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Schönstatt-Lexikon Vorwort 1996
       

Vorwort
zur Druckausgabe 1996

Mit dem vorliegenden Buch erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch, und vielfach begonnenes Mühen findet einen vorläufigen Schlusspunkt. Als 1977 der Band "Zentrale Begriffe Schönstatts" (Herta Schlosser) erschien, hieß es im Vorwort: "Dieser Kleine Lexikalische Kommentar will aufgefasst werden als ein erster Baustein zu einem künftigen Schönstatt-Lexikon." Dieser Satz blickte in die Zukunft und weckte Erwartungen. Schon drei Jahrzehnte zuvor, kurz nach seiner Rückkehr aus dem Konzentrationslager Dachau, sprach der Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung, P. Josef Kentenich, von einem Schönstatt-Lexikon. In einer der ersten großen Ansprachen zu seiner Bewegung, der sogenannten "Dankeswoche", sagte er am 17.10.1945: "Es gibt in unserem Lexikon, in unserem Schönstatt-Lexikon wohl kaum ein Wort, das so mit Wirklichkeit geladen ist wie das Wort Schönstatt". Es ist fraglich, ob der Gründer so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich an ein als Buch gebundenes Lexikon gedacht haben mag. Allerdings ist eindeutig, dass er mit seinem Wort den zentralen Auslöser trifft, der die Entstehung des hier vorliegenden Lexikons bewirkt hat. Der Untertitel des Buches möchte auf diese Spur führen: Fakten, Ideen, Leben.

- Leben: Seit 1914 hat sich in Schönstatt eine religiöse Bewegung entfaltet, deren Charakteristikum zunächst nicht theoretische Konzepte und Zielsetzungen auf dem Papier waren, sondern eine Lebensströmung. Ganz offensichtlich erhielten hier christliche Frauen und Männer Impulse, in Zeiten enormer gesellschaftlicher und religiöser Umbrüche ihren Alltag aus dem Glauben zu prägen. Was in Schönstatt dann durch die Jahrzehnte wachsen konnte, ist Leben in vielen Facetten. Eine Zielsetzung des vorliegenden Lexikons ist es deshalb, in einem ersten zusammenfassenden Überblick diese Lebensvorgänge gleichsam von A-Z nachzuzeichnen. Dabei soll ein Einblick vermittelt werden in die innere Struktur der Bewegung und ihre Geistigkeit, wie sie geschichtlich gewachsen ist und sich immer weiter entwickeln konnte. In diesem Sinne ist das Wort Schönstatt tatsächlich "mit Wirklichkeit geladen".

- Fakten: Um das gewachsene Leben zu beschreiben, gilt es auch, Hintergründe, Zusammenhänge und Tatsachen zu benennen, welche das Sozialgebilde und die Spiritualität Schönstatts im Detail ausmachen. In einer ersten öffentlich vorgelegten Gesamtreflexion versucht das Lexikon die geistig-geistliche Welt P. Kentenichs und seiner Bewegung historisch und systematisch zu erfassen. Im Bemühen um eine authentische Darstellung der vielgliedrigen Schönstatt-Bewegung und ihrer Geisteswelt sollen wichtige Informationen, die ein Verstehen der Bewegung ermöglichen, vorgelegt werden. In diesem Sinne will das Lexikon ein Nachschlagewerk sein, das zu den Zusammenhängen und zu Details konzentriert Auskunft gibt.

- Ideen: Die Wiedergabe von bloßen Fakten könnte dieses Lebensgebilde Schönstatt nicht adäquat erfassen. Vielmehr geht es darum, darzustellen, welche leitenden Ideen die Gründung bestimmt und geprägt haben. Gleichzeitig soll die innere Kohärenz dieser Ideen-Bewegung aufgewiesen sein und ansichtig werden. Das Bemühen der Autorinnen und Autoren ging dahin, prägende Grundgedanken und Akzente, die sich innerhalb der Bewegung abzeichnen, in Beziehung zu sehen und zu setzen mit gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen. In diesem Sinn versucht das Lexikon ein kontextuelles Erfassen Schönstatts. Es möchte die in ihm gewachsene Gedankenwelt Interessierten vorlegen.

Querverweise sollen die Beziehungen zu den jeweiligen Einzelwissenschaften (Geistes- und Humanwissenschaften) verdeutlichen und den diesbezüglichen Beitrag oder Akzent Kentenichs herausarbeiten.

Solche Verknüpfungen sind schon deshalb möglich, weil die 63 Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Fachrichtungen und Lebenszusammenhängen kommen. Dem entspricht auch die Tatsache, dass das Lexikon ein Projekt des Forschungsschwerpunktes Pater Josef Kentenich an der Universität Koblenz-Landau und des interdisziplinär arbeitenden Internationalen Josef-Kentenich-Instituts für Forschung und Lehre (IKF) ist. Die hier geleistete Reflexion will dem Leben in der Schönstatt-Bewegung und darüber hinaus dienen.

Das Redaktionsteam hat in den Jahren 1991-1996 die 250 Artikel bearbeitet und dafür gesorgt, dass diese sich gegenseitig ergänzen und möglichst aufeinander verweisen. Alle Sitzungen fanden im Priesterhaus Berg Moriah, Simmern i.W., statt. Projektleiterin war Prof. Dr. Herta Schlosser.

Für die Lektüre und die Arbeit mit dem Lexikon liegt dem Redaktionsteam daran, auf einige Charakteristika dieses Buches hinzuweisen:

P. Kentenich verstand sich nicht als Fachwissenschaftler. Er selbst hat am Leben beobachtet, von dorther Erkenntnisse formuliert und wissenschaftlich reflektiert, über die es sich lohnt, aus der Perspektive der Einzeldisziplinen weiter nachzudenken. Daher ist bei den einzelnen Artikeln nicht beabsichtigt, vollständig den derzeitigen Forschungsstand innerhalb der jeweiligen Disziplin aufzugreifen. Fachwissenschaftler aus Theologie, Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Soziologie dürfen deshalb im folgenden keine Gesamterörterung von Einzelthemen erwarten. Vielmehr geht es vorrangig darum, die Perspektive Kentenichs zunächst einzuordnen. Freilich hat das Redaktionsteam dabei versucht anzugehen, was Kentenich selbst zu Lebzeiten ein großes Anliegen war. Er hat deutlich artikuliert und zumindest ansatzweise dafür gesorgt, dass er selbst und andere gesicherte Ergebnisse der Wissenschaften in die Spiritualität Schönstatts einbinden, um sie in einem kreativen Vorgang zu rezipieren. Solche Berührungspunkte werden verdeutlicht. An ihnen scheint auf, wie originell und weiterführend seine Impulse für aktuelle Fragestellungen sind. Die Mitglieder des Redaktionsteams suchen solche Dialogansätze und werten sie aus.

In der konkreten redaktionellen Arbeit wurde darauf geachtet, die Originalität der Autoren und Autorinnen zu belassen. Es ist zu berücksichtigen, dass es nicht zu allen behandelten Themen wissenschaftliche Vorarbeiten gibt und der Forschungsstand recht unterschiedlich ist. Manche Texte sind erste Darstellungen. Die Artikel über die einzelnen Gliedgemeinschaften Schönstatts sind von diesen selbst erarbeitet und werden von den einzelnen Gruppierungen selbst verantwortet. Die bewusst selektiven Literaturangaben sollen eine erste Hilfe zur weiteren Beschäftigung mit den Themen sein.

Die Mitglieder des Redaktionsteams haben aus persönlichem Engagement unentgeltlich die Arbeit am Lexikon erbracht. Sie danken allen Autorinnen und Autoren für die Bereitschaft, ebenso hochherzig an diesem Projekt mitgearbeitet zu haben - spiegelt sich doch darin das Interesse an der gemeinsamen Sache. Dank gilt auch allen, die das Werk durch einen Druckkostenzuschuss ermöglicht haben: dem Josef-Kentenich-Institut (JKI), der Fa. Würth Künzelsau und allen anderen Spenderinnen und Spendern. Nicht zuletzt dankt das Redaktionsteam dem Patris Verlag für sein begleitendes Interesse an der Entstehung des Lexikons und für die Drucklegung.

Als Team sind wir dankbar für die Jahre gemeinsamen Mühens, in denen ein gutes, kritisches und sich gegenseitig ergänzendes Zusammenwirken unterschiedlicher Persönlichkeiten möglich war. Wir haben uns herausfordern lassen vom großen Ziel, eine solche Gesamtdarstellung Schönstatts zu versuchen. Jeder und jede hat die gemeinsame Arbeit als persönliche Chance empfunden, Schönstatt tiefer zu durchdringen und Eigenes mit Fremdem zu einem neuen Ganzen zu verknüpfen. Noch manches bleibt weiter zu bearbeiten. Wir wünschen, dass viele innerhalb und außerhalb Schönstatts das Lexikon als Hilfe zu tieferer Durchdringung und als Weitung des bisher Wahrgenommenen erleben.

Das Redaktionsteam

 

 

Schönstatt-Lexikon:
Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)
Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag -
www.patris-verlag.de
Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI)

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