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Haus Moriah Gemeinschaft Predigt Beerdigung Karl Braun

Aus der Kraft des Liebesbündnisses

Predigt zur Beerdigung von Pfr. Karl Braun am 28. März 2014 auf der Liebfrauenhöhe

Aus der Kraft des Liebesbündnisses hat unser lieber Mitbruder, Pfr. Karl Braun gelebt. Aus der Kraft des Liebesbündnisses hat er seine Arbeit, seine Pastoral, sein Gebetsleben, seine Menschenfreundlichkeit gestaltet.
Aus der Kraft des Liebesbündnisses hat er seine Gottesbeziehung gelebt bis hinein in den Tod.
Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Liebesbündnis ist er nun mit 100 Lebensjahren in den großen himmlischen Bund mit dem Vater aufgenommen worden.

Unser Karl war nun der letzte Mitbruder des Coenaculumskurses, die sich früher Coenaculumsprovinz genannt hat. Leben im Coenaculum, leben in jener Christuspräsenz, wie sie die Jünger in der Pfingststunde gespürt und erlebt haben. Das lebte in unserem Karl. Dass unsere Welt und Zeit Spuren des Heiligen Geistes in sich trägt, dass Christus in jeder Zeit präsent ist, durch alles, was passiert. Sein Interesse am heute, hat tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Sei es, was politisch oder wirtschaftlich, sei es was in unserer Kirche und Diözese, ja jede Lebensregung, die unser Karl aufnehmen und wahrnehmen konnte, war ihm wichtig. Nicht aus Neugier, sondern um dahinter die Hand und Liebe Gottes zu spüren. Ich möchte heute Nachmittag wirklich sagen. Pfarrer Karl Braun lebte ganz und gar aus der Wirkkraft des Heiligen Geistes und damit aus der Kraft des Vorsehungsglaubens, den er nicht einfach nur ertrug, sondern mit dem er bis in die letzte Phase seines Lebens rechnete. Gottes Präsenz, die durch sein Priestersein deutlich wurde, hat er selbst im tiefsten erfahren.

Ich kann mich noch gut an ein Mittagessen erinnern, wo wir über den Glauben des heutigen Menschen gesprochen haben. Karl tat es bis in die Seele weh, dass heute nicht mehr die objektiven Wahrheiten das Leben und den Glauben bestimmen, sondern die subjektiven Erfahrungen das Leben bestimmen. Die überzeitlichen Wahrheiten, daraus lebte er, daraus gestaltete er sein Priestersein, doch das hinderte ihn nicht völlig offen und mit wachem Geist alles zu verfolgen, was um sich herum vorging. Und neue Erkenntnisse, selbst im hohen Alter, verfolgte er sogar soweit, dass er noch vor 3 Jahren seinen Predigtstil umstellen wollte.

Ja, aus seinem Ideal heraus, war er ein ganz und gar in Gott verwurzelter, der aber bis zum Schluss mit dem neuen gerechnet hat. In Gott ist man nie fertig. In Gott ist man stets ein Lernender. Gottes Gegenwart macht einen immer und stets bereit, neu anzufangen. Dafür steht für mich das Lebenszeugnis unseres Karls.

Unser Karl Braun war ganz und gar ein echter Pfarrer.
Seine Priesterweihe empfing er von Bischof Joannes Baptista Sproll 1937 und so viel sein erster priesterlicher Dienst in die Kriegsjahre hinein. Den Menschen nahe, an ihren Ängsten und Zweifeln, aber auch an ihrem hoffnungsvollen Glauben durfte er in diesen Jahren arbeiten, beten, Gottesdienst feiern. Diese Zeit hat unseren lieben Karl geprägt. Ganz für die Menschen da zu sein, sich für sie zu interessieren, ihr Leben zu teilen. Nicht nur oberflächlich, sondern ganz persönlich. Ich bewunderte bei ihm, wie sehr er die Leute in den Gemeinden als Persönlichkeiten in sich aufgenommen und begleitet hat. Noch nach Jahrzehnten erinnerte er sich an Namen, Begebenheiten, Verwandtschaften. Er war wirklich ein Pfarrer der die Leute kennt – der menschenzugewandte Priester. Und nie machte er Unterschiede. Alle Menschen waren ihm gleich nahe, waren es seine Verwandtschaft, über die er immer mit sehr viel Hochachtung und Liebe erzählte, waren es seine Mitbrüder im Weihekurs, deren Leben er tief teilte, oder seien es seine Gemeindeglieder. An ihm konnte man lernen, was es heißt: Im anderen Gott erkennen.

Und unser Karl war von innern heraus mit seiner ganzen Persönlichkeit Priester. Ich habe mich sehr gefreut, wie Du, lieber Weihbischof Thomas ihn als beeindruckenden und guten Priester beschrieben hat. Ja, so habe ich ihn auch kennengelernt. Beeindruckend in seiner Treue zum priesterlichen Dienst, zur täglichen heiligen Messe, zum Stundengebet, zur Betrachtung und Meditation, aber eben ganz auf Gott und die Menschen ausgerichtet. Und gut in seiner Güte, die er allen Menschen gezeigt hat. Auch wenn dieses Gut sein, eben auch eine gewisse Strenge in sich hatte. Asketisch war unser lieber Karl auch. Nur das Nötige hat er gebraucht. Was aber für ihn wichtig war, da konnte er großzügig sein. Großzügig vor allem, etwas für seine Gesundheit zu tun. Das muss ich schon auch noch sagen. Wie er in den Jahren hier auf der Liebfrauenhöhe sich körperlich betätigt hat, im Laufen, anfangs im Schwimmen, damit er fit blieb, wie er sich auch in den letzten Jahren immer wieder in einer großen Selbstdisziplin aufgerafft hat, dass er wieder zu Kräften kommt um seinen Dienst zu vollziehen, war sehr beeindruckend.

Diese Frischheit und die Frischheit seines Geistes blieben nun selbst in den letzten Wochen und Tagen seines körperlichen Abbaus. Wie schön war es, dass wir als Gruppe am letzten Montag noch mit ihm die Messe feierten und er uns bat, bei ihm noch eine Stunde zum Austausch zu bleiben. Auch wenn er müde wirkte, sein frischer Geist war interssiert bis in die letzten Atemzüge.

Und so vollendete sich nun ein über 100 Jahre währendes Leben mit einigen Zeichen, die, wie ich meine Gottes Gegenwart und die Nähe der Gottesmutter zeigen. Lassen sie mich zum Schluss einige Realitäten schildern. Im Jubiläumsjahr des Lebensbündnisses kam es nun, dass unser lieber Karl am Bündnistag, den 18. Februar zum letzten Mal in der Hauskapelle unserer älteren Schwestern unter großer Kraftanstrengung die Hl. Messe zelebrierte. Dann zog er sich in seine Wohnung zurück,wo er täglich zwischen 10.00 und 10.30 h die Hl. Messe mit Sr. M. Edelberga zelebrierte. Anfang des Monats März war er noch 3 mal ca. 15 min zu einem Besuch im Heiligtum.

Am 18. März, dem nächsten Bündnistag konnte das Vaterauge, ein Bild für den Dreifaltigen Gott und auch im Abbild für unseren Gründer ihn besuchen. Er wirkte ganz froh und glücklich, jedoch auch ernst im Blick auf seine eigene Situation. Am 19.März feierte er an seinem 77. Priesterweihetag seine letzte hl. Messe. Das war seine letzte ganz priesterliche Tätigkeit.

Und nun möchte ich sagen, wartete er, bis am Sonntag, als wir das Evangelium vom Wasser des Lebens hörten, er zum Herrn gerufen wurde.

Sr. Jelena schrieb mir: Er gab dabei ein großes Zeugnis als betetender und opfernder Priester. Sein Stundengebet, die Hl. Messe und das Rosenkranzgebet mit Texten aus dem Buch zu Himmelwärts von Msgr. Dr. Wolf waren ihm täglich sehr wichtig. Bis zuletzt war er sehr interessiert, was in unserem Schönstattzentrum auf der Liebfrauenhöhe an Gruppen und Tagungen statt fand. Er hat viele Schmerzen still und opferfroh getragen.

Nun hat er seine Jubiläumspilgerschaft auf dem Gipfel des Heimgangs an einem 3. Fastensonntag vollendet.

Unserem Karl waren immer die liturgischen Texte des Tages sehr wichtig. Was Gott heute vorgesehen hat, das wollen wir auch beten und betrachten. Darum habe ich auch gesagt, wir wollen heute die Tageslesungen nehmen. Und ist es nicht wunderbar, wie sie heute noch einmal fast sein Leben und seinen Glauben zusammenfassen. Das Hauptgebot der Liebe, zu Gott, zum Nächsten zu sich selbst. Wenn ich dies von einem Menschen wirklich sagen will, dann von unserem lieben Pfr. Karl Braun. Er lebte in einer großen Freude das Evangelium.

Sein Gebet, das er beim Besuch des Vaterauges betete, soll nun auch mein Abschluss sein:

„Liebe Dreimal Wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt. Das Vaterauge ist nun zu uns auf die Liebfrauenhöhe gekommen, um viele zu besuchen. Heute ist es nun bei mir... Es spricht von der Vatersendung...Der liebende Blick der auf uns allen ruht und auch auf mir. Du siehst meine Situation: meine Schmerzen, die Schwierigkeiten, alles, was damit verbunden ist Du kannst es brauchen. Hilf mir ja zu sagen zum Willen des Vaters, zu tun, was er möchte...Segne alle zu denen das Vaterauge kommt, lass sie die Nähe des Vaters erleben. Schenke uns die Einheit im Vater ...“ Amen.

Klaus Rennemann

Nachruf Sr. M. Siglinde, Provinzoberin

 

 
 

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