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Haus Moriah Nachrichten Apostelgeschichte 2019-09 15-01

Apostelgeschichte 2019

Faulhaber Schriftrolle 2


 

 Pfarrer Kurt Faulhaber 

 

Dienstag, 15.1.

Der Samen ist ausgestreut. Jetzt brauche ich nur wie der Bauer im Gleichnis Jesu mich schlafen legen und aufstehen, denn von selbst wächst die Saat, er weiß nicht, wie. Gott ist es, der wachsen lässt. (1 Kor 3,

Eine Erinnerung taucht auf ...

Ein Wort, das uns P. Kentenich 1968 zukommen ließ: "Es wäre wertvoll, wenn nach dieser Richtung das gesamte Apostolat orientiert wäre."

Nach den drei Tagen war es wieder da. Stark, unabweisbar, klärend, inspirierend. Es gibt die Antwort auf das Suchen und Fragen dieser Tage.

Ich sage es Dreien, und jeder fragt: Nach welcher Richtung?

Das Wort war die Antwort auf ein Unternehmen von sieben Monaten und sieben Tagen, "Rom-Jericho-Marsch" genannt.

Zwei Worte von P. Kentenich über "Mauern" hatten uns Studenten elektrisiert.

Das Eine: Immer wieder sei er vor den Mauern Roms gestanden und habe um Einlass gebeten - immer umsonst.

Er war von der Kirche nicht verstanden und nicht aufgenommen worden. Man hat den lästig Klopfenden in die Verbannung geschickt, zum Schweigen gebracht.

Das Zweite: Alle Bemühungen um eine Reform stießen an eine unüberwindliche Mauer. Seit Jahrhunderten entwickelte sich eine Denkweise, die Gott und die Welt als gesonderte Bereiche ansieht. Eine mechanistische Denkweise. Sie hat dazu geführt, dass wir die Welt und Gott nicht mehr als ein Ineinander begreifen und erleben. Es sind zwei getrennte Welten.

P. Kentenich schrieb den Brief vom 31. Mai 1949 an den Vertreter der deutschen Bischöfe, der dann zu seiner Verbannung führte.

Darin teilte er ihnen seine Sorge mit:

Alle pastoralen Bemühungen würden letztlich nicht fruchten, wenn diese Denkweise nicht überwunden würde.

Er wurde nicht verstanden. Damals waren die Kirchen in Deutschland noch so voll wie heute in Lateinamerika. Die Krise lauerte am Horizont, wütete aber noch nicht erlebbar in der Gegenwart.

Hier setzte der Rom-Jericho-Marsch an. Er nahm das biblische Bild von den uneinnehmbar hohen Mauern der Stadt Jericho auf, die den Zugang zum Verheißenen Land verwehrten. Auf Gottes Geheiß zogen die Israeliten sieben Tage um die Stadt, am siebten Tag siebenmal. Da stürzten die Mauern ein. Nach dem Hebräerbrief: durch GLAUBEN fielen die Mauern Jerichos.

So zogen wir sechs Tage lang im Glauben um die Mauern der Stadt Rom, am siebtenTag siebenmal um die Mauern des Vatikan. Das Unternehmen begann aber sieben Monate zuvor. Wir wollten Tag für Tag darauf achten, wo wir im täglichen Leben, in der Pastoral, die genannten Mauern bemerkten und sie im Glauben angehen.

Die täglichen Erfahrungen schrieben wir auf und schickten sie einander: Mauern der Distanz zwischen Menschen, Mauern innerer Widerstände in uns selbst, Mauern, die uns Gott nicht erkennen und durch die Wirklichkeit umarmen lassen. Ein kämpferischer Glaube machte sich daran, Gott die Überwindung all dieser Mauern zutraut.

Über all diese Erfahrungen berichteten wir P. Kentenich.

Seine Antwort war besagtes Wort: "Es wäre wertvoll, wenn nach dieser Richtung das gesamte Apostolat orientiert wäre."

Seit Guayaquil beunruhigt mich die Frage: Gilt jene Sorge auch uns: Wenn ihr nicht das Denken einer vergangenen (jahrhundertealten) Epoche durch eine neue Denkweise ablöst, wird auch die ganze Pastoral-am-Puls nicht fruchten?

Eine neue Denkweise, die jedes und alles in einem Gesamtorganismus sieht, ohne den das Einzelne nicht leben und sich entwickeln kann (im Bereich der Ökologie tritt uns das heute mehr und mehr vor Augen und wird schicksalhaft für unseren Planeten; es gilt aber für alle Bereiche, auch wenn es noch nicht in unser Blickfeld getreten ist), ein Gesamtorganismus, zu dem notwendigerweise Gott gehört als der alles Tragende, Belebende, Beseelende, ohne den alles verkümmern und absterben muss.

Ist das die große RICHTUNG, nach der die Pastoral-am-Puls sich orientieren muss?

 

Fortsetzung

 
 

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