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Dienstag 16.04.2024, 12:18 Uhr
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Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
7. Folge


 

 

Montag, 14. August 2017

Ich treffe mich mit Weihbischof Michael Gerber um 7.00 Uhr zum Frühstück im Restaurant unseres Hotels. Er erzählt mir vom schönen und gelungenen Besuch, den er gestern den Gengenbacher Schwestern in Cibote abgestattet hat. Er wird sicher fruchtbar werden für die Partnerschaft Freiburg – Peru. Ich erzähle Michael vom gestrigen Sonntag hier in Trujillo, besonders von der schönen Zusammenkunft der Schönstätter zur Heiligen Messe am Heiligtum.

Herr Jürgen Huber holt uns kurz nach 8.00 Uhr mit einem Fahrer ab, um uns zum „Terminal de Kombis a Otuzco“ zu fahren. Dieser Busterminal entpuppt sich letztlich als Gehsteig an der großen Ausfahrtsstraße an einer Tankstelle. Nichts ist für die Busse, die von hier nach Otuzco fahren, vorbereitet. Die Leute drängen sich dicht auf dem Bürgersteig. Es sind etwa 70 Personen gekommen, die Reinhold Nann nahestehen, besonders aus seinen früheren Pfarreien. Er hat uns zu einem Wallfahrtstag zur Virgen de la Puerta nach Otuzco eingeladen, dem wichtigsten Marienwallfahrsort in Nord-Peru.

[Auf der Homepage der Erzdiözese Freiburg stellt Reinhold Nann den Wallfahrtsort Otuzco vor.] 

Die Peruaner verhandeln mit den Busfahrern, die uns ihre Dienste anbieten, über den Fahrpreis. 20 Sol sind ihnen zu viel. Auf 15 Sol kann man sich einigen. Dann steigen wir in verschiedene größere und kleiner Busse ein. Ich komme in einem sehr kleinen Bus in der letzten Reihe zum Sitzen. Hier gibt es fast keine Luft und hinausschauen kann man auch nicht. Als wir dann über mehrere Straßenpoller fahren, die hier überall dafür sorgen, dass die Geschwindigkeiten abrupt reduziert werden, spüre ich deutlich meinen Magen. Die Fahrt von Trujillo auf Meereshöhe in das knapp 2000 Meter hoch gelegene Otuzco wird für mich also zu einer rechten Qual, zumal der Busfahrer „wie ein Gehängter“ fährt und auch vor Kurven unbedingt meint, noch überholen zu müssen. Seine Hupe gibt ihm dafür offenbar genug Sicherheit. Im Bus werden die vereinbaren 15 Sol (etwa vier Euro) von jedem eingesammelt.

14.8.2017 Platz vor der Wallfahrtskirche in Otuzco
14.8.2017 Platz vor der Wallfahrtskirche in Otuzco
Gegen 11.00 Uhr kommen wir auf der Plaza vor der Wallfahrtskirche an. Es ist nicht kalt, wie ich befürchtet hatte. Im Gegenteil scheint auch heute sehr schön die Sonne und es ist warm. Eigentlich war geplant, dass wir die Wallfahrtsmesse um 11.00 Uhr mitfeiern. Da es aber schon kurz vor 11.00 Uhr ist, entscheiden wir uns für eine eigene Gruppenmesse um 12.00 Uhr und nehmen die Einladung des Wallfahrts-Pfarrers Wilton in sein Pfarrhaus auf einen Kaffee oder Tee an. Um 12.00 Uhr feiert Reinhold die Heilige Messe schon nach dem liturgischen Formular des Hochfestes der Aufnahme Mariens in den Himmel (15.8.). Es wird seine letzte Heilige Messe als bloßer Priester sein. Am Ende der Heiligen Messe beim Segen raunt mir mein Nachbar zu, dass Reinhold nun den Segen immer mit drei Segenskreuzen geben wird. Alle Konzelebranten wollen nun durch das Kirchenschiff ausziehen, als die Gläubigen von unten herbeiströmen, um Fotos zu machen. Hier wird sehr gern und oft fotografiert.

14.8.2017 Wallfahrtskirche Virgen de la Puerta in Otuzco
14.8.2017 Wallfahrtskirche Virgen de la Puerta in Otuzco
Die Pfarrei hat für uns ein Mittagessen in einem Gasthaus am Hauptplatz vorbestellt, wohl aber nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet. So ist der obere Raum, in den wir geführt werden, bald übervoll. Ein Teil unserer Gruppe versucht ihr Glück im unteren Gastraum. Ich esse Meerschweinchen, das mir als besondere Delikatesse dieser Gegend empfohlen wird. Es schmeckt dann wirklich recht gut, ist zubereitet wie Hühnchen und schmeckt auch ähnlich. Um die Pfarrei finanziell nicht zu schädigen, bittet Reinhold darum, dass jeder 15 Sol für das Mittagessen bezahlt.

Nach dem Mittagessen lädt uns Pfarrer Wilton ein, noch zur Virgen de la Puerta hinaufzusteigen. Dieses Gnadenbild steht in der Außenfassade der Kirche direkt über dem Kircheneingang (deshalb wohl „Unsere liebe Frau von der Tür“) und schaut auf die Stadt Otuzco. Die Mesnerin öffnet auf der Empore der Kirche für uns den Schrein und dreht die Gottesmutter-Figur für uns herum, damit wir ihren Mantel berühren können.

14.8.2017 Michael Gerber verehrt das Gnadenbild der Virgen de la Puerta in Otuzco
14.8.2017 Michael Gerber verehrt das Gnadenbild der Virgen de la Puerta in Otuzco
Reinhold steht länger andächtig am Gnadenbild und empfiehlt seinen bischöflichen Dienst, den er morgen beginnen wird, der Fürsprache der Gottesmutter an. Übrigens lassen viele Menschen der Gottesmutter einen neuen Mantel nähen; es gibt, wie wir hören, eine längere Liste mit Anwärtern, Maria einen neuen, kostbaren Mantel stiften zu können. Das Gnadenbild wurde einst von den Päpsten Pius XII. und Johannes Paul II. gekrönt.

Für die Rückfahrt wurde für uns ein schöner, großer Bus organisiert, so dass ich nun die herrliche Landschaft der Selva genießen kann. Überall, wo es hier im Gebirge Wasser gibt, versuchen die Bauern dieses für die Bewässerung von Feldern zu nutzen. Ansonsten ist das Land sehr karg und karst. Auf dem etwa 70 km langen Weg nach Trujillo zurück sind nur etwa drei kleinere Dörfer mit sehr einfachen Hütten, d. h. die Bauern leben nicht an ihren Feldern, sondern legen täglich weite Strecken von den Dörfern bis zu ihre Feldern zurück. Am meisten angebaut wird Zuckerrohr. An der Straße gibt es immer wieder Gemüsestände, wo Zuckerrohr, sehr große, gelbe Ananas, weitere Früchte und Gemüse angeboten werden. Die Rückfahrt kostet nur 10 Sol, die wieder eingesammelt werden.

Nach der Rückkehr nach Trujillo haben wir zwei Stunden Zeit bis zum Abendessen mit den anwesenden Bischöfen in der Erzbischöflichen Residenz. Michael Gerber und ich sind pünktlich um 19.00 Uhr dort. Der Weg ist sehr kurz von unserem Hotel bis zum Bischofshaus gleich rechts neben der Kathedrale. Beim Pförtner begrüßt uns der Generalvikar und wir erfahren, dass wir eine Stunde zu früh sind. So nutzen wir noch die Gelegenheit und gehen in die geöffnete Kathedrale, wo Reinhold gerade eine Probe für die morgige Bischofsweihe absolviert. Die Kathedrale ist offenbar erst jüngst neu ausgemalt worden. Alles ist sehr sauber und ordentlich. Sogar die Gewölbe sind mit biblischen Szenen bemalt, was wegen der Erdbeben in Peru sehr selten ist (die meisten Gewölbe sind irgendwann eingestürzt). Ich bin froh, dass ich hier noch die Vesper beten kann.

14.8.2017 Abendessen mit den Bischöfen in der Erzbischöflichen Residenz in Trujillo
14.8.2017 Abendessen mit den Bischöfen in der Erzbischöflichen Residenz in Trujillo
Um 20.00 Uhr kommen dann etwa sieben Bischöfe, darunter der Deutsche Herz-Jesu-Missionar Norbert Strotmann. Wir begrüßen uns herzlich. Es ist eine ungezwungene, herzliche Atmosphäre mit Lachen und Scherzen. Unseren Hausherrn und Einladenden, den Erzbischof von Trujillo, werden wir an diesem Abend gar nicht zu Gesicht bekommen, da er heute zu einer Pressekonferenz zum Papstbesuch nächsten Januar in Peru in Lima war und noch nicht zurückgekommen ist. Wir werden in ein Speisezimmer geführt, wo drei runde Tische gedeckt sind. Offenbar hat man nicht mit der größeren Familie von Reinhold Nann (seine drei Geschwister mit ihren Familien, gesamt etwa 10 Personen) gerechnet. So werden noch schnell weitere Stühle an die Tische geräumt. Die beiden Kellner sind mit der Situation etwas überfordert, aber wir helfen einfach selbst mit, dass die Schüsseln auf die Tische kommen. Es gibt (wie immer) Reis und Geflügel, dazu Mais-Karoffel-Salat, Ananassaft und Rotwein. Als Nachtisch werden ein Kokostörtchen und Kaffee/Tee gereicht. Interessant: in Peru wird viel Kaffee angebaut, die meisten Leute, so auch wir heute Abend, trinken dann aber doch nur löslichen Kaffee.

14.8.2017 Professio Fidei von Reinhold Nann in der Hauskapelle des erzbischöflichen Palastes
14.8.2017 Professio Fidei von Reinhold Nann in der Hauskapelle des erzbischöflichen Palastes
Reinhold wird vom Tisch weggeholt und jemand sagt, dass er jetzt seine professio fidei ablegen wird. So gehen auch wir in die benachbarte Hauskapelle, wo dieser Akt tatsächlich zwischen Reinhold und einem der Bischöfe abgesprochen wird. Dieser Bischof zieht sich dann noch eine Albe über und Reinhold liest das Glaubensbekenntnis und einige zusätzliche Glaubensversprechen von zwei vorbereiteten Seiten ab, die er dann unterschreibt. Damit ist der Tag beendet und wir verabschieden uns für den großen morgigen Tag der Bischofsweihe von Reinhold Nann in der Kathedrale von Trujillo.

 

 

Fortsetzung 

 

 

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