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Dienstag 30.04.2024, 18:11 Uhr
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Montag, 26.3.2018

Ich stehe um 7.00 Uhr auf, um vor dem Frühstück meinen Reisebericht des gestrigen Tages zu schreiben. Als die Dusche nicht warm wird, will ich bis zur nächsten warmen Dusche warten.

Mit Denis und Jean Marie
Mit Denis und Jean Marie
Um 8.00 Uhr treffe ich mich mit Jean Marie Harushimana und Denis Ndikumana vor dem Haus in einer runden Pergola, um die Laudes zu beten. Ibreviary, das ich am Smartphone in unterschiedlichen Sprachen nutze, hat andere Antiphonen als die der beiden Mitbrüder. So lade ich mir die App Bréviaire herunter, mit der die Mitbrüder hier beten.

Das Frühstück genießen wir weiter unten in dem Raum der Schönstatt-Patres, in dem wir gestern auch zum Abendessen waren. Denis und Jean Marie begleiten mich zum Heiligtum, vor und in dem viele Gläubige beten. Es ist schön, auch hier, fern der Heimat, geistliche Beheimatung im Schönstatt-Heiligtum zu finden.

Dem Heiligtum gegenüber auf diesem großen, mit schönen Rasenflächen und blühenden Büschen angelegten Terrain, ist die große Pilgerkirche. Sie steht auf Säulen und ist seitlich offen. Die Temperaturen hier erlauben eine so offene Bauweise; es scheint mehr um den Schatten als um geschlossene Räume zu gehen.

Schweizer Gruppe
Schweizer Gruppe
Auf dem Weg zurück nach oben in das Haus, in dem wir unsere Zimmer bezogen haben, treffen wir die Gruppe aus der Schweiz wieder, die sich auch an dem fruchtbaren Garten erfreuen, den Angestellte der Patres bestellen und anbauen. Die Erde ist dunkelrot und wirkt sehr fruchtbar.

 

 

 

 

 

Mit Francois Ntagahoraho
Mit Francois Ntagahoraho
Während ich meine Sachen einpacke, klopft es an der Tür. Kaplan François Ntagahoraho aus unserer Gemeinschaft ist gekommen, mich zu begrüßen. Er arbeitet als Vikar in der Pfarrei Gatumba der Hauptstadt Bujumbura. Wir machen einige Fotos und verabschieden uns bis zum Wiedersehen beim Regiotreffen in zwei Wochen.

 

 

 

Am Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura mit der deutschen Oberin der Marienschwestern
Am Schönstattzentrum Mont Sion in Bujumbura mit der deutschen Oberin der Marienschwestern

 

Beim Hinausfahren machen wir noch Halt bei den Marienschwestern am hiesigen Zentrum Mont Sion. Es sind etwa zehn Schwestern hier. Man holt die Oberin, eine Deutsche, und auf ihre Bitte hin auch Getränke. Wir tauschen uns aus über die Arbeit der Schwestern, die sehr erfolgreich in inzwischen allen burundischen Diözesen für die MJF, die Mannesjugend, Familien und Akademikerinnen arbeiten.  

Erzbischof Evariste Ngoyagoye (76 Jahre alt) von Bujumbura hat Schönstatt immer tatkräftig unterstützt. Am 24.3.2018 wurde sein Rücktrittsgesuch angenommen und der bisherige Bischof von Ngozi Gervais Banshimiyubusa (65) zum neuen Erzbischof von Bujumbura ernannt.

Wir fahren in die Innenstadt, um Geld umzutauschen. Es gibt nur niedrige, einfache Häuser. Der Wechselkurs ist zwischen den nationalen Banken und privaten Wechselstuben (Schwarzmarkt) sehr unterschiedlich. Ich erhalte ein dickes Bündel burundische Francs aus reinem Papier, also auch mit deutlichen Spuren der Vorbenutzer.

Denis kauft bei einem griechischen Händler, die sich vor Jahren hier niedergelassen hat, eine italienische Kaffeemaschine. Wie ich höre, sind solche Produkte hier Mangelware und meist nur unter der Hand zu bekommen.

Besuch im Büro von Adelin Gacukuzi
Besuch im Büro von Adelin Gacukuzi
Bevor wir aus der Stadt hinausfahren, besuchen wir noch unseren Mitbruder Militärpfarrer Adelin Gacukuzi (im Rang eines General!), der mich gestern am Flughafen in Empfang genommen hat. Er stellt uns seine Mitarbeiter vor und zeigt uns die Akten der Soldaten, die der Militärseelsorge unterstehen. Diese Karteikarten liegen zu hunderten in Aktenschränken.

Nun fahren wir aus der Stadt hinaus in südliche Richtung, entlang des Tanganjika-Sees. Auf der anderen Seite des Sees, in etwa 30 km Entfernung, sieht man schon sehr gut das Ufer und die Höhen der Demokratischen Republik Kongo.

Mit Denis Ndikumana am Tanganjika-See
Mit Denis Ndikumana am Tanganjika-See
Die Hauptstadt wächst immer weiter hinaus. Der Küstenstreifen zwischen dem Gebirge und dem See ist recht schmal. Die Straße ist größtenteils recht gut, etwa jeden Kilometer aber aufgesprungen und von daher mit teils recht tiefen Furchen und Löchern versehen.

Wir fahren in einem Jeep, den der bekannter Augsburger Handballer, Unternehmensberater und Motivationstrainer Jörg Löhr der von ihm im Jahr 2005 gegründeten Stiftung „Visions for children e.V.“ geschenkt hat. Mithilfe von Spendengeldern und durch die Vermittlung von Patenschaften unterstützt die Stiftung Schulen und deren Schüler zur Verbesserung ihrer Zukunftschancen.  

hp 20180326_Memorial am Ort, an dem Nuntius Michael erschossen wurde.jpg
hp 20180326_Memorial am Ort, an dem Nuntius Michael erschossen wurde.jpg
Wir kommen an der Stelle vorbei, an der am 29.12.2003 der damalige apostolische Nuntius Michael Aidan Courtney durch einen gezielten Schuss ins Auto getötet wurde. Die umstehenden Leute mustern uns und unser Gebet staunend. Der Nuntius war auf dem Heimweg von der Beerdigung eines Priesters, als sein Wagen unter bisher nicht geklärten Umständen beschossen wurde und Courtney einen Kopfschuss erlitt. Burundi war das erste Land in Afrika, das einen Nuntius bestellt hatte.

Inzwischen ist es 16.00 Uhr. In einem Ressort am See machen wir Mittagspause und lassen uns Fisch gut schmecken. Als wir um 18.00 Uhr wieder ins Auto einsteigen, wird es innerhalb einer halben Stunde dunkel. Wir halten noch kurz an einem sehr schönen Seegrundstück der Diözese und lernen einen zuständigen Priester kennen, der 19 Jahre lang bei Genova (Italien) tätig war. Bisher gibt es neben dem schönen Sandstrand nur eine öffentliche Bar, man plant aber, das Grundstück künftig noch besser zu nutzen.

 

Die Straße biegt vom See nach links in die Berge ab. Gegen 20.30 Uhr kommen wir nach Bururi und klingeln am Bischofshaus neben der Kathedrale. Der Bischof ist mit einer Gruppe Priester aber in einem diözesanen Haus in einem benachbarten Wald zur Abendmesse. Wir fahren dorthin. Leider ist die Hl. Messe, die wir mitfeiern wollten, schon vorbei.

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Besuch bei Bischof Venant Bacinoni von Bururi
Bischof Venant Bacinoni sitzt, von seinen Priestern und einigen Schwestern umgeben, im Salon. Denis stellt mich seinem Bischof (früher Professor für Altes Testament in Bujumbura) vor und wir werden eingeladen, Platz zu nehmen. Das Bistum Bururi ist 6.500 km² groß. Von der etwa eine Million Einwohner im Gebiet der Diözese sind etwa 40 Prozent Katholiken, die von ca. 60 Priestern in 18 Pfarreien betreut werden.

Bischof Venant bricht etwas eher auf, damit Denis und ich ihn noch kurz ins Bischofshaus begleiten können. Ich bin froh, ihm eine gute Flasche Bordeaux schenken zu können, über die er sich sichtlich freut. Wir sprechen über die Möglichkeiten, in Burundi Wein anzubauen. Der Bischof hält das klimatisch für durchaus möglich. Bisher muss Wein sehr teuer importiert werden.

Bischof Venant hat in Rom studiert und wir tauschen uns angeregt über unsere Studienerfahrungen in der Ewigen Stadt aus. Beim Abschied versprechen wir, die Chrisam-Messe übermorgen (Mittwoch) in seiner Kathedrale mitzufeiern.

Im Priesterseminar von Kyriama
Im Priesterseminar von Kyriama
Die schlimmste Straßenerfahrung dieses Tages steht uns nun erst noch bevor: wenige Kilometer hinter Bururi endet die Teerstraße und wir fahren auf einem Gebirgsweg, in dessen Erdreich der Regen und wohl auch die Autoreifen tiefe Löcher gegraben haben. Ein Jeep ist hier absolut notwendig. Mein PKW würde hier sicher kaputtgehen. Wir werden kräftig durcheinander geschüttelt und kommen nach etwa 25 Kilometern endlich nach 22.00 Uhr am Priesterseminar Kyriama an. Auch hier sitzen Professoren noch beim Bier zusammen und begrüßen Denis und mich. Ich bitte um Verständnis, mich nicht mehr niederlassen, sondern ins Bett gehen zu wollen.

 

Im Priesterseminar von Kyriama
Im Priesterseminar von Kyriama

 

Fortsetzung

 

Übrigens:
Kennen Sie das neue Buch von Christian Löhr? Hier können Sie es kennen lernen.

 

 

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