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Benfica Lissabon in Nürnberg

Vertreter von Benfica besuchten katholische Gemeinde

Hoher Besuch in sportlicher Mission

Eigentlich schlagen zwei Herzen in Flavio Martins Brust. „Ich mag den FCN, ehrlich", sagt der 16-jährige Deutsch-Portugiese, der seit seiner Kindheit in Franken lebt. Es gibt jedoch Situationen, da muss die Sympathie für den Club etwas hinten anstehen. Dann nämlich, wenn der FCN ausgerechnet gegen seine eigentliche Lieblingsmannschaft Benfica Lissabon antritt. „Ich fühle mich eben als Portugiese und bin stolz darauf", sagt Flavio.

Seinen Freunden Sérgio Dias und Daniel Monteiro geht das ganz ähnlich, genau wie den meisten anderen, die an diesem Abend in die katholische Mission portugiesischer Sprache nach Nürnberg gekommen sind. Etwa zwei Dutzend Portugiesen sind es, die nun - am Vorabend des Uefa-CupRückspiels - im Wohnzimmer des kleinen Missionshauses in der Hersbrucker Straße Platz genommen haben und auf den angekündigten hohen Besuch aus Portugals Hauptstadt warten. „Als feststand, dass der Club im Uefa-Cup gegen Lissabon spielen würde, habe ich mit dem Benfica-Präsidium Kontakt aufgenommen, und es ist ein reger E-Mail-Verkehr entstanden", erzählt Pfarrer Joaquim da Costa. Seit zehn Jahren kümmert sich der Geistliche um die portugiesisch sprechenden Mitbürger im Raum Nordbayern, veranstaltet Gottesdienste, leistet Integrationsarbeit und bietet religiöse Begleitung an. „In und um Nürnberg gibt es etwa 600 Menschen, die portugiesisch sprechen", erzählt da Costa.

Den Fußballinteressierten unter ihnen möchte er an diesem Abend ein besonderes Schmankerl bieten. Einige Benfica-Verantwortliche haben ihr Kommen zugesichert. „Ich würde mir wünschen, dass Rui Costa sich blicken lässt", sagt Flavio, während sein Freund Sérgio das mitgebrachte Trikot des Stürmerstars präsentiert. Als sich dann die Terrassentür öffnet, macht sich jedoch rasch Enttäuschung auf den Gesichtern der Jungs breit. Drei ergraute Herren betreten den Raum, von einem Kicker weit und breit keine Spur. „Die Spieler werden so kurz vor der Partie sehr unter Verschluss gehalten, so dass wir leider niemanden mitbringen konnten", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Joao Salgado, der nun gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Afonso Henriques und Rui Cunha für Autogramme und einen kleinen Plausch herhalten muss.

Immerhin Grüße von der Mannschaft überbringen die hohen Herren, verteilen anschließend Gastgeschenke aus der Heimat und verraten, „dass ein Großteil des Teams, etwa Torhüter Quim, Luisao oder Gomes sehr gläubig ist". Es folgt ein Rundgang durch die Mission sowie ein kurzes Gebet im Andachtsraum. Bei der Gelegenheit erfährt man von Henriques Sammelleidenschaft für Figuren des Heiligen Antonius, der einst in Lissabon geboren wurde. Pfarrer Da Costa freut es, als Henriques zusichert, eine Figur aus seiner Privatsammlung baldmöglichst nach Nürnberg zu schicken.

Flavio und seine Freunde hätten derweil lieber erfahren, was ihr persönliches Idol Rui Costa gerade so treibt, und wie die Mannschaftsaufstellung gegen den Club aussehen wird. Doch dazu schweigen die Verantwortlichen hartnäckig. Da hilft eben nur, sich am nächsten Tag persönlich ein Bild zu machen. „Wir sind eh im Stadion, im Benfica-Block", erklärt Flavio. „Nach diesem Spiel drücken wir aber wieder dem Club die Daumen."

VON STEPHANIE HÄNDEL, Nürnberger Nachrchten, 22.02.2008