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Haus Moriah Nachrichten Reisetagebuch Peru 2017 06

Tagebuch
Reise nach Peru und Dominikanische Republik
8.-27.8.2017 - Dr. Christian Löhr
6. Folge


 

 

Sonntag, 13. August 2017

Mit Michael Gerber habe ich mich für 7.00 Uhr zum Frühstück im Restaurant unseres Hotels verabredet. Um diese Zeit sind die Mitarbeiter aber noch fleißig bemüht, alles bereitzustellen. Auf meine Frage, wann denn die Frühstücksmöglichkeit beginnt, wird mir 7.00 Uhr gesagt, auch wenn es nun schon 7.10 Uhr ist. Michael kommt gegen 7.15 Uhr. Wir werden, zusammen mit anderen wartenden Gästen in das Restaurant eingelassen, die Arbeiten des Herrichtens des Frühstücksbuffets dauern aber während unseres ganzen Frühstückes an.

Wir begegnen einer jungen deutschen Familie, die hier Urlaub macht. Sie haben bei einem früheren Aufenthalt schon den Süden Perus kennengelernt und reisen nun im Norden herum. Mit Interesse hören sie von der Bischofsweihe hier am Dienstag. Michael erzählt mir, wie er am Freitag das richtige Hotel gefunden hat, nämlich über seinen Begleiter Herrn Jürgen Huber. Mit ihm zusammen wird er heute zu den Gengenbacher Schwestern nach Cibote fahren.

Ich laufe den Weg ins Hotel zur Gruppe um Reinhold Nann zu Fuß. Es ist noch nicht viel auf den Straßen los. Ich werde auf meinem Weg neugierig gemustert und von einer Freikirche auch eingeladen, einzutreten. Von draußen sehe ich den großen Raum, interessant ausgeleuchtet, hinten unter einem großen Kreuz der Prediger, der sich redlich Mühe gibt. Ich bin froh, den Weg gut zu finden. Mein Handy funktioniert hier in Peru nur, wenn ich eine Online-Verbindung habe, was nur in den Hotels der Fall ist. Von daher habe ich mir den Weg im Zimmer noch gut angesehen. Nach einer knappen halben Stunde, es geht eigentlich immer geradeaus, komme ich zum Hotel Kallpa und kann, weil mein Handy nun wieder eine Internetverbindung aufbauen kann, in der Lobby die Laudes beten.

13.8.2017 Sonntagsmesse im Schönstatt-Zentrum von Trujillo
13.8.2017 Sonntagsmesse im Schönstatt-Zentrum von Trujillo
Reinhold kommt die Stufen herunter, gefolgt von Pfarrer Franz Wehrle, seinem Weihekursbruder. Reinhold schlägt vor, heute morgen nicht das Taxi zu nehmen. So gehen wir etwa eine halbe Stunde zu Fuß, über die Kreuzung mit dem großen Papstkreuz, an der Mauer der Nationaluniversität entlang bis zum Schönstatt-Zentrum. Es liegt als Quadrat hinter einem schönen Zaun mit großer Aufschrift. Besonders Reinhold, der neuernannte Bischofsprälat von Caravelí, wird herzlich begrüßt. Wir haben Zeit zum Innehalten im Heiligtum. Es ist innen recht schlicht. Der Altar ist nicht so üppig geschnitzt, wie üblicherweise, sondern auf das Notwendigste reduziert. An den Wänden hängt nichts, so dass sich der Eindruck einer gewissen Kargheit einstellt. Draußen vor dem Heiligtum ist eine farbige Pater-Kentenich-Statue. Viele, die heute morgen kommen, treten vor ihn hin, berühren seine Hände und beten still.

 

13.8.2017 Schönstatt-Zentrum der Glaubenstreue in Trujillo
13.8.2017 Schönstatt-Zentrum der Glaubenstreue in Trujillo
Die Heilige Messe mit den Schönstättern ist für 10.00 Uhr angesetzt im hinteren Saal, der viele Menschen fassen kann. In der Sakristei ist Riccardo, der sich zum Ministrieren umzieht. Sein Ministranten-Rock ist viel zu kurz. Ich versuche ihm verständlich zu machen, dass er wohl gewachsen sei. Für eine Gitarre und eine Vorsängerin werden noch bis kurz nach 10.00 Uhr Mikrofone eingerichtet, dann geht es los.

Die Lieder sind einfach und den Leuten so bekannt, dass keiner ein Liederbuch braucht. Die Leute singen gut mit. Reinhold, der der Heiligen Messe vorsteht, konzelebriert von Franz und mir, stellt nach der liturgischen Eröffnung seine besonderen Gäste, vor allem seine liebe Mutter und seine Geschwister, vor. Jeder bekommt Applaus. Am Ende der Begrüßung lädt er ein, auch denen zu applaudieren, die jeden Sonntag hierher kommen. Franz liest das Evangelium auch deutsch vor.

 

Dann kommt die Predigt, um die mich Reinhold gebeten hat. Ich sage zu Beginn, dass es mir eine besondere Ehre und Freude ist, dass mir heute kein Geringerer als ein Bischof übersetzt. Immer, wenn es in meiner Predigt um Reinhold Nann geht, seine Ernennung durch Papst Franziskus, seine neue Aufgabe als Steuermann der Kirche von Caravelí etc. brandet Applaus auf. Ich erwähne die Zeitungsüberschrift aus dem „Konradsblatt“, dass Reinhold Nann der „Hoffnungsträger vom Kaiserstuhl“ sei. Vom Evangelium des 19. Sonntags im Jahreskreis stelle ich die Verbindung her, dass, wie damals auch heute Gegenwind in der Kirche Gottes herrsche. Es brauche Kapitäne und Matrosen, die trotzdem, geführt vom Heiligen Geist, vermittelt durch die Gottesmutter als unserer MTA, den Kurs hielten. Reinhold sei nun der bestellte Kapitän von Caravelí; die ihm anvertrauten Menschen sind seine Matrosen, die ihm helfen, in stürmischer See Kurs zu halten. Und wir dürfen vertrauen, dass Jesus, wie damals bei Petrus, der über die Wasser ging, auch heute sofort seine rettende Hand ausstreckt, wenn wir unterzugehen drohen. Seine verlängerte Rettungshand sind für uns Schönstätter vor allem die Dreimal Wunderbare Mutter, Herr Pater Kentenich und unser Leben aus dem Liebesbündnis.

Am Ende der Sonntagsmesse lädt uns Reinhold ein, unser Liebesbündnis zu erneuern. Er lädt zu seiner Bischofsweihe übermorgen, am Dienstag in der Kathedrale von Trujillo und zur nachmittäglichen Dankandacht hier im Schönstatt-Heiligtum ein. Nach dem ite missa est der Hl. Messe gehen wir nicht in die Sakristei, sondern zum Ausgang, um die Leute noch zu verabschieden und zu segnen. Viele wollen Fotos mit uns machen und bitten um den persönlichen Segen.

Inzwischen ist es kurz nach 12.00 Uhr mittags; eine ältere Dame (Adriana) hat Reinhold und seinen Anhang nach Hause zum Essen eingeladen. Ein Ehepaar ist so freundlich, diese Dame und einige von uns im Auto mitzunehmen. Ihr Haus liegt an der Hauptstraße, die ich heute morgen zum Hotel Kallpa gegangen bin. Von der Straßenseite sieht es klein aus. Innen geht es weit nach hinten, durch einige kleinere Innenhöfe. Die Häuser hier haben innen immer schöne, offene Bereiche. Glücklich das Volk, bei dem es auch im Winter so warm ist, dass man draußen sitzen kann. Im hintersten Innenhof ist für uns ein großes Zelt aufgebaut. Die Familie von Adriana ist zusammengetrommelt worden, um zu helfen. An der rückwärtigen Wand prangt der Schriftzug „Herzlich willkommen, Pater Nann, und alle ihre Familienangehörigen“, daneben das Bischofswappen. Adriana ist offenbar eine sehr gesundheitsbewusste Dame, denn sie äußert mehrmals, dass die Dinge, die wir essen, rein biologisch seien. Sie lasse sich, da eine Bio-Bewegung hier in Peru erst langsam beginnt, die Bio-Produkte von einer Institution in Lima schicken.

Es gibt eine leckere Vorspeise in Kuchenform auf Salatblättern und danach einen großen Teller mit Putenfleisch, Kartoffelpüree und Reis. Der Reis ist in Pyramidenform aufgeschichtet, so dass das Wort vom Matschu Pitschu-Teller schnell die Runde macht. Wenn es hier Wein gibt, wird im Regelfall ein Glas bereitgestellt, später aber nicht nachgefüllt. Köstlich ist auch wieder die Chicha morada, das rote Maisgetränk.

13.8.2017 Rundgang in der Altstadt von Trujillo
13.8.2017 Rundgang in der Altstadt von Trujillo
Die Sonne ist heute Mittag stark, so dass ich mich auf einen Spaziergang in der Altstadt freue. Ich verabschiede mich mit vielem Dank und mache im Hotel eine kurze Siesta. Dann zieht es mich hinaus. Schade, dass ich meine Sonnenbrille nicht mitgenommen habe, denn die Sonne ist so stark, dass sie mich blendet. Hier trägt aber niemand eine Sonnenbrille. Leider sind die Kathedrale und andere schöne Kirchen, an denen ich vorbeikomme, geschlossen. So lustwandle ich einfach die kerzengeraden Straßen der Innenstadt auf und ab. Leider sind heute, am Sonntag, auch viele Geschäfte offen. Aber nicht wenige Menschen machen es wie ich und flanieren einfach dahin, ohne sich um den Kommerz zu kümmern. Im Hotel zurück habe ich Zeit, nochmals e-Mails anzuschauen und etwas zu lesen. Auf der Straße hatte ich am Zeitungskiosk einen begeisterten Bericht vom Konzert des Startenors Juan Diego Florez am Freitag-Abend hier in Trujillo gelesen. So höre ich beim Lesen über YouTube etwas von ihm an.

Für 18.00 Uhr haben wir uns in der Nähe der alten Dame, wo wir mittags waren, verabredet. Mit dem Treffen klappt es sehr gut. Reinhold führt seine Familie und mich in einen kleinen Park und zeigt uns einen schönen Bildstock mit einem MTA-Bild. Hier habe vor Jahren alles angefangen; die ersten Schönstätter Perus haben diesen Bildstock ganz in der Nähe einer Pfarrei und einer katholischen Schule damals gesetzt. Später, kurz nach dem Jahr 2000, hat man dann das Schönstatt-Heiligtum und -zentrum draußen gebaut.

13.8.2017 Abendessen in einer Schönstatt-Familie
13.8.2017 Abendessen in einer Schönstatt-Familie
Wir werden zum Abendessen bei der Familie eines Augenarztes erwartet, der mir am morgen vor der Heiligen Messe schon gesagt hatte, dass er an einem 18.10. geboren wurde. Wir sitzen im großen Wohnzimmer zusammen. Da immer mehr Schönstätter kommen, werden auch immer mehr Stühle herbeigetragen. Zuletzt sind wir etwa 30 Personen, die alle durcheinanderreden. Reinhold schlägt vor, dass sich jeder kurz vorstellt. Dann werden wir in das Speisezimmer an einen großen Tisch gebeten. Die meisten der Schönstätter aus Trujillo bleiben im Vorraum, so dass alle gut essen können. Es gibt Hühnchen und Rindfleisch mit Reis oder Kartoffeln, dazu sehr süße Beilagen. Kurz vor 22.00 Uhr merke ich wieder stark meine Müdigkeit und bitte darum, aufbrechen zu dürfen. Ein Herr bietet sich an, mich mit seinem Auto zu fahren. Ich lehne dankbar ab, denn ich freue mich nach dem guten Essen auf den etwa 20 minütigen Fußweg und die frische Abendluft draußen.

Fortsetzung 

 
 

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