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Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
9. Folge


 

 

Mittwoch, 16. August 2017

Heute ist für 8.00 Uhr ein Treffen mit unseren Kandidaten aus Peru und Ecuador am Schönstatt-Heiligtum hier in Trujillo geplant. Ich muss also recht bald aufstehen, um noch meinen Bericht vom gestrigen Tag der Bischofsweihe von Reinhold zu schreiben und abzusetzen. Dabei merke ich, dass das Internet hier im Hotel nicht mehr funktioniert. Ich nehme also meinen Laptop heute mit, um unterwegs Mails abzuschicken. Nach dem Frühstück freue ich mich, den Weg zum Heiligtum zu Fuß zurücklegen zu können. Die Luft am Morgen ist noch besser als mit dem vielen Verkehr tagsüber und es ist für mich interessant, die Leute auf dem Weg zur Arbeit erleben zu können. Es ist erstaunlich, wie viele streunende Hunde auf der Straße sind. Als ich am Heiligtum ankomme, steht Reinhold in der Mitte seiner Priester aus der Prälatur Caravelí. Wir begrüßen uns herzlich und tauschen uns kurz über die herrliche Weihefeier gestern aus. Unsere vier anwesenden Kandidaten haben am Schönstatt-Zentrum übernachtet und ich lade sie ein, zusammen mit Reinhold und seinen Priestern im Heiligtum die Laudes mitzubeten. Danach setzen wir uns zusammen und stellen uns gegenseitig vor:

16_8_2017 Treffen mit den Kandidaten
16_8_2017 Treffen mit den Kandidaten
Der Kandidatenkurs kommt gewöhnlich zweimal im Jahr zusammen, einmal davon im Zusammenhang des Regiotreffens Anfang Januar in Santiago de Chile.
Wilber Vélez aus Ecuador, 34 Jahre alt. Priester der Erzdiözese Portoviejo, 2005 Schönstatt im Priesterseminar kennengelernt, Priesterweihe 2010, seit sieben Jahren Pfarrer in S. Placio. Spricht etwas italienisch. Wilber und drei Mitbrüder aus Argentinien (Leonardo, Martín und Frederico, die heute nicht beim Treffen dabei sein können) haben im Jahr 2015 ihre Kandidatur in Argentinien begonnen. Ihr Kandidatenerzieher ist Dario Gatti. Zu diesem Kurs gehört auch noch Antonio Everton aus Brasilien. Zu diesen vier Kandidaten kamen im Jahr 2016 noch drei Mitbrüder aus Peru hinzu.
Jorge Torero, 29 Jahre alt, aus dem Bistum Callao (wo sich der Flughafen von Lima befindet), hat 2001 Schönstatt über die Schönstatt-Mannesjugend kennengelernt, 2006 Priesterweihe, hat eine Schwester, ist derzeit Kaplan in der Pfarrei S. Pablo de la Cruz.
Martin Uriate, 41 Jahre alt, geboren am 18.10., seit 2015 Priester der Diözese Chiclayo, hat Schönstatt über Pater Luis Correa kennengelernt, hat drei Schwestern.
Edgar Merel, seit 2015 Priester der Diözese Chiclayo, kommt aber ursprünglich aus dem Norden Perus, hat im Jahr 2000 Schönstatt kennengelernt, hat zuerst Wirtschaft studiert, hat ein Jahr lang Deutsch gelernt, hat noch zwei Schwestern und einen Bruder, war im Jahr 2004 zur Einweihung des Heiligtums in Roma-Belmonte.
David Salazar, seit 2015 Priester der Diözese Huacho im Norden von Lima, stammt aus den Anden, seine Eltern sind Bauern, hat noch acht jüngere Geschwister, hat zusammen mit Edgar Schönstatt im Seminar kennengelernt und im Jahr 2008 zusammen mit Jorge das Liebesbündnis geschlossen, wurde von Pater Luis Correa begleitet, arbeitet derzeit als Ökonom im Priesterseminar von Huacho. Es ist auch ein 17jähriger Gymnasiast aus Ecuador anwesend, der sich mit dem Gedanken trägt, nach seinem Abitur ins Priesterseminar und in unsere Schönstatt-Gemeinschaft einzutreten.

Wir sprechen über den Ablauf der Kandidatur und ich ermutige unsere Kandidaten, nun schriftliche Anträge für die erste Intensivzeit und das Zugehen auf den ersten Kontrakt an mich zu stellen. Am Ende unseres Treffens kommt Reinhold. Wir bitten ihn um seinen bischöflichen Segen und machen noch Fotos an der Pater-Kentenich-Statue am Heiligtum. Die Kandidaten geben mir eine Schokolade aus Ecuador und ein Buch über unseren Mitbruder Hugo Vazquez mit.

16.8.2017 an der Strandpromenade von Huanchaco
16.8.2017 an der Strandpromenade von Huanchaco
Reinhold und ich nehmen ein Taxi und fahren zum Strand in das bekannte Fischerdorf Huanchaco in der Nähe von Trujillo. An der dortigen Pfarrkirche oberhalb des Ortes warten schon die Familienangehörigen von Reinhold und einige Freunde aus seinen früheren Pfarreien. Der Mesner schließt uns die Kirche auf, die noch aus der spanischen Besatzungszeit vor etwa 300 Jahren stammt.

 

 

 

 

16_8_2017 Kleiderschrank der Gottesmutter
16_8_2017 Kleiderschrank der Gottesmutter
Es ist ein sehr schöner, großer Kirchenbau aus weißgetünchtem Lehm mit rot bemalten Lisenen. Die hier verehrte Gottesmutterfigur hat im linken Seitenschiff einen großen Kleiderschrank mit vielen verschiedenfarbigen Kleidern. Wir erneuern unser Liebesbündnis und laufen dann hinunter zum Strand. Noch ist es bewölkt und etwas diesig.

 

 

16_8_2017 Schilfboote
16_8_2017 Schilfboote

 

 

16_8_2017 Pelikane
16_8_2017 Pelikane

 

Wir sehen die bekannten Schilf-Fischerboote Caballito de Totora, auch „Schild-Pferdchen“ genannt und beobachten Pinguine. Auf einem Steg über dem Wasser können wir etwas ins Meer hineingehen. Mittags essen wir in einem Fischrestaurant direkt am Strand. Ich nutze nun die Gelegenheit, meine Mails zu versenden und habe deshalb leider nicht so viel vom schönen Ausblick auf den Strand.

16.8.2017 Ausgrabungen von Chan Chan
16.8.2017 Ausgrabungen von Chan Chan
Nach dem guten Essen mit frischem Fisch kehrt eine Gruppe mit der Mutter von Reinhold ins Hotel zurück; ich schließe mich der Familie von Andreas Nann an und fahre noch zu den Ausgrabungen nach Chan Chan. Weil wir uns mit den Taxifahrern nicht so schnell auf einen guten Preis einigen können, nutzen wir einen Linienbus, der gerade kommt. Es ist ein Erlebnis, in diesem Gefährt für nur einen Sol zu fahren. Passagiere werden überall an der Straße aufgenommen, wo sie dem Bus winken. Wir müssen von der Hauptstraße ein ganzes Stück bis zum Eingang der Ausgrabungsstätte zurücklegen, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbianischen Chimú-Reiches. Sie entstand um das Jahr 1300 und war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der
16.8.2017 Gruppenfoto in den Ausgrabungen von Chan Chan
16.8.2017 Gruppenfoto in den Ausgrabungen von Chan Chan
größten der Welt, die aus Lehm errichtet wurde. Wir bitten um eine englischsprachige Führung, verstehen das Englisch der jungen Dame aber nur sehr schlecht. Außerdem versucht sie uns die naturreligösen Überzeugungen des Chimú-Reiches mit Menschenopfern und Naturkreislaufüberzeugungen schmackhaft zu machen. Es ist nun ziemlich warm geworden. Wir spüren deutlich, dass wir hier in der Wüste sind. Es wäre gut gewesen, wenn ich Sonnencreme und meine Kappe dabei hätte, aber … Nach der Ausgrabungsstätte laufen wir noch ins Museum, das uns aber eher enttäuscht. Offenbar sind wir die Einzigen, die auf die Idee kommen, die etwa zwei Kilometer bis zum Chan Chan-Museum zu Fuß zurückzulegen. Es gibt auch keinen Fußweg dorthin, sondern wir müssen an der Straße entlanglaufen. Jedes vorbeifahrende Taxi bietet uns seine Dienste an und wundert sich, dass wir nicht einsteigen.

 

Von Chan Chan fahren wir mit einem Colectivo-Taxi in die Stadt zurück. Es ist ein Kleinbus, aus dem eine junge Frau lautstark die Richtung und das Ziel „Americana“ ruft. Wer mitfahren möchte, gibt mit der Hand ein Zeichen und ist für einen Sol dabei. Als wir einsteigen, denke ich, das Colectivo sei voll. Doch weit gefehlt: es werden noch alle, die wollen, mitgenommen, so dass wir dicht auf dicht sitzen und bei den Straßenpollern fast auf den Schoß des Nachbarn hüpfen.

16_8_2017 Heilige Messe in Divino Maestro
16_8_2017 Heilige Messe in Divino Maestro
Um 18.15 Uhr fahren wir mit zwei Taxis in die frühere Pfarrei von Reinhold Nann „Divino Maestro“ in Moche. In der Sakristei warten bereits Mons. Pineiro und sein bischöflicher Amtsvorgänger. Es dauert noch, bis alles bereit ist. Wir sind dann drei Bischöfe und drei Priester am Altar. Die Sitze der Zelebranten stehen wie auf einem Podium vor dem Altar. Die Kirche ist gut gefüllt und die Gemeinde singt die rhythmischen Lieder, begleitet von einer Band, lautstark und auswendig mit. Die Teile des Wortgottesdienstes werden von Katecheten kurz eingeführt, also auch vor der Lesung und dem Evangelium eine kurze Verständnisbrücke gelesen, was mir sehr gut gefällt. Auffällig ist für mich aber auch, dass das Kyrie hier meist gebetet und dann nochmals gesungen wird. Ich vermute, dass es ich nur um Abspracheschwierigkeiten handelt, der Chor also ein Kyrie vorgesehen hat, wovon der Zelebrant nichts wusste. Reinhold erzählt in seiner Predigt von der gestrigen Bischofsweihe, erklärt sein Bischofswappen, sagt, dass er es so machen möchte, wie es ihm gestern der apostolische Nuntius geraten hat, sich als Bischof nicht zu verändern und zeigt dafür seinen Bischofsring aus Holz. Keiner der zahlreichen Konzelebranten teilt mit die Heilige Kommunion aus; offensichtlich will man allen Gemeindemitgliedern die Möglichkeit geben, bei ihrem früheren Pfarrer die Heilige Kommunion zu empfangen. Da die Kirche sehr gut gefüllt ist, dauert die Kommunionspendung recht lange. Das begleitende Lied wird einfach mehrfach gesungen. Unmittelbar nach der Kommunionspendung, vor dem Danklied und Schlussgebet, wird der Vorsitzende der peruanischen Bischofskonferenz, Mons. Pineiro, um sein Grußwort gebeten. Er spricht, wie auch gestern schon, sehr herzlich und singt abschließend der Gottesmutter „Virgen de la Puerta“ ein Lied aus seiner Diözese in Quechua. Großer Applaus ist ihm sicher.

16.8.2017 Abendunterhaltung on Divino Mastro
16.8.2017 Abendunterhaltung on Divino Mastro
An die festliche Dankmesse schließt sich ein sehr schönes, buntes Fest auf dem Vorplatz vor dem Hauptportal der Kirche an. Unter einem Zelt sind U-förmig Tische für die Ehrengäste mit Tischdecken aufgestellt, gegenüber einer schön beleuchteten Bühne mit dem Wappenspruch von Bischof Reinhold Nann. Ein Mitglied der Pfarrei moderiert sehr souverän und gekonnt und verbindet die einzelnen Darbietungen. Am Anfang wird sehr offiziell von der Ernennung und Bischofsweihe von Msgr. Reinhold Nann gesprochen. Schwester Patricia Castillio Oros aus Chile, die neben mir sitzt, erzählt mir, dass ein solcher offizieller Akt mit formeller Begrüßung der Ehrengäste hier notwendig zu einem solchen Fest gehört. Höhepunkte des Abends sind wieder sehr schöne Tanzvorführungen, der Auftritt der „Drei Tenöre“, die sehr professionell und anrührend singen und ein Clown, der gestern und heute als offizieller Fotograf fungiert hat und nun die Menge wunderbar unterhält. Dazwischen werden Speisen auf großen Holztabletts von je zwei Personen hereingetragen und aufgetischt. Es gibt leckeres Hühnerfrikassee. Zuerst erhalten immer die Ehrengäste die Speisen und Getränke, dann aber auch die vielen Gemeindemitglieder (darunter viele Kinder) auf den seitlichen Sitzreihen. Links neben mir sitzt Bischof Pineiro, mit dem ich mich gut italienisch-spanisch unterhalten kann. Er ist ein sehr liebenswürdiger Mann, ohne Allüren. Mal schauen, ob er der Nachfolger des jetzigen Kardinals von Lima werden wird. Ich würde es ihm und Peru von Herzen wünschen.

Gegen 23.00 Uhr ist das sehr schöne Abendprogramm zu Ende; es wird noch die Torte gereicht, die am Ende der Heiligen Messe vor den Hauptzelebranten gefahren wurde. Auch wollen noch ganz viele Menschen Fotos mit Bischof Reinaldo machen (Bischof Pineiro hatte mir in der Sakristei gesagt, dass Fotos-machen in Peru eine Art achtes Sakrament ist), so dass es 23.30 Uhr wird, bis wir mit zwei Taxis in die Stadt zurückfahren können. Ein wunderbarer Tag geht damit zu Ende.

Fortsetzung

 

 

 

 

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