heute für Unternehmer recht schwierig in Peru, sagt sie.

Nach einer etwa zehnminütigen Fahrt kommen wir wieder an eine Schranke, d.h. auch das Schönstatt-Heiligtum von Lima befindet sich in einem Wohngebiet, das von privaten Sicherheitsleuten kontrolliert wird. Es ist kurz nach 18.30 Uhr, als wir das Heiligtum betreten. Es befindet sich am äußersten Ende des noblen Stadtteiles La Molina in der hiesigen Hügellandschaft. Die Straße mit den Einfamilienhäusern hinter hohen Mauern und Stacheldraht öffnet sich zu einem Platz, der als kleine Parkanlage angelegt ist. An der Straße stehen viele Parkplätze zu Verfügung. Mehrere gepflasterte Wege führen durch die Rasenfläche auf das Schönstatt-Kapellchen zu. Wir werden von den Verantwortlichen herzlich begrüßt. Im Heiligtum üben zwei Mädchen und ein Mann die Lieder zur Gitarre für die Heilige Messe. Wir haben etwas Zeit zum persönlichen Gebet und werden dann durch die angrenzenden Bereiche geführt: es gibt einen kleinen Laden mit Schönstatt-Literatur, davor eine Pförtner-Loge, weiter hinten kleine Säle und Sanitäranlagen. Wie im Cor Ecclesiae-Heiligtum in Rom steigt man hinter dem Heiligtum hinunter. Hier sind zwei Räume, eine Sakristei und ein Raum mit einer Bilderschau zur Geschichte Schönstatts und Pater Kentenichs.

Michael steht als Weihbischof der Messe vor, ich konzelebriere ihm. Wir feiern die Heilige Messe zur Ehren der Heiligen Klara. Michael erwähnt in seiner Predigt u. a. die kleine Herzkustodia, die ihm bei seiner Bischofsweihe geschenkt worden ist und schenkt jedem Anwesenden eine Postkarte davon. Das erste Mal erlebe ich ein Heiligtum, in dem der Altartisch nach vorn gezogen ist, so dass wir zwischen Altartisch und Hochaltar stehen.

11.8.2017 nach der Heiligen Messe im Heiligtum von Lima
11.8.2017 nach der Heiligen Messe im Heiligtum von Lima
Nach der Heiligen Messe werden wieder viele Gruppenfotos gemacht und dafür der Altar nach hinten geschoben, damit im Altarraum mehr Platz ist. Draußen vor dem Heiligtum werden Kaffee, Tee und Kuchen gereicht. Dann bittet man uns, im Heiligtum noch über die Pläne zum bevorstehenden Kentenich-Ja(hr) zu erzählen. Michael und ich werfen uns die Bälle gut zu, so dass es eine schöne, familienhafte Zusammenkunft wird, bei der wir die anwesenden Schönstätter ermutigen können, in Peru weiter zu wachsen und viele Menschen zum Liebesbündnis zu führen. Schönstatt ruht hier ganz auf den Schultern von Laien!

 

Der Abschied ist wieder sehr herzlich: wir umarmen uns ortsüblich mit einem Wangenkuss. Eine Familie, die im Stadtteil S. Isidro wohnt und durch Miraflores fahren muss, nimmt uns mit dem Auto zur Deutschen Gemeinde mit. Wir fahren am riesigen, ganz modernen Gebäude der amerikanischen Botschaft vorbei und unterhalten uns, dass Trump und Kim Jong Un hoffentlich keinen Krieg vom Zaune brechen. Hier in der Pfarrei erwartet uns Pfarrer Tibor noch, wir verabschieden uns aber sehr schnell von ihm und gehen müde zu Bett.

Fortsetzung 

 

 

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