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Haus Moriah Nachrichten Reisebericht Burundi 2018 16

burundi_2018
 
16.
Montag, 9. April 2018

 

Besuch in der Nuntiatur von Bujumbura, Memorial für Nuntius Courtney
Besuch in der Nuntiatur von Bujumbura, Memorial für Nuntius Courtney
Heute ist der Tag der politischen Gespräche. Nach Frühstück und Laudes im Haus von Adelin fahren Adelin, Sébastian und ich zur nahen Nuntiatur. Es ist ein schönes Gebäude inmitten eines gepflegten Gartens. Dem Gebäude vorgelagert ist eine Art kleiner Kreuzgang mit einer kleinen Statue des Hl. Petrus in der Mitte. Außerdem ist an der Außenmauer eine Erinnerung an den erschossenen Nuntius Michael Aidan Courtney angebracht.

 

 

Eine burundische Ordensschwester heißt uns willkommen und führt uns in das Empfangszimmer. Nuntius Erzbischof Wojciech Zaluski lässt noch etwas auf sich warten. So können wir im Raum einige Fotos an den Wänden genauer betrachten, darunter eine Audienz des damaligen burundischen Königs bei Papst Johannes XXIII. Der König hatte das Grundstück, auf dem die Nuntiatur später gebaut wurde, einst dem Heiligen Stuhl geschenkt.  

Nuntius Zaluski kommt und begrüßt uns. Er trägt ein afrikanisches Hemd, das als Kollarhemd umgearbeitet wurde, offen über der Hose ohne Sakko. Wir sprechen zu Beginn der Begegnung zu viert miteinander. Der Nuntius interessiert sich dafür, wo wir herkommen. Ich kann ihm kurz von meinem jüngsten Besuch bei unseren Mitbrüdern in seinem Heimatland Polen erzählen.

Besuch in der Nuntiatur von Bujumbura, Nuntius Wojciech Zaluski, Adelin Gacukuzi und Christian Löhr
Besuch in der Nuntiatur von Bujumbura, Nuntius Wojciech Zaluski, Adelin Gacukuzi und Christian Löhr

 

 In einem zweiten Teil des Gespräches bin ich mit Nuntius Zaluski allein. Ich schildere ihm etwas unsere schönstättisches Spiritualität und unsere hiesige Regio Nazareth. Wir sprechen über die Situation der Kirche in Burundi, was der Nuntius von den hiesigen Schönstattpriestern erwartet und wie er die Entwicklung von Kirche und Politik hier im Land einschätzt. Leider haben wir dann zu wenig Zeit, um einige Fragen noch zu vertiefen, denn Adelin kommt und gemahnt mich an den nächsten Termin beim deutschen Botschafter um 11.00 Uhr.

So verabschieden wir uns. Der Nuntius lädt mich ein, ihn bei meinem nächsten Besuch in Burundi wieder aufzusuchen. Er begleitet uns nach draußen. Wir machen im „Kreuzgang“ ein Erinnerungsfoto und verabschieden uns dankbar.

 

 

 

Besuch beim Deutschen Botschafter in Bujumbura
Besuch beim Deutschen Botschafter in Bujumbura
Wir kommen mit fast 15 Minuten Verspätung zur deutschen Botschaft. Adelin und Sébastian machen sich Sorgen, das das falsch verstanden werden könnte. Sébastian bleibt diesmal im Auto. Adelin und ich müssen auch hier noch etwas warten. Man erreicht das nicht sehr schöne, zweckdienliche Botschaftsgebäude durch eine gitterbewehrte Schleuse, in der wir zum Abschied vor dem Botschaftsschild Fotos machen.

Botschafter Thomas Striecher aus Wuppertal empfängt Adelin und mich in seinem Arbeitszimmer. Die Klimaanlage läuft. Er ist seit drei Jahren im Amt und war früher schon an anderen heiklen Orten in Afrika. Mit Interesse hört er von unserem Engagement in Burundi. Er ist der einzige Diplomat in der Botschaft und hat deshalb sehr viele Aufgaben. Die Botschaft ist an vielen Initiativen im Land beteiligt.

Botschafter Striecher vermutet, dass der Einfluss der katholischen Kirche in den nächsten Jahren durch den protestantischen Präsidenten und seine Regierung weiter zurückgetrieben werden wird. Er nimmt ein Erstarken vor allem der Pfingstkirchen wahr, auf die aus seiner Sicht die katholischen Bischöfe kaum eine Antwort haben. Er empfiehlt mir, auch seinen deutschen Kollegen, Botschafter Wolfram Vetter aufzusuchen, der die Delegation der europäischen Union hier in Bujumbura leitet.

Ein Telefonat mit dem Büro der europäischen Union ermöglicht uns noch einen Termin am heutigen Nachmittag um 14.00 Uhr.

Wir fahren nochmals zu dem diözesanen Büro, das die Kirchenzeitung herausgibt und wo ich meine Karten bestellt hatte. Der Entwurf gefällt mir nicht, weil die Fotos zu klein wären. Unsere Verhandlungen führen dazu, dass man mir verspricht, die Ansichtskarten nach meinen Wünschen bis 14.00 Uhr fertig zu haben.

Wir fahren zu Adelin zurück, um noch etwas zu essen und unser Gepäck fertig zu machen. Dann werden Adelin und ich mit seinem Dienst-Jeep (ein Uniformierter sitzt immer hinten auf der Ladefläche mit Gewehr im Arm) in die Nähe des Hafens zum Haus der europäischen Union gefahren. Wir müssen unten eine Sicherheitsschleuse passieren und unsere Pässe abgeben. Dafür erhalten wir einen Besucherausweis zum umhängen. Im Haus sind auch die Botschaften Großbritanniens und der Niederlande untergebracht.

Besuch beim Botschafter der europäischen Union in Bujumbura, Blick aus dem Fenster des Botschafters auf den Tanganjika-See
Besuch beim Botschafter der europäischen Union in Bujumbura, Blick aus dem Fenster des Botschafters auf den Tanganjika-See
Wir werden in den dritten Stock geführt, müssen eine weiteres Sicherheitstor durchlaufen und unsere Handys abgeben. Ein Mitarbeiter begleitet uns zwei weitere Stockwerke nach oben bis ins große Arbeits- und Empfangszimmer von Botschafter Wolfram Vetter. Er kommt aus Konstanz und kennt Schönstatt aus seiner Heimatdiözese Freiburg.

Seit einem guten Jahr führt er die Delegation der europäischen Union in Burundi. Er erzählt, dass er und andere Botschafter, die mit ihm ihren Dienst begonnen haben, der burundischen Regierung konkrete Vorschläge für Hilfe und Zusammenarbeit unterbreitet hatten. Bis heute gibt es keine Antwort darauf. Die burundische Regierung sucht sich derzeit Freunde in Russland und China.

hp 20180409_143443Besuch beim Botschafter der europäischen Union in Bujumbura Wolfram Vetter (2).jpg
hp 20180409_143443Besuch beim Botschafter der europäischen Union in Bujumbura Wolfram Vetter (2).jpg
Botschafter Vetter vermutet von daher, dass sich die repressive Lage im Land, die man wohl am ehesten als Diktatur bezeichnen kann, mittelfristig nicht verbessern wird. Die europäische Union gibt der Regierung kein Geld mehr, investiert aber viel in konkrete Projekte. Auch Botschafter Wolfgang Vetter regt an, dass ich ihn wieder aufsuche, wenn ich wieder in Burundi bin.

 

 

Wir fahren, um die Ansichtskarten abzuholen. Es wurden erst vier ausgedruckt und man gibt uns zu verstehen, dass der Druck nun noch 30 Minuten dauern wird. Ich bedauere das, im Blick auf die Nachrichten, die wir von Sébastian per whatsapp erhalten haben, ist die Wartezeit aber nicht schlimm: er versucht seit geraumer Zeit, in Bujumbura eine Tankstelle mit Benzin zu finden. Offenbar ist er nun fündig geworden, es stehen aber sehr lange Schlangen an. So müssen sich Adelin und ich gedulden. Weil die Fotos auf den 50 Karten nun größer geworden sind, also mehr Farbe verbraucht wurde, muss ich noch etwas nachzahlen. Dann habe ich endlich die Karten in Händen.

Wir treffen Sébastian in der Nähe des Büros von Adelin wieder. Er hat nach einigen Schwierigkeiten endlich tanken können. Wir müssen schnell abfahren, da die Straße gesperrt werden soll, weil der Herr Präsident zum Fußballspielen hier durchfahren wird.

Für die Fahrt nach Gitega brauchen wir drei Stunden. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir am Grand Seminaire John Paul II an. Sébastian und ich bekommen recht schöne Zimmer oberhalb des Einganges. Die anderen Mitbrüder sind in einem Gebäude weiter hinten einfacher untergebracht. Ich habe etwas Zeit zum Auspacken, bis mich Sébastian holt.

Unser Regiorektor Jean Marie ist aus seiner Pfarrei Bon Pasteur in Gitega hierher gekommen, um uns willkommen zu heißen. Die Mitbrüder werden mir vorgestellt und wir beten die Vesper miteinander schon in dem Saal, in dem wir dann auch Abend essen. Anschließend vereinbaren wir noch das Programm für die kommenden Tage.

Fortsetzung

 

 

Übrigens:
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